Vergleichende Geschichte
Freilich sollte man keine geschichtlichen Vergleiche überstrapazieren, da will ich Ihnen recht geben. Aber heranziehen sollte man sie schon.
M.R. schrieb:
>>Dschingis Khan konnte schon deswegen keine Wörter in der Schriftsprache verbieten lassen, weil er nicht lesen konnte.<<
D.L. schrieb:
>> Das hat es noch nicht mal bei Dschingis Khan ... gegeben, daß Tausende von Wörtern ... verboten wurden<<
Sehe ich das richtig, daß wir beide einer Meinung sind: Von D.K. wird nicht berichtet, daß er Wörterlisten zwecks Verbot vorgelegt hätte?
Ulbricht mag einzelne Wörter verbieten lassen haben, Martin Bormann hat mehrere Buchstaben verbannt. Bücher und Gedanken werden allerorten verbrannt, zensiert, wegdressiert. Ganze Sprachen wurden (werden?) verboten. Nie ging das Sprachensterben so rasant wie dieser Tage. Aber ich kenne kein Regime außer unseren KuMin, die für ihre eigene, lebendige Sprache eine ganze lange Liste von zu verbietenden Wörtern gegen den Sprachgebrauch der Jugend vorgelegt haben; ich vermute, daß bisher kein Despot so leichtfertig war, ein Wörterverbot für durchsetzbar zu halten. –
Auch beschränken sich unsere Wörterverbote keineswegs auf die Schriftsprache. Bei den DLF-Nachrichtensprechern ist deutlich zu hören, daß es das Eigenschaftswort sogenannte nicht mehr gibt: mit so genannte lesen sie stets zwei Wörter vor.
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