Leere Mengen
Damals, vor ca. 25 Jahren, als die alteingesessenen Lehrer sich passiv widerstehend gegen die Mengenlehre austobten, blieb auch ein bißchen Bildungschance auf der Strecke – die Gelegenheit nämlich, daß selbst die Unbeweglichsten und Starrsten (hier denke ich zuallererst an den Beamtenstab) über das semikonkrete zum konkreten Denken (und Handeln) hätten vorstoßen können.
Wie erklär’ ich das?
Semikonkretismus – sozusagen halbkonkretes Denken – ist das Verweilen am Bildhaften, und zwar solange bis es „Klick“ oder „Aha“ macht. Dann ist das Denken fertig (und bis zum Handeln ist es nicht mehr weit).
Tatsache ist, daß es Menschen gibt, die im Zeitraffertempo denken; daß es aber auch Spezies gibt, die das Bildhafte und Zeitlupenhafte brauchen. Für Letztere hätte die Mengenlehre so etwas Ähnliches wie ein Thomaserlebnis werden können.
Die Mengenlehre ist (unter anderem). ein System von sich schneidenden Kreisen, ein System, in dem Farben, Symbole, jede Menge Elemente aus der Kinderstube und jede Menge Elemente aus der Erwachsenensprache eingesetzt werden.
Logik, Disziplin und Sprache erheben sich in der Mengenlehre zur Methode: „Wenn …, dann …“ – „“Sowohl …, als auch“ – „Entweder …, oder …“
Das heißt: Mengenlehre ist ein exzeptionelles Übungsfeld. Sie ist eine Möglichkeit, Logik mit verweilender Rast zu studieren, Krieg zu führen, ohne daß scharfe Munition verwendet wird.
Eine Menge, will ich konkret angehen – ich nenne sie die Menge 1996/2004.
Nachdenken will ich zunächst über den Mengennamen:
Von 1996 bis 2004 werden genau acht Jahre vergangen sein; acht Schuljahre, in denen bis auf einen einzigen Jahrgang nahezu alle Schüler nahezu ausschließlich in der neuen Rechtschreibung unterwiesen worden sein werden, weil ab 1996 die alte Rechtschreibung als veraltet galt. Jene Menge 1996/2004, die sich aufgrund des Zeitfaktors durch ganz erhebliche Schnittmengenverluste von der Menge 1996/97 unterscheidet – interessant wäre hier durchaus eine jährliche Schnittmengenanalyse wird zugleich die letzte abbildbare Schnittmenge sein. Danach wird es kein „Sowohl-als-auch“ mehr geben!
Das bedeutet für die Beamtenschaft: Sie hat kein Bildchen mehr! Sie muß konkret denken!
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