Ja, Forbes ist in erster Linie ein Wirtschaftsmagazin.
Sobald eine Sache aber etwas mit Geld zu tun hat, wäre ein Ansatz gegeben, das Thema dort anzubringen. Und die unendliche Geschichte mit der Rechtschreibreform hat durchaus etwas mit Geld zu tun, mit viel Geld sogar.
So sitzt Bertelsmann, wie wir vor einigen Tagen aus zuverlässiger Quelle erfahren haben, derzeit noch auf 300 000 (!) praktisch nicht mehr verkäuflichen Exemplaren seines Wörterbuches, Duden muß seinen 1996 erschienenen Reform-Duden bereits zum halben Preis verramschen. So etwas interessiert natürlich auch Leser von Forbes. Und dann: Die Deutschen sind so blöd, ihre ganzen Schulbücher auf den Müll zu werfen, nur deshalb, damit in den Zeitungen jetzt nachweislich viel mehr Fehler als vorher gemacht werden und im Ausland zahlreiche Leute, die vor Jahren und Jahrzehnten Deutsch gelernt haben, vor den Kopf gestoßen werden. Man hält es kaum für möglich, daß es eine Nation gibt, die so blöd ist; Deutschland hat es mal wieder geschafft.
Die ganzen Hintergründe der Rechtschreibreform, angefangen von den mafiaähnlichen Zuständen (Duden-Chef Drosdowski) über die unbotmäßige Zustimmung von Bayern zur Reform (durch Zehetmaiers Pressesprecher Toni Schmidt, Zehetmaier erfuhr Bayerns Haltung zur Rechtschreibreform dann aus der Zeitung!) bis hin zum Volksentscheid und zur Annulierung des entsprechenden Gesetzes durch sog. Volksvertreter: einen so interessanten Krimi muß man sich erst einmal ausdenken, und dieser ist sogar noch echt, es hat ihn gegeben, und er ist noch nicht zuende.
Wie gesagt: Ein Artikel von etwa zwei Seiten, gespickt mit entsprechenden wirtschaftlichen Daten, hätte gute Chancen, bei Forbes und auch andernorts genommen zu werden. Ich würde mich freuen, wenn wir einen entsprechenden Artikel für den amerikanischen Sprachraum zusammenstellen, den wir an geeigneter Stelle bzw. in abgewandelter Form auch mehreren Medien anbieten können.
– geändert durch Matthias Dräger am 17.04.2001, 20:19 –
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