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Was kommt 2005?
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Theodor Ickler
02.08.2003 13.30
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Den folgenden Text hatte ich in den letzten Tagen ein wenig herumgeschickt, auch an die FAZ:

Orthographische Optionen
Zum fünften Jahrestag der Rechtschreibreform
von Theodor Ickler

„Wir hätten die Rechtschreibreform nicht machen dürfen.“ Das sagte kein Geringerer als der bayerische Kultusminister Hans Zehetmair (Bayerische Staatszeitung vom 11.7.2003) Seine Äußerung traf zufällig mit einem dreifachen Jahrestag der Reform zusammen: Vor sieben Jahren wurde die Rechtschreibrefom an den meisten Schulen eingeführt, vor fünf Jahren trat sie offiziell in Kraft, vor vier Jahren wurde sie in modifizierter Form von den Nachrichtenagenturen und den meisten Zeitungen übernommen. Das dreifache Jubiläum ist für die verantwortlichen Kultusministerien – Zehetmair deutet es an – kein Grund zum Feiern; doch soll hier weder die Misere aufs neue ausgebreitet noch die Frage nach den Schuldigen gestellt werden. Richten wir den Blick in die Zukunft: Welche Möglichkeiten gibt es, den Schaden möglichst glimpflich zu beheben?

Augen zu und durch?
Bisher haben die Kultusminister versucht, die Neuregelung unverändert durchzusetzen und lediglich auf stärker vereinheitlichte Umsetzung in Wörterbüchern, Schulbüchern und Medien hinzuwirken. Für die Wörterbücher ist das weitgehend gelungen; die Unternehmen Duden und Bertelsmann haben in zahlreichen Beratungsgesprächen mit der zwischenstaatlichen Kommission einheitliche Schreibweisen vereinbart. Dadurch werden jedoch die objektiv vorhandenen Fehler der Reform nicht beseitigt.
Für die Beibehaltung der reformierten Schreibung scheint zu sprechen, daß den Schülern nicht schon wieder eine Entwertung des gerade erst Gelernten zugemutet werden könne. Dieses Argument übersieht jedoch, daß die zur Zeit unterrichtete Schulorthographie
nicht mit der Orthographie der Presse übereinstimmt
ohnehin revidiert werden muß, da sie objektiv fehlerhaft ist
bei weitem nicht die Verbreitung hat, die ihr unterstellt wird; sie ist eigentlich auf die Schule beschränkt, anderswo herrschen Hausorthographien oder die „alte“ Rechtschreibung.

Reparatur der Neuregelung?
Der erste Versuch, die Neuregelung zu korrigieren, stammt von der zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission, die sich mehrheitlich aus den Urhebern des Reformwerkes zusammensetzt. Vorgelegt wurde er bereits Ende 1997; nach einer ergebnislosen Diskussion („Mannheimer Anhörung“ am 23. Januar 1998) untersagten die Kultusminister und das damals stark engagierte Bundesinnenministerium sämtliche Änderungen, auch die von den Reformern selbst als „unumgänglich notwendig“ bezeichneten. Seither sind keine neuen Tatsachen bekannt geworden, die ein anderes Votum der Politiker erwarten lassen.
Damit erledigt sich wohl auch ein umfassender Reparaturversuch, den die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zuerst 1999 und dann in Buchform im Frühjahr 2003 vorgelegt hat. Er stammt im wesentlichen von Peter Eisenberg, der parallel dazu im Wahrig Universalwörterbuch (dtv 2002) detaillierte neue Schreibweisen angegeben hat. All diese Vorschläge lassen, obwohl sie von der Neuregelung ausgehen, praktisch keinen Stein auf dem anderen, sind aber darüber hinaus widersprüchlich und fehlerhaft, so daß die zwischenstaatliche Kommission mit ihrer schroffen Zurückweisung des Akademie-Vorschlags als „völlig untauglich“ (Pressemitteilung vom 22. Mai 2003) nicht ganz unrecht hat.
Nicht wenige Kritiker, so auch die Deutsche Akademie, sind bereit, den Reformern die neue ss-Schreibung zuzugestehen, weil sie nun einmal das Signal ist, daß man die Reform nicht in Bausch und Bogen ablehnt. Das wäre allerdings paradox, denn diese „Heysesche s-Schreibung“ gehörte eigentlich gar nicht zum jahrzehntelang verfolgten Reformplan. Sie ist, nach wenig ermutigenden Versuchen Ende des neunzehnten Jahrhunderts, erst in letzter Minute und gegen die Überzeugung der Reformer erneut aufgegriffen worden (ebenso wie die vermehrte Großschreibung). Sollte ausgerechnet etwas, was wirklich niemand wollte, als einziges Reform-Überbleibsel Bestand haben?

Rückkehr zum alten Duden?
Der Duden hatte die tatsächlich praktizierte, historisch gewachsene Rechtschreibung leidlich korrekt dokumentiert, doch war die Redaktion durch die vielen Anfragen der Benutzer dazu verleitet worden, Einzelfallschreibungen auch dort festzulegen, wo es sich in der Sprache selbst um objektive Übergangsphänomene handelt (getrennt oder zusammen? klein oder groß?). In Verbindung mit dem „Dudenprivileg“, das die deutsche Rechtschreibung mit ihrer Darstellung im Duden identifizierte, kam es zu dem unersprießlichen Zustand, daß „genau genommen“ praktisch niemand die deutsche Rechtschreibung vollkommen beherrschte. Nur weil man es eben nicht so genau nahm, konnte man damit recht gut leben. Die Dudenredaktion selbst sprach übrigens gelegentlich von einem „goldenen Käfig“, in dem sie sich jahrzehntelang befunden habe, und kann sich eine andere Konstruktion, etwa wie in Großbritannien, durchaus vorstellen. Es ist daher nicht wünschenswert, den alten Zustand umstandslos wiederherzustellen.

Einheitsorthographie
Die tatsächlich im deutschen Sprachraum verwendete Rechtschreibung, die sich niemals mit der Dudennorm deckte, war und ist anerkannt leserfreundlich und bei richtiger Darstellung keineswegs besonders schwierig. Vergleichspunkte müssen die französische und die englische Orthographie sein, mit denen die deutsche einen Dreierbund bildet, der völlig anders geartete Schriftprinzipien zugrunde legt als die meisten anderen europäischen Sprachen. Ungeachtet einer gewissen Flexibilität erwies sich die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts übliche deutsche Rechtschreibung als hinreichend einheitlich; die vorhandenen Unterschiede fielen dem Leser so gut wie nie auf. Sie war in keinem Punkt grammatisch fehlerhaft; andererseits nahm sie auf textsemantische Bedürfnisse und damit auf die schnelle Sinnentnahme in beinahe unübertrefflicher Weise Rücksicht. Allerdings hatte die erwähnte Duden-Privilegierung die Lexikographie daran gehindert, den herrschenden Usus zunächst einmal deskriptiv zu erfassen – ein Versäumnis, dessen Behebung auch den Reformvorschlägen hätte vorausgehen müssen. Es wäre dann nicht zu der undurchschaubaren Mischung von geänderter Schreibweise und geänderter Darstellung gekommen.
Steht die sachliche Überlegenheit der bisherigen Rechtschreibung außer Frage, so ist zu überlegen, wie man ihr zu tatsächlicher Anerkennung verhelfen kann, ohne den bereits angerichteten Schaden zu vergrößern. Die Deutsche Akademie bezeichnete ihren Kompromißvorschlag, der um die Beibehaltung der eigentlich abgelehnten (und im Kompromißvorschlag selbst desavouierten) reformierten s-Schreibung zentriert ist, als „zweitbeste Lösung“; ihr Plädoyer setzt voraus, daß die beste Lösung – nämlich ein „ausgekämmter Duden“ im oben dargestellten Sinne – nicht mehr erreichbar sei. Zu solcher Resignation besteht kein Anlaß. Folgende Schritte sind denkbar und ohne weiteres möglich:
Erstens. Die bisherige Rechtschreibung bleibt ohne zeitliche Begrenzung gültig. Ihre identifikatorische Bindung an den Duden („Dudenprivileg“) wird jedoch aufgehoben.
Diese Rechtschreibung ist nicht nur in Millionen Druckwerken dokumentiert, die zu einem beträchtlichen Teil weiterhin gelesen und genutzt werden, sondern wird auch von Schriftstellern und anderen Autoren auf absehbare Zeit benutzt und keinesfalls durch die (ohnehin de facto bereits überholte) Neuregelung von 1996 ersetzt werden. Eine Schulorthographie, die namhafte zeitgenössische Autoren und seriöse Werke verschiedener Verlage als „falsch geschrieben“ erscheinen läßt, erledigt sich selbst.
Zweitens. Die bisherige Rechtschreibung wird von den einschlägigen Verlagen und Instituten empirisch erforscht und mit ihren sinnvollen Spielräumen deskriptiv dargestellt. Im freien Wettbewerb um die beste Darstellung werden sich die besten orthographischen Hilfsmittel herausbilden, wie es zum Beispiel in England und Frankreich seit je üblich ist, übrigens auch in Deutschland, sobald es um andere Fragen als die orthographischen geht (Aussprache, Grammatik, Wortbedeutung, Stil).
Drittens. Für den Schulgebrauch werden Rechtschreibwörterbücher wie andere Schulbücher einem Zulassungsverfahren unterworfen. Fachgutachtern darf man die Kompetenz zutrauen, die Übereinstimmung einer orthographischen Darstellung mit dem allgemein Üblichen zu beurteilen. Dadurch ist die Mitwirkung und Oberaufsicht der Schulbehörden gewährleistet, ohne daß sich der Staat selbst gestaltend in den Sprachgebrauch einmischen muß.
Viertens. Die Schreibweisen gemäß der Rechtschreibreform in ihren verschiedenen Auslegungen werden für einen Übergangszeitraum von zehn Jahren nicht als fehlerhaft gewertet, auch wenn sie grammatisch fehlerhaft sind („so Leid es mir tut, sehr Aufsehen erregend“). Die orthographischen und grammatischen Tatsachen werden jedoch, soweit erforderlich, im Deutschunterricht thematisiert. So könnte aus dem Schaden letzten Endes sogar noch ein pädagogischer Nutzen erwachsen.

– geändert durch Theodor Ickler am 04.08.2003, 06.24 –
__________________
Th. Ickler

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J.-M. Wagner
23.07.2003 17.53
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Strategisches

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Jan Smejkal
Leider ist meine Magisterarbeit – in der ich zu einem insgesamt negativen Urteil über den Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung komme – schon so gut wie fertig, so daß mir keine Zeit bleibt, Auskünfte der (politisch) Verantwortlichen noch mit einzubeziehen. Ich werde aber die weitere Entwicklung interessiert verfolgen und dann ggf. in einer Doktorarbeit o.ä. verwerten.
Warum „leider“? Im Gegenteil, ich würde mich freuen, sobald Ihre Arbeit abgeschlossen und begutachtet worden ist, ein Exemplar davon zu erhalten; falls das nicht elektronisch geht (etwa als PDF), würde ich die Kosten für Kopien und Porto natürlich übernehmen.

Mein Eindruck ist, daß Auskünfte der politisch Verantwortlichen – genau wie ihre Entscheidungen – im wesentlichen politischen und keinen wissenschaftlichen Charakter haben (siehe etwa die aus der Mannheimer Anhörung gezogenen Konsequenzen), und also würde ich mir davon generell nicht allzuviel versprechen.

Wenn Sie zu einem insgesamt negativen Urteil über den Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung gekommen sind – wollen Sie es damit auf sich beruhen lassen und einfach abwarten, was sich weiter tut, oder erscheint es Ihnen sinnvoll, Ihre Ergebnisse der Rechtschreibkommission zu unterbreiten (und parallel dazu die Fazite der KMK mitzuteilen), damit sie – entsprechend ihrem Auftrag – Vorschläge zur Anpassung des Regelwerkes erarbeiten kann (und die KMK Bescheid weiß, daß es Anpassungsbedarf gibt)?
Was meint Ihr Betreuer dazu?
__________________
Jan-Martin Wagner

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Theo Grunden
22.07.2003 23.52
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Re: Lösungswege

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Bewährt hat sich zum Beispiel, übrigbleiben oder übrig bleiben zu schreiben, d. h. sich hier nach den inneren Gesetzmäßigkeiten der Sprache und nicht nach dem Duden-Wörterverzeichnis zu richten.
(...)
Die Reformschreibung verdient ja an sich keinerlei Anerkennung, bloß ihre schiere Verbreitung und – allerdings teilweise erzwungene und daher nicht sehr lebenskräftige – „Blüte“ macht eine gewisse großzügige Duldung ratsam, sei es taktisch, sei es humanitär motiviert.


Wie der Zufall es wollte, kam das Wort "übrigbleiben“ gerade vor ein paar Tagen in einem Diktat der Grundschulklasse meines Sohnes vor. Ihm, der es zusammengeschrieben hatte, wurde es nicht angestrichen, auch nicht als überholt gekennzeichnet. Dabei hätte es sich ja noch um ein reines Übersehen handeln können.
Ein solches war es aber dann wohl doch nicht, denn seinem Freund wurde die Getrenntschreibung "übrig bleiben“ tatsächlich als Fehler angekreidet. (Leider hatte er noch einen zweiten gemacht, sodaß sich ein nachträglicher Kampf um die „Eins“ nicht mehr lohnte.)

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J. Smejkal
21.07.2003 11.12
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Leider ist meine Magisterarbeit – in der ich zu einem insgesamt negativen Urteil über den Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung komme – schon so gut wie fertig, so daß mir keine Zeit bleibt, Auskünfte der (politisch) Verantwortlichen noch mit einzubeziehen. Ich werde aber die weitere Entwicklung interessiert verfolgen und dann ggf. in einer Doktorarbeit o.ä. verwerten.

Jan Smejkal

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J.-M. Wagner
20.07.2003 22.17
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Was wir alles nicht wissen

Herr Ickler sagte: »Was wir gar nicht wissen: Wie ernst nehmen die Kultusminister ihre Kommission noch?«

Dazu möchte ich anmerken, daß es ja – soweit ich es verfolgt habe – seitens der Kultusministerkonferenz bislang keine Stellungnahme bzw. Reaktion auf den 3. Bericht der Rechtschreibkommission gab, obwohl es das Gerangel um seine Veröffentlichung gab. Frau Prof. Schipanski war nach eigener Auskunft heilfroh, daß sie sich in ihrer Zeit als KMK-Präsidentin nicht mit dem Thema beschäftigen mußte (ich fragte sie zur Rechtschreibreform, als ich sie Anfang April hier in Jena in einem anderen Zusammenhang traf). Prof. Gallmann hat in seiner letzten Vorlesung zur Orthographie ganz klar gesagt, die Kommission habe von der Politik das Signal bekommen, daß sie von dem Thema Rechtschreibung nichts hören will (ich habe diese Vorlesung auszugsweise besucht). Daß die Kommission Änderungen der GZS erwägt, hatte ich bereits an anderer Stelle erwähnt – und auch, daß sie schon eine Ausrede parat hat, falls nichts aus den Änderungen wird (so interpretiere ich den Hinweis auf die mit einer Freigabe verbundenen Probleme).
      Ich will nun einen Schritt weiter gehen und fragen: Wie ernst nehmen die Kultusminister das Thema Rechtschreibreform überhaupt noch? Auch das wissen wir nicht.

Zu Ihrer Frage, Frau/Herr Smejkal, was 2005 kommt: Wie weit ist denn Ihre Magisterarbeit gediehen, und zu welchem Schluß kommen Sie bezüglich des jetzigen Standes der Reform: Halten Sie sie unter den Gesichtspunkten der Morphosyntax und des Schriftsystems für brauchbar, oder können Sie einen gewissen Revisionsbedarf ausmachen? Was halten Sie (und was halten andere Mitstreiter) von der Idee, Ihre entsprechenden Fazite direkt an die Präsidentin der KMK, Karin Wolff, zu schicken und sie danach zu fragen, ob 2005 etwas in dieser Richtung passieren wird?
      Natürlich wird die Antwort lauten, daß für wissenschaftliche Fragen die Rechtschreibkommission zuständig sei und Sie sich also an jene wenden sollten. Das erwidern Sie dann mit dem Hinweis, daß Sie die Fazite nur angeführt haben, um zu unterstreichen, daß dieses Thema einer Entscheidung harrt und Sie ausdrücklich an einer entsprechenden Antwort seitens der KMK interessiert sind...
__________________
Jan-Martin Wagner

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Theodor Ickler
20.07.2003 14.47
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Lösungswege

Um die Diskussion vielleicht doch noch vom Nachrichtenbrett wegzubugsieren, möchte ich zu bedenken geben: Die bewährte Rechtschreibung ist sicher nicht einfach mit dem Duden von 1991 gleichzusetzen. Bewährt hat sich zum Beispiel, übrigbleiben oder übrig bleiben zu schreiben, d. h. sich hier nach den inneren Gesetzmäßigkeiten der Sprache und nicht nach dem Duden-Wörterverzeichnis zu richten. Wenn dies so ist, ergibt sich zwingend die Aufgabe, den bewährten Schreibbrauch umfassend empirisch zu ermitteln, damit man etwas hat, wovon man ausgehen kann. Das ist, in aller Bescheidenheit, wenigstens grundsätzlich und sicher verbesserungsbedürftig in meinem Rechtschreibwörterbuch geschehen.
Der vorgeschlagene zweite Schritt, nämlich Reformschreibungen „auch“ zuzulassen, setzt eine gehörige Arbeit voraus, nämlich das Aussondern des grammatisch Falschen. Die Reformschreibung verdient ja an sich keinerlei Anerkennung, bloß ihre schiere Verbreitung und – allerdings teilweise erzwungene und daher nicht sehr lebenskräftige – „Blüte“ macht eine gewisse großzügige Duldung ratsam, sei es taktisch, sei es humanitär motiviert.
Was die Trennung betrifft, hätte ich nichts gegen eine Ausweitung der auch bisher schon „erlaubten“ populären Trennweisen einzuwenden, zumal ich kein Vertreter humanistischer Bildungsideale bin. Es ist aber damit nicht so einfach. Pä-da-go-ge ist ein verbreitetes Wort der Allgemeinsprache, aber viele andere Trennungen dieser Art werden nicht als harmlos verbucht werden, nur weil in irgendeinem Dudenbuch steht, daß sie zulässig sind. Ich denke an Pros-pekt u. ä. – Eine einfache Lösung habe ich hier nicht zu bieten, würde das Ganze gern einer natürlichen Entwicklung überlassen.
Wo Toleranz wirklich geboten erscheint, also bei der Getrennt- und Zusammenschreibung, zeigt mein Rechtschreibwörterbuch doch eigentlich den richtigen Weg, oder? Manchen Mitstreitern bin ich zu weit gegangen, aber inzwischen haben viele sich davon überzeugt, daß die ausufernde Einzelwortfestlegung weltfremd und nutzlos wäre.
Was das ss betrifft, so steht keineswegs fest, daß wir es nie wieder loswerden. Immerhin sind wir es schon früher einmal wieder losgeworden. Eher werden wir das ß los.
__________________
Th. Ickler

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Theodor Ickler
18.07.2003 19.36
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Alles offen

Am wahrscheinlichsten ist, daß die Reformkomission versuchen wird, sich wie bisher durchzuwurschteln, d. h. unauffällige (aber doch folgenreiche) Änderungen als bloße Präzisierungen auszugeben. So sind ja auch die Wiederherstellung von erfolgversprechend usw., und die Öffnung geschlossener Listen verharmlost worden. (Aber die Wörterbücher mußten doch alle neu gedruckt werden.) Was wir gar nicht wissen: Wie ernst nehmen die Kultusminister ihre Kommission noch?
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Th. Ickler

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J. Smejkal
18.07.2003 19.25
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Lieber Herr Ickler,
mir ist klar, daß es in dieser Frage keine Gewißheit gibt. Aber vielleicht können Sie mir ja mitteilen, was Sie für wahrscheinlich halten.
Ist es überhaupt beschlossene Sache, daß das Regelwerk 2005 geändert wird? Ich habe hier einige Nachrichten gelesen, die von einer „Totalrevision“ ausgehen.

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Theodor Ickler
18.07.2003 15.46
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Hellseher ...

gibt es hier nicht. Ihren Wunsch kann daher niemand erfüllen, wir müssen alle zusammen abwarten.
__________________
Th. Ickler

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J. Smejkal
18.07.2003 13.11
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Was kommt 2005?

In meiner Magisterarbeit zum Thema „Morphosyntax und Schriftsystem – die Reform der Getrennt- und Zusammenschreibung im Deutschen“ möchte ich abschließend auf die für 2005 geplante „offizielle“ Revision der Neuregelung eingehen. Ich wäre daher sehr dankbar, wenn mich ein Experte auf den neuesten Stand bringen und mir mitteilen könnte, was tatsächlich von dieser Korrektur zu erwarten ist.

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Alle Zeiten sind MEZ    Dieser Faden ist 3 Seiten lang:    1  2  3   Neuen Faden beginnen     antworten
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