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Sigmar Salzburg
15.05.2018 11.54
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Größer als Adelung

Linguistischer Schatz aus dem Keller

Vor 250 Jahren wäre es fast das größte Wörterbuch der deutschen Sprache geworden, doch das monumentale Werk des Schweizer Sprachforschers Johann Jakob Spreng wurde nie gedruckt – es fehlte an finanzkräftigen Käufern. Seine 20 Bände an Notizen und tausenden von Zetteln landeten unbeachtet in einem Keller. Erst jetzt haben Forscher diesen linguistischen Schatz wiederentdeckt – ein spektakulärer Fund.

... Von 1740 bis zu seinem Todesjahr vor 250 Jahren arbeitete er [Spreng] an seinem historisch-etymologischen Wörterbuch, dem „Großen Glossarium der deutschen Sprache“.

„Das wäre eine Sensation gewesen“

Wie damals üblich, verfasste Spreng als einzelner Autor sämtliche Einträge selbst. Sein Werk füllte schließlich 20 Bände und eine große Schachtel mit 33.000 losen Zetteln. Mit 95.000 Einträgen war Sprengs Glossarium mit Abstand das größte seiner Zeit. Denn die bis dahin [ ?, erst ab 1774!] größte Wörtersammlung, verfasst von Johann Christoph Adelung, hatte gerade einmal 50.000 Einträge. „Wäre das damals umfangreichste deutsche Wörterbuch gedruckt worden, wäre das eine Sensation gewesen“, erklärt Heinrich Löffler, emeritierter Sprachwissenschaftler der Universität Basel.

Doch daraus wurde nichts: Sprengs monumentales Werk wurde nie gedruckt – er fand nicht genügend zahlende Interessenten. Einen der Gründe sieht Löffler in der damaligen Haltung der etablierten Wissenschaft: Das Bewusstsein für das neue Deutsch als Hochsprache oder gar als Wissenschaftssprache war noch nicht verbreitet [und ist schon wieder verblaßt, dank Kiez & KMK.]. „Spreng war seiner Zeit um Jahrzehnte voraus“, sagt Löffler.

Hinzu kam, dass Spreng damals als Außenseiter galt. Der Sprachkundler war an der Basler Universität nur außerordentlicher Professor ohne Salär und musste daher nebenher als Waisenhauspfarrer arbeiten. Nur so konnte er seinen Lebensunterhalt verdienen. 1763 kam es dann zu einem Skandal: Der Professor soll sich in frivolem Ton über katholische Heiligenlegenden ausgelassen haben und bekam dafür prompt ein Publikationsverbot.

250 Jahre lang vergessen

Nach dem Tod von Johann Jakob Spreng geriet sein großes Werk in Vergessenheit. ... Wiederentdeckt wurde dieser linguistische Schatz erst vor wenigen Jahren – eher durch Zufall. Denn eigentlich suchte Heinrich Löffler nach Material eines früheren Werks Sprengs, das älteste Baseldeutsche Wörterbuch „Idioticon Rauracum“. ...

Wiederauferstehung eines Mammutwerks

Seit nunmehr drei Jahren arbeiten Löffler, seine Kollegen und viele freiwillige Helfer daran, Sprengs „Großes Glossarium“ druckreif zu machen. [...]

Unter dem Titel „Ein sprachlicher Jahrhundertschatz wird gehoben“ zeigt die Universitätsbibliothek Basel zum diesjährigen 250. Todestag von Spreng vom 30. Mai bis 1. September 2018 eine ihm und seinen Werken gewidmete Ausstellung...

Quelle: Universität Basel

wissenschaft.de 15.5.2018

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Sigmar Salzburg
07.08.2015 08.11
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Gemächte

Duden online dekretiert:

Gemächte, das
Wortart: Substantiv, Neutrum
Gebrauch: scherzhaft, veraltet

Bedeutung
männliche Geschlechtsteile

Herkunft
mittelhochdeutsch gemaht (Plural gemehte), althochdeutsch gimaht(i), zu Macht in der veralteten Bedeutung »Zeugungskraft (des Mannes)«

Den nicht veralteten Gebrauch habe ich noch um 1960 gehört. Ein alter schlesischer Maurer erzählte von seiner Teilnahme am Balkanfeldzug im ersten Weltkrieg und der Anziehungskraft der jungen Soldaten auf die dortigen Frauen, trotz Sprachschwierigkeiten: „... und dann ging sie auf mich zu und griff mir gleich ins Gemächte. Hoijoi, das war ein feuriges Weib.“

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Sigmar Salzburg
19.11.2014 06.31
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Adelung: „Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart“

Diese Rezension in der FAZ ist uns damals in der Freude über die (leider nur kurzzeitige) Rückkehr der Zeitung zur deutschen Kulturrechtschreibung entgangen. Deshalb sei der Text hier nachgetragen:

Sachbuch Hinweis

03.04.2001

KEIN DUDEN. „Nehmt also Eure Brille zur Hand und schlagt den ,Adelung' nach“, zischt Lessing im „AntiGoeze“ verächtlich eine Vettel an, die ihn über Orthographie belehren zu können glaubt. Der „Adelung“ war als erstes hochdeutsches Großwörterbuch eine Pionierleistung. Schon die erste Auflage von 1774 bis 1786 setzt in den rund 60000 Artikeln „grammatisch-kritische“ Maßstäbe. An Einträgen und Erläuterungen zur Herkunft, Bedeutung und Verwendung der Worte noch überboten wird sie von der „vermehrten und verbesserten Ausgabe“ in vier Bänden (1793 bis 1801), die jetzt vollständig elektronisch erfaßt ist.

Dieses lexikographische Großunternehmen bedeutet selbst für die inzwischen literarisch von Lessing bis Kafka und philosophisch von Platon bis Nietzsche bestens bewährte „Digitale Bibliothek“ eine besondere Herausforderung. Im Unterschied zur digitalen Erschließung moderner Lexika oder bereits bestehender Neuausgaben bereiten die typographischen Eigenheiten des Wörterbuchs große Schwierigkeiten. Kaum unterscheidbare Hervorhebungen sowie die griechischen und hebräischen Buchstaben überfordern jedes herkömmliche Suchprogramm. Deshalb wird dem Neusatz, in dem wie gewohnt einzelne Worte und Kombinationen gesucht werden können, jeweils das faksimilierte Original optional zur Seite gestellt.

Anders als später das „Deutsche Wörterbuch“ der Gebrüder Grimm verzeichnet Adelung auch Fremdwörter, ebenso alltagssprachliche, dialektale oder gar pöbelhafte Ausdrücke, warnt allerdings diskret vor vulgären oder nicht mehr geläufigen Wörtern durch einen Stern oder ein Fragezeichen. Die „Vettel“ Lessings beanstandet Adelung indes nicht und definiert sie als „eine unzüchtige Weibsperson im verächtlichen Verstande“. Das Vermögen zur Rechtschreibung mag von dieser Verurteilung unberührt bleiben. (Johann Christoph Adelung: „Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart“. Elektronische Volltextedition nach der Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793 bis 1801. Digitale Bibliothek, Bd. 40. Directmedia Publishing, Berlin 2001. CD-ROM, bei Subskription bis zum 30. April 198,- DM, danach 249,- DM.)

ALEXANDER KOSENINA

Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart
faz.net 3.4.2001

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Sigmar Salzburg
05.03.2013 11.25
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Deutsche Wörterbücher

quasig

In meinen deutsch-italienischen Wörterbuch finde ich den Eintrag:
quasig a. (region) 1 (verschwenderisch) prodigo, spendaccione 2 (schlemmerisch) che gozzoviglia

Das Wort findet sich anscheinend nur noch in ausländischen Lexika. Wiktionary, Duden und Konsorten kennen es nicht. Das Grimmsche Deutsche Wörterbuch verzeichnet:

quasig, quassig, adj. crapulosus, quassig, fressig. voc. 1482 aa 3a. Dief. 155a, quasicht Stieler 1489; mnd. quasich Schiller – Lübben 3, 397b.

Aber im Rheinischen Wörterbuch ist mehr zu erfahren:

quasig -āz- Adj.:
1. schmutzig; dat qu. Wedder Regenwetter uWupp, Sol, Mettm. —
2.
a. unzufrieden, weinerlich Verbr. wie quasen 2 d. —
b. streitsüchtig uWupp, Sol. —
c. einfältig Sieg-Fussh. —
d. wählerisch im Essen Mörs.

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