Liebe Frau Grunert, Sie werden vielleicht bemerkt haben, daß meine Texte
länger als die anderer sind. Ich versuche, mich unmißverständlich und auf
einem relativ hohem Niveau auszudrücken. Ich wüßte nicht, in welchen Passagen
meiner Texte Sie eine ''unangemessene Dämonisierung'' wahrgenommen haben
könnten.
Zitat aus dem Eintrag von Monika Grunert vom 03.11.2003, 13.27:
''Was aber guest meinte, ist ein Verändern der ''Sprache an sich'' und ich
verstehe darunter einen Eingriff in ihre Struktur, ihr Regelwerk. Ich kann
nicht glauben, daß so etwas in der Absicht irgendwelcher Reformer,
Weltverbesserer, wie auch immer, gelegen haben könnte. Ich bestehe deshalb
so sehr auf Klärung dieses Sachverhaltes, weil mit so einer Behauptung eine
unangemessene Dämonisierung unseres ''Gegners'' (immerhin nur einiger
durchgeknallter Reformer) einhergeht, und Dämonisierung bedeutet unter anderem,
daß ihnen eine Macht zugesprochen wird, die sie in Wirklichkeit gar nicht
haben.''
Was anderes ist die Rechtschreibreform als ein Eingriff in die Struktur und
das Regelwerk der Sprache?
Daß die Rechtschreibreform in die Struktur der Sprache eingreift,
das haben schon andere Reformgegner vor mir festgestellt.
Beispiel: Die vermehrten Getrenntschreibungen, obwohl im Deutschen doch
eine Tendenz zur Zusammenschreibung besteht.
Der Eingriff in das Regelwerk ist offensichtlich, wurde doch das eine
abgeschafft und durch ein anderes ersetzt.
Ein Weltverbesserer will die Welt so gestalten, wie er sie für ''besser''
erachtet. Ob andere das auch als besser empfinden, darauf achtet er nicht.
Der Begriff ''Weltverbesserer'' hat einen ziemlich negativen Touch, wissen
Sie das nicht?
Dämonisierung
Eine ähnliche Diskussion hatten wir schon mal in den Kommentaren im
Zeitungsarchiv im Zusammenhang mit den Verschwörungstheorien. Ich habe damals
dieses Wort nicht benutzt. Ich habe auch nicht von Dämonisierung gesprochen.
Ich ziehe nur Schlußfolgerungen aus offensichtlichen Tatsachen, ohne daß ich
mir die Scheuklappen der Angst vor Verschwörungstheorien oder der Dämonisierung
aufsetze. Diese Begriffe sind hier scheinbar Totschlagargumente, mit denen
verhindert werden soll, daß die Diskussion ein eine entsprechende Richtung
verläuft. Dies widerspricht dem Recht auf freie Meinungsäußerung.
Wenn man überall nur Dämonen vermutet und die Augen zumacht, dann kann man
nicht erkennen, daß der vermeintliche Dämon nur ein Schatten im Mondlicht war.
Um dies aber zu erkennen muß man den Mut haben, die Effekte der Nacht und des
vermeintlich Dämonischen auch einmal auf sich einwirken zu lassen.
Vielleicht sollten Sie sich mal zu Nachtspaziergängen durchringen!
Ich habe eher den Eindruck, daß gewisse Argumentationen hier in diesem
Forum nicht erwünscht sind und daß man sie mit dem Vorwurf der
Verschwörungstheorien oder der Dämonisierung zu unterbinden sucht.
Vielleicht gerade deswegen, weil diese Argumentationen in die richtige
Richtung weisen?
Wenn Christian Melsa in seinem Beitrag ''Götterdämmerung'' vom 20.10.2003,
03.40 einwendet, daß kaum jemand anzweifeln dürfte, daß Verschwörungen,
oder milder formuliert: heimliche Absprachen tatsächlich stattfinden und daß
es nicht unseriös sein muß, darüber Theorien aufzustellen, und wenn Sie
jetzt zwar nicht mit Verschwörungstheorien, dafür aber mit den vom Prinzip
her ähnlichen Dämonisierungstheorien kommen, dann muß man sich doch fragen,
inwieweit die Leute hier nicht aneinander vorbeireden. Sie belegen tatsächliche
und naheliegende Sachverhalte mit abschreckenden Begriffen und erwarten von
anderen, daß diese sie nicht diskutieren, weil Sie sie für dämonisch halten und
Angst davor haben.
Ich habe mich auch nicht kulturpessimistisch geäußert, soweit ich überhaupt
verstehe, was Sie mit diesem Begriff meinen.
Für die Zwecke der Reformer genügt es vollkommen, wenn sie nur die Macht
über einen Teil der Sprache haben. Und den haben sie! Dies ist ihnen mit der
vorzeitigen Einführung der Rechtschreibreform an den Schulen gelungen.
Gesellschaftliche und sprachliche Veränderungen sind nicht von heute auf
morgen möglich, daran sind die Terroristen der 70er Jahre gescheitert.
Wie Missionare gehen die Reformer vornehmlich an die Kinder, weil diese
noch nicht ermessen können, was es mit einer neuen Schreibung auf sich hat.
Die gezielte ideologische Beeinflussung von Kindern an den Schulen gibt es
mindestens schon seit den 70er Jahren. Da man Erwachsenen den Blödsinn, den
man Schülern heute auftischt, nicht zumuten kann, ohne Protest zu provozieren,
gibt es für diese die milderen Hausorthographien! So wird der maximal mögliche
Effekt erzielt!
Wie kommen Sie dazu, von ''durchgeknallten'' Reformern zu sprechen, wenn
diese doch -- laut Herrn Wrase -- sogar nette Menschen sind, die nur die
komplizierten Regeln vereinfachen wollten und damit ... das Erlernen des
Schreibens erleichtern wollten.
Wenn Sie keine Reformerin sind, woher wollen Sie dann wissen, wieviel Macht
die Reformer wirklich haben?
Wie kommen -- Ihrer Meinung nach -- Staat und Medien dazu, das Projekt
einiger durchgeknallter Reformer mit ihrer Macht zu unterstützen?
Haben wir in unserem Staate nicht viel ernsthaftere Probleme, als
durchgeknallten Reformern den Hof zu machen? Ist es denn schon normal,
wenn Verrückte die Macht über das zentrale Kommunikationsmittel eines
Staates bekommen?
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