Ich möchte gerne die auf dem Nachrichtenbrett begonnene Diskussion über Bindestrich und Konsonantengewimmel hier fortsetzen.
Herr Upmeyer schreibt: Bindestriche in zweielementigen Substantivzusammensetzungen sind nur nötig, wenn Mißverständnisse vermieden werden müssen.
Das ist sicher eine wichtige Funktion des Bindestrichs in dieser Position aber ist es die einzige? Ich könnte mir denken, daß der Bindestrich häufig auch signalisieren soll, daß die betreffende Wortverbindung, bzw, das was sie bezeichnet, nicht als allgemein bekannt vorausgesetzt werden kann.
Sollte jemand etwa, wenn er von einem Gebetstuch spricht (in unseren Breiten kein alltäglicher Gegenstand, aber die gibt es ja immerhin), tatsächlich die etwas weniger elegante Form Bet-Tuch wählen, so ist der Bindestrich nicht nur zur besseren Unterscheidung von der Bettwäsche angebracht, sondern auch als Signal für etwas Ungewöhnliches. Eigentlich eine sehr höfliche Art des Umgangs mit seinem Adressaten.
Ich denke, daß die Frage nach dem Verstehenshorizont, der beim Leser vorausgesetzt wird, auch viel mit der Zusammen- und Getrenntschreibung zu tun hat. Getrenntschreibung signalisiert oft: Hier kommt etwas Neues. Deswegen wirkt die gewaltsame Worttrennung auch dort so tölpelhaft, wo normalerweise die Zusammenschreibung dezent signalisieren sollte: Sie verstehen, wovon ich rede.
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Martin Reimers
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