Christine Nöstlinger – 75. Geburtstag
Seit vierzig Jahren schreibt Christine Nöstlingers Kinderbücher, seit fünfzehn Jahren werden sie wegen des Kommerzes zwangsangepaßt. Sie hat inzwischen einen gewissen Fatalismus entwickelt:
profil: Wie stehen Sie zur Rechtschreibreform?
Nöstlinger: Die ist mir völlig Blunzn: Ich schreibe, wie ich will, habe aber nichts dagegen, wenn ein Lektor meine Rechtschreibung ändert. Früher hat es auch keine festeren Regeln gegeben. Ich habe ein handschriftliches Manuskript von Goethe gesehen, in dem er Kraft mit drei f geschrieben hat. Solange man kapiert, was mitgeteilt wird, soll jeder schreiben, wie er will.
profil.at 7.10.2006
ORF schreibt:
Ein untrügliches Gespür, was Kinder und Jugendliche lesen wollen und viel Witz in Sprache und Inhalt: Christine Nöstlingers Bücher sind seit über vierzig Jahren nicht aus den Kinderzimmern wegzudenken. Am Donnerstag feiert die Autorin ihren 75. Geburtstag.
Kinder möge sie genauso gern wie Menschen aller anderen Altersgruppen, doch speziell kinderlieb sei sie nicht, erklärt Nöstlinger gern ihr Verhältnis zur Zielgruppe. Aber genau dieser Zugang macht ihre Bücher so authentisch und zu Dauerbestsellern. Anbiederndes, Belehrendes oder einen erhobenen Zeigefinger sucht man vergeblich im Werk der Wiener Schriftstellerin, dafür umso mehr realistische Milieuschilderung, Sozialkritik und Fantastik [greuliche Schreibweise] in einer Sprache mit Dialektanklängen und eigenwilligen Neuschöpfungen.
… Sprachlich eröffnet Nöstlinger für viele Kinder und Jugendliche neue Welten. Statt geschliffenem und politisch korrektem Tonfall spricht sie ihr Publikum mit einem witzig-antiautoritären Ton an, so manche Schimpftirade von „beleidigte Blunzen“ über die „Strebsau“ und die „Rotzpiepn“ bis zum „Hundsarsch“ sorgte bei konservativen Erwachsenen für Stirnrunzeln und beim jungen Lesepublikum für wahre Begeisterungsstürme…
orf.at 13.10.2011 Interview
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