Der Schreibzustand der KN am 15.4.08
38 Seiten, davon 5 praktisch ss-los (Börsendaten u.ä.),
rund 200 neue „ss“, davon 45 Prozent „dass“, die niemand nützen.
ansonsten:
11 unsinnige „-Jährige“, 5 überflüssige „f“ in Schiffahrt,
2 „Platzierungen“, 2 „gestern Nachmittag/Morgen“, „selbstständig“,
„Tipp“,
Spaltschreibungen: „frei gegeben“, „schwer fällt“, „so genannte“, „stehen geblieben“, „näher zu bringen“, „jedes Mal“, „zu viel“
verfrühte Zusammenschreibungen: „zurzeit“,
dumme Trennungen: res-pektiert, he-raushören, Stre-ckenplanung, hi-naufklettern, ein wei-cheiiger Polizeichef, Inte-ressierte, bli-cken
übertriebene Großschreibungen: Nummer Eins, „Vielen Dank für Dein langjähriges Engagement“, sagte …, als Nächstes, die ARD hat seit Längerem ein Problem …,
traditionelle Abweichungen: Langeneß, Schloßstraße, Frauentreff Eß-o-Eß, fürs erste, bei soviel Dichte, soviel ist klar …
Während Leserbriefe von den Redaktionen dreist auf „neu“ umgedreht werden ¹), traut man sich das bei den bezahlten Anzeigen der „Fundgrube“ nicht. Dort schimmert mitunter das Ergebnis der ss-Zwangsverwirrung durch: Brautkleid weiss, Ess-Service, Essservice; LP-Klassik-Sammlung, fasst neu; Fusssack, nußbaum
Erfreulich sind die wieder „zugelassenen“ Altschreibungen. Kleine Auswahl: sogenannt, hierzulande, vielversprechend, nahezubringen, selbstgemachtes Tiramisu, bekanntgegeben, kennenlernen …
¹) Das erinnert an die dressierten FDJ-Gruppen in der DDR der 50er Jahre, die den Bürgern aufs Dach stiegen, um die nach Westen ausgerichteten Antennen umzudrehen.
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Sigmar Salzburg
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