055 WIR Neue Wörterbücher schon Altpapier

Faxsendung 2004-02-18, 05.13–05.49 Uhr, PE WIR „Neue Wörterbücher schon Altpapier“, 1 Seite PDF (60K) 465 Redaktionen wurden erreicht.
Neue Wörterbücher schon Altpapier Änderung des Regelwerkes zieht Hunderte von Änderungen nach sich
St. Goar. „Nach dem jüngsten Beschluß der Kultusministerkonferenz (KMK), das amtliche Regelwerk der Rechtschreibreform zu revidieren, sind die neuen Wörterbücher nur noch Altpapier.“ Das ist nach Ansicht von Matthias Dräger, dem Sprecher von „Wir gegen die Rechtschreibreform“, die logische Konsequenz aus den beschlossenen Regelabänderungen. Dräger, der bereits 1996 den in Schlewig-Holstein erfolgreichen Volksentscheid zum Stop der Rechtschreibreform gestartet hatte, erklärt: Nach Hochrechnungen zweier Experten, dem Erlanger Linguisten Prof. Theodor Ickler 1) und dem Münchner Lektor und Korrektor Wolfgang Wrase 2), kommen wir schon beim Buchstaben „D“, der vom Umfang 1/24 der Wörterbucheinträge ausmacht, durch die Manipulationen am Regelwerk auf einige Dutzend wichtige Änderungen. 3) Allein die Flickschusterei am Paragraphen 34, der einmal die Getrennt- und Zusammenschreibung amtlich festlegen sollte, führt die Erweiterung der Partikelliste um dahinter-, d(a)rauf-, d(a)rauflos-, d(a)rin-, d(a)rüber-, d(a)rum-, d(a)runter-, davor-, draus-, hinter-, hinterdrein-, nebenher- und vornüber- zu vielen neuen Einträgen in den Wörterbüchern, mit „produktiven Mustern, nach denen Hunderte von Partikelverben gebildet werden“, so Prof. Ickler.
Zwar behauptet die KMK zum Umfang der Regeländerungen 4), daß „alle bisher ausgegebenen Schulbücher weiter verwendbar seien“. „Die Minister“, so Dräger, „schweigen sich aber wohlweislich aus zu der mit den Regelveränderungen einhergehenden Entwertung der neuen Wörterbücher. Denn Hunderte von alltäglichen herkömmlichen Schreibweisen dürften die Schüler nach den Regeländerungen zwar wieder verwenden, sie würden ihnen aber als Fehler angestrichen, da die Lehrer selbstverständlich jetzt mit überholten Wörterbüchern korrigieren.
Die Aussage der Mannheimer Zwischenstaatlichen Kommission, „alle Wörterbücher seien mindestens 10 Jahre weiter benutzbar“, ist angesichtes der gravierenden Eingriffe, allein schon in dem Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung, unhaltbar.“
Appell an die Zeitungsverleger: Rückumstellung zum 1. August 2004
Dräger appelliert insbesondere an die Zeitungsverleger: „Die Rechtschreibreform wird der Prüfstein, ob die Gesellschaft in Zukunft der Spielball dilettantisch und gutsherrschaftlich auftretender Minister wird oder ob unsere Gesellschaft in der Lage ist, die gewachsenen Werte zu bewahren und an die nächste Generation weiterzugeben. Die bürgerliche Gesellschaft, meine Damen und Herren Verleger, das sind wir, das sind Sie und ich, das ist die intakte Familie, der gesunde Mittelstand. Eine ideologisch gefärbte Schulpolitik, die angebotenen Lernstoff mit Halbwertzeiten versieht und einen Keil treiben möchte zwischen Eltern und ihren Kindern, ist zum Scheitern verurteilt.
Dräger bat die Herausgeber der Tageszeitungen, spätestens zum 1. August 2004 zur herkömmlichen Rechtschreibung zurückzukehren, „dann ist der Reformspuk endlich vorbei“.
Textezusammenstellung: www.rechtschreibreform.de/K4/Presse
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