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Forum > Ickler-Wörterbuch
Orthographieforschung à la Googlehupf
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Reinhard Markner
16.12.2002 13.43
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Ausweitung der Kampfzone

In der Tat bringt der Vergleich mit anderen englischen (amerikanischen) Wörterbüchern andere Ergebnisse (erstaunlicherweise aber kaum offen eingestandene Varianten) zutage. Die deutschen Reformer müßten also auch hier feststellen, daß die anglophone Welt im Bereich der GZS ständig Fehler macht, ohne es zu merken.

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Wolfgang Wrase
16.12.2002 09.41
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Ickler's principle

Ich wollte schon lange einen Beitrag schreiben, der die Frage der Getrennt-/Zusammenschreibung (GZS) im Vergleich mit dem Englischen beleuchtet. Auf diese Weise wird der Unterschied zwischen Liberalität im Wörterbuch (Ickler) und Einzelwortfestlegung (Duden) besonders deutlich.

Das Problem der GZS haben die Englischsprachigen schon bei Substantivkomposita, anders als wir. Wie schreibt man zum Beispiel die englischen Wörter für Wasserbett, Wassermelone, Wasserkraft oder Wasserratte? Wissen Sie es? Also:

water bed? water-bed? waterbed?
water melon? water-melon? watermelon?
water power? water-power? waterpower?
water rat? water-rat? waterrat?

Es dürfte Ihnen genauso gehen wie den Native Speakers: Sie wissen nicht auf Anhieb, welches die beste Lösung ist. Sie entscheiden sich vielleicht nach Ihrem Sprachgefühl hier für getrennt, dort für den Bindestrich, bei einem dritten Kompositum für Zusammenschreibung. Sie müssen dabei einräumen, daß zumindest eine von den anderen Möglichkeiten auch nicht gerade falsch aussieht. Jedenfalls gibt es alle Schreibweisen mit einer bestimmten Häufigkeitsverteilung.

Und was soll nun ins Wörterbuch? Mein Oxford Colour Spelling Dictionary, ein orthographisches Wörterbuch, das schon im Vergleich mit der aktuellen Auflage des Ickler viel radikaler ein „rein orthographisches Wörterbuch“ ist, hat mit Hilfe statistischer Auswertungen die jeweils üblichste Schreibung ermittelt und gibt diese an. Zum Beispiel:

water-bag
waterbed
water biscuit
waterbird
water-bloom
water bottle
water-cannon
water-clock
watercolour
water-cooler (vgl. unten!)
watercourse
waterfall
waterfront
water heater (vgl. oben!)
water hen
waterhole
water ice
water level
waterline
water-meadow
watermelon
watermill
water-power
water rat
water-ski
water sport
...

Ob diese Ergebnisse noch aktuell oder repräsentativ sind, sei hier dahingestellt. Vielleicht müßte man manches korrigieren. Nehmen wir an, es handele sich tatsächlich um die jeweils üblichste Variante. Dann haben wir hier den englischen „Duden“ (wobei der „deutsche Duden“ leider oft genug nach irgendwelchen zufälligen, unvorhersehbaren Prinzipien entschieden hat und nicht nach der Häufigkeit).

Die andere Möglichkeit – Ickler im Englischen:

water_bag
water_bed
water_biscuit
water_bird
water_bloom
water_bottle
water_cannon
water_clock
water_colour
water_cooler
water_course
water_fall
water_front
water_heater
water_hen
water_hole
water_ice
water_level
water_line
water_meadow
water_melon
water_mill
water_power
water_rat
water_ski
water_sport
...

Oder kurz:
water_[bed etc.]

Eigentlich bräuchte man auch diese summarische Angabe gar nicht, denn sie exemplifiziert nur die allgemeine Regel, daß man im Prinzip [noun]_[noun] schreibt, also Substantivkomposita entweder getrennt oder mit Bindestrich oder zusammen: je nach Üblichkeit, Kürze der Bestandteile und ein paar weiteren Kriterien wie der Lesbarkeit (vgl. waterice = schlecht lesbar). Und vor allem auch: je nach Geschmack, je nach Lust und Laune.

Die liberale Lösung ist also viel realistischer und vor allem unermeßlich einfach im Vergleich zu der Einzelwortbestimmung. Der Nachteil ist nur, daß man dann im Wörterbuch nicht erfährt, was denn nun die üblichste Variante ist. Und das möchte ich manchmal schon wissen (andernfalls bräuchte ich überhaupt kein Wörterbuch).

Einzelwortangaben nach dem Muster des Duden müssen also nicht nur realistisch sein, sondern es muß klar sein, daß es sich dabei jeweils nur um Hinweise auf die statistische Verteilung handelt und NICHT um die einzig zulässige Schreibweise.

Dieses Wissen bzw. diese Einstellung ist im englischsprachigen Raum vorhanden und verbreitet. In Deutschland nicht. Dort wird fast alles als Fehler angesehen, was dem Eintrag im Duden oder was den amtlichen Regeln widerspricht.

Also können wir hier leider noch keinen Duden brauchen. Die Deutschen müssen erst lernen, was Rechtschreibung überhaupt ist: nicht ein mehr oder weniger willkürlich erfundenes Vorschriftenpaket über zulässige Schreibweisen, sondern der Konsens der Sprachgemeinschaft über übliche, nützliche und angemessene Schreibweisen – wobei es naturgemäß in vielen Bereichen eine große Bandbreite von Varianten gibt.

Wir Deutschen brauchen also zuerst einmal den Ickler. Erst wenn sich die darin abgebildete, ungeheuer einfache und nutzenbringende liberale Auffassung von Rechtschreibung weitgehend durchgesetzt hat, kann man mit einem spitzfindigen Auskunftswerk wie dem vorreformatorischen Duden oder dem Oxford Colour Spelling Dictionary wirklich etwas anfangen.

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Stephan Fleischhauer
07.10.2002 10.18
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Was ist, wenn das a in a-Moll nicht vogeführt wird, sondern genannt? Auch die Kleinschreibung des Substantivs (Eigenname?) a ist irregulär.

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Theodor Ickler
06.10.2002 08.52
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Kompliziert

Bei meinen Schallplatten geht es sehr durcheinander. Sinnvoll finde ich die schlichte Unterscheidung A vs. a, da braucht man das Dur und Moll gar nicht mehr zu erwähnen. Andererseits sind Moll und Dur Substantive, was für Großschreibung spricht. Nicht sinnvoll finde ich es, alle möglichen und auch tatsächlich belegten Schreibweisen aufzunehmen. Erstaunlich ist wieder mal, wie wenig der Duden mit seiner klaren Festlegung sich durchsetzen konnte.
__________________
Th. Ickler

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Stephan Fleischhauer
06.10.2002 08.05
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Lieber Herr Grunden,

daß die Schreibweise C-Dur/a-moll überwiegend vorkommt, nehme ich zurück. Auch das Beispiel mit den Akkordangaben war schlecht gewählt – eben wegen der viel gebräuchlicheren Abkürzungen. Zu den Lehrwerken: Es finden sich viele Abweichungen – Herr Metes hatte schon Adorno genannt. Guido Adler schreibt in seinem „Handbuch der Musikwissenschaft“ (1961) durchgängig C-Dur/A-Moll – das müßte Ihnen eigentlich gefallen, denn wozu soll die Differenzierung C-Dur/a-Moll gut sein? Noch einmal zu Noten und Plattentexten: Man findet dort in überwältigender Fülle die Schreibung C-dur/a-moll. (Nicht als Akkordangabe, sondern Werktitel) Es mag sein, daß diese Schreibweise wegen der grammatisch irregulären Kleinschreibung besser geeignet ist für reine Titelangaben als für laufende Texte, aber man kann ihr die Fachlichkeit nicht einfach absprechen.
Damit komme ich zurück zu meiner Frage: Seit wann gibt es hier eine Normierung?

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Theo Grunden
04.10.2002 10.32
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Einspruch

Ein doppelter sogar, Herr Fleischhauer!

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer
Bei Noten, die Akkordangaben verwenden, wird überwiegend „a-moll“ geschrieben, damit man Dur und Moll beim flüchtigen Überblicken sofort unterscheiden kann. Ich halte deshalb auch „a-moll“ für das zukunftsträchtigere.
Erstens:

Ich bezweifle sehr, daß es zur Unterscheidungsmöglichkeit der ausgeschriebenen(!) Wörter Dur und Moll noch wesentlich mehr beiträgt, „moll“ statt „Moll“ zu schreiben (und daß das folglich ein Grund für die Kleinschreibung sein könnte). Sicherlich könnte man besonders sehschwachen Lesern auch noch weiter entgegenkommen, indem man den beiden Wörtern zusätzlich unterschiedliche Druckfarben zuordnete. Aber in englischen Texten hat man sogar major und minor zu unterscheiden, und das kriegt der Leser doch auch ohne weitere „Hilfsmittel“ und Sonderregelungen hin, selbst wenn Englisch seine Zweit- oder Drittsprache wäre. Am Ende kommt noch jemand auf die Idee, bei Gehörbildungsübungen den vorgespielten Mollakkorden jeweils ein akustisches Erkennungsmerkmal (Piepser) beizumischen. Dann könnte man diese besser von den (piepserfreien) Durakkorden unterscheiden. Aber mal zurück zur Orthographie: Ich denke gerade an das musikexterne Beispiel der Stalagmiten und Stalaktiten, ja da wäre eventuell noch ein Handlungbedarf!

Zweitens:

Bei Noten(editionen), die Akkordangaben verwenden, wird in diesen in der Regel weder das Wort Dur noch das Wort Moll (weder groß noch klein geschrieben) verwendet, sondern nur das Akkordsymbol selbst. Das ist in allen gebräuchlichen Abkürzungssystemen im Falle Dur einheitlich immer der Großbuchstabe allein. Im englischen/internationalen Sprachgebrauch schreibt man ausschließlich Großbuchstaben für die Bezeichnung des Grundtones, das Geschlecht bzw. der Akkordtyp ergibt sich aus dem Kurzanhängsel. Im Falle Moll gibt es z.B. die Bezeichnungen A–, Amin und Am. Besonders die letztgenannte Akkordsymbolform hat sich – u.a. im Zuge der „Pädagogisierung“ und „Verwissenschaftlichung“ von Pop-/Rock-/Jazzmusik, aber auch durch deren Praxis – deutlich in den Vordergrund gedrängt. Das „m“ ist hier natürlich die Abkürzung von minor, aber viele halten es wohl auch für die Abkürzung von „moll“. Dieser Umstand könnte auch eine Teil“schuld“ an der „Moll-Kleinschreibung“ haben.

Habe gestern mal 10 unterschiedliche (gängige) Lehrwerke für das Fach Musik an allgemeinbildenden Schulen auf unsere Fragestellung hin durchgesehen. Man kann sagen (und ich tue das hiermit, in Erwartung von Gegenbeispielen): Die Schreibweise „a-moll“ kommt in Schullehrwerken nicht vor, alle schreiben die Substantive in solchen Verbindungen ausschließlich groß.

Außerhalb von Schule und Fach(wörter)büchern hat allerdings das Wort Moll in Verbindungen wie „a-moll“ nach wie vor offensichtlich ein ähnliches Schicksal wie das Wort willkommen in der Verbindung „Herzlich Willkommen“ (nur andersherum). Bin mal gespannt, welche dieser Schreibeigentümlichkeiten „zukunftsträchtiger“ ist.

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Stephan Fleischhauer
03.10.2002 17.13
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Ich studiere selbst Musikwissenschaft und meine, daß es mit der – angeblich genormten – Schreibweise der Tonarten nicht so genau genommen wird. Ich wüßte auch gern, wer hier wann etwas genormt hat. Man findet in der wissenschaftlichen Literatur am Anfang dieses Jahrhunderts auch die Schreibweise „A-moll“ – damit sind nun alle Möglichkeiten durchgespielt. Übrigens gibt es ja nicht nur eine „musikwissenschaftliche“ Norm (die ich wie gesagt anzweifele), sondern auch eine „editionstechnische“: Bei Noten, die Akkordangaben verwenden, wird überwiegend „a-moll“ geschrieben, damit man Dur und Moll beim flüchtigen Überblicken sofort unterscheiden kann. Ich halte deshalb auch „a-moll“ für das zukunftsträchtigere.

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Theodor Ickler
03.10.2002 06.14
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Sehr nützlich

Vielen Dank für die hilfreichen Erörterungen! Es bleibt das Problem, daß Fehler, die sehr häufig gemacht werden, keine mehr sind, und natürlich die alte Frage nach dem Verhältnis zwischen Fach- und Allgemeinsprache. Ich neige jetzt noch mehr als vorher zur Anerkennung der terminologischen Festlegung als einzig „richtiger“ Schreibweise. Denn wie gesagt: der Benutzer will ja gerade dies wissen und nicht, was sonst noch alles vorkommt (obwohl auch dies interessant sein mag – theoretisch, wie hier, nicht praktisch).
__________________
Th. Ickler

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Reinhard Markner
02.10.2002 21.28
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Konventionen

Zitat:
Es handelt sich [. . .] um einen „gedanklichen Übertragungsfehler“, der so entstanden sein könnte: Kleines Symbol bedeutet Moll, also klein = Moll, also Moll immer klein, also „Moll“ schreibt man klein.
Danke für die Aufklärung. So wird's sein.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen, daß der Begriff »Konvention« in unserem Zusammenhang häufig mißverständlich ist, weil nicht klar ist, ob von einer ausdrücklich geschlossenen oder aber von einer stillschweigenden Übereinkunft die Rede ist.

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Theo Grunden
02.10.2002 11.54
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moll-kleinschreibungs-konvention?

Die Tatsache, ob ein im Deutschen gebräuchlicher Tonname groß oder klein geschrieben im Text steht (A oder a, Fis oder fis, ...), kann nach musikwissenschaftlicher Konvention zweierlei ausdrücken.

Erstens die Unterscheidung einer Oktavlage. „A“ bezeichnet hierbei den konkreten Ton, der (in der Regel ca.) 110 Hertz hat, „a“ hingegen den, der 220 Hertz hat. (Das nur der Vollstänigkeit halber; und um einen Vorschlag einzubringen: die „große Oktave“ in „Große Oktave“ und die „kleine Oktave“ in „Kleine Oktave“ umzubenennen)

Zweitens die Unterscheidung des Tongeschlechts eines Akkordes bzw. einer Tonalität. „A“ bedeutet hierbei nicht mehr und nicht weniger als „Der Grundton (des Akkordes bzw. der einem Stück zugrundeliegenden Tonart) ist a, das Tongeschlecht ist Dur“, und „a“ bedeutet entsprechend „Der Grundton ... ist a, das Tongeschlecht ist Moll“.

In beiden Fällen benötigt der jeweilige Tonname keinen Zusatz, wenn aus dem Zusammenhang ersichtlich ist, welcher der beiden Fälle gemeint ist (das ist auch eigentlich immer klar). Die Bedeutung ergibt sich dann gemäß der betreffenden Konvention.

Die zweitgenannte Abkürzungskonvention ist (zumindest in den Zusammenhängen, in denen sie benutzt wird, also dort, wo das musikalische Denken und Schaffen vorwiegend auf den Dur-Moll-Bereich beschränkt ist) durchaus sinnvoll und praktisch. Vollkommen unsinnig und überflüssig hingegen ist es, die Kleinschreibung des Symbols im Falle Moll (die ja dort eine wichtige Information liefert) auf das ausgeschriebene Substantiv Moll in der Erweiterung „a-Moll“ zu übertragen („a-moll“). Wenn man als Gegenwert für dieses Abweichen von der allgemeinen Schreibkonvention (nach der Substantive eben groß zu schreiben sind), wenigstens eine fachliche Zusatzinformation oder irgendeinen Vorteil erhielte, könnte man noch darüber „verhandeln“; aber das ist ja nicht der Fall.

Im Gegensatz zu einer immer wieder anzutreffenden Meinung gibt es die Konvention, daß man das Wort „Moll“ in Verbindungen wie „a-Moll“ klein zu schreiben habe, eben nicht. Es handelt sich m.E. eher um eine dumme Angewohnheit bzw. einen „gedanklichen Übertragungsfehler“, der so entstanden sein könnte: Kleines Symbol bedeutet Moll, also klein=Moll, also Moll immer klein, also „Moll“ schreibt man klein.

Musikwörterbücher und musikwissenschaftliche Publikationen benutzen – bis auf ganz wenige Ausnahmen – die Bezeichnungen „A-Dur“ und „a-Moll“, pflegen also konsequente Großschreibung der Substantive. Die Falschschreibung „a-moll“ ist hingegen relativ oft anzutreffen in Ankündigungen von Konzerten und den dazu erscheinenden Programmheften, ferner auf Begleittexten zu Tonträgern.

Zu den o.g. Ausnahmen bei Fachpublikationen gehört z.B. „Metzler Musik Chronik“ (1993). Hier schreibt man alles klein: „A-dur“ und „a-moll“. Der von Herrn Metes schon angeführte „dtv-Atlas zur Musik“ (dtv und Bärenreiter-Verlag, 1977) verfuhr auch noch so, hat aber in seiner Neuauflage (2001) auf konsequente Großschreibung umgestellt.

Wenn man also „a-moll“ wirklich zuließe, warum dann nicht auch „A-dur“? Und am besten gleich auch die Schreibweise „Akkustik“, die immer und immer wieder so in Konzertkritiken oder Beschreibungen von Instrumenten anzutreffen ist – ergooglen Sie’s mal!

Halbernster Nachtrag:
Übertragen wir doch mal spaßeshalber das „Problem“ der schriftlichen Bezeichnung von musikalischen Geschlechtern auf das der von biologischen. Wäre es nicht seltsam, wenn geschriebene Redetexte begännen mit „Meine sehr geehrten damen und Herren“? Die Damen wären zu Recht verwundert, denn sie unterscheiden sich doch ohnehin schon „wesentlich“ von den Herren (wie der Mollklang vom Durklang), zweitens auch noch durch das sie bezeichnende Wort „Damen“ von „Herren“ (wie „Moll“ von „Dur“). Warum sollte man da zur weiteren Unterscheidung die Damen auch noch klein schreiben? Etwa um symbolisch zu demonstrieren, daß es sich eben nur um das „zweitwichtigste“ Geschlecht handelt? Wie bei „moll“ gegenüber „Dur“? Leider kann sich das Wörtchen „Moll“ in den Fällen seiner Klein(er)schreibung nicht so wehren, wie es wohl im obigen Fall die Damen tun würden. Und deshalb wollte ich ihm hier ein wenig helfen.

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Jörg Metes
30.09.2002 15.54
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a-moll

Die Schreibweise 'a-moll'/'A-Dur' ist in meiner Platten- und CD-Sammlung die ganz überwiegende, quer durch alle Firmen (Amadeo, CBS, Decca, Deutsche Grammophon, EMI, Harmonia Mundi, RCA, Sony, Telefunken u.a. mehr). Daneben kommt noch die Schreibweise 'a-moll'/'A-dur' vor; die Großschreibung 'a-Moll' entdecke ich erst einmal nirgends.

In zwei Büchern allerdings finde ich sie: in Glenn Gould, Von Bach bis Boulez (1986) und in Henscheid/Poth, ...über Oper (1979).

Wiederum 'a-moll'/'A-Dur' finde ich bei Adorno und in der musiktheoretischen Reihe 'Musik-Konzepte' aus dem Verlag edition text + kritik in München (zumindest in dem mir vorliegenden Band Nr. 70 aus dem Jahr 1990), 'a-moll'/'A-dur' im „dtv-Atlas zur Musik“ (dtv und Bärenreiter-Verlag, 1977).
– geändert durch Jörg Metes am 01.10.2002, 21.40 –
__________________
Jörg Metes

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Reinhard Markner
30.09.2002 13.22
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Nicht sauber zu scheiden

Wenn eine Schreibkonvention »in den Bereich der fachlichen Normierung« fällt, heißt das doch nicht, daß sie im Wörterbuch nichts verloren hat, oder ? Ich würde es so handhaben wie im Falle von »-oxid/-oxyd«, denn der fachsprachliche Gebrauch bleibt ja nicht selbstverständlich auf fachsprachliche Kontexte beschränkt. So schreibt beispielsweise Die Welt ganz überwiegend (aber nicht immer) »-oxid«, hingegen je ungefähr in der Hälfte der Fälle »a-moll« und »a-Moll«.

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Martin Reimers
30.09.2002 12.52
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a-Moll

Es ist sicherlich sinnvoll, nur die Schreibung „a-Moll“ zu akzeptieren. Durch die Kleinschreibung des Substantivs „Moll“ will wohl manch einer die nicht sehr elegante graphische Asymmetrie ausgleichen. Die musikwissenschaftliche Konvention erfordert aber nun einmal die Kleinschreibung von Moll- und die Großschreibung von Durtonalitäten. Manchmal muß eben auch das sprachästhetische Kriterium zurückstecken, selbst wenn es um Musik geht.

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Martin Reimers

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Theodor Ickler
30.09.2002 08.07
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Ernste Frage

Ein Mitstreiter macht mich darauf aufmerksam, daß ich ziemlich rigide nur a-Moll usw. gelten lasse, nicht a-moll. Meiner Meinung nach gehört so etwas in den Bereich der fachlichen Normierung, aber ich würde es gern einmal zur Diskussion stellen. Natürlich weiß ich, daß die „falsche“ Schreibweise ungemein häufig vorkommt. Aber das will der Benutzer in diesem Fall wohl nicht wissen. Der deskriptive Vorsatz sollte hier wohl hinter der praktischen Notwendigkeit zurückstehen.

Ein verwandtes Problem stellte sich bei Oxid, Oxyd. Hier habe ich die erst neuerdings genormte Schreibweise mit "(chem.)" gekennzeichnet. Die FAZ zum Beispiel schreibt bekanntlich weiterhin Oxyd. Bei Äther, Ether wiederum habe ich einfach beide Schreibweisen nebeneinandergestellt, auch im Hinblick auf die Aussprache. Also ich hatte mir schon etwas dabei gedacht, bin aber nicht sicher, ob es das Richtige war.

Übrigens sind die Lücken in der Reihe der Tonarten in der Neubearbeitung geschlossen.


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Th. Ickler

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J.-M. Wagner
24.09.2002 15.57
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Zur genaueren Betrachtung

Im Strang "ss vs. ß" hatte ich unter der Überschrift "Re: Vorschlag: Beispiele mit Methode" schon einmal etwas zu den Aspekten einer genaueren Betrachtung von Suchmaschinen-Ergebnissen geschrieben; ich stelle den Text (nur unwesentlich verändert) wegen des direkten Bezuges noch einmal hier ein.

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Wolfgang Wrase
Mir schwebt vor, daß wir einen eigenen prominenten Strang mit diesen Google-Links einrichten, denn auf diese Weise können wir demonstrieren, wie die Reform nun tatsächlich umgesetzt wird bzw. nicht umgesetzt wird. Darauf ließe sich auch gut als Quelle verweisen.
Ich möchte drei Dinge zu bedenken geben, die die Frage bezüglich der Aussagekraft einer solchen Sammlung von Befunden betreffen. Das eine Probem ist, daß man bei der Suche auf den WWW-Seiten nicht weiß, wann diese geschrieben wurden und ob man also ein mehr vor- oder nachreformatorisch geprägtes Bild der Lage erhält. Das weiß man erst, wenn man sich schlau macht und in Erfahrung bringt, wie lange die Seiten im Durchschnitt unverändert bleiben, und damit also, wie hoch der Anteil „alter“ Seiten (im Sinne der Rechtschreibung) aus statistischen Gründen sein sollte. Es könnte aber auch sein, daß der Effekt der Zunahme der Seitenanzahl größer ist als der ihrer Bearbeitung, in dem Sinne, daß neu geschaffene Seiten (Altersgrenze z. B. ein Jahr) bereits mehr als (z. B.) die Hälfte aller Seiten ausmachen, die insgesamt in Deutschland existieren. Wie es sich damit verhält, weiß ich nicht.

Eine Abschätzung des Alters eines Befundes (auf statistischer Basis) ist außerdem nur möglich, wenn die Stichprobe groß genug ist, die man bei der Suche nach bestimmten Schreibungen erhalten hat (so daß man erwarten kann, daß auch innerhalb der Stichprobe die Altersstruktur vorherrscht, welche die Gesamtheit der abgesuchten Seiten aufweist). Beispielsweise kann man vermutlich bei einer Anzahl von ca. 200 Fundstellen für eine „eigenartige“ Schreibweise, die auch schon vor der Reform (als Fehler) vorkam und für die es etwa hundertmal mehr „normale“ Fundstellen gibt, nicht sagen, daß ihr Auftreten ein vermehrtes sei und daß dies an der Reform liege -- es sei denn, daß sich die „Lebensdauer“ von Texten im Netz als außerordentlich kurz erweist. Doch selbst dann benötigt man noch einen vorreformatorischen Vergleichswert, um den Einfluß der Reform erkennen zu können (das ist das zweite Problem).

Drittens spielt der Zeitpunkt der Suche sowie die Suchmaschine eine erhebliche Rolle. Zum Vergleich: „muss“ wird von Google ca. 2.760.000mal gefunden, von alltheweb sogar 8.305.422mal (und "musss" dagegen 3.619mal); das macht einen Anteil von 1:2150 bei Google und 1:2300 bei alltheweb. Der Anteil von Geheimniss/Geheimnis [Verhältniss/Verhältnis] (Zeugniss/Zeugnis) liegt nach alltheweb bei 7.581/645.677=1:85 [11.422/1.803.260=1:158] (2.807/533.344=1:190), nach Google bei 4.940/242.000=1:49 [5.970/223.000=1:37] (1.610/121.000=1:75).
Das Problem dabei ist, daß Google in der Standardsuche auch "-niß" findet, alltheweb dagegen nicht. In der erweiterten Google-Suche kann man dies abschalten (bzw. in der normalen Suche das auszuschließende Stichwort mit einem vorangestellten Minuszeichen mit angeben). Die derart korrigierten Google-Resultate sind: 3.480/242.000=1:70 [4.320/223.000=1:52] (1.590/121.000=1:76), werden also den alltheweb-Ergebnissen nur teilweise ähnlicher.

Bemerkenswerterweise lagen Anfang März dieses Jahres die unkorrigierten Google-Werte für „Geheimnis/s“ und „Verhältnis/s“ zudem noch bei etwa 1:40 bzw. 1:25, wobei es damals ungefähr genausoviele "-iss/ß"-Fundstellen gab wie heute [d. h. am 12.06.2002; J.-M. W.].
__________________
Jan-Martin Wagner

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