Rechtschreibreform, Bildung und Staatshaushalt
Es ist unstrittig, daß wir vor der Rechtschreibreform eine einheitliche Rechtschreibung hatten, die auch für die Leistungsträger (das sind die Steuerzahler) gut beherrschbar war.
Wenn dann der Staat daherkommt und seinen Untertanen sagt: Ihr schreibt falsch, dann wird Verwirrung gestiftet: Die Begriffe richtig und falsch werden durcheinandergebracht und damit letztlich aufgehoben zwar nur für den Bereich der Rechtschreibung, aber ein Narr ist, wer meint, die Leute würden die Aufhebung jeder Konvention in so einem elementaren Bereich nicht auch auf andere Bereiche übertragen.
Ich will gar nicht sagen, daß dies bewußt geschieht. Es geschieht dies auf verschiedenen Ebenen. Es fängt an beim Handwerker, der auch einmal eine Leistung bar kassieren möchte, da man dann die Mehrwertsteuer einspart was soll´s? Der Staat beginnt, durch fast schon planmäßige Verunsicherung seiner ehrlichen Bürger, seine eigene Autorität zu untergraben. Der Staat zeigt durch sein Verhalten und die Rechtschreibreformm ist eine Maßnahme des Staates daß er nichts kann, daß Dilettanten und Versager an der Macht sind solchen Loosern noch Geld in den Rachen werfen? Damit noch nicht einmal die Renten sicher sind? Also nee, nur das, was unbedingt sein muß und vielleicht auch etwas weniger. Wer weiß denn heute noch, was richtig und falsch ist?
Entscheidend ist doch: welches Verhältnis habe ich zu meinem Staat. Sehe ich den Staat an als die Gemeinschaft, die es zu fördern gilt, oder ist das für mich das notwendig Übel, das wir brauchen, um halbwegs zivilisiert miteinander verkehren zu können? Zwischen diesen beiden Haltungen liegen Welten, es ist der Unterschied, ob die Leute beim Finanzamt ein halbvolles oder ein halbleeres Glas Wasser abgeben. Und wenn viele Millionen Mittelständler nur noch halbleere Gläser dem Staat überreichen, dann fehlen in Berlin auf einmal Milliarden. Daran würde selbst ein vorübergehender wirtschaftlicher Aufschwung nichts ändern können, solange sich nicht das Bild, das der Staat seinen Bürgern vermittelt, ändert. Und ein Staat, der auf Konfrontationskurs mit seiner schreibenden Zunft geht, ist auf dem falschen Kurs.
Du sollst Vater und Mutter ehren, auf daß Du lang lebest und daß es Dir wohlergehe auf Erden. Wer Vater und Mutter nicht ehrt, keinen Respekt hat vor den Werten, die die erwachsene Generation geschaffen haben, der hält sich nicht lange, dem wird es auch nicht wohlergehen. Es soll ja sogar Chefreformer geben, die mit dem möglichst baldigen? Ableben der Altschreiber kalkulieren, damit ihre Pläne sich durchsetzen.*
Ein Blick auf die wirtschaftliche Talfahrt in unserem Land zeigt: Die begann 1999 war da nicht etwas? Vielleicht die Umstellung der Zeitungen? Ich behaupte: eine Gesundung unserer Staatsfinanzen wird langfristig nur mit einer vernünftigen Bildungspolitik möglich sein. Wer meint, mit einer Beliebigkeits-Rechtschreibung, obendrein einer, bei der Schreibweisen unserer bekanntesten Schrifsteller als FEHLER (!) gewertet werden, könnte man guten Unterricht machen und eine leistungsbereite Generation heranziehen, die einmal unsere Renten erwirtschaften könnte, dem ist nicht mehr zu helfen.
Wer richtig und falsch neu definieren möchte und damit die Gesellschaft auf den Kopf stellen will, und zwar offensichtlich nicht, weil er es besser kann, sondern nur weil er meint, die Macht dazu zu haben und um des Definieren willens, darf sich nicht wundern, wenn er bald selber kopfsteht und ihm auch noch die letzten Groschen aus der Tasche rutschen...
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*Die Neuregelung wird sich auch deshalb durchsetzen, da die Altschreiber ja mit der Zeit weniger werden. So vorgetragen vom Chefreformer auf der Pressekonferenz der Zwischenstaatlichen Kommission am 12. September 1997 in Mannheim und die Vertreter der deutschen Presse saßen da und schwiegen...
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