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Briefe an Augst
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Manfred Riebe
02.08.2001 16.29
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Menschenverachtendes Massengleichschaltungsexperiment

Gerhard Augst hatte bei der Anhörung im Rechtsausschuß des Deutschen Bundestages am 2. Juni 1997 anklagend den Ausdruck „menschenverachtendes Massenexperiment“ aus dem Brief Theodor Icklers zitiert. Mir erschien und erscheint dieser Begriff zutreffend, und ich verwendete ihn ebenfalls. Durch das Buch von Birken-Bertsch, Hanno und Markner, Reinhard: Rechtschreibreform und Nationalsozialismus. Göttingen: Wallstein-Verlag, 2000, wissen wir inzwischen erheblich mehr über die Zusammenhänge mit der Rechtschreibreform des Großdeutschen Reiches aus dem Jahre 1944. Nachfolgend ein diesbezüglicher Auszug aus einem meiner Leserbriefe an „Das Gymnasium in Bayern“:

______________________________

Herrn
Dr. Rudolf Lehner
Das Gymnasium in Bayern
Bischof-Heinrich-Str. 6

94032 Passau
Schwaig, den 27.09.1997

Leserbrief zu Heinz-Peter Meidinger: Rechtschreibreform: der Deutschen derzeit liebster Streitgegenstand. In: Das Gymnasium in Bayern, Nr. 8/9, 1997, S. 16 ff.

(...) Wenn man aber den eigentlichen Souverän, das Volk, mißachtet, indem man 100 Millionen der deutschsprachigen Bevölkerung mehrerer Staaten eine unerwünschte Rechtschreibung aufzwingt und hierfür die Volksvertretungen überrumpelt, dann ist das durchaus ein „menschenverachtendes Massenexperiment“ von Rechtschreibdiktatoren, das heimliches Mobbing und öffentlichen Psychoterror gegen Lehrer einschließt: So polemisierte Kultusminister Zehetmair z.B. mit Hilfe seines Pressesprechers Toni Schmid in seiner Pressemeldung vom 4. März 1997 gegen den Zusammenschluß von Lehrern gegen die Rechtschreibreform in unserer Lehrerinitiative: Die Gründung werfe ein „bezeichnendes Licht auf alle, die ihr beigetreten sind“. Diese Lehrer hätten in den vergangenen zwei Jahren ihre Dienstpflichten nicht wahrgenommen und seien erst jetzt „Aus dem Tiefschlaf erwacht!“ Dieses Mobbing beweist, wie diese hohen Herren mit aufmüpfigen Lehrern umgehen und was sie von der Achtung der Menschenwürde und von den Grundrechten auf Vereinigungsfreiheit und Meinungsfreiheit halten. In ähnlicher Weise bewegt sich Meidinger über weite Strecken auf dieser irrationalen, gerüchtebildenden Ebene, so als ob Toni Schmid sein Ghostwriter sei. Auch der Rücktritt des bayerischen Vertreters in der Zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission, Prof. Horst Haider Munske (Erlangen), hat seine Ursachen in diesem menschenverachtenden Massengleichschaltungsexperiment der Reformer und Kultusminister. Munskes Rücktrittsgründe: Er wollte immer nur eine behutsame „Sprachpflege“ und verurteilt die "Überrumpelungsaktion“ der Kultusminister und die „Sprachplanung“ (= Sprachmanipulation), die im „Vereinfachungswahn“ der Reformer und Kultusminister wurzelt (SPIEGEL 22.09.97, S. 226, Nürnberger Nachrichten 26.09.97, S. 4). (...)

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Theodor Ickler
02.08.2001 14.53
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Prof. Dr. Theodor Ickler



Herrn
Prof. Dr. Gerhard Augst
Zwischenstaatliche Kommission etc.
Institut für deutsche Sprache
Postfach 10 16 21
68016 Mannheim


8.5.1997


Sehr geehrter Herr Augst,

vielleicht habe ich – als Internetmuffel – etwas übersehen, aber mir scheint, daß die Öffentlichkeit viel zu wenig, ja eigentlich überhaupt nichts erfährt über die doch unmittelbar bevorstehenden Taten der Kommission, deren Vorsitzender Sie sind. Es war zu hören, daß eine Liste mit Klarstellungen herausgebracht werden soll, und auch von Zahlen wird gemunkelt: 1000 bis 2000 Zweifelsfälle, stimmt das? Allerdings soll sich das nur auf einen Vergleich zwischen Bertelsmann und Duden beziehen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich schreibe. Die anderen Wörterbücher dürfen ja nicht außer acht gelassen werden. Zum Beispiel kann ich den beiden genannten keine klare Auskunft zu einer Zweifelsfrage entnehmen, die mir kürzlich kam: Kann Attaché jetzt auch Attachee geschrieben werden? § 20 beschränkt die Schreibweise mit ee nicht ausdrücklich auf Neutra, der Hinweis auf Kaffee deutet – ebenso wie der Lamee im Wörterverzeichnis – im Gegenteil an, daß auch Maskulina betroffen sind. Das amtliche Wörterverzeichnis gibt von den Beispielwörtern aus § 20 den Abbé ohne Variante, den Lamé mit Variante Lamee und den Attaché überhaupt nicht. Duden und Bertelsmann haben nur die herkömmliche Form ohne Variante – aber ist das auch richtig? Das Buch von Eichler hat den Attachee. Ich will an diesem unscheinbaren Beispiel nur zeigen, daß die Klarstellungen sich nicht auf die beiden genannten Bücher beschränken dürfen, sonst geht es mit der Kritik gleich wieder los, und im neuen Schuljahr wird die Verwirrung an den Schulen noch größer, als sie schon ist.
Ähnliche Bedenken könnten sich an dem Wort weitgehend entzünden, und hier läßt sich auch gleich zeigen, daß besagte Verwirrung auch die erlauchtesten Geister ergriffen hat. So schreibt Herr Nerius in seinem Buch von 1996 systematisch weit gehend, aber weitergehend: eine weitergehende Normierung (8), diese Regelung mehr oder weniger weit gehend zu ändern (8f.), wenn es weit gehend orthographisch korrekt ist (14) usw. Bisher war es ja gerade umgekehrt, wenn man von der österreichischen Sonderregelung absieht. Ist das nun eigentlich richtig? Ich sehe Klarstellungsbedarf. Das Neriussche tiefgreifend kommt mir auch nicht ganz geheuer vor. Ich will Sie mit diesen Fragen natürlich nicht für eventuelle Irrtümer Ihres Kollegen verantwortlich machen, sondern erwähne dies nur, um auf eine objektive Schwierigkeit aufmerksam zu machen. Es ist ja üblich geworden, den Wörterbuchmachern alle Schuld an Widersprüchen und Unklarheiten zuzuschieben. Offenbar zu Unrecht.
Ich finde, die Kommission sollte ihre Geheimniskrämerei aufgeben und recht bald sagen, wie man sich die nächsten Schritte konkret vorzustellen hat. Die Öffentlichkeit, die Lehrer, die Wörterbuchkäufer haben ein Recht darauf. Ich selbst kann mir zum Beispiel beim besten Willen nicht vorstellen, wie die erforderlichen Klarstellungen möglich sein sollen, wenn man nicht zugleich das Regelwerk ändert (sogar „sehr tief greifend“).
Mit freundlichen Grüßen











Herrn
Prof. Dr. Gerhard Augst
Fachbereich 3
Universität Siegen
57068 Siegen

24.5.1997


Sehr geehrter Herr Augst,

besten Dank für Ihre Einladung! Ich kann ihr aber nicht Folge leisten. Mit Wissenschaftlern, auch und gerade mit Ihnen, spreche ich sehr gern und ohne Vorbedingungen über Rechtschreibfragen, mit den Reformern allerdings nicht mehr. Dazu ist es einfach zu spät.
Durch meine Mitwirkung könnte außerdem bei den – ohnehin sehr schlecht beratenen – Kultusministern der irrige Eindruck entstehen, es sei alles auf dem besten Wege, wenn nun sogar die schärfsten Kritiker mithelfen, etwa noch vorhandene Kinderkrankheiten der Reform zu heilen. So ist es aber ganz und gar nicht.
Die Kommission ist in meinen Augen nicht arbeitsfähig, und der Gegenstand, den sie bearbeiten soll, ist irreparabel verunglückt. Meine Argumente kennen Sie, ich lege zu allem Überfluß noch einen neuen Aufsatz und eine Skizze bei, die neues Material enthalten. Weiteres ist in Vorbereitung, mein Buch dazu erscheint in ca. 3 Wochen.
Übrigens bestreite ich den Kultusministern überhaupt das Recht, der Bevölkerung mit Hilfe der Schule eine neue Rechtschreibung zu verpassen. Wenn wir erwachsenen Schreiber einmal der Meinung sein sollten, wir brauchten eine neue Rechtschreibung, dann werden wir uns eine schaffen, und dann mag die Schule nachziehen und sie den Kindern beibringen. Der umgekehrte Weg ist eine Verirrung. Bestimmt kennen Sie das von W. Kopke ans Licht gezogene Wort des Abgeordneten Stephani im Reichstag von 1880; es trifft genau meine Meinung.
Was Ihre Kommission zur Rettung des Unrettbaren zu tun gedenkt, interessiert mich überhaupt nicht. Nur einen einzigen Nutzen könnte sie noch stiften: das Ende dieses menschenverachtenden Massenexperiments verlangen und sich dann selbst auflösen.
Einstweilen warten wir auf die angekündigte Liste mit „Klarstellungen“. Wir werden sie als Offenbarungseid ansehen und folglich auf rückhaltlose Vollständigkeit achten. Die Lehrer und Eltern, die Verlage, die Wörterbuchkäufer wollen endlich wissen, woran sie sind.

Mit freundlichen Grüßen


__________________
Th. Ickler

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