3. Bericht, Teil B, 2.: S. 79-106
2. GROSS- UND KLEINSCHREIBUNG ATTRIBUTIVE ADJEKTIVE 2.0 Überblick Zum Problembereich Feste Verbindungen des Typs Adjektiv + Substantiv Adjektivische Ableitungen von Eigennamen Anhänge-. - Materialsammlung zu festen Verbindungen des Typs Adjektiv + Substantiv Liste der Presseagenturen (1999), mit Kommentar Liste der ZEIT (1999), mit Kommentar 2.1 Zum Problembereich Wenn ein Adjektiv als Attribut ein nachstehendes Substantiv näher bestimmt, wird es grundsätzlich kleingeschiieben: die weißen Blüten, die europäischen Staaten Die bisherige Regelung kannte drei Bereiche, in denen abweichend von dieser Grundregel Großschreibung galt, nämlich: 1. mehrteilige Eigennamen, zum Beispiel: der Weiße Nil, die Europäische Union 2. bestimmte feste Wortverbindungen, zum Beispiel: der Weiße Sonntag, der Weiße Tod 3. bestimmte adjektivische Ableitungen von Eigennamen, zum Beispiel: die Schm,eizer Berge, das Ohmsche Gesetz Der Bereich 1 war relativ systematisch geregelt; bei der Neuregelung konnte man sich daher auf eine bessere Formulierung der betreffenden Regeln beschränken; inhaltlich hat sich nichts verändert (&§ 60). Bei den anderen zwei Bereichen hat sich hingegen mit der Zeit eine gewisse Uneinheitlichkeit entwickelt, sodass ein Reformbedarf gegeben war. Die in der Regelung von 1996 gewählten einheitlicheren Lösungen haben in der Folge zu Diskussionen geführt, auf die wir in diesem Papier näher eingehen werden. Wir behandeln zuerst den Bereich 2, die festen Wortverbindungen, danach den Bereich 3, die adjektivischen Ableitungen von Eigennamen. 79 2.2 Feste Verbindungen des Typs Adjektiv + Substantiv 2.2.0 Ausgangslage Die bisherige Regelung nannte in den allgemeinen Regeln nur zwei Bereiche, in denen attributive Adjektive großgeschrieben wurden, obwohl sie nicht Bestandteil eines Eigennamens waren. So sah der Duden in seiner Ausgabe von 1991, eingegliedert unter »mehrteilige Titel und Namen« (R 75), die folgenden systematischen Ausnahmen vor. a) Funktionsbezeichnungen und Ehrentitel wie Erster Vorsitzender, Regierender Bürgermeister, Seine Eminenz, b) biologische Termini wie Roter Milan, Weiße Lilie, Gefleckte Hyäne. Für alle andere " n entsprechenden Wortgruppen wurde mit Hinweis darauf, dass es sich nicht um wirkliche Eigennamen handelt, ausdrücklich Kleinschreibung des Adjektivs verlangt, zum Beispiel künstliche Intelligenz, italienischer Salat, neues Jahr. Diese relativ strikte Beschränkung im Regelteil wurde im Wörterverzeichnis des Duden aber teilweise unterlaufen, indem dort eine Reihe von Wortverbindungen mit Großschrei bung des adjektivischen Bestandteils aufgeführt wurde. Diese Großschreibungen waren von den eben erwähnten Regeln nicht gedeckt; außerdem waren keine klaren Grund sätze für die Wahl von Majuskeln oder Minuskeln erkennbar. Vgl. etwa die folgenden Beispiele (sowie den Anhang zum vorliegenden Papier): die Erste Hiffie, (aber) die erste Wahl, das Ewige Licht, (aber) die ewige Seligkeit, das Große Los, (aber) die große Fahrt, der Letzte Wille, (aber) jemandem die letzte Ehre erweisen; der Goldene Schnitt, (aber) die goldene Hochzeit; das Schwarze Brett, die Schwarze Kunst, (aber) die schwarze Liste, der schwarze Humor, das schwarze Schaf, der schwarze Markt; der Weiße Tod, (aber) die weiße Kohle; das Zweite Gesicht, (aber) der sechste Sinn Die Neuregelung von 1996 wollte diese Widersprüche beseitigen, indem sie im Sinne ihrer generellen Zielsetzung eine eindeutigere und klarere, überzeugend begründete Regelung vorlegte, die die Erlernung und Handhabung der Rechtschreibung auch auf diesem Gebiet einfacher macht. Dafür waren prinzipiell zwei Möglichkeiten zu erwägen: a) die Ausweitung der Anfangs'großschreibung auf alle entsprechenden substantivischen Wortgruppen mit phi-aseologischem oder terminologischem Status etwa im Sinne einer Begriffsgroßschreibung unter Fortführung vorhandener Tendenzen im Schreibgebrauch; b) die Einschränkung und Begrenzung solcher Tendenzen zur Anfangsgroßschreibung im Schreibgebrauch auf relativ eindeutig bestimmte Fallgruppen und Kleinschreibung in allen anderen Fällen. Die Neuregelung hat sich für die zweite Möglichkeit entschieden, und zwar mit folgender Begründung: Die Überwindung der Widersprüchlichkeiten der bisherigen Regelung in Richtung auf die Möglichkeit a) würde einen unzumutbar großen, mit dem hohen Normanspruch der 80 Orthografie unvereinbaren Unsicherheitsbereich in der Schreibung zur Folge haben. Es müssten nicht nur wie auch jetzt schon die schwierigen Übergänge von eigennamenartigen zu nicht-eigennamenartigen Wortgruppen in Regeln gefasst werden, sondern auch die vielfältigen Abstufungen zwischen terminologischen oder phraseologischen und freien Wortgruppen. Das würde im Vergleich mit der bisherigen Regelung keine größere Sicherheit füh den Schreibenden schaffen, sondern viele neue Unsicherheitsfälle produzieren, zum Beispiel in Wortgruppen wie den folgenden: erster Platz, dritter Weg, grüner Junge, graue Eminenz, alter Herr, großer Lauschangriff, komischer Vogel, duales System, feindliche Übernahme, friedliche Koexistenz, direkte Verbindung, schöne Bescherung Am Ende wäre dies auf eine Freigabe der Groß- und Kleinschreibung der Anfangsbestandteile entsprechender Wortverbindungen hinausgelaufen, was nicht nur dem Normanspruch der Orthografie widersprochen, sondern auch den Wörterbuchmachern große Schwierigkeiten bereitet hätte. Deshalb hat sich die Neuregelung von 1996 für die relativ restriktive Möglichkeit b) entschieden. Die Regelung benennt in &§ 64 die Ausnahmen von der normalen Anfangskleinschreibung solcher Wortgruppen konkret, begrenzt sie strikt und reduziert auf diese Weise die Unsicherheitsbereiche der bisherigen Regelung deutlich. Sie folgt damit einem Grundsatz der Neuregelung, den Vorrang der Einzelfallregelung im Wörterverzeichnis auf bestimmte Teilbereiche der Laut-Buchstaben-Beziehungen (Wortschreibung im engen Sinn; Teil A des amtlichen Regelwerks) zu beschränken (zum Beispiel Schreibung mit oder ohne Dehnungs-h vor 1, m, n, r). Das heißt, der Schreibende kann sich in allen übrigen Bereichen, darunter auch in der Groß- und Kleinschreibung (Teil D des amtlichen Regelwerks), darauf verlassen, dass in Zweifelsfällen die allgemeinen Regeln und nicht das Wörterverzeichnis den Ausschlag geben. Das Wörterverzeichnis kann nicht jede aus den Regeln ableitbare Schreibung zeigen; insbesondere wird die Anwendung fakultativer Regeln (etwa im Bereich der Schreibung mit Bindestrich) gewöhnlich nicht vorgeführt. Streng logisch gesehen, hat das amtliche Wörterverzeichnis in Bezug auf die Teile B bis F des Regelteils nur illustrierenden, nicht nonnsetzenden Charakter. Mit der Entscheidung für Möglichkeit b) wendet sich die Neuregelung allerdings gegen die eingangs erwähnten, offensichtlichen Tendenzen im Schreibgebrauch. In der Folge haben sich denn auch einige wichtige Instanzen der öffentlichen Kommunikation, darunter die deutschen Presseagenturen sowie die Wochenzeitung DIE ZEIT, bei bestimmten Verbindungen für Großschreibung des attributiven Adjektivs entschieden (siehe dazu die Listen im Anhang). Zu bedenken ist allerdings, dass andere Medien, zum Beispiel die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, die in manchen Belangen seit je eigenen orthografischen Konventionen folgt, sich im hier diskutierten Bereich der amtlichen Regelung anschließen. Die seit der Neuregelung von 1996 eingetretene Entwicklung bildet nun den Anlass, die orthografische Regelung im angesprochenen Teilbereich noch einmal zu erwägen. Wir führen hier den entsprechenden Passus des amtlichen Regelwerks der Übersichtlichkeit halber vollständig auf 81 &§ 63: In substantivischen Wortgruppen, die zu festen Verbindungen geworden, aber keine Eigennamen sind, schreibt man Adjektive klein. Beispiele: der italienische Salat, der blaue Brief, das autogene Training, das neue Jahr, die gelbe Karte, das gelbe Trikot, der goldene Schnitt, die goldene Hochzeit, das große Los, die höhere Mathematik, die innere Medizin, die künstliche Intelligenz, die grüne Lunge, das olympische Feuer, der schnelle Brüter, das schwarze Brett, das schwarze Schaf, die schwedischen Gardinen, der weiße Tod, das zweite Gesicht, die graue Eminenz &§ 64: In bestimmten substantivischen Wortgruppen werden Adjektive großgesehrieben, obwohl keine Eigennamen vorliegen. Dies betrifft (1) Titel, Ehrenbezeichnungen, bestimmte Amts- und Funktionsbezeichnungen, zum Beispiel: der Heilige Vater, die Königliche Hoheit, der Erste Bürgermeister, der Regierende Bürgermeister, der Technische Direktor (2) fachsprachliche Bezeichnungen bestimmter Klassifizierungseinheiten, so von Arten, Unterarten oder Rassen in der Botanik und Zoologie, zum Beispiel: die Schwarze Witwe, das Fleißige Lieschen, der Rote Milan, die Gemeine Stuben fliege (3) besondere Kalendertage, zum Beispiel: der Heilige Abend, der Weiße Sonntag, der Internationale Frauentag, der Erste Alai (4) bestimmte historische Ereignisse und Epochen, zum Beispiel: der Westfälische Friede, der Deutsch-Französische Krieg 187011871, der Zweite Weltkrieg, die Goldenen Zwanziger, die Jüngere Steinzeit Im Folgenden werden zwei mögliche Alternativen zu dieser Regelung diskutiert: Alternative E Ersatz von &§ 64 (2) durch eine Erläuterung mit zusätzlichen Fallgruppen aus weiteren Fachsprachen Alternative II: Zulassung von »Hei-vorhebungsgroßsehreibung« durch eine neue Erläuterung zu &§ 64 Diese beiden Alternativen schließen sich, wie auch unten noch zu bemerken sein wird, nicht unbedingt gegenseitig aus. Die entsprechenden Erläuterungen werden darum im folgenden Text zur Verdeutlichung durch die Bezifferung als EI bzw. E2 voneinander unterschieden. 82 2.2.1Alternative 1: Ersatz von &§ 64 (2) durch eine Erläuterung mit zusätzlichen Fall gruppen (E1) Fachsprachliches ist eigentlich nicht Gegenstand der amtlichen Regelung von 1996. Es wurde denn auch schon vorgeschlagen, Punkt (2) von &§ 64 in eine Erläuterung umzuformulieren; &§ 64 würde dann nur noch die Punkte (1), (3) und (4) umfassen (mit entsprechender Umnummerierung). Bei Punkt (4) wäre überdies auch die Zuordnung der Fallgruppe zu den eigentlichen Eigennamen (&§ 60) zu erwägen. Die Erläuterung müsste etwa folgendermaßen lauten: &§ 64 El: In manchen Fachsprachen werden attributive Adjektive großgeschrieben, wenn sie mit dem Substantiv zusammen für eine begriffliche Einheit stehen, zum Beispiel Aiten, Gattungen und Rassen in der Biologie: die Schwarze Witwe (eine Spinnenart), das Fleißige Lieschen (eine Zimmerpflanzenart), der Rote Milan (eine Vogelart), der Fransige Wulstling (eine Pilzart). Eine solche Erläuterung könnte nun mit zusätzlichen Fallgruppen aus weiteren Fachsprachen ergänzt werden: &§ 64 El: In manchen Fachsprachen werden attributive Adjektive großgeschrieben, wenn sie mit dem Substantiv zusammen für eine begriffliche Einheit stehen, zum Beispiel: Gattungen und Rassen in der Biologie: die Schwarze Witwe (eine Spinnenart), das Fleißige Lieschen (eine Zimmerpflanzenart), der Rote Milan (eine Vogelart), der Fransige Wulstling (eine Pilzart) Begriffe des Rechts und der Politik: die "Aktuelle Stunde (im Parlament), die *'Kleine Anfrage, die *'Schwarze Liste, die *ONeue Mitte, der *'Große Lauschangriff Begriffe der Wirtschaft: der Neue Markt, der "Schwarze Markt Begriffe des Sports: die *`Rote Karte, die *"Gelbe Karte Begriffe der Religion: die Letzte Ölung, die *Heilige Messe, das 'Ewige Licht (in der Kirche) (Fügungen, deren Schreibung von der gegenwärtigen Interpretation der Neuregelung abweichen, sind mit dem Zeichen ' markiert. Änderungen gegenüber der Schreibung vor 1996 haben einen Stern.) In den nachstehenden Abschnitten werden die Vor- und Nachteile dieses Vorschlags einander gegenübergestellt. Pro Die Erläuterung geht auf die Praxis in vielen Fachsprachen ein, attributive Adjektive in bestimmten begrifflichen Einheiten großzuschreiben; man spricht hier auch von Nomenklaturen oder Nominationsstereotypien. 83 Bei der voFgeschlagenen Erläutei ung handelt es sich streng genommen nicht um eine inhaltliche Anderung, sondern nur um eine Verdeutlichung der Regelung von 1996. Die Form einer Erläuterung wurde gewählt, weil Fachsprachliches eigentlich nicht in die zentralen Teile des amtlichen Regelwerks gehört. Dass überhaupt ein entsprechender Passus im amtlichen Regelwerk enthalten sein soll, lässt sich damit begründen, dass fast alle Schreibenden zumindest gelegentlich mit Fachsprachen oder fachsprachlichen Wendungen konfrontiert werden und daher ein gewisser Klärungsbedarf besteht. Die Behandlung der fachsprachlichen Großschreibung in einer bloßen Erläuterung zwingt die Wörterbücher dazu, bei allen fraglichen Fügungen die amtliche Kleinschreibung zumindest als eine Möglichkeit (neben der fächsprachlichen Variante mit Großschreibung) aufzuführen und gegebenenfalls auch als solche zu kennzeichnen. Schreibende, die sich grundsätzlich am amtlichen Regelwerk orientieren wollen oder müssen, wird so eine klare und eindeutige Schreibpraxis ermöglicht. Kontra Wörterbücher enthalten auch Fachsprachliches; sie müssen daher auch die fachsprachliche Schreibung von Verbindungen aus Adjektiv und Substantiv berücksichtigen. Da eine strenge Scheidung von Fachsprachen und Allgemeinsprache nicht möglich ist, führt dies zu einem Nebeneinander von allgemeinsprachlicher Schreibung (= Kleinschreibung) und fachsprachlicher Schreibung (= Großschreibung). Dabei ist zu berücksichtigen, dass manche Fachsprachen, etwa diejenigen der Physik, der Astronomie und der Medizin, Verbindungen von Adjektiv und Substantiv seit je kleinschreiben: die absolute Temperatur, der zweite Hauptsatz der Thermodynamik, das magnetische Feld, das schwarze Loch, der rote Zwerg; der graue Star, das follikelstimulierende Hormon Abhilfe könnte eine Klassifikation des Wortschatzes nach inhaltlichen Gesichtpunkten schaffen. Damit könnte man beispielsweise verhindern, dass im Bereich der Tier- und Pflanzengattungen sich ein Usus etabliert, wonach allgemein bekannte Pflanzen- und Tiergattungen klein, nur Fachleuten bekannte hingegen großzuschreiben sind (zum Beispiel fleißiges Lieschen, rote Beete, schwarze Witwe vs. Fransiger Wulstling, Gelbbauchige Unke, Roter Milan). Es würden allerdings allzu viele Wendungen übrig bleiben, bei denen eine sichere Zuordnung zu einer bestimmten Fachsprache bzw. zu einem bestimmten Wortfeld nicht möglich ist, vgl. etwa die folgenden Verbindungen mit dem Adjektiv schwarz, für die teilweise auch schon Großschreibung gewünscht worden ist (siehe auch die Materialsammlungen im Anhang): das *schwarze Breit; ein schwarzer Freitag; ein schwarzes Geschäft, das schwarze Gold; der schwarze Humor, die *schwarze Kunst; die *schwarze Magie, der schwarze Mann (Schornsteinfeger); die schwarze Messe; der *schwarze Peter (Kartenspiel); die schwarzen Pocken; das schwar7 Schaf,- ein schwar~ r Tag; der schwarze Tee; der e ze *schwarze Tod (Beulenpest) (Der Stern * kennzeichnet Verbindungen, deren Schreibung 1996 verändert worden ist.) Wenn in einem Teil dieser Verbindungen die Großschreibung des Adjektivs vorherrschend würde oder sich ganz durchsetzte, in einem anderen aber nicht, führte dies zu einem völlig inkonsistenten Bereich der Rechtschreibung. Die Wörterbücher könnten kaum davon abgehalten werden, den jeweils dominanten Gebrauch an erster Stelle zu nennen mag er nun mit dem amtlichen Regelwerk übereinstimmen oder nicht. In der 84 Folge wären diejenigen Schreibenden, die sich an den allgemeinen Usus halten wollen oder müssen, bei jeder Unsicherheit gezwungen, im Wörterbuch nachzuschlagen, da faktisch keine allgemein gültigen Regeln mehr bestünden. Das Ziel der Neuregelung, die Anwendung der Grundregeln auszuweiten und Einzelfestlegungen so weit wie möglich zu beschränken, wäre im hier diskutierten Bereich der Rechtschreibung aufgegeben worden. Bei der derzeit geltenden Regelung kann sich der Schreibende darauf verlassen, dass in Zweifelsfällen die amtlichen Regeln und nicht das Wörterverzeichnis (oder ein davon abgeleitetes Wörterbuch) den Ausschlag geben. Abgesehen von den LautBuchstaben-BeziehÜngen hat das Wörterverzeichnis nur exemplarischen, also nicht normsetzenden Charakter. 2.2.2 Alternative 11: Zulassung von »Hervorhe bungsgroßschreibung« durch eine neue Erläuterung zu &§ 64 Den Nachteil der oben genannten Lösung, dass die Toleranzzone nur in fachsprachlichen Kontexten gewährleistet wäre, könnte mit einer völlig neuen Erläuterung zu &§ 64 vermieden werden. Diese Erläuterung führt das Kriterium der Hervorhebung in die Groß- und Kleinschreibung ein: 1&§ 64 E2: Attributive Adjektive können in Ausnahmefällen zur Hervorhebung eines besonderen Gebrauchs großgeschrieben werden, zum Beispiel: die *oRote Karte, das 'Schwarze Brett, die 'Erste Hiffie, die Letzte Ölung, die "Kleine Anfrage. (Fügungen, deren Schreibung von der gegenwärtigen Interpretation der Neuregelung abweichen, sind mit dem Zeichen ' markiert. Änderungen gegenüber der Schreibung vor 1996 haben einen Stern.) Wie schon oben angesprochen, schließen sich Alternativen I und II logisch nicht gegenseitig aus. Das heißt, es sind auch zwei Erläuterungen zu &§ 64 denkbar- EI ersetzt im Sinne von Alternative 1 Punkt (2) von &§ 64; E2 führt zusätzlich das Kriterium der Hervorhebung ein. In den nachstehenden Abschnitten werden die Vor- und Nachteile der »Hervorhebungsgroßschreibung« einander gegenübergestellt. Pro Bei der Großschreibung der attributiven Adjektive in bestimmten Wortverbindungen wie Rote Karte handelt es sich um eine besondere Form der »Aufmerksamkeitsschreibung«, vergleichbar mit der Schreibung von Eigennamen in Versalien oder Kapitälchen oder mit der Hervorhebung von Textsequenzen durch Kursiv- und Fettdruck. Der Sinn dieser Mittel ist es, die Aufmerksamkeit und das Interesse des Lesers zu wecken und Anhaltspunkte für das schnelle Lesen zu geben. Die Möglichkeit, die Großschreibung als Mittel der Aufmerksamkeitsschreibung einzusetzen, könnte auch in der Einleitung zum Abschnitt »Großschreibung« des amtlichen Regelwerks erwähnt werden. Es bestünde dann eine fünfte Funktion der Großschreibung neben der schon bisher amtlich aufgeführten Markierung von Satzanfängen, Substantiven, Eigennamen und distanzierter Anrede, die grammatisch bzw. semantisch-pragmatisch fundiert sind. 85 Die Aufmerksamkeitsgroßschreibung ist einem Übergangsbereich zwischen orthografischer Regel und Typografie zuzuordnen. Da die heutige Software zum Schreiben am Computer jedem Schreibenden praktisch die gesamte Palette typografischer Möglichkeiten zugänglich macht, sollte das amtliche Regelwerk dazu etwas sagen. Zum Schreiben gehört heute in viel stärkerem Maße als bis vor einigen Jahren auch das Layouten und Herstellen. Davon ist auch die Orthografie als Teil des Schriftgebrauchs betroffen. Kontra Die typografischen Möglichkeiten der Textgestaltung bedürfen nicht der amtlichen Regelung. Das amtliche Regelwerk hat daher typografische Aspekte weitestgehend ausgeblendet. Dies gilt zum Beispiel auch für die Regeln zum Gebrauch der AnfÜhrungszeichen (&§&§ 89-95): Hier gibt es verschiedene typografische Varianten: "Wort", "Wort", »Wort«, «Wort», <Wort> usw.; außerdem stehen die Anführungszeichen teilweise in Konkurrenz zu typografischen Mitteln wie Kursiv- oder Fettdruck. Das amtliche Regelwerk verzichtet bewusst darauf, hier Präferenzen anzugeben. Nichtamtliche Regelwerke sind hingegen frei, Empfehlungen zu publizieren, vgl. etwa die Hinweise zur Textverarbeitung und zum Maschineschreiben im Rechtschreibduden. Möglicherweise liegt ein Problem vor, das gar nicht in den «technischen» Belangen des amtlichen Regelwerks zu orten ist, sondern in der Art des Umgangs mit dem Regelwerk. Manche meinen, alle Varianten der Schreibung, die nicht ausdrücklich zugelassen sind, seien verboten. Diese Auffassung beruht auf einer allzu engen Einstellung gegenüber Normen. Im Zweifelsfall ist eher vom umgekehrten Ansatz auszugehen- Die Schreibenden können ihre Präferenzen frei wählen, sofern das amtliche Regelwerk keine explizite Einschränkung vorgibt. Im Übrigen sind gegen die hervorhebende Großschreibung attributiver Adjektive ähnliche Einwände zu erheben wie gegen die fachsprachlich motivierte Großschreibung bestimmter Klassifikationseinheiten. Insbesondere ist zu bedenken, dass bei Etablierung der Großschreibung in bestimmten Verbindungen der Grundsatz der Neuregelung aufgeweicht wird, dass außerhalb der Laut-Buchstaben-Beziehungen (der Wortschreibung im engen Sinn) die amtlichen Regeln und nicht das Wörterverzeichnis maßgeblich sind. Siehe dazu die Diskussion oben. 2.3. Adjektivische Ableitungen von Eigennamen 2.3.0 Ausgangslage Hier geht es in erster Linie um Schreibungen wie das ohmsche Gesetz, die archimedische Spirale, das ptolemäische Weltbild. Die Neuregelung sieht vor, in solchen Wendungen die adjektivischen Ableitungen von Personennamen nach der Grundregel für attributive Adjektive einheitlich kleinzuschreiben. Die Neuregelung hält sich hier an grammatische Kriterien. Beim verkürzten Suffix -sch besteht daneben auch die Möglichkeit, den Personennamen mit Apostroph von der Endung abzutrennen und dann großzuschreiben; der Personenname wird auf diese Weise stark hervorgehoben. 86 Die Regelung von 1996: &§ 62: Kleingeschrieben werden adjektivische Ableitungen von Eigennamen auf -(i)sch, außer wenn die Grundform eines Personennamens durch einen Apostroph verdeutlicht wird, ferner alle adjektivischen Ableitungen mit anderen SuffLxen. Beispiele: die darwinsche / die Darwin'sche Evolutionstheorie, das wackernagelsche / Wackernagel'sche Gesetz, die goethischen / goetheschen / Goethe'schen Dramen, die bernoullischen / Bernoulli'schen Gleichungen die homerischen Epen, das kopernikanische Weltsystem, die darwinistische Evolutionstheorie, tschechisches Bier, indischer Tee, englischer Stoff mit eulenspiegelhaftem Schalk, eine kaj'kaeske Stimmung Es scheint nun, dass manche Schreibende vor der generellen Kleinschreibung der Ableitungen zurückschrecken und auch nicht Gebrauch von der Möglichkeit machen, den Personennamen zur Hervorhebung mit Apostroph abzutrennen. So wird die Regelung von &§ 62 in den Empfehlungen der Arbeitsgruppe der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen die allerdings in diesem Punkt selbst unklar sind nicht befolgL Die Entscheidung der Neuregelung resultierte aus den theoretischen und praktischen Unzulänglichkeiten der bisherigen Regelung, die zu erheblichen Schreibunsicherheiten führten. Das sollte durch eine klare und einfach zu handhabende Regelung behoben werden. Die frühere Regelung in diesem Fall war einerseits dadurch gekennzeichnet, dass bei adjektivischen Ableitungen auf -(i)sch von Personennamen nicht der Wortartstatus, sondern nur der Status als Eigenname die Großschreibung bestimmte. Dieses Kriterium galt aber nicht bei anderen Ableitungen von Personennamen (zum Beispiel auf -esk oder -istisch wie in kafkaesk, darwinistisch) sowie bei entsprechenden Ableitungen von geografischen Namen (englisch, chinesisch, schwedisch). Andererseits war die frühere Regelung dadurch gekennzeichnet, dass die Anfangsgroßschreibung bei solchen Ableitungen durchaus nicht immer vorgeschrieben war, sondern dass die Groß- oder Kleinschreibung sich jeweils auf bestimmte Bedeutungsvarianten dieser Ableitungen bezog, also eine semantische Unterklassifizierung der jeweiligen Ableitung markierte, und zwar die Majuskel »die persönliche Leistung oder Zugehörigkeit« (zum Beispiel: Platonische Schriften, Heinesche Reisebilder, Ohmsches Gesetz), die Minuskel dagegen, »daß etwas nach einer Person benannt worden ist oder ihrer Art, ihrem Geist entspricht« (Duden 1991, R 134) (zum Beispiel: platonische Liebe, heinesche Ironie, ohmscher Widerstand). Eine solche Regelung ist nicht nur theoretisch inkonsequent und fragwürdig, sie ist auch als praktische Schreibanweisung unbrauchbar und vergrößert zwangsläufig die Schreibunsicherheit. ' Deshalb hat sich die Neuregelung für eine klare, ausschließlich am adjektivischen Wortartstatus dieser Ableitungen orientierte Festlegung entschieden, nämlich die Kleinschreibung, womit sowohl diese Ableitungen einheitlich geschrieben als auch alle Schreibunsicherheiten beseitigt werden. 87 Allerdings hat die Neuregelung von 1996 die theoretische Konsequenz nicht so weit getrieben, auch die funktional den Adjektiven zuzuordnenden Ableitungen auf -er von geografischen Namen (Schweizer Käse, Berliner Bevölkerung) in die Kleinschreibung einzubeziehen. Dies wäre zwar theoretisch angemessen gewesen. Da hier aber kaum Schreibunsicherheiten auftraten, war eine solche Änderung der bisherigen Regelung nicht zwingend geboten. Der entsprechende Passus des amtlichen Regelwerks lautet: &§ 61: Ableitungen von geografischen Eigennamen auf -er schreibt man groß. Beispiele: die Berliner Bevölkerung, die Mecklenburger Landschaft, der Schweizer Käse, das St. Galler / Sankt Galler Kloster, das Bad Krozinger Kurgebiet, die New Yorker Kunstszene Zur Schreibung mit oder ohne Bindestrich siehe &§ 49 E. Im Folgenden werden vier Alternativen zur Regelung von 1996 diskutiert: Alternative L Rückkehr zur früheren Regelung Alternative 11: Großschreibung aller Ableitungen von Personennamen auf -sch und -isch - Alternative III: Großschreibung aller Ableitungen von Eigennamen AlternativeIV: KleinschreibungallerAbleitungenvonEigennamen Zu berücksichtigen ist dabei, dass sich die Regelung von &§ 62 in einigen Fällen mit derjenigen in &§60 und &§ 63, &§ 64 (2) überlappt: der Halleysche Komet / der Halley'sche Komet (astronomischer Eigenname, Großschreibung nach &§ 60, auch wenn ohne Apostroph geschrieben); der pawlowsche Reflex / der Pawlow'sche Reflex (feste Verbindung aus Adjektiv und Substantiv; in den Wörterbüchern Kleinschreibung nach &§ 63; theoretisch aber auch Großschreibung nach &§ 64 (2) denkbar). 2.3.1 Alternative 1: Rückkehr zur früheren Regelung Früher galt die folgende Regel (Duden-Rechtschreibung 1991): »R 77 Von Personennamen abgeleitete Adjektive werden groß geschrieben, wenn sie die persönliche Leistung oder Zugehörigkeit ausdrücken. Plafonische Schriften (Schriften Platos), die Heineschen Reisebilder (von Heine geschrieben), die Mozartschen Kompositionen (von Mozart) 9 Diese Adjektive werden k 1 e i n geschrieben, wenn sie aussagen, daß etwas nach einer Person benannt worden ist oder ihrer Art, ihrem Geist entspricht. plaionische Liebe (nach Plato benannt), eine heinesche Irotzie (nach der Art'Heines), die Konzpositionen wirken mozarfisch (wie die Kompositionen Mozarts) 9 Immer k 1 e i n schreibt man die von Personennamen abgeleiteten Adjektive auf istisch. -esk und -liaft, weil sie die Art angeben, und die Zusammensetzungen mit vornach- u. ä. danvinislische Auffassungen, kajkaeske Gestalien, eulenspiegelhaftes Treiben, vorlulherische Bibelübei-setZutigeii« 88 Pro Die Wochenzeitung DIE ZEIT spricht sich mit den folgenden Argumenten füh die Rückkehr zur alten Regelung aus: Obwohl wenige die alte Regel befolgten oder auch nur kannten und schon vor Jahrhunderten ein Apostroph gesetzt wurde (der eigentlich ein Auslassungszeichen ist und hier nicht hingehört), folgt die ZEIT der unklaren Neuregelung nicht und bleibt bei der klaren und einfachen semantischen Unterscheidung. Sie schreibt groß immer dann, wenn nicht die Bedeutung 'in der Art von Soundso' vorliegt. Kontra Die ftühere Regel war ohne enzyklopädisches Hintergrundwissen nicht zu bewältigen. Dies zeigen auch so bekannte Gegensatzpaare wie Ohmsches Gesetz vs. ohmscher Widerstand. Auf die richtige Schreibung kommt nur derjenige, der weiß, dass Ohm das entsprechende Gesetz selbst herausgefunden hat, hingegen der ohmsche Widerstand nur ihm zu Ehren so benannt ist. 2.3.2 Alternative 11: Großschreibung aller Ab leitungen von Personennamen auf -(i)sch Alternative 111: Großschreibung aller Ab leitungen von Eigennamen Die Presseagenturen haben 1999 die folgende interne Regelung getroffen: Wortverbindungen von Personennamen und Substantiven werden von den Agenturen weiterhin großgeschrieben. Beispiele: das Ohmsche Gesetz, die Goetheschen Gedichte. Da die Fallgruppe der bisher kleingeschriebenen Ableitungen nicht explizit erwähnt ist, bleibt unklar, ob die Agenturen nach dem Vorbild der ZEIT die :ftühere Regelung beibehalten wollen oder ob sie die generelle Großschreibung anstreben. Wie dem auch sei es ist grundsätzlich denkbar, die Regelung an &§ 61, Ableitungen von geografischen Namen auf -er, anzugleichen. Zu prüfen sind zwei Alternativen. Alternative II nennt wie &§ 61 ein bestimmtes Suffix, nämlich -ischl-sch: &§ 62. Adjektivische Ableitungen von Personennamen auf -isch oder -sch schreibt man im attributiven Gebrauch groß. Beispiele: das Ohmsche Gesetz, der *Ohmsche Widerstand, die *Platonische Liebe, die Platonische Philosophie, das Viktorianische Zeitalter, der *Viktorianische Stil, der Archimedische Punkt, die *Archimedische Spirale, die Darwinschen Schriften E: Ableitungen auf -istisch schreibt man klein: die darwinistische Evolutionstheorie, die marxistischen Parteien. (Änderungen gegenüber der Regelung vor 1996 sind mit einem Stern * markiert.) 89 Alternative III orientiert sich an der englisch-amerikanischen Regelung und sieht generelle Großschreibung aller Ableitungen von Eigennamen vor, also nicht nur der Personennamen, sondern auch der geografischen Eigennamen. Die bisherigen Regeln &§ 61 und &§ 62 können dann in einem einzigen Paragrafen zusammengezogen werden: &§ 61/&§ 62: Adjektivische Ableitungen von Eigennamen schreibt man im attributiven Gebrauch groß. Beispiele: das Ohmsche Gesetz, der *Ohmsche Widerstand, die *Platonische Liebe, die Platonische Philosophie, das Viktorianische Zeitalter, der * Viktorianische Stil, der Archimedische Punkt, die *Archimedische Spirale, die Darwinschen Schriften; die *Darwinistische Evolutiontheorie, die *Marxistischen Parteien, die *Kalkaesken Gestalten, das *Eulenspiegelhafte Treiben, die *vor-Lutherische Bibelübersetzung die *Deutsche Sprache, die Schweizer Berge, die *Schweizerischen Berge, die Schweizerischen Bundesbahnen, die *Amerikanische Industrie, die Nordamerkanische Freihandelszone; ein *Tschechisches Bier, die Tschechische Republik, der *Zypriotische Außenminister (Änderungen gegenüber der Regelung vor 1996 sind mit einem Stem * markiert.) Pro Die Alternativen II und III geben die schwer handhabbare fiühere Regelung genauso auf wie die amtliche Regelung von 1996, allerdings nicht zugunsten der Kleinschreibung, sondern (in unterschiedlichem Maß zugunsten der Großschreibung. Wenn die Eigennamengroßschreibung nach Alternative III bei Ableitungen jeder Art zur Anwendung käme, ergäbe sich eine erhebliche Vereinfachung (kein Gegensatz mehr zwischen Ableitungen auf -er und -isch; vgl. nach der früheren Regelung und nach der Regelung von 1996: die Schweizer Berge, aber: die schweizerischen Berge). Die Großschreibung ermöglicht die schnelle Erfassung von Eigennamen, auch wenn sie grammatisch gesehen in ein Adjektiv »verbaut« sind. Die generelle Großschreibung stuft auch die Bedeutung der gelegentlich kritisierten Möglichkeit der Neuregelung, Ableitungen von Personennamen auf -sch mit Apostroph zu schreiben, zurück. Bei der Opposition ohmsches Gesetz versus Ohm'sches Gesetz nach der Regelung von 1996 unterscheidet sich die zweite Variante nicht nur im Apostroph, sondern auch in der Groß- und Kleinschreibung von der ersten. Wenn.die Opposition nur noch aus den Varianten Ohmsches Gesetz versus Ohm'sches Gesetz besteht, kann vielleicht auf die zweite Variante ganz verzichtet werden. Kontra Die generelle Großschreibung verunmöglicht es, Fügungen, die als Ganzes den Charakter eines Eigennamens haben, von appellativischen Verbindungen zu trennen, vgl. etwa gegenwärtig die Deutsche Bank vs. eine deutsche Bank oder die Schweizerischen Bundesbahnen vs. die schweizerischen Bahnen. Außerdem favorisieren auch grammatische Gesichtspunkte die Kleinschreibung der diskutierten Ableitungen. Attributive Adjektive werden im Deutschen grundsätzlich kleingeschrieben. Von dieser Grundregel sollte möglichst wenig abgewichen werden. 90 2.3.3 Alternative IV: Kleinschreibung aller Ab leitungen von Eigennamen Schon bei der Vorbereitung der Neuregelung von 1996 wurde die Möglichkeit diskutiert, adjektivische Ableitungen von Eigennamen generell kleinzuschreiben. Streng logisch gesehen, könnten dann &§ 61 und &§ 62 ganz entfallen, da ja die Kleinschreibung als der Normalfall nicht explizit zu regeln wäre. Im Sinne einer Verdeutlichung könnte man dennoch die folgende Regel formulieren: &§ 61/&§ 62: Adjektivische Ableitungen von Eigennamen schreibt man im attributiven Gebrauch klein. Beispiele: das *ohmsche Gesetz, der ohmsche Widerstand, die platonische Liebe, die *platonische Philosophie, das *viktorianische Zeitalter, der viktorianische Stil, der *archimedische Punkt, die archimedische Spirale, die *darwinschen Schriften, die darwinistische Evolutionstheorie, die marxistischen Parteien; die kaftaesken Gestalten, das eulenspiegelhafte Treiben, die vorlutherische Bibelübersetzung die deutsche Sprache, die *münchner Innenstadt, die *schweizer Berge, die schweizerischen Berge, die amerikanische Industrie, ein tschechisches Bier, der zypriotische Außenminister E: Aber Großschreibung in mehrteiligen Eigennamen (&§ 60): der Halleysche Komet, das Schauweckersche Gut; die Deutsche Bank, die Schweizerischen Bundesbahnen, die Nordamerikanische Freihandelszone, die Tschechische Republik. (Änderungen gegenüber der Regelung vor 1996 sind mit einem Stern * markiert.) Pro Diese Schreibungen weisen zwei Vorteile auf. Zum einen gilt für alle Arten adjektivischer Ableitungen von Eigennamen nur noch die Schreibung nach einem einzigen, leicht erlembaren grammatischen Kriterium. Die Kleinschreibung wird nur durch die Eigennarnenregelung in &§ 60 aufgehoben, die schon bisher für Ableitungen von geografischen Eigennamen auf -sch und -isch gegolten hat (zum Beispiel die Deutsche Bank vs. eine deutsche Bank oder die Schweizerischen Bundesbahnen vs. die schweizerischen Bahnen); neu wird sie nun auch auf Ableitungen von geografischen Eigennamen auf -er sowie auf Ableitungen von Personennamen angewendet (zum Beispiel die Zürcher Kantonalbank vs. die zürcher Banken, der schauweckersche Grundbesitz vs. das Schauweckersche Gut). Kontra Der theoretische Vorteil, dass sich mehrgliedrige Eigennamen von gewöhnlichen appellativischen Fügungen unterscheiden lassen, kann bei Ableitungen auf -er zu einem praktischen Problem werden. Hier gibt es sehr viele Verbindungen, bei denen nicht ohne weiteres klar ist, ob ein mehrteiliger Eigenname vorliegt oder nicht, vgl. zum Beispiel: der Klkölner Dom, das BIberner Oberland, das Blberliner Abgeordnetenhaus. Vielleicht liegt hier aber nur ein Übergangsproblem vor; es ist dann zu erwarten, dass sich die Groß- und Kleinschreibung in gleicher Weise stabilisiert wie bei den Ableitungen auf -isch. 91 Außerdem sind mehrgliedrige geografische Eigennamen zu beachten. Die Großschreibung der Ableitungen auf -er in -der -Neuregelung von 1996 beruht auf dem orthografischen Prinzip der Schemakonstanz: Der zugrunde liegende Eigenname wird möglichst wenig verändert. Dies wirkt sich auch auf die Schreibung mit Bindestrich aus: Zwischen den Bestandteilen der Ableitungen mehrgliedriger geografischer Eigennamen ist der aus grammatischer Sicht eigentlich gebotene Bindestrich fakultativ (und wird in der Praxis meist weggelassen): die Bad Kreuznacher Innenstadt, die Sankt Galler (St. Galler) Bibliotheken, die New Yorker Filmszene. Bei Ausrichtung der Schreibung auf grammatische Kriterien müsste hier der Bindestrich für obligatorisch erklärt werden: die badkreuznacher Innenstadt, die sankt-galler (st.-galler) Bibliotheken, die new-yorker Filmszene. Es ist unsicher, ob solche Schreibungen auf Akzeptanz stoßen werden. 92 Anhang 1: Materialsammlung zu &§ 63 Die folgenden Schreibungen entsprechen der amtlichen Neuregelung von 1996. Zu den Verbindungen, die mit dem Zeichen $ markiert sind, siehe den Kommentar am Ende der Tabelle. Kleinschreibung nach &§ 63 Großschreibung nach &§ 60 und &§ 64 das achte Weltwunder die aktuelle Stunde (im Parlament) das autogene Schweißen das autogene Training die bildende Ku~gt die blaue Blume (Sinnbild der Romantik) das Blaue Band des Ozeans (Auszeichnung) der blaue Brief der Blaue Eisenhut (Pflanzengattung) jemandem blauen Dunst vonnachen der Blaue Enzian (Eigenname eines Zuges) der blaue Fleck (Bluterguss) der Blaue Engel (Siegel für umweltschonende die blauen Jungs (Marinesoldaten) Produkte) der blaue Montag die Blaue Grotte von Neapel sein blaues Wunder erleben der Blaue Nil der *Blaue Planet (die Erde) der Blaue Reiter (Eigenname einer Künstlergemeinschaft) der blinde Alarm der blinde Passagier der blinde Fleck der dritte Stand der Dritte Oktober (Tag der Deutschen der dritte Weg Einheit) die dritten Zähne der Dritte Punische Krieg das Dritte Reich die *Dritte Welt der (*)Dritte Weltkrieg mit dem eisernen Besen auskehren das Eiserne Kreuz (ein Orden) mit eiserner Faust die Eiserne Krone (der Lombarden) die eiserne Hochzeit das Eiserne Tor (Durchbruchstal der Donau) die eiserne Ration der eiserne Vorhang (im Theater) ein eiserner Wille 93 Kleinschreibung nach &§ 63 Großschreibung nach &§ 60 und &§ 64 die erste Geige (spielen) der (*)Erste Weltkrieg die *erste Hilfe der Erste Schlesische Krieg erster Klasse fahren der *Erste Geiger (Dienstbezeichnung das erste Mal im Orchester) die erste Kommunion der Erste Bürgernzeister der erste Rang der Erste Staatsanwalt der erste Spatenstich der Erste Vorsitzende das Erste Deutsche Fernsehen (für ARD) die *Erste Bundesliga der ewige Frieden die Ewige Stadt (Rom) der ewige Kalender der Ewige Jude (Ahasver) das ewige Leben die *ewige Lanzpe das (*)ewige Licht der ewige Schnee die ewige Seligkeit inzfinsIeren Mittelalter derfreie Fall Sender Freies Berlitz diefreie Beweiswürdigung die Freie Reichsstadt Nürnberg derfreie Eintritt Freier Architekt (als Titel) die freie Hansestadi die *sieben *freien Künsie die freie Liebe diefreie Marktwirtschaft derfreie Mitarbeiter die freie Reichssiadt derfreie Schriftsteller auffreier Wildbahn derfreie Wille die friedliche Koexistenz die geflügeltetz Worte das gelbe Fieber die *Gelben Rübetz (Pflanzengattung) die gelbe Karte (im Fußball) der Gelbe Fluss (in China) der gelbe Sack die Gelben Engel (des ADAC) das gelbe Trikot $ 94 Kleinschreibung nach &§ 63 Großschreibung nach &§ 60 und &§ 64 die goldene Hochzeit Golden Delicious (Pflanzengattung) den goldenen Mittelweg einschlagen Golden Goal (Anglizismus) der *goldene Schnitt die Goldene Aue (Gebiet südlich des Harzes) das goldene Tor (spielentscheidendes Tor) das Goldene Buch (einer Stadt) die goldenen Worte die Goldene Bulle (historisches Schriftstück) ein goldenes Zeitalter (im beschreibenden die Goldene Rose (Auszeichnung) Sinn) die Goldene Schallplatte (Auszeichnung) die Goldene Stadt (Prag) das Goldene Kalb (der Bibel) das Goldene Vlies (der griechischen Sage) das Goldene Zeitalter (als fIktive Zeitepoche) die Goldenen Zwanziger (Zeitepoche) der gordische Knoten (der unauflösbare der Gordische Knoten (der antiken Sage) Knoten) eine graue Eminenz die Graue Eminenz (F. von Holstein) sich keine grauen Haare wachsen lassen die Grauen Schwestern (katholische der graue Markt Gemeinschaft) der graue Star (Krankheit) die Grauen Panther (Seniorenschutzbund) in grauer Vorzeit die kleinen grauen Zellen (Gehirn, Denk vermögenj die große Anfrage (im Parlament) der Große Schweiger (Moltke) einen großen Bahnhof bekommen der Große Bär, der Große Wagen das große Einmaleins (Sternzeichen) auf großer Fahrt die Große Strajkammer an die große Glocke hängen die Große Mauer (in China) das große Einmaleins der Große Rat (Schweiz: Kantonsparlament) die großen Ferien der *Große Teich (der Atlantische Ozean) auf großem Fuß der Große Belt die *große Kreisstadt das große Latinunz der große Lauschangriff das große Los die große Pause die große ( ornehme) Welt 95 Großschreibung nach &§ 60 und &§ 64 Kleinschreibung nach &§ 63 die grüne Grenze die grüne Hochzeit die grüne Hölle (tropischer Urwald) ein grüner Junge die grüne Lunge (der Großstadt) die grüne Minna (Polizeiauto) ach du grüne Neutte! der grüne Punkt der grüne Star (Krankheit) am grünen. Tisch das grüne Trikot (im Sport) $ die grüne Versicherungskarte die grüne Welle (im Verkehr) die grüne Witwe das heilige Abendmahl heilige Einfall! mit heiligem Ernst der heilige Krieg (des Islam) die heilige Kuh die heilige Messe die erste heilige Kommunion die heilige Tat(fe die heilige Theresia der heilige Thomas in heiligem Zorn die Grüne Insel (Irland) die Grüne Woche (Berliner Ausstellung) das Grüne Gewölbe (in Dresden) der Heilige Abend (24. Dezember) die Heilige Allianz die Heilige Dreifaltigkeit die Heilige Familie (in der Bibel) der Heilige Geist das Heilige Grab der Heilige Gral die Heilige Jungfrau die Heiligen Drei Könige das Heilige Land die Heilige Nacht der Heilige Rock von Trier das Heilige Römische Reich Deutscher Nation die Heilige Stadt (Jerusalem) der Heilige Stuhl der Heilige Vater ein heißes Eisen der heiße Draht die heißen Höschen ein heißer Ofen. (Motorrad) ein hei ßer Wunsch 96 Kleinschreibung nach &§ 63 Großschreibung nach &§ 60 und &§ 64 die höhere Gewalt die Hohe Tatra das *hohe Haus (Parlament) $ die Hohe Messe in h-Moll (von Bach) die hohe Jagd das Hohe Lied (das Hohelied) die höhere Laufbahn die Höhere Handelsschule (in Stuttgart) das höhere Lehranzt der Hohe Priester (der Hohepriester) die höhere Mathematik die *hohe Schule (des Reitens) die höhere Schule (Oberschule) auf hoher See die inneren Angelegenheiten die Innere Mongolei die innere Führung die Innere Mission (als Organisation) die innere Medizin die innere Mission (als Aufgabe) eine italienische Nacht die Italienische Republik der italienische Salat -die italienische Schweiz die jungen Wilden $ das Jüngste Gericht die *junge Genzeinde (die Jugendlichen der Jüngste Tag einer Kirchgemeinde) die Junge Union das Junge Deutschland (Dichter gruppe, 19. Jh.) kalte Ente (ein Getränk) der *Kalte Krieg (1945 1990) eine kalte Fährte ein kalter Krieg (Krieg ohne Waffen) die kalte Küche die kalte Miete (Miete ohne Heizung) der kalte Schlag (nicht zündender Blitz) die kleine Anfirage (im Parlament) der Kleine Bär, der Kleine Wagen (Sternbild) kleine Fahrt nwchen (Seemannssprache) der Kleine Belt kleine Fische (Kleinigkeiten) das Kleine Walsertal der kleine Grenzverkehr die Kleinen Sundainseln das kleine Latinunz die kleinen Leute -der kleine Mann die künstliche Atinung die künstliche Befruchtung die künsfliche Intelligenz die künstliche Niere 97 Kleinschreibung nach &§ 63 die *letzten Dinge (nach katholischer Lehre) die letzte Ehre letzten Endes eitle Ausgabe letzter Hand die letzte Ruhestätte der letzte Schrei das letzte Stündchen der *letzte Wille die neue A rmut die neuen Bundesländer das neue Jahr die neue Linke die neue Mathematik die neuen Medien die neue Mitte .die neue Wellordnung das olympische Dorf der olympische Eid die olympische Fahne das olympische Feuer die olympischen Ringe die olympische Ruhe das rote As (im Kartenspiel) die roten Blutkörperchen die rote Fahne (der Arbeiterbewegung) der rote Faden die rote Grätze der rote Hahn (Feuer) keinen roten Heller besitzen die rote Liste (der vom Aussterben bedrohten Arten) die rote Karle (im Fußball) wie ein rotes Tuch wirken Großschreibung nach &§ 60 und &§ 64 das Letzte Gericht die Letzte Ölung $ der Neue Bund (in der Religion) das Neue Forum (politische Organisation) die Neue Maas der Neue Markt $ die Neue Runäschau (Zeitschrift) das Neue Testament die Neue Welt (Amerika) die Olympischen Spiele das Internationale Olympische Komitee das Nationale Olympische Komitee der schnelle Bräter die schnelle Eingreiftruppe auf die schnelle Tour die schöne Bescherung das schöne Geschlecht die schöne Literatur die Rote A rmee die Rote Beete (Pflanzengattung) die Rote Erde (Westfalen) der Rote Fluss (in Vietnam) der Rote Halbmond die Roten Johannisbeeren (Pflanzengattung) die Rote Liste (D (Arzneirnittelverzeichnis) das Rote Kreuz der Rote Main (ein Quellfluss des Mains) das Rote Meer der *Rote Planet (der Mars) die Rote Wand (Berg in Österreich) die Schnelle Medizinische Hiffie (SMII) (eitle Organisation) 98 Kleinschreibung nach &§ 63 Großschreibung nach &§ 60 und &§ 64 das *schwarze Brett der Schwarze Erdteil (Afrika) ein schwarzer Freitag der Schwarze Freitag ein schwarzes Geschäft die Schwarze Hand (serbischer Geheimbund) das schwarze Gold der Schwarze Holunder (Pflanzengattung) der schwarze Hunzor das Schwarze Meer die schwarze Liste die Schwarze Witwe (Tiergattung) die *schwarze Kunst die *schwarze Magie der schwarze Mann (Schornsteinfeger) der schwarze Markt die schwarze Messe der *schwarze Peter (Kartenspiel) die schwarzen Pocken das schwarze Schaf ein schwarzer Tag der schwarze Tee der *schwarze Tod (Beulenpest) die schwedischen Gardinen die seltenen Erden wn sieben Ecken verwandt sein die Sieben Berge (in Niedersachsen) die *sieben *freien Künste die siebenjetten und die sieben nwgeren Jahre die *sieben Raben (im Märchen) die *sieben Schwaben Schneewittchen und die sieben Zwerge die sieben Sakramente mit sieben Siegeln die sieben Todsünden die *sieben Weltwunder die trojanischen Helden der Trojanische Krieg das trojanische Pferd (falsches Geschenk, das Trojanische Pferd (der antiken Sage) fehlt in Duden 2001) die warnie Miete (Miete mit Heizung) 99 Kleinschreibung nach &§ 63 Großschreibung nach &§ 60 und &§ 64 die weiße Fahne hissen ein weißer Fleck (auf der Landkarte) die weiße Kohle (Elektrizität) die weiße Maus (Verkehrspolizist) weiße Mäuse sehen ein weißer Rabe der weiße Sport (Tennis) der *weiße Tod (Lawinentod, Tod durch Erfrieren) eine weiße Weste haben der westfälische Schinken der zweite Bildungsweg Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF) die zweite Geige spielen die Zweite Republik (Staatsform der zweite Geiger $ Österreichs nach 1945) aus zweiter Hand der (*)Zweite Weltkrieg sein zweites Ich zur zweiten Natur werden das zweite Gesicht die -weite Stinune singen Möglicherweise Korrekturbedarf (vgl. in der Tabelle die Ausdrücke mit dem Zeichen $): - das Hohe Haus (Parlament): Großschreibung, sofern (mit dem Bundestag) ein ganz bestimmtes Parlament gemeint ist - die letzte Ölung (vgl. andere religiöse Begriffe wie: die heilige Messe, die letzte Ruhestätte) - der Neue Markt (Großschreibung nur, sofern spezifische Institution) - der Zweite Geiger (vgl.: der Erste Geiger); Dienstbezeichnung im Orchester Eventuell nach &§ 60 (3.4), Ehrenzeichen: das Gelbe Trikot, das Grüne Trikot die Jungen Wilden (wenn Entwicklung ähnlich wie bei das Junge Deutschland (= Dichtergruppe des 19. Jahrhunderts) 100 Anhang 11: Liste der Presseagenturen zu &§ 63 Die folgende Liste stammt aus einer internen Festlegung der deutschsprachigen Presseagenturen (Intemet-Seite der dpa) von 1999. Sie enthält auch einige Verbindungen, die gar nicht unter die hier diskutierten Regeln fallen; siehe die betreffenden Bemerkungen in der Tabelle. K o m m e n t a r die Aktuelle Stunde (im Parlament) In Duden 1991 nicht aufgeführt der Archimedische Punkt Zugleich Ableitung von Personenname; 62 Duden 199 1: Archimedischer Punkt vs. archimedische Spirale die Atlantische Allianz Großschreibung korrekt, da Eigenname; &§ 60 (4.3), &§ 60 (5) der Eiserne Vorhang (im Kalten Krieg) Großschreibung korrekt, da Eigenname; &§ 60 (5) die Erste Hilfe die Fünf Weisen Großschreibung korrekt, da Eigenname; &§ 60 (5) das Gelbe Trikot (Sport) In Duden 1991 klein Bei Auffassung als Ehrenzeichen auch Großschreibung nach &§ 60 (3.4) legitim die Gelbe.Karte (Sport) In Duden 1991 klein Bei Zuordnung der Sportsprache zu den Fachsprachen auch Großschreibung legitimierbar der Goldene Schnitt der Große Lauschangriff In Duden 1991 nicht aufgeführt das Grüne Trikot (Sport) In Duden 1991 klein Bei Auffassung als Ehrenzeichen auch Großschreibung nach &§ 60 (3.4) legitim der Grüne Punkt In Duden 1991 nicht aufgeführt der Heilige Krieg (Dschihad) die Hohe Schule die Jungen Wilden Bei Auffassung als kunsthistorischer Eigenname einer künstlerischen Bewegung nach &§ 60 (4.2) auch Großschreibung legitim das Jüngste Gericht Großschreibung korrekt, da eigennamenähnliche Verbindung; &§ 64 (4) 101 K o m m e n t a r der Kalte Krieg Großschreibung korrekt, da eigennamenähnliche Verbindung; &§ 64 (4) der Letzte Wille (Testament) Bei Zuordnung zur juristischen Fachsprache auch Großschreibung legitimierbar Vgl. aber daneben: der freie Wille die Neue Linke In Duden 1991 klein Bei Auffassung als historischer Eigenname einer politischen Bewegung nach &§ 60 (4.2) auch Großschreibung legitim die Neue Mitte In Duden 1991 nicht aufgeführt die Neuen Medien In Duden 1991 klein der Olympische Eid In Duden 1991 klein das Olympische Feuer In Duden 1991 klein die Olympischen Spiele Großschreibung korrekt, da Eigenname; &§ 60 (4.3) die Potemkinschen Dörfer Zugleich Ableitung von Personenname; &§ 62 die Rote Karte (Sport) In Duden 1991 klein Bei Zuordnung der Sportsprache zu den Fachsprachen auch Großschreibung legitimierbar der Runde Tisch (in der Politik) In Duden 1991 klein der Schnelle Brüter (Reaktortyp) In Duden 1991 klein das Schwarze Brett (Merkzettelbrett) der Schwarze Freitag Großschreibung korrekt, da eigennamenähnliche Verbindung; &§ 64 (4) die Schwarze Kunst die Schwarze Magie der Schwarze Peter der Schwarze Tod (Pest) die Sieben Weltwunder Nicht erwähnt: das achte Weltwunder der Weiße Tod (Tod durch Erfrieren) der Wilde Wesien Großschreibung korrekt, da Eigenname; &§ 60 (2. 1), &§ 60 (5) 102 Anhang 111: Die Regelung der ZEIT zu &§ 63 Kommentar von Dieter E. Zimmer (1999): Die Möglichkeit, Formeln dieser Art [- feste Verbindungen von Adjektiv und Substantiv] großzuschreiben, um ihre übertragene Bedeutung zu betonen, haben sich die Schreibenden gegen den Duden geschaffen. (Ein schwarzes Brett ist ein Brett, das schwarz ist; ein Schwarzes Brett muss weder schwarz noch ein Brett sein. Die Unterscheidungsschreibung trägt dem semantischen Unterschied Rechnung.) Es ist dies einer der ganz wenigen Fälle, in denen der Wille der Schreibenden schließlich in die Norm Eingang gefunden hatte. Dass sie diese Errungenschaft jetzt wieder preisgeben, ist nicht zu erwarten. Um die orthografische Unterscheidung zwischen wörtlicher und übertragener Bedeutung nicht zu verwischen, wird auch die ZEIT etliche solcher Fügungen weiterhin großschreiben, selbst wenn sie keine Eigennamen sind. Wann ein solches Wortpaar großschreibungsreif wird, ist und bleibt eine Ermessensfrage. Auch die Unterscheidung zwischen Bezeichnungen und Eigennamen, welche die Neuregelung zugrunde legt, ist unscharf und lässt dem Ermessen viel Spielraum. (Ist der Grüne Punkt ein Name oder eine Bezeichnung?) In der Praxis lässt sich die Frage Groß/Klein darum nur über eine offene Positivliste der großgeschriebenen Wortpaare lösen. Auf der aktuellen Positivliste der ZEIT stehen jene Fälle, in denen der alte Duden die Großschreibung erlaubte, die nachreformatorischen Wörterbücher sie aber abschaffen; außerdem all das, was in der ZEIT bisher entgegen dem alten Duden großgeschrieben wurde. (Bei der folgenden Tabelle entspricht die linke Spalte der Auflistung von Zimmer-, der nicht gerade kohärente -Gebrauch des definiten Artikels ist von dort übernommen worden. Ein einfacher Stern * verweist auf eine Änderung von groß zu klein, ein doppelter Stern ** auf eine Änderung von klein zu groß. Das eingeklammerte Ausrufezeichen verweist auf eine Fehlinterpretation der Neuregelung durch Zimmer.) 103 Duden 1991 Aktuelle Stunde Amerikanischer Traum die Atlantische Allianz der Blaue Planet (Erde) der blaue Planet Dritte Welt dritte Welt Dritte Weg Eiserner Vorhang (zwischen Entspricht Duden 1991 und Ost und West), aber eiserner Neuregelung Vorhang (im Theater) Erste Hilfe * Erste Hilfe die Fünf Weisen Gelbe Karte gelbe Karte Gelbe Rüben (Mohrrüben) ** gelbe Rüben Goldener Schnitt * Goldener Schnitt Goldenes Zeitalter * das Goldene Zeitalter Gregorianischer Kalender * Gregorianischer Kalender Große Koalition Großer Lauschangriff das Große Los das Große Los der Große Teich der große Teich der Grüne Punkt das Hohe Haus das Hohe Haus das Hohe Lied das Hohelied Neuregelung 1996 aktuelle Stunde amerikanischer Traum Als inoffizieller Eigenname auch gemäß Neuregelung groß der Blaue Planet Dritte Weit klein unverändert erste Hilfe 17 gelbe Karte Gelbe Rüben goldener Schnitt das Goldene Zeitalter (als fiktive historische Epoche), ein goldenes Zeitalter gregorianischer Kalender (auch &§ 62) Große Koalition (Großschreibung als spezifisches historisches Bündnis; sonst klein) großer Lauschangriff das große Los der Große Teich (als inoffizieller Eigenname für: Atlantischer Ozean) der grüne Punkt das hohe Haus Adjektiv unflektiert: das Hohelied, des Hohelieds Adjektiv flektiert: das Hohe Lied, des Holien Liedes Duden 1991 Neuregelung 1996 der Hohe Priester der Hohepriester Adjektiv unflektiert: der Hohepriester, ein Hohepriester, des Hohepriesters Adjektiv flektiert: der Hohe Priester, ein Hoher Priester, des Hohen Priesters die Hohe Schule (der die Hohe Schule (der die hohe Schule (der Reitkunst) * Reitkunst) Reitkunst) Julianischer Kalender Julianischer Kalender julianischer Kalender (auch &§ 62) die Jungen Wilden die jungen Wilden (aber groß, wenn Entwicklung ähnlich wie bei das Junge Deutschland - Dichtergruppe des 19. Jahrhunderts) das Jüngste Gericht das Jüngste Gericht das Jüngste Gericht der Jüngste Tag der Jüngste Tag der Jüngste Tag Kalter Krieg kalter Krieg Als historische Epoche: der Kalte Krieg; als allgemeine Sachbezeichnung: der kalte Krieg Kölnisch(es) Wasser Kölnisches Wasser, Kölnisch kölnisches Wasser, Wasser, Kölnischwasser Kölnischwasser Künstliche Intelligenz künstliche Intelligenz künstliche Intelligenz der Letzte'Wille * der Letzte Wille der letzte Wille die Letzten Dinge die Letzten Dinge (nach kath. die letzten Dinge Lehre) Neue Linke neue Linke neue Linke (Duden 2001) Neue Mitte neue Mitte neue Mitte Neue Weltordnung neue Weltordnung Olympischer Eid olympischer Eid olympischer Eid Olympisches Dort olympisches Dorf olympisches Dorf Olympische Fahne olympische Fahne olympische Fahne Olympisches Feuer olympisches Feuer olympisches Feuer Olympische Ringe olympische Ringe olympische Ringe Poternkinsche Dörfer Potemkinsche Dörfer potemkinsche Dörfer (auch &§ 62) Organisierte Kriminalität organisierte Kriminalität Rote Be(e)te ** rote Bete, rote Beete Rote Bete, Rote Beete 105 Duden 1991 Neuregelung 1996 Rote Karte rote Karte rote Karte der Rote Planet (Mars) der rote Planet der Rote Planet Schneller Brüter schneller Brüter schneller Brüter Schwarze Magie Schwarze Magie schwarze Magie Schwarzer Peter Schwarzer Peter schwarzer Peter Schwarzes Brett * Schwarzes Brett schwarzes Brett Schwarze Kunst * Schwarze Kunst schwarze Kunst (neues) Strategisches (neues) strategisches Konzept Konzept Volkswirtschaftliche volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Gesamtrechnung Weißer Tod * Weißer Tod w«eißer Tod Wilder Westen Wilder Westen Wilder Westen 106
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