Erhellendes
Das Adjektiv hell, ursprünglich auf den (nicht-dumpfen) Klang bezogen, hat sich auf den optischen Bereich ausgedehnt und das früher vorherrschende licht verdrängt. Das tautologische Nebeneinander von hell und licht findet sich schon bei der Bezeichnung des hellen lichten Haufens, den Götz von Berlichingen während der Bauernkriege durch den östlichen Odenwald führte, im Unterschied zu Florian Geyers dunklem Haufen.
Während sich bis auf Goethes Tod keine Belege für hellicht finden lassen, begegnet die Doppelung hell + licht recht häufig. Der früheste Nachweis für die Zusammenschreibung ist Johann Nestroys Komödie Zu ebener Erde und erster Stock. Der Erstdruck von 1838 hat helllichter Tag (die ersten beiden l als Frakturligatur).
So weit spricht alles für die Vermutung, daß hell(l)icht eine Kontraktion von hell + licht ist. Julius Haltenhoff : Zur Geschichte des nhd. Adjektivsuffixes -icht und seiner Verwandten, Diss. Heidelberg 1904, geht denn auch mit keiner Silbe auf das Wort hellicht ein. Interessant sein Fazit : In der heutigen Schriftsprache kann das Adjektivsuffix -icht, ausser in 'thöricht', als erstorben betrachtet werden. (S. 70) Haltenhoff schilt die Wörterbuchmacher, die eine größere Anzahl dieser Bildungen weiterhin aufführen. Duden hat [. . .] willkürlich eine grössere Menge aus dem möglichen, früher vorhandenen Wortvorrat herausgegriffen und sie unbesehen vorgelegt. [. . .] Ich würde es bedauern, wenn der ganze Ballast von icht-Ableitungen noch weiterhin durch unsere 'orthogr. Wtb.' mitgeschleppt würde. (S. 72) Wie gesehen, verging noch ein halbes Jahrhundert, bis die letzten Lemmata verschwanden.
Nur ein Jahr nach Haltenhoff wurde eine zweite Arbeit zum Thema vorgelegt. Hermann Schwarz : Das Suffix 'lich(t)' bei Adjektiven im Neuhochdeutschen, Diss. Freiburg i. Br. 1905, hebt den regionalen Aspekt hervor : Das eigentliche Sprachgebiet, auf dem sich der Vorgang der Bildung von Adjektiven mit dem besprochenen Suffix vollzog, ist Oberdeutschland. Während in der Schriftsprache zuerst ein Anwachsen stattfindet, dann ein Höhepunkt erreicht wird und darauf wieder ein Rückgang eintritt, ist in den oberdeutschen Mundarten, woselbst die ganze Erscheinung im Mittelhochdeutschen zum erstenmal begegnet, von dieser Zeit ab ein langsames, stetiges Fortschreiten zu beobachten, so daß heute im Gegensatz zur Schriftsprache diese Bildungsweise im Oberdeutschen in reichstem Maße entwickelt ist. / Am zahlreichsten sind diese Ableitungen auf alemannischem Boden anzutreffen; besonders die elsässische und schweizerische Mundart weisen eine Fülle solcher Adjektiva auf. (S. 22)
Hier nun begegnet auch die Form hellecht als Bildung aus hell und "-echt, vgl. E. Martin, H. Lienhart : Wörterbuch der elsässischen Mundarten, Bd. 1, Straßburg 1899, S. 554. Das Wort wird allerdings ohne Beleg gebucht.
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