Unter ss-Schreibung noch einmal zur Sprache gekommen: die Zahl der Regeln.
Das alte Duden-Taschenbuch Die Regeln der deutschen Rechtschreibung von Mentrup numeriert sie bis 591 durch. Das Duden-TB Komma, Punkt und alle anderen Satzzeichen von Dieter Berger enthielt hierzu 338 Regeln. Die neue Bertelsmann-Zeichensetzung von Renate Baudusch hat 231 Nummern.
Das alles zeigt nur, wie beliebig man das Spiel mit den Nummern spielen kann. Es geht bloß um die zweckmäßige Aufteilung des Stoffes, nicht um die Sache selbst. Die Dudenchef hat daher auch für Karlsruhe ganz richtig darauf hingewiesen, daß die alten Duden-Nummern nur Adressen waren, unter denen die eigentlichen Regeln zu finden waren. Näheres in Regelungsgewalt, S. 53ff.
Mentrups Buch verdeutlicht sehr schön, wie überfrachtet die alte Dudenregelung war. Zum Beispiel wird behauptet bzw. vorgeschrieben: Einige Eigenschaftswörter werden nicht mit dem folgenden Mittelwort zusammengeschrieben: das frisch gewaschene Hemd; der roh behauene Klotz.
Auch aus dem alten Rechtschreibduden konnte man entnehmen, daß man zwar zwischen frischgebacken und frisch gebacken wählen konnte (bei Brot, nicht bei Ehepaaren, dort nur zusammen!), nicht aber ebenso bei frisch gewaschen. Aber das ist alles an den Haaren herbeigezogen. Wahr ist, daß auf frischgestrichenen bzw. frisch gestrichenen Bänken fast immer frisch gestrichen stand und steht, weil es prädikativ gebraucht ist und daher nicht klassifizierend.
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Th. Ickler
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