Unverändert: 80 Prozent Ablehnung der Reform
Interessant an der LISA-Umfrage sind vor allem die Gesamtzahlen zur Einstellung gegenüber der Reform. Demokratie bedeutet: Jeder hat eine Stimme, egal ob in Ost oder in West, unabhängig vom Alter und vom Einkommen. Emnid hat im Auftrag von LISA fünf Jahre nach dem offiziellen Start der Rechtschreibreform folgende Zahlen erhoben:
„Ich finde die Rechtschreibreform gut, weil sie die Rechtschreibung vereinfacht“: 13,7 Prozent
„Ich finde sie gut, aber sie geht mir nicht weit genug“: 5,8 Prozent
„Ich finde manche Bereiche nicht gut, weil sie Verwirrung stiften“: 33,0 Prozent
„Ich finde die Rechtschreibreform grundsätzlich nicht gut und möchte die alte Rechtschreibung wiederhaben“: 44,8 Prozent
Demnach gibt es insgesamt 19,5 Prozent Befürworter und 77,8 Prozent Gegner der Rechtschreibreform. Genau wie von Anfang an. Das hat zuletzt Allensbach gezeigt: unveränderte Ablehnung der Reform. Und zwar immer dieselben Werte: Auf einen Befürworter kommen vier Gegner macht 80 Prozent Ablehnung. Mit Demokratie hat die Rechtschreibreform demnach nichts zu tun.
Anmerkung: Zwar ist die Formulierung „Ich finde manche Bereiche nicht gut“ nicht so ganz stichfest für diese Auswertung die Formulierung hätte als Komplement zu den anderen Formulierungen zum Beispiel lauten müssen: „Ich finde die Rechtschreibreform nicht gut, weil sie Verwirrung stiftet“. Jedoch ergibt sich aus den zur Auswahl angebotenen Antworten, daß ebendies gemeint sein muß, denn wenn es für den Befragten nur wenige, unerhebliche Bereiche wären, die Verwirrung stiften, während die Reform seiner Meinung nach insgesamt Verbesserungen bringt, hätte er ja die erste Möglichkeit wählen müssen.
Wären wir in einer Demokratie die Reform würde sofort eingestellt werden. Diese Notwendigkeit bestand von Anfang an, sie besteht weiterhin. Besonders ärgerlich ist in dieser Hinsicht auch die dämliche Verharmlosungspropaganda in fast der gesamten Presse, die den Lesern seit Jahren einzuhämmern versucht, wer gegen die Reform sei, gehöre zum alten Eisen, sei nicht lernbereit, die Reform sei unumkehrbar und im übrigen harmlos („ein Reförmchen“). Auch die Presse verhält sich undemokratisch und macht sich ohne Not zum Sprachrohr der Reformideologen, anstatt den gesunden Menschenverstand der Bevölkerung zu würdigen. Denn daß in allererster Linie die Bevölkerung selbst entscheiden soll, wie sie schreiben will, daran kann es doch keinen ernsthaften Zweifel geben.
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