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Brockhaus
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Sigmar Salzburg
20.01.2011 16.45
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Bertelsmann-Bildung, alles aus einer Hand

Brockhaus steht auf Wahrig

Brockhaus und Wahrig bilden künftig eine Allianz. Das neue Wahrig-Wörterbuchprogramm erscheint im Frühjahr unter der Dachmarke Brockhaus. „Beide Marken stehen für ein Maximum an Qualität, für Exklusivität, Zuverlässigkeit, Seriosität und wissenschaftliche Fundiertheit. Somit ist die Bündelung der Kompetenzen ein logischer Schritt im Rahmen unserer Brockhaus-Strategie. Wir entwickeln das Brockhaus-Programm konsequent weiter in Richtung Wissen, Lernen, Bildung“, begründet wissenmedia-Geschäftsführer Christoph Hünermann die Programmentscheidung.

Wahrig-Chefredakteurin Sabine Krome ergänzt: „Wir bieten nun Lexikon- und Wörterbuchkompetenz aus einer Hand. Unsere Kunden profitieren außerdem von unseren erweiterten Serviceangeboten. Zur Wahrig-Rechtschreibung erhalten sie zum Beispiel einen exklusiven, kostenfreien Zugang zum Wahrig-Sprachservice online und andere Extras.“ Zusätzliche exklusive Online-Angebote bereichern auch die neuen Schüler-Titel für Kinder und Jugendliche.

Das Wahrig-Frühjahrsprogramm 2011 umfasst fünf Titel, darunter Die deutsche Rechtschreibung. Um maximalen Qualitätsansprüchen gerecht zu werden, hat die Wörterbuch-Redaktion diese Werke grundlegend neu bearbeitet, aktualisiert und erweitert. Schritt für Schritt wird sie weitere Wahrig-Titel in das neue Programm überführen, die dann unter der prominenten Dachmarke erscheinen.

buecher.at 20.1.2011

Da dem Brockhaus-Lexikon, das seit letztem Jahr Bertelsmann gehört, von Wikipedia das Wasser abgegraben wird, sucht der Konzern die Sparte durch das Reformgeschäft zu stärken.

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Detlef Lindenthal
16.02.2008 18.27
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Brockhaus gibt auf

Brockhaus, jahrhundertlang der Inbegriff für obrigkeitsfreundliches Anpassungswissen, gibt auf: Nachdem die 30bändige Buchausgabe nicht mehr hinreichend verkäuflich ist und die Bezahlangebote im Netz es nicht bringen, stellt der Brockhaus-Verlag demnächst den Inhalt seiner Bücher kostenfrei ins Netz; Einkünfte will er durch Zappelwerbung erzielen.

Dem Brockhaus ist der Wind durch das basisdemokrat(ur)ische Anpassungswissen der Wikipedia weggesegelt worden; klar, in Sachen Physik und älterer Verfahrenstechnik wird man durchaus in den Brockhaus schauen mögen, aber in Sachen neuerer Technik traue ich den 60 Leipziger Redakteuren weniger zu als den Hunderttausenden Schreibern der Wikipedia.
Daher sei die Manoverkritik erlaubt: Wenn Brockhaus vor ungefähr vier Jahren das Wikipedia-Verfahren übernommen hätte, wäre er jetzt der Größte; so ist er nur noch eine Pleiteklitsche, die, auch eingedenk ihrer Volksferne und Anmaßung, die Wikipedia nicht einholen kann.

Unzuverlässig sind beide, siehe Neuschrieb und Wörterverbote. Daß sie sich damit bisher durchsetzen konnten, liegt an den Gemeinwesenschwachheiten dieses Volkes. Wir sind zwar das Volk, aber die Zielbestimmung haben wir 1998/99 dem Volker überlassen.
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Detlef Lindenthal

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Theodor Ickler
06.06.2003 08.50
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Klassisch

Im jüngsten Geschäftsbericht des Brockhaus-Verlags – jedenfalls nach dpa – heißt es, der Verlag habe eine Mehrheitsbeteiligung am Berliner Schulbuchverlag Paetec erworben. „Der Duden sei bislang nicht das klassische Schulbuch und werde im Unterricht überwiegend als Nachschlagewerk eingesetzt.“ (FAZ 5.6.03)

Ich glaube nicht einmal, daß der Rechtschreibduden im Unterricht überhaupt sehr viel benutzt wird, aber die Idee, man könne ihn zu etwas anderem als zum Nachschlagen, gar „als Schulbuch“ benutzen, kommt mir ein wenig weltfremd vor. Nur Verrückte (wie ich) lesen doch ein Rechtschreibwörterbuch im Zusammenhang.
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Th. Ickler

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Christian Dörner
08.01.2002 18.12
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BGB

Die nicht geänderten Paragraphen des BGB sind unverändert in normaler Orthographie abgedruckt. Nur die neuen Vorschriften sowie die inoffiziellen Überschriften der Paragraphen (die nicht amtlich sind) sind in Reformschreibung gehalten. Die Neufassung des BGB hat europarechtliche Gründe, nicht orthographische. Viele andere Gesetze wurden inzwischen komplett auf Neuschreibung umgestellt, darunter z. B. die Finanzgerichtsordnung (FGO), das Investitionszulagengesetz u. v. a., nicht aber z. B. das Einkommensteuergesetz (EStG) oder das BGB. In diesen Gesetzen sind nur die seit 1999 geänderten Vorschriften in Reformorthographie zu finden. Deshalb heißt es in der amtlichen Fassung vieler Paragraphen in ein und demselben Absatz einmal daß, dann wieder dass und im Wesentlichen, sofort darauf aber im wesentlichen. Zu finden vor allem im EStG.

deutlich machen entspricht übrigens auch der bisherigen Regelung.
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Christian Dörner

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Ruth Salber-Buchmüller
08.01.2002 17.22
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WELT 09.01.02 BGB

WELT vom 09.01.01:
„Neufassung des Bürgerlichen Gesetzbuches veröffentlicht

„Die Neufassung war wegen der vielen Veränderungen
notwendig geworden“
Selbstredend wohl auch wegen des dort aufzunehmenden
Neuschriebs.

In dem Bericht ist auch alles „Neue“ gebündelt:

Deutlich gemacht
sehr weit reichenden
hätten es schwer gemacht
deutlich zu machen



__________________
Ruth Salber-Buchmueller

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Theodor Ickler
06.01.2002 14.04
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Hätten Sie's gewußt?

Ansträngung ist durchaus „richtig“ (da von Strang abgeleitet bzw. damit zusammenhängend).
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Th. Ickler

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Elke Philburn
06.01.2002 12.23
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Etwas mehr Ansträngung, bitte.

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Reinhard Markner
06.01.2002 09.51
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Tschuldigung !

Mist, ich kann's immer noch nicht auswändig.

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Theodor Ickler
06.01.2002 03.39
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Schon geschehen

Und zwar in der Anmerkung zu § 10 meines Wörterbuchs.
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Th. Ickler

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Reinhard Markner
05.01.2002 20.05
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Re: Warum nicht?

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Soll man das nun in eine Regel fassen und vorschreiben ?
Wie wäre es damit, auf die Tendenz zur Bedeutungsdifferenzierung, soweit generalisierbar, in der Einleitung hinzuweisen ?

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Theodor Ickler
05.01.2002 15.49
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Warum nicht?

Habe ich „kleinkariert“ gesagt?

Ich habe nichts dagegen, daß andere ebenso schreiben und reden wie ich, also zum Beispiel zwischen scheinbar und anscheinend unterscheiden; das ist üblich. Ich wollte an diesem Beispiel nur zeigen, daß solche Unterscheidungen nicht immer zwingend nötig sind, aber wenn sie nun mal üblich sind, wollen wir sie ruhig beibehalten.

Bei bewußtmachen ist die Sache anders. Die strikte Regel ist nicht aus den Tatsachen des Sprachgebrauchs abgeleitet, und sie ist einzelwortbezgen, denn verallgemeinern läßt sie sich nicht, etwa auf alle resultativen Verbzusätze. In solchen Fällen ist also der Rundbogen (wie in meinem Wörterbuch) angemessen. Er läßt jedem, der es so halten will (mir zum Beispiel), die Freiheit, den Unterschied jedesmal zum Ausdruck zu bringen, und wer weiß? Vielleicht wird es eines Tages wirklich der feste Brauch. So weit sind wir aber noch nicht. (Man beachte das kecke getrennt geschriebene so weit! Vgl. den hochgradig absurden Eintrag dazu im alten Duden!)
Aber was heißt „Freiheit“! Ich verzeichne ja bloß, wie geschrieben wird. Ich stelle keine Normen auf, kann es nicht und will es nicht, im Gegensatz zum Duden. Dadurch wird alles viel einfacher und trotzdem kein bißchen schlechter.

Noch besser eignet sich das Beispiel stehen bleiben. Nach meinen Beobachtungen gibt es eine Tendenz, mehr nicht, so zu unterscheiden: Getrenntschreibung = „weiterhin stehen“, Zusammenschreibung = „zum Stehen kommen“. (Ähnlich bei den anderen Positionsverben.) Soll man das nun in eine Regel fassen und vorschreiben? Dann steht jeder Schreibende dauernd mit einem Fuß im Grabe oder im Gefängnis oder am Pranger der Inkompetenz. Das wäre doch kein Gewinn für die Sprache oder für die Sprachgemeinschaft.

Ich bin dafür, die Schreibmöglichkeiten im Rahmen des mehr oder weniger Üblichen darzustellen und alles andere der Entwicklung zu überlassen.
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Th. Ickler

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Elke Philburn
05.01.2002 15.00
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Zitat:
Von der neuen Zeichensetzung oder GKS ist nicht nur ein einziger Satz betroffen (so wie einzelne Beispielsätze, die man üblicherweise zur Demonstration anführt), sondern es können davon weiterhin verschiedene Sätze der Umgebung betroffen sein – was sie ja auch meist sind.

Wenn man weiß, wie die neue Rechtschreibung funktioniert, kann man beim Lesen auch mit komischen Trennungen oder Kommaauslassungen umgehen. Man kann ja auch beim Spaziergang durch den Park die gefährlich plazierten Hundehaufen umgehen, indem ständig darauf achtet, wo man den Fuß hinsetzt. (Nicht, daß der Spaziergang damit zum Vergnügen würde.)

Lange bevor ich mich mit der RSR befaßt habe, bin ich in einem Text, den ich im Unterricht benutzte, immer wieder über den Ausdruck das so genannte Brunnenfest gestolpert (Inter Nationes, 1999). Ich war mir nie ganz sicher, ob das dasselbe ist wie sogenannte, und irgendwie konnte man da auch einen etwas anderen Sinn – nämlich einen wortwörtlichen – hineinlesen. Das so genannte Brunnenfest schien mir kein richtiges Brunnenfest zu sein, weil es ja nur so genannt wurde – oder so. Wenn man weiß, was mit der Rechtschreibung geschehen ist, kann man sich also den ursprünglichen Sinn erschließen. Nur gehöre ich nicht zu den Leuten, die eine Sache gutheißen, nur weil man lernen kann, damit umzugehen. Vielmehr freue ich mich, wenn die Neuerungen mir entgegenkommen, wenn ich z. B. nach Icklers Wörterbuch „wohlfühlen“ zusammenschreiben kann. Das habe ich nämlich schon vorher getan.

Zitat:
Den Unterschied zwischen bewußt machen und bewußtmachen oder anscheinend und scheinbar mag nicht jeder Empfänger kennen, aber doch sehr viele. Wieso soll die Unterscheidung also kleinkariert sein?

Als Adverb wird scheinbar im Sinne von anscheinend gebraucht. Ein Satz wie
Er hat scheinbar seinen Schlüssel vergessen
bedeutet nicht
Er erschien ihm nur so, als hätte er seinen Schlüssel vergessen,
sondern
Er hat anscheinend seinen Schlüssel vergessen.
(Nur wenn es einem eingeblÄut wurde, könnte man auf die Idee kommen, etwas anderes hineinzulesen.)

Als Adjektiv gebraucht, sieht es anders aus. Die scheinbare Chancengleichheit, z. B. ist in Wirklichkeit eine vorgetäuschte. Eine Unterscheidung vorzunehmen, wenn sie von den Leuten ohne äußeren Druck gar nicht gemacht wird, erübrigt sich.

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Christian Melsa
05.01.2002 13.51
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Egal ist Geschmackssache

Daß beim Empfänger nur das ankommt, was er auch zu deuten weiß, ist natürlich eine Binsenwahrheit der Kommunikation. Was den Kontext angeht: Ohne ihn könnten die verschiedenen Menschen überhaupt zu gar keiner gemeinsame Sprache gelangen. Geht die Sprache ursprünglich vom konkreten Kontext (einer Situation, einer dinglichen Umgebung) aus, so baut sie daraufhin aber immer weiter auf sich selbst auf und ist in der Lage, immer komplexere und abstraktere Sachverhalte darzulegen. Ein hochentwickeltes Sprachsystem zeichnet sich also auch dadurch aus, daß es mit seinen Elementen ökonomisch, präzise und punktgenau umgeht, das heißt, daß eine einzelne Informationseinheit immer weniger auf Kontext angewiesen ist.

Gerade die Schriftsprache, deren Zeichen zwar ihre Wurzeln in Piktogrammen haben, heute aber vollkommen abstrakt sind – für sich sinnleere Bausteine, die erst in ihrer Zusammenfügung Sinn ergeben – gerade also die Schrift hat als jüngste Sprachentwicklung den Vorteil, immer unabhängiger von einem äußeren Kontext zu sein, immer mehr für sich zu stehen und aus sich heraus zu jeder Zeit an jedem Ort die Botschaft zu übermitteln, die der Sender in sie hineingelegt hat, ohne daß er selber anwesend sein oder etwa überhaupt noch lebendig sein müßte. Die Schrift erst hat den individuellen menschlichen Geist unsterblich gemacht. Sie ist zudem damit, um es mal ganz gestelzt auszudrücken, der Katalysator weltgeistlicher Synthese, die entscheidende Veredelung der menschlichen Intelligenz.

Gibt es keinen äußeren Kontext, der einen lokal undeutlichen Sinngehalt eines Satzes klarmacht, dann ist der Leser darauf angewiesen, den restlichen Text des Schriftstückes als Kontext heranzuziehen, und das meinen natürlich Mentrup und Co. Wird durch eine Änderung des orthographischen Systems die Kodifizierungsmethode des semantischen Gehalts verändert bzw. funktional reduziert, wie es durch die Rechtschreibreform geschehen ist, so verringert sich die Deutlichkeit nicht nur eines Satzes, sondern ganzer Kommunikationstechniken, die die ganze Schriftsprache durchziehen. Von der neuen Zeichensetzung oder GKS ist nicht nur ein einziger Satz betroffen (so wie einzelne Beispielsätze, die man üblicherweise zur Demonstration anführt), sondern es können davon weiterhin verschiedene Sätze der Umgebung betroffen sein – was sie ja auch meist sind. Somit verflacht sich auch der Kontext, auf den verwiesen wird. Der Kontext besteht aus dem gleichen Material wie das, das von ihm gestützt werden soll. Deshalb sind Ungenauigkeiten nicht einfach dadurch zu entschuldigen, daß man hofft, der Kontext würde es schon richten. Zwar werden Texte durch die aktuelle Rechtschreibreform nicht ernsthaft vollkommen unverständlich, aber sie geht bereits einen Schritt ausgerechnet in diese, also die grundsätzlich falsche Richtung.

Eine vernünftige Rechtschreibreform hätte, wenn es denn schon präskriptiv sein muß, an der sprachlich nützlichen modernen Entwicklung der deutschen Schriftsprache anknüpfen müssen, indem es etwa den uneinheitlichen, eigentlich gegenwärtig mehr gefühlsmäßigen Gebrauch von Resultativzusätzen griffig und praktisch reguliert. Das wäre in etwa auf der Ebene der Abschaffung des th aus deutschen Wörtern 1901/1902 gewesen, insofern als auch dort eine bereits vorhandene Tendenz gewissermaßen radikalisiert wurde. Der Umgang mit der Angelegenheit im Ickler-Wörterbuch ist vor allem deswegen so gut, weil er im Gegensatz zur reformierten Rechtschreibung den bereits stattgefundenen Sprachfortschritt nicht abwürgt (wobei die Reform übers Abwürgen ja sogar noch hinausgeht). Zwar wird die vorhandene Entwicklung nicht extrapoliert, sie wird aber wenigstens am Leben gelassen.

Den Unterschied zwischen bewußt machen und bewußtmachen oder anscheinend und scheinbar mag nicht jeder Empfänger kennen, aber doch sehr viele. Wieso soll die Unterscheidung also kleinkariert sein? „Wie so soll die unter Scheidung also klein kariert sein?“ Es wäre sicherlich kein sprachlicher Fortschritt, wenn man es generell zuließe, daß der Satz auch so wie beim zweitenmal geschrieben wird, auch wenn ihn sehr wahrscheinlich jeder des Deutschen Mächtige so oder so irgendwie verstehen kann, selbst ohne Kontext. Manchem mag auch gar nicht klar sein, warum die zweite Schreibweise schlechter sein soll – oder nicht einmal, daß sie nicht normal ist. Wenn man so liest, wie in manchen Internetforen geschrieben wird, das ist oft der totale Wildwuchs, und trotzdem scheinen die Leute dort einander zu verstehen. Allerdings ist für einen Vielleser das von der Norm Abweichende sehr viel mühsamer zu lesen. Und je weniger Normierung es gibt, desto mehr weicht ab, desto uneinheitlicher ist die Kodifizierung und desto anstrengender die Dekodierung.

Sprache funktioniert am besten, wenn sie einheitlich ist. Es geht nicht nur um Vermeidung von richtigen Mißverständnissen, sondern auch um Ökonomie. Wieviel Zeit muß ich aufwenden vom Sinnesreiz hintereinanderstehender Buchstaben auf dem Papier bis zum vollendeten Verständnis ihrer Bedeutung, immer und immer wieder? Unser Leben besteht, auf unser Bewußtsein bezogen (und darauf kommt es jedem einzelnen ja an), aus nichts anderem als Zeit, daher ist diese Ökonomie fundamental, wenn man möglichst viel Wissen aufnehmen möchte; effizient und ohne verdrießliche Mühe. Die moderne Gesellschaft im ganzen wie jedes einzelne Mitglied für sich persönlich profitiert gerade in Hinblick auf Bildung und Aufklärung von einer hochqualitativen Orthographie also sehr. Auch so betrachtet kann sie zu einer guten Demokratie viel beitragen, denn wenn das Volk schon mitreden soll, dann muß es auch ausreichend Kompetenz für die zu entscheidenden Dinge haben (können). Es ist ja kein Zufall, daß Bücherverbrennungen ein so auffälliges Kennzeichen von Gewaltdiktaturen sind.

Wie immer komme ich mit meinem langschweifigen Gelaber also zu dem Schluß, daß das vermeintlich so Nebensächliche eigentlich doch ziemlich wichtig ist, wenn es historisch positiv weiter vorangehen soll. (Ob dieser Text nun die Zeit wert ist, die ich zu seinem Schreiben und andere zum Lesen brauchen?)

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Theodor Ickler
05.01.2002 11.28
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Vielen Dank

für die genauere Fassung des Arguments! Das Problem ist um so geringer, als sowieso niemand auf den Gedanken kommen würde, das Adverb mit dem Verb zusammenzuschreiben. Aus Lesersicht ist es gleich, und das wollte ich eigentlich sagen.

Allgemein (und auch schon mehrmals gesagt): Der Schreibende kann sich noch so feine Unterscheidungen ausdenken, es wird dem Leser nichts nutzen, wenn er nichts davon ahnt, weil er den Code des Schreibenden nicht kennt. Und das ist nachweislich bei einem großen Teil der Dudenfestlegungen immer der Fall gewesen. Ich bin anderersetis natürlich durchaus nicht der Ansicht wie Mentrup und die anderen Reformer, daß der Kontext alles richtet und es daher egal ist, ob die Neuschreibungen Bedeutungsunterschiede oder Komma-Roheiten einebnen oder nicht.
__________________
Th. Ickler

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Reinhard Markner
05.01.2002 11.06
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Re: So ist es

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
bewußtmachen wird teils getrennt, teils zusammengeschrieben, ohne Unterschied der Bedeutung. Bei Zusammenschreibung handelt es sich eindeutig nicht um das Adverb, sondern um den Resultativzusatz; bei Getrenntschreibung entsteht eine Zweideutigkeit, weil es beides sein könnte, aber der Zusammenhang vereindeutigt es so gut wie immer.
Es wird also ohne Unterschied der Bedeutung getrennt geschrieben, aber mit Unterschied (Eingrenzung) der Bedeutung zusammen. Wer »bewußtmachen« schreibt, meint »bewußtmachen«, wer »bewußt machen« schreibt, meint entweder »bewußtmachen« oder »bewußt machen«.

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