Verwirrung durch die Kultusminister-ss
Kirchenmusiker
Tagsüber Fallmanager im Jobcenter, abends Workout an der Orgel
Seit einer gefühlten halben Ewigkeit erfreut er die Wurzener am letzten Tag des Jahres mit einem ganz persönlichen Konzert. Dabei ist Organist Stephan Seebaß der Beifall des regelmäßig bis auf den letzten Platz gefüllten Gotteshauses sicher. Trotzdem weiß kaum einer etwas über den zurückhaltenden Mann mit der sanften Stimme.
Wurzen. „Stephan Seebaß, hinten mit Rucksack-S, wie der Kontrabaß“ – so stellte sich der heute 60-Jährige bis zur Rechtschreibreform gern vor. Inzwischen wird zumindest das Instrument mit Doppel-S geschrieben. Was nicht schlimm sei: „Bis zu meiner Hochzeit endete mein Nachname auch mit Doppel-S. Ein allzu eifriger Standesbeamter, der sich die in Sütterlin verfasste Geburtsurkunde bringen ließ, drängte jedoch auf Eszett“, sagt der Wurzener dem bass erstaunten Reporter.
Wie auch immer: Bei Stephan Seebaß, dem Meister des Subbass’, jenes tiefen Registers, ist der Name Programm. Ohne Musik, ohne Orgel, ohne die Königin der Instrumente könnte er nicht leben. Er schwärmt von ihr wie andere vom Sound einer Premium-Automarke oder den Rundungen einer vollbusigen Frau. Dabei ist der Organist kein hauptamtlicher Berufsmusiker. Dem Fallmanager im Grimmaer Jobcenter bleibt nur die eng bemessene Freizeit, um an der Eule-Orgel seiner geliebten Wurzener Wenceslaikirche zu üben...
Leipziger Volkszeitung 15.1.2018
Auch unter den Eigen- und Ortsnamen wurde neben den „normalen“ sss-Greueln bei der Durchsetzung der „Reform“ Verwirrung erzeugt. Der ss-Anschlag der „Reformer“ war nach dem Verfassungsrechtler Prof. Ernst Gottfried Mahrenholz nicht zulässig, aber aus Sicht der Machtstrategen notwendig, um die „Reform“ nach dem Scheitern der Kleinschreibung sichtbar und durchsetzbar zu machen.
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