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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
Kieler Nachrichten 2
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Sigmar Salzburg
04.02.2008 13.50
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Kieler Nachrichten 01.02.08

Alles auf S.13

„Mensch & Meer“ – Patchwork im Schifffahrtsmuseum
… Ausstellung „Mensch & Meer“, die heute Abend im Flensburger Schifffahrtsmuseum eröffnet wird.


Die Selbstbezeichnung ist nur „Flensburger Schiffahrtsmuseum“. Selbst wo es vereinzelt im Internet mit den „fff“ angekündigt wird, erscheint es im Text normal. Bei „Schloß Gottorf“ hat die Zeitung (meistens) mehr Skrupel einer Veränderung, beim „Kieler Schloß“ dagegen keine – verkehrte Welt.

Die Urheber dieser Konfusion, die Politiker, hatten aber schon längst wieder anderweitig nichtsnutzige Betriebsamkeit entwickelt:

Freie Fahrt zu Schule
Große Koalition beschließt Änderung des Schulgesetzes – Kreise können wieder selbst entscheiden
Kiel – Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave eröffnete ihre Rede gestern mit einem Stoßseufzer. „Ich hoffe, dass wir über das Thema Schülerbeförderung heute das letzte Mal diskutieren“, erklärte sie vor dem Landtag. Der Streit hatte die Koalition monatelang beschäftigt und das Bündnis fast zum Platzen gebracht.

Von Bodo Stade

Mit der gestern beschlossenen Änderung des Schulgesetzes gehört der Ärger um die Zwangsbeteiligung der Eltern in Höhe von 30 Prozent der Vergangenheit an. … Auf Druck der CDU war die Elternbeteiligung erst vor einem Jahr im neuen Schulgesetz verankert worden. Das Land wollte den Kommunen damit eine zusätzliche Einnahmequelle erschließen, …


Wollen manche Politiker dennoch Mitgefühl beim Volk erzeugen?:

Kiel – „CDU-Politiker brutal überfallen“ – so oder ähnlich lauteten gestern Vormittag die Nachrichten der online-Dienste. … Ritzek selbst … korrigierte die Darstellung …“ Es tut mir Leid, dass dieser Eindruck entstanden ist …“ std

Der Grad der von den maßgeblichen Politikern angerichteten Schreibverwirrung wird daran deutlich, daß selbst bewährte KN-Reporter wie Bodo Stade zwei Jahre nach dem Zusammenbruch der großreformerischen Leid-Vorschrift noch nicht wieder einen sicheren Überblick haben.

– geändert durch Sigmar Salzburg am 04.02.2008, 19.31 –
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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
04.02.2008 08.49
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ASS

Kieler Nachrichten v. 31.01.2008

66 Prozent der deutschen Männer und 51 Prozent der Frauen haben einen Body-Mass-Index zwischen 25 und 30 und sind damit übergewichtig. … Und es gibt nicht nur Probleme mit den Kilos, auch Essstörungen wie Magersucht sind auf dem Vormarsch.

Während die Rechtschreibverderber den Deutschen ihre ästhetische Aversion gegen „Essstörungen“ im Wege der optisch-medialen Zwangsmissionierung austreiben wollen, hat ihre Kaninchen-aus-dem Hut-Lösung der s-Frage nach Rezept des Uralt-Philologen Heyse (um 1800) auch sonst nur Verwirrung gestiftet.

Letztens mußte ich meine Ärztin darüber aufklären, daß sie, nach ihrem Reden vom „Boddi-Maß-Index“ (trotz neuer Heyse-Ausspracheregel), das Wort wohl falsch verstanden hätte. Gerade heute morgen hörte man in der Anne-Will-Sendung vom „Ersten“ wieder den „Boddi-Maß-Index“.

In Verbindung mit einem englischen Wort ist also „–äss“ zu sprechen. Bei nachfolgendem „Bier“ muß es jedoch „Mass“ heißen, wird jedoch fast ausschließlich „Maß“ geschrieben. Ist das „Mass“ mit „Band“ zusammengeschrieben, dann ist es schweizerisch, meint „Maßband“ und ist für Norddeutsche von undefinierbarer Vokallänge. Folgt „-ass“ jedoch (oft) getrennt „Band“, dann hat es, wenn „Band“ als „Bänd“ auszusprechen ist, wie ein langes „aaß“ zu klingen: „Brass Band“. Aber auch die „-äss“-nach-englisch-Regel trifft seit der „Rechtschreibreform“ im Deutschen nicht mehr sicher zu:

Laut „sportnet.at“ vom 24.01.2008 soll Austria-Stürmer Sanel Kuljic gesagt haben:

“Bin ein Play-Station-Ass”

Meint er nun amerikanisch (äss) „Arsch“ oder „Esel“ oder deutsch (As) „Spitzenspieler“?

Der Reformheld Zehetmair hat, wie er immer noch beifallheischend verkündet, 35 meist griechisch-lateinische Wörter vor der „Reform“ gerettet, z.B. „Tron“ oder „Teke“. „Ass“, das ursprünglich lateinische Wort „As“, hat er (absichtlich?) übersehen.


Nachtrag:
Zur gleichen Will-Sendung schreibt Reinhard Mohr in Spiegel online:
Doch Kubicki, diesem Kieler Leichtmatrosen des Hau-weg-Liberalismus, fiel nur das Wörtchen „respektlos“ ein. Ansonsten profilierte er sich als Robin-Hood-ähnlicher Verteidiger der autochthonen deutschen Eckkneipe, jenem letzten Refugium des urgermanischen Mannes, wo der Rausch zum Rauch gehört wie die Zote zum Zapfhahn.

Wie wahr das erste. Vor sieben Jahren schrieb ich in KN-online: Als Groteske muß man ansehen, wenn nach einem Bericht der „Kieler Nachrichten“ ( „Polit-Show bei der CDU“ v. 13.01.2001) als Gastredner bei der CDU der F.D.P.-Vorsitzende Kubicki mit einer wegwerfenden Handbewegung bramarbasierte, die Rechtschreibreform gehöre abgeschafft – nachdem er mit der umgefallenen CDU und mit seinen Parteikollegen gerade eineinviertel Jahre zuvor seine Hand zur Einführung der „Reform“ gehoben hatte.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,532878,00.html

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Sigmar Salzburg
01.02.2008 10.24
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KN v. 30.1.2008

Zur ausgiebigen Lektüre fehlt mir die Zeit – nur folgendes:

Erste Meldung auf Seite 1:

Neuer Glanz für zwei Kieler Ladys
Die beiden Fahrgastschiffe „Freya“ und „Stadt Kiel“ … Bei der Lürssen Werft in Schacht-Audorf werden die beiden Oldtimer für die kommende Sommersaison hübsch gemacht.


„Ladys“ ist die seit 2005 an den Schulen befohlene allein zulässige Schreibung. Vorher war nach der Liste des Ministeriums auch die richtige englische Schreibung erlaubt:
Ladies, Ladys (Plural von Lady)

Dabei ist „Ladies“ noch immer üblicher, z.B. im Fortsetzungroman der KN am 18.01.08

… seine Schiffe und deren Besatzung aufs Genaueste inspiziert …Er gab Befehl, ein Landungsboot zu Wasser zu lassen und die Ladies abzuholen. Es war ein freundlicher, aber kühler Tag, an dem eine kräftige Brise aus Südwest ging und die See ziemlich rau war.

Wie „erleichternd“, daß die Schüler in deutschen Texten nun richtiges Englisch meiden müssen wie der Teufel das Weihwasser, wie auch das Umgekehrte im Englischunterricht! Dagegen sind in anderen Bereichen der Reformschreibung wieder die unsinnigsten Varianten zulässig.
Typisch für die schurigelnde Kultusbürokratie!

In Anlehnung an einen bekannten Revoluzzerspruch könnte man sagen:
Und willst du nicht erleichtert sein, dann hau ich dir ‘nen Fehler rein!

Noch die Lösung des KN-Literaturrätsels
Donna W. Cross – Die Päpstin
( “Pope Joan” vermutlich noch in die Kulturschreibung übersetzt)

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
01.02.2008 09.32
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Kieler Nachrichten 2

KN v. 23.01.2008

Wahrer Freund des Frohsinns
Ehemaliger Landtagspräsident Heinz-Werner Arens zum 41. Ritter des Ordens Amici Laetitiae geschlagen
Kiel – Kiel Ahoi, nun ist auch er ein Würdenträger im papageiengefiederten Volke …


Friese [Staatssekretär Arne] Wulff, 2007 selbst zum Ritter erhoben, ging in seiner Laudatio auf Dithmarschen, das „widerspenstige Völkchen am Rande des Büsumer Schlicks“ ein, das der Landesregierung ja erheblichen Ärger bereitet habe. Arens, „als Abkömmling dieser gallischen Widerstandskämpfer“ , sei immer herb-charmant seinen Weg gegangen. Als Leiter des „Schubladenausschusses“ habe er unbeirrt versucht, Licht in viele der dunklen Stellen zu bringen. Und auf den Menschen Arens, den eigenständigen, integrativen, knorrigen, ebenso humorvollen war das Amt des Landtagspräsidenten (1996-2005) wie auf den Leib geschnitten. „Er musste dickköpfig sein, als in seine Amtszeit der Umbau der Kaiserlichen Marineakademie zum modernen Parlament fiel“, so Wulff. Was ihn aber dazu veranlasste, „einen 5,70 Meter hohen Arbeitspimmel, wie der Volksmund die Skulptur zwischen Landeshaus und Förde nennt, als Kunst am Bau zu favorisieren“, sei Wulff nicht bekannt, „da mögen doch wohl keine Komplexe mit im Spiel sein.“ …

Zu diesem Kunstwerk, eher einer Rakete auf der Startrampe ähnlich, wurde im September 2003 mein Leserbrief veröffentlicht:

„Warnblinkzeichen wären sinnvoller“
Zu Stefan Kerns „Arbeitslampe“ im Landtag

Stefan Kern will mit seiner Kunstobjekt-Leuchte „Demokratie sichtbar machen“ und sie immer dann leuchten lassen, wenn „Demokratie“ in Form von Landtagssitzungen stattfindet. Das kommt zwar den selbstgefälligen Volksvertretern entgegen, wird aber spätestens dann fragwürdig, wenn sie etwa Entscheidungen des Volkes für ungültig erklären.
Berücksichtigt man noch die Ehrenwort- und Schubladenaffären bis hin zu den Filzaffären, die Tricksereien, die Diätenskandale und die Wahlversprechen, dann erscheint es sinnvoller, die Redner im Landtag mit einem Lügendetektor zu verbinden und dessen Meßergebnis durch ein rotes Warnblinkzeichen der „Arbeitsleuchte“ anzeigen zu lassen. Das so verbesserte Kunstobjekt würde sicher auf ein für moderne Kunst ungewöhnliches Interesse der Bürger stoßen.


Man beachte, daß man das Wort „Rechtschreibreform“ meiden mußte, damit der Brief eine Chance hatte, in den KN abgedruckt zu werden.

Die Rolle von Arens in der Volksabstimmungszeit 1996 – 1999 ist hier noch nicht dokumentiert.


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Sigmar Salzburg

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