Nachhilfe
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Reinhard Markner
Bei dem beanstandeten barschen Betreff handelte es sich um eine leicht zu entschlüsselnde Anspielung, bei den artifiziellen Konjunktiven (mutmaßlich) um ss-Vermeidungsschreibungen, bei dem fraglichen Fragezeichen um ein rhetorisches Stilmittel. Übrigens bezog sich meine wortkarge Stilkritik nicht nur auf das sind, sondern auch noch auf ein anderes Wort in dem zitierten Satz.
Sehr geehrter Herr Markner,
Ihre wortkarge Stilkritik bestand darin, daß Sie einen Satz von Herrn Lindenthal zitierten, ihn als Verfasser angaben und darüber Doofdeutsch als Überschrift wählten. Daß Sie hier versuchten, Herrn Lindenthal lächerlich zu machen, steht wohl außer Frage. Ich fand und finde das arrogant und unverschämt.
Bei dem fraglichen Fragezeichen im Flyer der FDS handelt es sich um einen Anfängerfehler, um ein typisches Merkmal schwacher Schreiber. Diese sind so in ihren Nebensatz vertieft, daß sie die Zeichensetzung nach ihm ausrichten statt nach dem vorausgehenden Matrixsatz:
Es fragt sich, ob die Reform gut ist?
Warum wurde eine Reform gemacht, die nicht zu weniger Fehlern führt.
Solche Anfängerfehler in der Interpunktion ahmt man in aller Regel nicht nach, um eine souveräne stilistische Wirkung zu erzeugen. Das geht in die Hose. Schon deshalb, weil der Leser ja nicht wissen kann, über welche Kompetenz der Schreiber verfügt. Er wird deshalb zu dem Schluß kommen, daß ein solcher elementarer Fehler auf die mangelnden Grundkenntnisse des Schreibers zurückgehen dürfte. Ich selbst dachte spontan: Jetzt machen diese Nullen ein Fragzeichen hinter diesen Satz! Merkt das denn keiner bei der FDS?
Sie wollen den Leser darauf stoßen, daß es sich hier wirklich um eine Frage handelt. Ihre eigene indirekte Formulierung ist Ihnen nicht lebhaft genug, nicht deutlich genug. Deshalb wird noch schnell ein Fragezeichen an den indirekten Fragesatz geklebt, und man meint die Sache damit gerettet zu haben. Leider ist das aber ein richtiger Fehler, mit den oben beschriebenen Nachteilen.
Die bessere Lösung ist: Wenn man eine Frage als solche deutlich sichtbar machen will, dann sollte man ganz einfach die Frage stellen. Sie hat nicht nur ein korrektes Fragezeichen, sondern sieht auch aus wie eine Frage und klingt wie eine Frage. Sie steht prägnant für sich allein da und zieht deshalb das ganze Gewicht auf sich, erfüllt also den gewünschten Zweck viel besser als die mit einem hybriden Fragezeichen verschlimmbesserte Aussage mit abhängigem indirektem Fragesatz.
Also nicht:
Es fragt sich nur, ob die Reform eigentlich für die Lehrer durchgeführt wurde oder für die Schüler?
Sondern:
Es fragt sich nur: Wurde die Reform für die Lehrer durchgeführt oder für die Schüler?
So haben Sie einen korrekten, aufmerksamkeitsstarken Satz, der Sie nicht in Verdacht bringt, aus Dummheit oder Schlamperei falsches Deutsch produziert zu haben. Daß auf diese naheliegende Lösung bei der FDS niemand gekommen ist, erweckt schon den Anschein mangelnder Kompetenz.
Aber wichtiger ist: So etwas einfach mit Angabe des Verfassers zu veröffentlichen und darüber Doofdeutsch zu schreiben, egal worauf sich dieses Doofdeutsch zusätzlich noch als Anspielung bezog, das ist nicht einfach nur wortkarg oder eine Stilkritik, sondern es ist selbst indiskutabler Stil. Vorsichtig ausgedrückt.
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