Alter
Es ist eine gute Idee, die Quersumme des Beirates der FDS zu ziehen. Das Resultat: Großes Sprachbewußtsein, Liberalität, Freisinnigkeit, in der besten Bedeutung des Wortes, Gefühl für Verantwortung.
Heute hat niemand mehr eine Entschuldigung. Es ist bekannt, daß der Duden 2000 in Hunderten von Fällen andere Einträge enthält als der Duden 1996. Es ist bekannt, daß Herr Augst, der Präsident der Reformkommission, und sein Kollege Schaeder geschrieben haben: „Dadurch entsteht ein neues Gegensatzpaar: Er ist ihm (Tod)Feind … spinnefeind. Das ist in der Tat ärgerlich, selbst wenn die Schreibenden außerhalb des RS-Unterrichts diese Wendung sehr, sehr selten schreiben werden.“ Es ist bekannt, daß Herr Sitta, Schweizer Mitglied der Kommission, im „Gymnasium Helveticum“ gebeten worden ist, u.a. zu „heißersehnt“ und „fleischfressend“, Wörtern, die durch die Reform plötzlich zu großen Problemfällen geworden sind, und zum Dritten Bericht Stellung zu nehmen, und nicht geantwortet hat.
Die Kommission, gestützt von verantwortungslosen Politikern, setzt uns alle der Lächerlichkeit aus.
„Wehe jeder Sprache,“ sagt einer der echten Sprachlehrer, Eduard Engel, „über welche die dem sprießenden Sprachleben feindlichen Regelschmiede und Zuchtmeister Gewalt bekämen.“
Wie kommt man dazu, dieses Sprachleben zu sehen? Es braucht dazu ein gewisses Talent, vor allem aber Erfahrung: das Gewinnen von Erfahrung ist einer der vielen Vorteile des Alterns.
Wer Erfahrung hat, ist nicht ängstlich abhängig von Regeln und unterrichtet nicht nach Kopiervorlagen, die man ihm zureicht.
Sicher sind die Mitglieder des Beirats älter als die Jüngeren; sie sind aber vor allem erfahrener als die Unerfahrenen. Und ihnen zur Seite stehen noch viel Ältere, von denen einige genannt seien: Kaspar Stieler, die Gottschedin, Jacob Grimm, Karl Ferdinand Becker, Konrad Duden, Daniel Sanders, Wilhelm Wilmanns, Hermann Paul, Eduard Engel (er verdient die zweimalige Erwähnung), nicht zu vergessen Goethe und seine Freunde.
Die Verslein, die in der Schule eingeübt werden, und das, was die Presse täglich druckt, fallen nicht ins Gewicht.
|