Astrid Schulz an Eltern im SHEV
Warum Intelligenz vom Aussterben bedroht ist
Von Julia Haase | Stand: 22.01.2017
Eine geistig degenerierte Welt, in der sich die Intelligenz selbst ausrottet: Willkommen in der Science-Fiction-Dystopie „Idiocracy“. Doch könnte diese Fiktion womöglich bald zur Realität werden?
Unsere Intelligenz liegt uns in den Genen. Oder nicht? Diese Frage beschäftigt die Genetik und Psychologie, seit es die wissenschaftlichen Disziplinen gibt. Und sie ist bis heute nicht wirklich geklärt. Unsere kognitiven Fähigkeiten sind zwar genetisch gesteuert, doch sie stehen im Wechselspiel mit uns umgebenden Umwelteinflüssen.
Nun die schlechte Nachricht zuerst: Die Gene, die festlegen, ob wir ein höheres Bildungsniveau erreichen oder nicht, sind in den letzten 80 Jahren zurückgegangen. Wissenschaftler vermuten, dass sich diese Gene in einer natürlichen Auslese befinden. Woran liegt der Schwund an „Bildungs-Genen“?
Menschen, die einen längeren Bildungsweg genießen oder denen Bildung wichtig ist, haben weniger Kinder. Das ist nicht nur ein demografischer Trend, sondern nun auch von isländischen Genetikern belegt. In einer Studie fanden die Biologen heraus, dass die Menschen, deren Erbanlagen zu einem gesteigerten Bildungsstand beitragen, weniger Kinder haben. Das bedeutet, dass diese Erbanlagen im Gen-Pool folglich weniger werden. Daraus resultierend stellte das Team einen Rückgang des IQ von etwa 0,04 Punkten pro Jahrzehnt fest. Werden alle genetischen Faktoren berücksichtigt, die mit der Bildung verknüpft sind, könnte sich diese Zahl sogar auf 0,3 IQ-Punkte pro Jahrzehnt erhöhen.
Es ist interessanterweise festzustellen, dass die genetischen Faktoren, die in Verbindung mit einer längeren Ausbildungszeit stehen, im Gen-Pool immer seltener werden.
Die Studie betont gleichzeitig: Gene, die für die Bildung zuständig sind, beeinflussen auch die Fruchtbarkeit. Diejenigen, die mehr „Bildungs-Gene“ hatten, neigten dazu, weniger Kinder zu haben. Das bedeutet, dass Personen, die genetisch prädestiniert sind, einen höheren Bildungsstand zu haben, auch dazu prädestiniert sind, weniger Kinder zu haben.
Die Forscher analysierten hierfür das Erbgut von mehr als 100.000 Personen, die in Island zwischen 1910 und 1990 geboren wurden, und verglichen es mit ihrem Bildungsniveau.
Sind intelligente Menschen vom Aussterben bedroht?
Um dir gleich die Angst zu nehmen: Das bedeutet nicht, dass die Menschheit immer dümmer wird. Es gibt Mechanismen, die den Schwund der Bildungs-Gene kompensieren. Immerhin haben mehr Menschen als je zuvor Zugang zu Bildung. Selbst, wenn weniger intelligente Menschen mehr Nachwuchs bekommen, könnten nicht-genetische Faktoren wie Schulen und Bildungseinrichtungen der Abwärtsspirale entgegenwirken. Wäre das jedoch nicht der Fall, könnten der Rückgang der Bildungs-Gene einen dramatischen Einfluss auf unsere Kultur haben, so die Forscher.
Wenn dieser Trend über viele Jahrhunderte andauert, könnten die Auswirkungen tief greifen.
Kari Stefansson , CEO der isländischen Genetik Firma deCODE
Die Studie belegt demnach das erste Mal, dass die Genetik in Bezug auf die Intelligenz zwar messbar ist, aber einen vergleichsweise geringen Einfluss auf unseren Bildungsstand hat. Denn obwohl unser Erbgut einen Rückgang an „Bildungs-Genen“ verzeichnet, steigt der durchschnittliche IQ in den Industrieländer kontinuierlich.
„Wenn wir die Verfügbarkeit und Qualität der Bildungsmöglichkeiten weiter verbessern, werden wir voraussichtlich auch weiterhin das Bildungsniveau der Gesellschaft insgesamt verbessern. Die Zeit wird zeigen, ob der Rückgang der genetischen Bildungsneigung einen erheblichen Einfluss auf die menschliche Gesellschaft haben wird“, schließt Stefansson ab.
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https://www.welt.de/kmpkt/article161299529/Warum-Intelligenz-vom-Aussterben-bedroht-ist.html
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Astrid Schulz-Evers
Vorsitzende des Schleswig-Holsteinischen Elternvereins e.V.
Bürgermeister-Kinder-Str.9
24306 Plön am See
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