Vorsicht, anstrengend!
Ich arbeite als Korrektor und habe mir das selber angeeignet. Ich glaube nicht, daß man die Qualifikation in Kursen erwerben kann, selbst wenn es solche Kurse geben sollte. Für unerläßlich halte ich:
a) Den Duden für Zweifelsfälle (Richtiges und gutes Deutsch) von vorne bis hinten mindestens zweimal durcharbeiten und mindestens einmal den Rechtschreibduden. Da ist nämlich einiges anders drin, als man es als Laie gedacht hätte.
b) Die Neuregelung der Rechtschreibung lernen und den Kritischen Kommentar von Professor Ickler durcharbeiten, sonst blickt man da nicht durch. Das reicht aber immer noch nicht, weil die Reform auf der Ebene der Wörterbücher seit 1996 immer wieder neu interpretiert wird. Zwischen den Wörterbüchern existieren je nach Jahrgang und/oder Verlag haufenweise Unterschiede, die auf diesen Wandlungsprozeß der Reform zurückgehen. Um sich darüber einen Überblick zu verschaffen, sollte man sich die auf diesen Seiten veröffentlichten Aufsätze von Professor Ickler zu Gemüte führen, insbesondere die Besprechungen diverser Wörterbücher. Über die virulenten Bereiche, die einerseits besonders schwierig und andererseits auch der sich stetig wandelnden Interpretation unterworfen sind, informiert auch sehr gut die Diskussion in diesem Forum.
c) Unabhängig von der Reform braucht man ein paar Jahre Erfahrung als Korrektor, um Bescheid zu wissen, welche konkreten Schreibungen üblich, möglich oder gewollt sind oder sein können. Das sieht nämlich oft ganz anders aus, als es die Regeln oder die Wörterbücher hergeben. Hierher gehört auch die Erfahrung mit firmeneigenen Schreibweisen, zum Beispiel Produktnamen, die oft auffällig anders geschrieben werden, als nach den normalen Regeln zu erwarten wäre (so bei den häufigen Binnengroßbuchstaben). Als Korrektor muß man auch das Layout beurteilen (Standards bei der Schrift, bei Auszeichnungen, Abständen usw.), und auch das erfordert Übung.
Von diesem ganzen Lernpensum kann nur ein sehr geringer Anteil in Kursen vermittelt werden. Weit über 90 Prozent muß man sich selbst erarbeiten.
Ich würde derzeit niemandem raten, in dieses Metier einzusteigen, weil die Beherrschung der sogenannten neuen Rechtschreibung nahezu ein Ding der Unmöglichkeit ist. Tag für Tag Texte buchstabenweise zu lesen und dabei eigentlich keinen Fehler machen zu dürfen ist auch nicht jedermanns Sache.
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