GKS-Regeln
Ruth Salber-Buchmueller schrieb:
neue Substantive – toll!
WAZ 12.11.04, Überschrift: Vier Jahre, die Viele bangen lassen
Wer oder was ist „Viele“?
Den Begriff „Substantiv“ finde ich für die Groß/klein-Schreibung schwierig. In meiner eigenen Merkordnung gehe ich von den Dingwörtern aus (Nomen?), das sind die möglichen Tuer in einem Satz, abzüglich der Satzähnlichen oder Sätze (also die Tuer nicht wie in: Dich zu sehen freut mich; oder: Daß ich Dich sehe, freut mich).
Dingwörter schreibt man groß,
– außer wenn es nur die Wörtlein (Artikel) sind (Das weiß ich, die kenne ich, der bringt es)
– und außer wenn es Fürwörter sind (ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie, der-, die-, dasselbe)
– – außer am Satzanfang,
– – und außer beim höflichen Du und Ihr in Briefen, samt Beugeformen: Deine, Deine, Deiner, Deines, Dir, Dich, Ihr, Euer, Euch,
– – und außer Sie, Ihr, Er, Sie, Es in der Anrede, auch hier und im weiteren samt Beugeformen,
– – außer Gott- und Adelsbezeichnungen (Seine Durchlaucht, Er ...)
– und außer einigen Namenteilen (Reichsfreiherr von und zum Stein, Otto von Bismarck, Berta von Suttner),
– und außer graphischen Darstellen: der i-Punkt, die x-Höhe, die g-Bäuchlein
– und außer Zahlwörtern:
– – bestimmten Zahlwörtern (keiner, alle, null, eins, ..., fünftausend Mark, )
– – – außer Zahlen von 1 Million aufwärts: fünf Millionen Mark,
– – – samt Ordnungszahlen, wenn die Reihenfolge gemeint ist: Er wurde erster, zweiter, letzter; der vorige; der nächste bitte!
– – – – außer wenn die Wertung gemeint ist: Er wurde Erster = Bester; das ist das Letzte! (= sehr schlecht)
– – – – und außer wenn sich der Verweis schon verdinglicht hat oder, besser, zur Person geworden ist: Liebe Deinen Nächsten,
– – – außer Zahl-Gesamtheiten (das Paar, Dutzend, Schock, Gros, Hundert, Tausend, die Million, Milliarde, ...)
– – – und Anteilen (die Hälfte, das Drittel, ..., ),
– – unbestimmten Zahlwörtern (wenige, einige, manche, etwas, mehrere, allerlei, etliche, viele, ...),
– außer Verweisen (dieser, jener, alles weitere (abweichend von Duden _20 f.)), das gleiche, etwas anderes, etwas ähnliches habe auch ich erlebt, ...)
Groß schreibt man insbesondere Verdinglichungen (der Bundestagsabgeordnete, das Vergessen, das Schöne, jedem das Seine, grüße bitte die Deinigen, die Schäflein auf dem Trockenen haben (abweichend von Duden 20_ v. und f.; das Trockene, etwa eine Warft für die Schäflein bei Sturmflut, gibt es – zum Glück!), im Dunkeln tappen (ebenso; ich jedenfalls stelle mir dabei das Dunkle vor, wo ich vielleicht nach dem Lichtschalter taste)),
– – außer wenn man nach ihnen mit „wie“ fragt: im großen und ganzen, im geheimen (= heimlich), im besonderen, im allgemeinen (= allgemein),
– außer entdinglichten Dingen: trotz, leid, weh, dank, pleite, aufgrund (= wegen) (aber: das Schiff liegt auf Grund – der Grund ist als Ding vorhanden; ebenso: etwas in Frage Stellen (die Frage ist vorhanden), zu Hause sein (das Haus und die Vorstellung davon sind vorhanden), mit Hilfe (Mithilfe ist etwas anderes, beim „reformierten“ mithilfe ist nicht klar, wie es betont werden müßte), zur Zeit (= zu dieser Zeit), ...)
– Groß schreibt man etliche Eigennamen (der Stille Ozean, der Rote Berg, der Kahle Asten, die Gemeine Stubenfliege) und Begriff gewordene Eigenschaftswörter (am Schwarzen Brett [welches meist nicht schwarz ist], die Erste Hilfe, ..., ).
– Alle genannten Kleinschreibungen außer jeweils an Satzanfängen und auf Denkmalen.
Mir scheint, daß man die Groß/klein-Regeln nur mit den genannten außer-Verzweigungen genau und merkbar beschreiben kann. Dafür ist man aber auch in wenigen Zeilen erschöpfend fertig.
Erfaßt wird nicht die Groß/klein-Schreibung in Verbindung mit Getrennt-/Zusammenschreibung (ich will noch staubsaugen, er saugt Staub, fährt Rad (groß und getrennt, wenn das Ding vorherrschend ist, zusammen, wenn die Tätigkeit vorherrschend ist; Auto fahren und radfahren ist ein hübsches Pärchen, bei dem man genau sieht, wo die Grenze verläuft).
Sicherlich habe ich noch einige Wörtermengen vergessen und bitte darum, sie nachzutragen. Und ich bitte um Bestätigung oder gut begründeten Widerspruch.
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Detlef Lindenthal
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