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Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) und Wissenschaftsminister Jürgen Zoellner: Die Kritik wird nicht verstummen
Deutschlands Schüler müssen sich endgültig an die Regeln der umstrittenen Rechtschreibreform gewöhnen. Nach einem Beschluss der Kultusministerkonferenz wird das Regelwerk mit dem Ende der seit 1998 laufenden Übergangsphase am 1. August 2005 nur noch geringfügig geändert. Dies berichtete die Vorsitzende des Gremiums, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD), am Freitag in Mainz.
Nach Ahnens Worten erfolgte der Beschluss der Kultusminister einstimmig. Damit müssen alle deutschen Schüler ab dem Schuljahr 2005/06 nach den neuen Regeln schreiben. Seit dem In-Kraft-Treten der Reform 1998 wurde zwar ausschließlich die neue Schreibweise unterrichtet, orientierte sich ein Schüler aber weiter an der alten Schreibweise, wurde dies in Aufsätzen und Diktaten nicht als Fehler gewertet. Der Beschluss der Kultusminister basiert auf dem letzten Bericht der zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung.
Verbesserungen bei Getrennt- und Zusammenschreibung Die von der Kommission vorgeschlagenen Änderungen am Regelwerk beziehen sich vor allem auf das Getrennt- und Zusammenschreiben. Hier hatte die Reform für erhebliche Unsicherheit gesorgt. Alle Schulbücher, welche die neue Rechtschreibung berücksichtigten, könnten weiter benutzt werden, sagte Ahnen. Mit den zum 1. August in Kraft tretenden Änderungen werde keine der bislang gelehrten Schreibweisen falsch. Es gebe lediglich zusätzliche Varianten.
Die Kultusminister sprachen sich nach Ahnens Worten zudem für die Einrichtung eines Rates für die deutsche Rechtschreibung aus. Er soll die bisherige zwischenstaatliche Kommission zur Umsetzung der Reform ablösen und die weitere Entwicklung bewerten. Wie bei der Kommission sollen im Rat die Länder Deutschland, Liechtenstein, Österreich und Schweiz vertreten sein. Die endgültige Zusammensetzung soll im Dezember 2004 festgelegt werden.
Diskussion wird nicht zu Ende sein Die hessische Kultusministerin Karin Wolff (CDU) sagte, der Beschluss, die Rechtschreibreform zum 1. August 2005 verbindlich zu machen, werde die Diskussion um das Regelwerk nicht beenden. Ein Teil der Kritik an den neuen Regeln sei aber bei den Änderungen berücksichtigt worden. Der künftige Rat für deutsche Rechtschreibung solle nun eine organische Weiterentwicklung der Schriftsprache ermöglichen.
Die KMK-Präsidentin bestätigte, dass es in den vergangenen Monaten drei Gespräche zwischen der Kommission und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gegeben hat, die der Reform kritisch gegenüber steht. Dabei sei deutlich geworden, dass derzeit unüberwindbare Gegensätze in den Positionen bestehen.
Institut für Unterrichtsqualität Zudem wurde als Konsequenz aus dem miserablen deutschen Abschneiden beim weltweiten PISA-Schultest beschlossen, ein neues Institut der Bundesländer einzurichten, dass die Unterrichtsqualität in den Schulen überwachen soll. Dazu haben die Kultusminister aller 16 Länder am Freitag in Mainz einen Gründungsvertrag unterschrieben. Das Institut soll an der Humboldt-Universität in Berlin angesiedelt werden und noch in diesem Jahr seine Arbeit aufnehmen, sagte Doris Ahnen.
Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen soll vor allem die nach dem PISA-Debakel an den Schulen eingeführten bundesweit verbindlichen Bildungsstandards weiterentwickeln. Laut Satzung soll die Einrichtung mithelfen, den Anschluss der deutschen Schulen an das internationale Leistungsniveau zu befördern.
AP, DPA
Meldung vom 04. Juni 2004