Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Rechtschreibung = Artenschutz??
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Rechtschreibung = Artenschutz??
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Norbert Schäbler
09.03.2001 10.02
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Wovon die Rede ist und worüber man reden sollte!

„Wovon die Rede ist“ – oder worüber man reden müßte, wenn man wollte.

Folgenden Text setzte Herr Professor Ickler am 09.03.01 ins Netz (Rubrik: „Was gehört ins Wörterbuch“):

Bei unserem alten Freund Horst Sitta habe ich ein paar hübsche Sätze gefunden, die ich mal hierhersetzen möchte: „Der Lehrer, der in einem konkreten Fall die Grammatik konsultiert (z. B. mit der Frage, ob brauchen mit oder ohne zu zu konstruieren sei), verlangt eine eindeutige Aussage und ist, wenn die Grammatik als ganze bei ihm Kredit hat, auch bereit, diese Aussage als wissenschaftliche Entscheidung zu akzeptieren. Weder schätzt er offene Normen noch grammatiktheoretische Hinweise (hier etwa die mögliche Überlegung, daß brauchen auf dem Weg in das Paradigma der Modalverben sei und daß unter den gegebenen Bedingungen eine eindeutige Antwort auf die gestellte Frage wissenschaftlich nicht möglich sei), noch verlangt er nach wissenschaftstheoretischer Begründung für eine Aussage.“ (in: Linguistische und didaktische Grammatik, Fs für Gerhard Helbig, Leipzip 1989)
Der Aufsatz enthält noch weitere gute Überlegungen und Formulierungen (Sitta ist ja nicht dumm, bloß eben ein Schlitzohr, wenn es um die Vermarktung der Rechtschreibreform geht).
Mir scheint, daß hier ein grundsätzlicher Unterschied in der Herangehensweise gut dargestellt ist. Kann es aber die Aufgabe der Wissenschaft sein, hier nachzugeben und die Abneigung des Lehrers gegen „offene Normen“ auch noch zu unterstützen? Tun solches nicht auch die Zöllner und Pharisäer?
Vielmehr sollte es doch wohl die vornehmste Aufgabe der Schule sein, ein allgemeines Bewußtsein von der Natur der Sprache zu verbreiten und damit eben von „offenen Normen“.
(Dies ist ein Glaubensbekenntnis, Bekehrungsversuche sind also zwecklos!)

Nach meiner Entgegnung (s.u. „Zuchtbullen gesucht!“) herrschte allerorten Verärgerung, hervorgerufen durch Mißverständnisse und Desinteresse. Die Diskussion wurde beendet per ordre de mufti, obwohl eigentlich von dieser Seite begonnen.
Ich aber möchte erneut das Gespräch suchen, mit klaren, ungeschminkten Worten – ohne Aphorismen, ohne Bilderchen, ohne Zitätchen, hinter denen man sich verstecken könnte, und ich bitte zunächst Herrn Professor Ickler um ehrliche Antworten auf meine Fragen, die vor allem eines erreichen wollen: „Die Herstellung einer Basis für gemeinsames Handeln!“
Wen (welche Adressaten) wollten Sie mit dem oben angeführten Bericht ansprechen?
Aus welchem Grunde haben Sie den obigen Bericht eingebracht?
Welche Absichten verfolgte der Bericht und welche Reaktionen wollten Sie auslösen?
Warum haben Sie das Mittel des Zitierens gewählt?
Inwieweit distanzieren Sie sich von den Worten des Herrn Sitta?

Ich darf hoffen, daß die Mißverständnisse ausgeräumt werden, sitzen wir als Reformkritiker doch alle im gleichen Boot. Auch ich werde in einem Folgebericht angeben, wie ich das oben Angeführte verstanden habe, und was mich zu meiner Reaktion in glossierter Form bewegte.



[Geändert durch Norbert Schäbler am 10.03.2001, 19:02]
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nos

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Norbert Schäbler
08.03.2001 13.52
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Verstehe ich nicht!

Muh!
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nos

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Theodor Ickler
08.03.2001 12.28
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Verstehe ich nicht, interessiert mich auch nicht.
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Th. Ickler

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Norbert Schäbler
08.03.2001 11.15
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Zuchtbullen gesucht!

Oho, Monsignore Ickler!
Ich erkenne sie wieder, die Technik des Sportjournalisten mit der rosaroten Vereinsbrille, der dem Lokalpatrioten die Zuschauer in Scharen zutreibt. In Ihrer „Stadionzeitung“ (was soll ins Wörterbuch) haben Sie schön abgelästert. Prächtig gemalt – das „Feindbildchen“.
Ein schönes Geschichtchen fällt mir dazu ein, vor Jahren passiert in München, dort wo der Handball neben dem Fußball absolut keine Chance hat, wo fast niemand den MTSV Schwabing kennt, aber jeder die 60er oder gar den FC Bayern.
Meist haben die Handballer vom MTSV Schwabing nahezu unter Ausschluß der Öffentlichkeit gespielt. In der Rudi-Sedlmayer-Halle herrschte stets gähnende Leere. Bis auf das eine Mal! Da nämlich hatte der damalige Vereinspräsident, Urs Zondler, eine glänzende Idee, basierend auf ein paar kleinen Vorurteilen.
Da hat doch der Urs – unmittelbar vor dem Gastspiel der unterfränkischen Handballdörfler vom TV Großwallstadt gegen die oberbayerischen Handballgroßstädter aus München – ein paar Kühe in die Rudi-Sedlmayer-Halle hineinführen lassen. Schön gemuht haben die Kühe, haben auch ein paar Fladen auf dem schönen Hallenboden hinterlassen, und das Fernsehen hat alles gefilmt und ausgestrahlt, selbstverständlich mit dem freundlichen, versteckten Hinweis, daß am kommenden Samstag die vom Kuhdorf ihre Visitenkarte in München abgeben würden.
Das war ein Werbegag. Doppelt hat er gewirkt, denn als die von der Großstadt München nach Großwallstadt gekommen sind, war die Halle auch proppenvoll, und statt „Buh“ hat das Publikum „Muh“ geschrieen.
Nun gut, Monsignore! Sie haben einen Haufen kastrierter Rindviecher – Ochsen – aufmarschieren lassen.
Ich wollte, ich könnte dann, wenn Sie wieder einmal bei uns gastieren, mit ein paar Stieren aufwarten. Aber mir scheint es tatsächlich so, als sei nach der RSR und BSE nicht mehr viel übrig von den kräftigen Zuchtbullen.

Erklärung: Da habe ich wohl irrtümlich vorausgesetzt, daß der Name TV Großwallstadt allgemein bekannt ist, denn schließlich handelt es sich um den mehrmaligen bundesdeutschen Handballmeister und Europapokalsieger.
Seit Gründung der Bundesliga gehört der TVG zur Elite des Handball-Oberhauses, und den Großstadtvereinen war es von jeher ein Dorn im Auge, daß Dorfvereine in der high society so kräftig mitmischen. Der geschätzte Jahresetat einzelner Handball-Bundesligamannschaften beziffert sich übrigens auf 3 000 000 bis 8 000 000 DM.

[Geändert durch Norbert Schäbler am 11.03.2001, 14:07]
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Norbert Schäbler
07.03.2001 19.11
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Buße!

Ich bin es Herrn Professor Ickler wohl schuldig, zumindest einen Teil seiner Argumente, auf die er sich querverweisend bezog, an dieser Stelle einzubauen.
Meine Zweifel, die sich insbesondere durch Diskussionen über Einzelworte entzündeten, sind ausgeräumt. Die Übertragung bzw. Generalisierung, die ich betrieb, war nicht statthaft. Das haben intensive Lektüre des Ickler'schen Vorwortes und auch das überfliegende Lesen des Wörterverzeichnisses klargemacht.
Ich habe mich geirrt, war einer Blendwirkung verfallen.
Zur Buße will ich Teile des Vorwortes hier wiedergeben.

Auszüge aus S. 11: "...Wie aus einem Zeitungsinterview mit Günther Drosdowski (Spiegel 8.7.1996) hervorgeht, war sich der langjährige Leiter der Dudenredaktion wohl bewußt, daß der Duden etwas versäumt hatte, doch scheint er die Lösung des Problems genau wie die amtliche Reform in einer ebenso starren und wirklichkeitsfremden Festlegung in umgekehrter Richtung gesehen zu haben: nur noch Rad fahren usw. zuzulassen.
In dieser Situation liegt folgende Lösung nahe: Solange niemand eine sowohl stimmige als auch allgemeiner Zustimmung gewisse Rechtschreibreform vorzuschlagen vermag, sollte man bei der herkömmlichen Orthographie bleiben. Sie funktioniert ausgezeichnet, findet breiteste Anerkennung und ist anpassungsfähig genug, um sprachliche Neuentwicklungen aufzunehmen....“

Auszüge aus S. 12: „Zusammen mit dem Wörterverzeichnis wird hier eine neue Fassung der Regeln zur Diskussion gestellt, und zwar zunächst in einer vereinfachten, allgemeinverständlichen Form, die ungefähr das enthält, was ein gebildeter Erwachsener über die deutsche Rechtschreibung weiß. Daran schließt sich eine anspruchsvollere, mehr in die Einzelheiten gehende Darstellung an. Die „alten Schreibweisen bis zur 20. Auflage des Duden (1991) bleiben in jedem Fall „richtig“ – soweit man in orthographischen Dingen überhaupt von Richtigkeit sprechen will und nicht von Üblichkeit und Zweckmäßigkeit.
Es wird nicht übersehen, daß die Texte, die es zu durchforsten gilt, bereits mehr oder weniger durch die bisherige Duden-Norm geprägt sind. Die Entwicklung der Schreibweisen im Wechselspiel von Schreibenden und Lesenden ist also nicht ganz frei, sondern gewissermaßen systematisch verzerrt, meist im Sinne des Beharrens auf einzelnen, im Grunde schon halb überlebten Schreibungen. Die so entstandenen Schreibvarianten sind einstweilen hinzunehmen. Auf der anderen Seite ist der Lexikograph nicht verpflichtet, jede vorgefundene Schreibweise aufzunehmen, und zwar auch dann nicht, wenn sie des öfteren angetroffen wurde. Ein orthographisches Wörterbuch ist keine wissenschaftliche Dokumentation, sondern ein Vorschlag zum sprachgerechten und vor allem leserfreundlichen Schreiben. Es ist jedem unbenommen, andere Vorschläge zu machen und als (noch) besser zu verteidigen. Die Sprachgemeinschaft wird entscheiden, wie sie es letzten Endes immer getan hat...“

Auszüge aus S. 13: "...Zu den Varianten ist noch folgendes zu sagen: Aus dem Kreise wohlwollender Kritiker ist vorgeschlagen worden, die Getrennt- und Zusammenschreibung „eindeutiger“ zu regeln. Dagegen sprechen zwei Gründe. Erstens berechtigt das Material nicht zu Festlegungen, wie sie der Duden in zahllosen Einzeleinträgen getroffen hatte. Noch wichtiger ist aber der zweite Grund: Entschiede der Lexikograph im Sinne der „Eindeutigkeit“ bei jedem Wort, ob es getrennt oder zusammenzuschreiben sei, dann wüßte der Benutzer zwar, daß eine Festlegung existiert, er müßte aber jedesmal nachschlagen, um herauszubekommen, wie sie aussieht. Diese geradezu monströse Erschwerung würde zum vielbeklagten früheren Zustand zurückführen, der allmählich eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber der Duden-Norm erzeugt hatte...“

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Theodor Ickler
07.03.2001 14.40
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Lieber Herr Schäbler,
auf das Wort „Artenschutz“ habe ich nicht empfindlich reagiert, sondern ich habe überhaupt nicht reagiert, weil ich es nämlich gar nicht verstanden habe. Inzwischen glaube ich zu verstehen, daß Sie damit so etwas wie Bestandsschutz für jede vorfindliche Schreibweise gemeint haben könnten.
Sie unterstellen mir nun den Grundsatz, alles sei zulässig, was irgendwo geschrieben steht. Abgesehen davon, daß ich ungern von „zulässig“ spreche (wer bin ich denn, daß ich darüber zu befinden hätte?), habe ich wohl schon mehr als einmal darauf hingewiesen, daß diese Unterstellung schlicht und einfach falsch ist. Das Gegenteil steht ausdrücklich im Vorwort meines Wörterbuchs (S. 12), und so habe ich es auch gehalten. Was glauben Sie, wie viele Varianten ich außerdem noch gefunden und dennoch nicht ins Wörterbuch aufgenommen habe! Lesen Sie dort bitte auch die Fortsetzung. Damit ist ein Großteil der Diskussion erledigt.
Praktisch folgt daraus, daß in meinem Wörterbuch jederzeit die Wortbildungsvarianten „selbstständig“ und „selbständig“ zu finden sein werden, weil ich beide für gut und richtig halte (und mich gewissermaßen sogar für die Germanistenzunft für jenen historischen Sündenfall entschuldigen zu müssen glaube), in einem anderen Wörterbuch aber nur „selbständig“ und wieder anderswo nur „selbstständig“. Das sind dann eben verschiedene Angebote, und dann wollen wir mal sehen, was überzeugender wirkt. Ich höre schon ein großes Geschrei: „Beliebigkeitsschreibung!“ Keine Sorge, kein einziges Wörterbuch wird „selbschdändig“ anzuführen wagen, auch „Bäbi“ statt „Baby“ ist vorläufig nicht zu erwarten.

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Norbert Schäbler
07.03.2001 10.18
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Sozialbrache im Industriegebiet

Dieser Faden „Rechtschreibung = Artenschutz“ war ursprünglich an anderer Stelle eingewirkt. Dort war er nicht unbedingt zierlich.
Von allem Anfang an, versuchte dieser Faden (das angeschnittene Thema) Eigeninteressen der Schule zu vertreten – manchmal wohl zu provokativ, aber doch auch begründet, weil die Interessen der Schule und der Lehrer oft mit Füßen getreten oder vernachlässigt wurden.
Das geschah durch die übergestülpte Rechtschreibreform, der man wohl eher wirtschaftliche Interessen denn eine positive Wirkung auf der Ebene der Bildung unterstellen kann.
Und das geschieht auch durch das Ickler'sche Wörterbuch, das in der Regelformulierung allemal leichter verständlich ist als das Bürokratendeutsch der Rechtschreibreformer, sich jedoch nicht versteht als Regelwerk für die Schule, sondern als Gegenkonzeption zur Rechtschreibreform (RSR) mit noch nicht genau ausgelotetem Adressatenkreis.

Icklers Konzeption, den tatsächlichen Schreibusus aufzuzeichnen, ist wohl die einzig legitime Untersuchungsmethode. Sie unterscheidet sich – wie Tag und Nacht – vom Konzept der Rechtschreibreformkommission, die dem Sprachgebrauch zuwiderhandelte und am Reißbrett eine neue Schriftsprache zurechtzimmerte (ß für ss, eigenwillige Lizenzierungen auf den Gebieten der GZS und GKS, Fremdworteindeutschungen, Auflösung und Schaffung von Ligaturen, Scheinliberalisierung bei Satzzeichen...).
Doch auch Icklers Konzeption – sie läuft auf „echte“ Liberalisierung hinaus – beinhaltet „Schwachstellen“, die in breiter Diskussion ausgemerzt werden sollen und können. Ickler stellt sich der Diskussion, auch wenn er sehr empfindlich auf das Reizwort „Artenschutz“ reagiert.
Das nämlich ist der wunde Punkt der Ickler'schen Methode. Alles ist zulässig, was an Varianten geschrieben steht und stand. Als Beweis werden umfangreiche Textcorpora angeführt, erstellt von Menschen der schreibenden Zunft (Dichtern und Journalisten).
Vor Lizenzvergabe schreckt Ickler zurück. Er maßt sich nicht an, etwas zurechtzustutzen, was Wachstumswillen hat. Er vertraut dem Selbstreinigungsprozeß, dem sprachimmanenten Gewissen und Gefühl, das Modewörter und Trends nach einiger Zeit ausschließt. Und gerade deshalb schließt er Fremdeingriffe aus.
Nur! die mehr oder weniger stark abgelehnten Wörter führt Ickler ebenso auf, wie diejenigen, die sich durchgesetzt haben.

Der Vergleich mit der Botanik drängt sich auf – der eines ökologischen Gartens, in dem Naturbelassenheit oberstes Gebot ist. Oder noch schärfer formuliert: das Bild einer Sozialbrache mitten in einem Industriegebiet.
Das ließe sich herrlich weiterspinnen, bis hin zu Eingriffen des Staates und der Zwangsenteignung des Grundstücksbesitzers. Verdeckt geht es hier um ähnliche Zusammenhänge. Die Bilder mag verstehen, wer will.

Hauptanliegen des Fadens „Artenschutz“ ist es, die Wirklichkeit des Rechtschreibunterrichts in der Schule offenzulegen. Was versteht man vier Jahre nach dem Rechtschreiberlaß unter „sinnvollem Rechtschreibunterricht“? Was empfinden die Lehrer als lehrreich an der RSR?
Was lehnen sie ab an der RSR und praktizieren es infolgedessen auch nicht? Welchen Erkenntnissen von Professor Ickler schließt man sich an und möchte sie auch in den Lerninhalten verwirklicht sehen?

Oder ist es jetzt gar so, daß man die Kreativität der Kinder zum Maß aller Dinge erhebt?
Dann sollte man aber schnell Herrn Professor Ickler verständigen, daß in den Protokollen der heranwachsenden Zunft der Schreiber „Bäbi für Baby“ und „Kitts für Kinder“ geschrieben steht.







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Norbert Schäbler
04.03.2001 18.48
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Geschlossene Listen auf den Müll?

Zahlen tut der, der den Möbelwagen bestellt hat, lieber Professor!
Aber, das kann teuer werden, und jetzt, „wo“ wir Heimrecht haben, werden wir Ihnen schon noch die Lederhosen ausziehen.
Danke übrigens für den Tip mit der Benotung. Da ließe sich was konstruieren, und möglicherweise spielt auch das ein oder andere Elternpärchen mit.
Es wäre zu schön, wenn man diesen Sprachkanaillen einmal an die Kandare (wieso heißt das eigentlich nicht „Kandarre“) fahren könnte.
Ein Diktat würde ich ja erstellen, in dem möglichst viele Zweifelsfälle vorkommen, so daß auch richtige Notenquantensprünge gewährleistet wären, denn früher habe ich nebenberuflich Sportjournalismus betrieben, und Sport interessiert unsere Schüler unheimlich. Die träumen davon, Bundesligaprofis zu werden, und falls das Thema stimmt, lernen die sogar „recht Schreiben“ (egal ob getrennt, groß oder klein). Fußball ist deren Leben.

Nun gut, da habe ich kürzlich einen interessanten Handballbericht gelesen. Das ist zwar nicht ganz im Sinne der Schüler, aber im Handball fallen immer reichlich Tore, und deswegen können die Journalisten auch immer mehr schreiben, als z.B. beim Fußball. Im Handball gibt es nämlich kein 0:0.
Der Bericht, den ich damals las, war recht tragisch zugespitzt, denn er schilderte das erschreckende Schicksal einer Mannschaft, die „hinterher laufen“ mußte.
Zunächst habe ich mir gar nichts dabei gedacht, als ich aber im Atlas die Wegstrecke ausgerechnet habe, da fand ich das ganz schön gemein von dem Trainer, denn der Spielbericht handelte von der Begegnung TV Großwallstadt gegen THW Kiel.
Da muß man schon eine ganze Ecke joggen!

Jetzt komme ich noch am Ende mit meinem Artenschutz. Das Wörtchen „hinterher“ ist ja schon in die Liste aufgenommen, doch wie ich weiß, mögen Sie diese „geschlossenen Listen“ nicht. Der § 34 „dörnt“ Ihnen im Auge, findet man doch dort den „Partikel“ „hintenüber“, während das „Partikelchen“ „vornüber“ fehlt. Das war Ihnen schon manche Glosse wert.


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Theodor Ickler
04.03.2001 14.28
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Vorsicht

„Ohren betäubend“ ist falsch, „Eisen verarbeitend“ war immer richtig, wenn auch oft schlechter als „eisenverarbeitend“. Da die Reformer inzwischen die Hälfte der vernichteten Adjektive vom Typ „aufsehenerregend“ wiederhergestellt haben, ist zu erwarten, daß von der GZS nichts übrigbleibt. Ich empfehle daher jedem Lehrer, sie schon jetzt zu ignorieren.
Vorsicht ist bei der Korrektur von Schülerarbeiten geboten. Denn man darf nichts als falsch anstreichen, was nach der deutschen Grammatik möglich ist. Wohl aber sollte man als falsch anstreichen, was objektiv falsch ist und dennoch von der KMK-Regelung vorgeschrieben oder für richtig erklärt wird. Hier wäre sehr zu wünschen, daß es einmal zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommt. Ich stehe als Gutachter bereit. Also meine Aufforderung an die Lehrer: Streichen Sie einmal „tut mir sehr Leid“ an und geben Sie, wenn es sich sonst verantworten läßt, deshalb eine schlechtere, womöglich versetzungsgefährdende Note!

Die letzten beiden Beiträge gehören übrigens nicht zum Thema Icklers Wörterbuch und sollten vielleicht einen neuen Faden „Schule“ eröffnen.

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Norbert Schäbler
04.03.2001 12.15
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"Ohren betäubend"

Ich las heute in der Zeitung von einem „Ohren betäubenden“ Pfeifkonzert. Die einst gängige Partizipialkonstruktion hat dem Journalisten offensichtlich nicht ausgereicht, um einen „Jahrhundertraub“ (ein annulliertes Tor des FC Barcelona gegen die Königlichen aus Madrid/Endstand: 2:2) zu beschreiben.
Vielleicht wollte der Journalist ja auch nur klarmachen, daß die Barcelona-Anhänger nichts mehr hören und sehen wollten, als sie das Stadion verließen, nachdem man sie in der 92. Minute um das Siegtor betrogen hatte. Insofern hätte er sich sogar der präzisesten aller möglichen Darstellungen bedient.
Andererseits neige ich dazu, dem Journalisten eine gewisse Neuregel-Konformität vorzuwerfen und unterstelle, daß er die von den Rechtschreibreformern geschaffene Regel § 36 E1(1.2) anwenden wollte. Dort findet man u.a. die neuartigen Partizipien „Rat suchend, Not leidend, Rad fahrend, Eisen verarbeitend...“

Meine Frage an die hier versammelten Kritiker: Sehen Sie einen Handlungsbedarf, daß diese Regel in der Schule explizit behandelt wird? Sollte beispielsweise im Rahmen des Grammatikunterrichts diese Art von Wortbildung der herkömmlichen Konstruktion gleichgestellt, bzw. zur Seite gestellt werden?

Schärfer formuliert: Sollte man für die Regel 36 E1 (1.2) Artenschutz beantragen ? Oder sollte man dies lieber vorsorglich für die normalen Partizipialkonstruktionen tun, denen man durch die kultusministerielle Anordnung ganz schön übel mitspielt?

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Manfred Riebe
01.03.2001 21.52
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Demokratisches Defizit in der Schule

Norbert Schäbler macht darauf aufmerksam, daß Aktionen gegen die Rechtschreibreform den Multiplikator Schule einbeziehen sollten. Er schreibt:
„Wohlüberlegt haben die Rechtschreibreformer den Weg über die Schule gewählt. In den heiligen Hallen der Kultusminister hat diese Sprachrevolution stattgefunden, dort wo die Schaffung des mündigen Bürgers oberste Richtschnur ist.“

Aber an den Schulen macht man aus Lehrern und Schülern Untertanen. Wie aber sollen Lehrer mit gebrochenem Rückgrat die Schüler zu mündigen Staatsbürgern erziehen? Auf dieses demokratische Defizit gilt es, aufmerksam zu machen.

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Norbert Schäbler
01.03.2001 13.22
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Den "Hebel" Schule nicht vergessen

Lieber Herr Professor Ickler!

Sie haben recht deutlich geantwortet auf der Stammseite von http://www.rechtschreibreform.com.

Vermutlich aber verkennen Sie meine Motive, die mich an dieser Diskussion teilhaben lassen.
Mir geht es zum einen darum, die Diskussion verstehen zu lernen, was ich nur durch Hinterfragen erreichen kann, und es geht zum anderen darum, die neuen Definitionen und Erkenntnisse auf ihre Anwendbarkeit im Schulbereich zu überprüfen. Es müssen doch einerseits Transparenz andererseits Transfermöglichkeiten geschaffen werden.

Sie sind gegenwärtig dabei, ein übergeordnetes Ganzes zu schaffen. Sie suchen eine Leitidee, einen Rahmen, der wirklich alles unter sich vereint, was einsammelbar ist – sozusagen einen Superkollektor.
Sie haben recht, wenn Sie in diesem Zusammenhang meine Wortmeldung zurückweisen: Eine Faustregel ist keine alles bestimmende Rahmenrichtlinie. (Aber, sie ist eine praktische Anleitung für Schulkinder, mit der man doch in den meisten Fällen zum Ziel gelangt.)
Sie haben auch recht, wenn Sie sagen, daß eine Faustregel nicht (unbedingt) ins Wörterbuch gehört. (Aber die Faustformel gehört dann in irgendein Didaktikbuch hinein. Jene Faustregel zu zerfleddern oder zu verhöhnen, ist wohl nicht ganz richtig.)

An einem Beispiel will ich mein Verständnis des Begriffes „Faustregel“ (Krücke, Geländer, Brückenschlag, Gehhilfe...) erhellen. Ich mache eine Anleihe im Fachbereich Mathematik/Geometrie:
Wenn ich meinen Schülern Einsichten vermittle in den Bereich der Volumen- und Oberflächenberechnung von Säulen, dann lasse ich sie zunächst den jeweiligen Körper erkennen. Sie dürfen handeln (basteln), Handlungsvorgänge versprachlichen und letztlich abstrahieren. Höchstes Ziel des Unterrichts ist selbstverständlich die kürzestmögliche Berechnung mit spezieller Formel. Hauptziel jedoch ist es, die Fähigkeit anzubahnen, daß Schüler die Säulen überhaupt berechnen können.
Den Weg hin zu dieser Fähigkeit macht jederzeit meine Faustformel klar, und umgedreht, die Faustformel macht weitere Erkenntnisse möglich, denn im Vergleich aller beliebigen Säulen ist von der Handlungsschiene bis zur Schiene der Abstraktion folgende Faustformel der Volumenberechnung zu finden: Volumen = Grundfläche mal Körperhöhe.
Ebenso ist für die Berechnung der Oberfläche folgende Faustformel zu entdecken.
Oberfläche = zweimal Grundfläche plus Mantelfläche.
Ich weiß: Jeder Techniker würde mir unmittelbar widersprechen und mir einen Würfel an den Kopf schleudern, denn hier ist die Berechnung wesentlich kürzer zu fassen.
(V = a³, O = G mal 6).
Gleichwohl würde ich unbeirrt meinen Weg des Lehrens weitergehen, denn ich schaffe mit meiner Methode Übertragungsmöglichkeiten auf andere Körper, während der Techniker den Blick auf spezifische Körper einengt. Im übrigen habe ich in der Schule die Möglichkeit der Differenzierung.

Vielleicht läßt sich aus diesem Beispiel der Konflikt unserer sehr unterschiedlichen Positionen ableiten. Sie finden meine Faustformel zu dünn: „Groß schreibt man das sinnlich Wahrnehmbare“. Es ist für mich eine Arbeitshypothese oder besser eine schülergerechte und altersgemäße Arbeitsanleitung, die allerdings nicht das Namenwort in seiner Besonderheit legitimiert, sondern sich lediglich als Entscheidungshilfe beim Schreiben versteht.

Außerdem: Ich bilde keine Ingenieure, Journalisten und Dichter aus. Ich packe den später in irgendeinem Wirtschaftszweig Integrierten lediglich einen Rucksack, dessen Inhalt aufgrund unterschiedlicher Kapazität unterschiedlich ausfällt. Nur manche wollen – was das Sprachliche angeht – feinste Differenzierungsmöglichkeiten, Etymologien, grammatische Besonderheiten mitnehmen. Das bekommen sie. Alle aber müssen mit einem einfachen, zweckdienlichen Handwerkszeug ausgerüstet sein.

Eine Provokation zum Schluß: Wohlüberlegt haben die Rechtschreibreformer den Weg über die Schule gewählt. In den heiligen Hallen der Kultusminister hat diese Sprachrevolution stattgefunden, dort wo die Schaffung des mündigen Bürgers oberste Richtschnur ist. Welch eine paradoxe Handlungsweise.
Sie Herr Professor Ickler versuchen den Weg über die aufgeklärte, mündige Gesellschaft.
Meinen Sie, ohne den „Hebel Schule“ zurechtkommen zu können. Und wo bitte und zu welchem Prozentsatz ist denn die Gesellschaft mündig – sprachmündig? Dann wären ja auch Wille und Engagement zu erkennen!

Die eigentliche Frage dieses Strangs soll aber nicht vergessen werden. Rechtschreibung = Artenschutz?? Wie schütze ich denn nun die Großschreibung vor dem Aussterben. Die ersten Übergriffe wurden ja nun abgewehrt, doch wer den Hebel besitzt, der braucht ja nur die Verjährungsfrist abzuwarten. Haben Sie denn ein Argument für die Großschreibung, das unsere Schüler mit ihrer noch wenig geschulten Zunge in die Welt hinausposaunen können?


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Reinhard Markner
01.03.2001 12.37
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Meist/selten

Angaben wie »in übertragener Bedeutung meist zusammen« wären okay, das wurde an anderer Stelle ja schon diskutiert. Mit dem Hinweis auf den Überprüfungsaufwand meinte ich die Prozentangaben, die Herr Schäbler ins Spiel brachte. So genau kann es keiner machen.

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Stephan Fleischhauer
01.03.2001 10.17
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Auch das Weglassen von Bögen müßte „alle paar Jahre“ überprüftwerden – und nicht nur dies. Was ist mit allen anderen Einträgen? Natürlich, bestimmte Bereiche der Rechtschreibung sind besonders im Fluß. Aber darum geht es nicht. Herr Ickler meinte einmal, daß er sich noch auf zuwenig Textmengen stützt, als das er statistische Aussagen machen könnte. Ich selbst finde Angaben wie „meist“ oder „selten“ recht hilfreich .(Diese könnten in den Benutzungshinweisen durch Prozentangaben definiert werden.) Man muß auch noch bedenken, daß manche Reihenbildungen (z.B. auseinander_...) dann in Einzelstichworten aufgeführt werden müßten.

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Reinhard Markner
28.02.2001 23.38
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Farbe ?

Schon allein wegen der bei Zweifarbdruck erheblich steigenden Herstellungskosten dürfte Ihr Vorschlag chancenlos sein, lieber Herr Peil. Im übrigen müßte eine solche überaus aufwendige statistische Erhebung ja alle paar Jahre wieder überprüft werden. Einzig das Weglassen des Bogens in besonders eindeutigen Fällen (wie jetzt schon im letztens angesprochenen »gutschreiben«) ist eine realistische Option.

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