Weder Arm noch Hand ab!
D’ Babbe will mit de Päbe einer päbere
Alemannisch ist ein weites Feld / Vom Arvel bis z’hinterefier: Dialektwörterbeispiele aus dem Elz- und Simonswäldertal.
ELZTAL. In Teilen von sechs Ländern wird Alemannisch gesprochen: Deutschland, Frankreich, Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Italien. Und doch gibt es auch auf kleinstem Raum, wie etwa hier im Tal, manche von Ort zu Ort unterschiedlichen Dialektausdrücke. Ja, es ist ein komplexes Thema, das Elztäler Ditsch, wie es Viktor Kabakow aus St. Petersburg nennt, den es als Kind im Krieg vier Jahre nach Biederbach verschlug und der bis heute, mit 83, manches Dialektwort versteht.
Aber immerhin haben Simonswälder und Biederbacher, Buchholzer und Yacher und die anderen im Tal natürlich keine Verständigungsprobleme. Das ist, großräumiger gesehen, anders: Zwischen dem Dialekt des Stuttgarters und Berners, des Straßburgers und Augsburgers, die alle alemannisch reden, liegen Welten, so Professor Konrad Kunze, ein kundiger Kenner des Themas. Wer grad gestutzt hat, dem gibt es Kunze schwarz auf weiß: Die Alamannen eroberten um das Jahr 260 das Land zwischen Rhein, Bodensee und Iller von den Römern … sie werden dann ohne Unterschied bald als Schwaben, bald als Alamannen bezeichnet.
[Es folgt eine ganze Reihe von Dialektwörtern und -wendungen. Für unser Thema bemerkenswert sind diese:]
Zurück zum Elztal. Greifen wir hinein in die bunte Kiste voller Dialektwörter und nehmen ein paar Beispiele heraus: Ein Arvel = ein Arm voll; dieser Ausdruck ist kaum noch in Gebrauch, dann eher schon e Hompfele, eine Hand voll...
[In der sprachlichen Entwicklung wird von jeher sowohl im Dialekt als auch im Hochdeutschen die Bezeichnung für eine kleine Menge „Handvoll“ als ein Wort empfunden und behandelt. Der Dialekt zeigt das durch die untrennbare Verschmelzung der beiden Bestandteile. Im Hochdeutschen erinnert daran auch der Plural „zwei Handvoll“ anstelle von „zwei Hände voll“. Beim „Armvoll“ sind die Verhältnisse ähnlich, nur daß der Gebrauch als Mengenmaß seltener ist. Die reformistische Spaltschreibung ist ein Rückschritt um Jahrhunderte.]
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Quellen: Hubert Klausmann/Konrad Kunze/Renate Schrambke: Kleiner Dialektatlas Alemannisch und Schwäbisch in Baden-Württemberg. Alfred Allgeier: Bi is im Zweidelerlond. Max Barth: Lob des Dialekts.
badische-zeitung.de 23.8.2014
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