Vor ungefähr einer Woche musste ich, Schüler der 10. Klasse eines Gymnasiums, eine Klassenarbeit im Fach Deutsch schreiben. Nicht über ein literarisches Werk, die Thematik war schlicht und ergreifend Orthographie und Grammatik, wobei zentrale Punkte Wortarten, Satzglieder, Kommasetzung, Zusammen-/Getrenntschreibung und Groß-/Kleinschreibung waren. Das vor allem die beiden letzteren Punkte aufgrund der neuen Rechtschreibung einige Probleme für mich mit sich bringen könnten, war mir zwar bewusst, beunruhigte mich jedoch nicht weiter. Im Glauben, wir hätten das Jahr 2002 und bis Mitte 2005 wäre auch die alte Rechtschreibung noch in den Schulen gültig, ging ich die Arbeit an.
Die erste Aufgabe enthielt 15 Sätze. Diese sollten entweder für richtig erklärt oder entsprechend korrigiert werden. Vorsichtshalber hielt ich mich dabei an die neue Rechtschreibung. Das es neuerdings im Allgemeinen und kennen lernen heißt, wusste ich noch, die furchtbare Form Holz verarbeitende (Industrie)" konnte ich mir als abschreckendes Beispiel ebenfalls einprägen. Nur das man neuerdings des Öfteren schreiben muss, vergaß bzw. übersah ich, und so ließ ich den Satz mit der Wortgruppe des öfteren als richtig durchgehen.
Nach Abgabe der Klassenarbeit war natürlich die erste Frage meinerseits an meine Deutschlehrerin, wie sie denn Sätze wie die obengenannten bewerten wöllte. Ihre nüchterne Antwort war, dass diese selbstverständlich in neuer Rechtschreibung zu sein hätten, weil sie selbige die ganze Zeit gelehrt hätte und wir sie ja auch geübt hätten. Mein berechtigter Einwand bezüglich der Gültigkeit der alten Rechtschreibung bis 2005 wurde abgewiesen, die Argumentation lautete in etwa Wir hatten das ja vorher so ausgemacht. Mir war zwar nicht bewusst, dass es jemals eine demokratische Abstimmung/Diskussion bezüglich der neuen Regeln gegeben hätte, aber ich musste die Aussage erst mal hinnehmen. Sie brachte mich natürlich ein wenig in Rage und das um so mehr, als mir mein Fehler mit des öfteren bewusst wurde.
Können sie (=die hier schreibenden Personen) bitte ein paar klärende Worte zu diesem Sachverhalt abgeben? Ist meine Lehrerin im Recht oder ich? Und wie könnte ich als Schüler entsprechend argumentieren? Am liebsten wäre es mir natürlich, wenn es Belege für die Richtigkeit der Form des öfteren auch in der neuen Rechtschreibung gäbe (etwa ein alternatives Wörterverzeichnis, der Duden gibt leider klar des Öfteren vor), aber da habe ich wenig Hoffnung.
Ein lustiger Umstand sei noch erwähnt: Der Text in Aufgabe 2, in dem die Kommas zu setzen waren, war komplett in alter Rechtschreibung gehalten (ich erinnere mich z.B. an den Genuß von Pilzen). Aber da wären, laut meiner Deutschlehrerin, ja nur die Kommas zu setzen. Zweifelsohne eine interessante Aussage. Hier alte Wortschreibung, aber wohl neue Kommasetzung dort nur neue Rechtschreibung ja wie denn nun?
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