Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Von den Reizen der neuen Rechtschreibung
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Norbert Schäbler
30.04.2003 15.27
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Denkschablonen

1. Ich möchte ins Gedächtnis rufen, daß die Schrift nicht zum Schreiben da ist, sondern daß Wortbilder (die „Schriftbilder“ von Worten) Signale aussenden.
Meine Behauptung: Typische (d.h. stets wiederkehrende und normierte Wortbilder) führen zu einem weniger zeitaufwendigen Wort- und Textverständnis.

2. Wortbilderfassung ist in starkem Maße abhängig von der Buchstabenkomposition:
Wörter, in denen lediglich „normallängige“ Buchstaben (a, c, e, m, n, o, r, s, u, v, w, x, z) vorkommen, sind weniger auffällig und signifikant als solche, in denen eine Mischung
mit „unterlängigen“ Buchstaben (g, j, p, qu, y),
oberlängigen Buchstaben (b, h, k, l, t, – und i)
oder überlängigen Buchstaben (f und ß)
erfolgt.
Auch Umlaute (ä, ö, ü) und Majuskeln (sämtliche Großbuchstaben) erhöhen die Signifikanz sowie
die sprachgemeinschaftliche Besonderheit und letztlich die leichtere Erfaßbarkeit von Wörtern.
Besonders signifikant sind Wörter, mit überlängigen Buchstaben.
Sowohl im Schreiblernprozeß als auch im Leselernprozeß wurden – was sich im Laufe meiner Lehrtätigkeit hinreichend bestätigte – Wörter mit Überlängen (ß und f) zunehmend besser beherrscht als „unauffällige“ Wortbilder.

3. Im Laufe der Sprachentwicklung übernahm das „ß“ ähnlich dem „H“ (Gewichtungs-h, Dehnungs-h, Lautierungs-h) eine Mehrfachfunktion.
Es ist eine Frage, ob es sinnvoll und erstrebenswert ist, den Gewichtungsbuchstaben „ß“ aus der deutschen Sprache komplett zu streichen. Formal gesehen ist das „ß“ noch bedeutungsvoller und signifikanter als das „H“. Es übernimmt unter anderem die Funktion der Silbengelenkdarstellung (z.B. „Schlußspurt“) und der Differenzierungsschreibung (z.B. „weiße“ contra „weise“).

4. Hochsprache hat die Aufgabe der Vereinheitlichung. Wer immer sich mit Dialektschreibung beschäftigt, erfährt die Begrenztheit des Buchstaben- und Lautkodierungssystems.
Umgedreht erkennt jeder Dialektschreiber das unermeßliche Korrelat der Hochsprache. Er muß es anerkennen! Die Hochsprache ist ein Wunder an Kompromißfähig- und Einheitlichkeit inmitten von regionalen Eigenarten!!
Der Gedanke, den Prozeß umzukehren, das Optimale zu deoptimieren, disqualifiziert sich selbst.

Nachwort: Ich weiß, daß es auf dieser Welt genügend nützliche Idioten gibt, und ich weiß, daß die Idioten auf dieser Welt niemals aussterben.
Gedanken werde ich mir machen über meinen Nutzen und über das Ausmaß meiner Idiotie. Gegen die kombinierte Etikettierung „nützlicher Idiot“ werde ich zeitlebens ankämpfen.

Schönen 1. Mai.


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nos

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Elke Philburn
30.04.2003 14.16
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Zitat:
Untergeschoss. Schwaben, Baiern und Österreicher sprechen in dem Wort „Geschoss“ ein langes o, egal ob ein Stockwerk oder ein Projektil gemeint ist. Der neue Duden lässt daher die Schreibweise sowohl mit ss als auch mit ß zu.

Das Regelwerk erlaubt aber die Schreibung mit ß nur für Österreich. Bayern und Schwaben werden weiterhin ss schreiben müssen, ob es ihrer Aussprache entspricht oder nicht.

Zitat:
Insofern ist die neue Rechtschreibung auch ganz praktisch, man kann ausdrücken, in welcher Gegend die Leute „Spaß" und in welcher Gegend sie „Spass“ sagen.

Hier sieht das Regelwerk nur die bisherige Schreibung mit ß vor, auch wenn Bertelsmann für Österreich die Variante Spass erlaubt. Bei der Maß dagegen läßt man gar nicht mit sich reden, sondern drückt diesem bayrischen Wort eine Schreibung nach norddeutscher Lautung auf.

Können Sie mir sagen, Herr Schubert, wo hier die Vereinfachung liegt? Wem nützt diese scheinbar praktische Orientierung an dialektalen Varianten, wenn sie nur neue Ausnahmen und damit Fehlerquellen hervorbringt? Merken Sie nicht, daß diese 'Vereinfachung' ein Trugbild ist und daß die neu entstandenen Probleme jene, die man meinte lösen zu müssen, längst überwiegen?
– geändert durch Elke Philburn am 01.05.2003, 19.49 –
__________________
http://www.vrs-ev.de/

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Peter Schubert
30.04.2003 08.35
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Herrn Wagners liebgewonnene Schreibweisen

Herrn Wagners Beitrag von gestern Abend – meinetwegen auch gestern abend – enthält einige Fragen, die einer Beantwortung würdig sind.

Innerlich und äußerlich. Bei der ersten Silbe dieser Wörter ist ein Quantitätsunterschied hörbar, „innen“ kurz, „außen“ lang. Der Unterschied wird ja auch in der Schreibung zum Ausdruck gebracht.

Untergeschoss. Schwaben, Baiern und Österreicher sprechen in dem Wort „Geschoss“ ein langes o, egal ob ein Stockwerk oder ein Projektil gemeint ist. Der neue Duden lässt daher die Schreibweise sowohl mit ss als auch mit ß zu. Insofern ist die neue Rechtschreibung auch ganz praktisch, man kann ausdrücken, in welcher Gegend die Leute „Spaß" und in welcher Gegend sie „Spass“ sagen. Im Übrigen: Wer nur Dialekt und nicht die Hochsprache spricht, macht beim Schreiben einige Fehler mehr; das ist unvermeidbar und gilt nicht nur für Deutsche.

Faß – eine Silbe – ein Buchstabe; Fässer – zwei Silben – zwei Buchstaben. Wo ist das Problem? Ein Problem ist da nicht, aber eine unnötige Komplikation. Es gibt ja eine Unzahl von einsilbigen Wörtern, deren Auslaut nach kurzem Vokal durch Doppelkonsonanten geschrieben wird: Fall, Fälle; Kamm, Kämme; Bann, bannen; Stopp, stoppen; Spott, spotten. Da gilt überall: Eine Silbe, zwei Buchstaben. Nur beim s soll es anders sein?

Fremdwörter mit ß (Progreß). Wo ist das Problem? Ein Problem ist auch hier nicht, aber ich hatte erwartet, dass meine überlange Aufzählung solcher Fremdwörter eine gewisse Komik dieser Schreibweise erkennen lässt. Diese Wirkung ist anscheinend jedenfalls bei Herrn Wagner nicht eingetreten.
Interessant ist Herrn Wagner Begründung: „Das ß tritt hier als Doppel-s-Ligatur auf“. Was er „Doppel-s-Ligatur“ nennt, nennt Prof. Ickler eine typografische – meinetwegen auch typographische – Variante des Doppel-s. Ich habe es an anderer Stelle „das unechte Eszett“ genannt. Alle drei Bezeichnungen geben eines zum Ausdruck: Dieses ß sieht zwar genau so aus wie ein ß, in Wirklichkeit ist es aber gar kein ß, sondern ein Doppel-s. Also bitte, kann man dann nicht auch ein Doppel-s schreiben?

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Christian Dörner
29.04.2003 21.02
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-nis/-niß

In der 1. Auflage des Dudens (1880) findet man nur die Schreibungen -nis, -nisse usw.
Sie waren also bereits vor 1901 üblich.
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Christian Dörner

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Henning Upmeyer
29.04.2003 19.59
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Substantive auf '-nis'

Laut Aussage von Herrn Schubert „war vor 1901 die Schreibweise mit '-niß' allgemein üblich“.
Angeblich wurde 1901 nur die Rechtschreibung vereinheitlicht. Interessant wäre, welches vorher die von der Mehrheit verwendete Schreibweise war. War es eine Änderung gegen die Mehrheit der Schreiber oder nicht?

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J.-M. Wagner
29.04.2003 17.49
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Re: Theo Grundens liebgewonnene Schreibweisen

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Peter Schubert
Herr Grunden, Ihr Beispieltext mit den auszufüllenden s, ss, sss, ß und ßs zeigt offenkundig, dass die Schwierigkeit in der Abgrenzung von s einerseits und ss/ß andrerseits besteht; dafür muss der Lernende eben das Stammprinzip begreifen; das war und ist vor und nach der Rechtschreibreform völlig gleich.
Zustimmung, was die generelle Relevanz des Stammprinzips für die s-Schreibung betrifft, denn durch die Reform gab es – bis auf die Ausnahme des „As(s)“ – keine Änderung der Zugehörigkeit eines Wort zu der einen oder der anderen Fallgruppe (Schreibung mit 's' oder mit 'ss'/'ß').

Was sich aber verändert hat, ist der Umfang der Notwendigkeit der Abgrenzung der Fallgruppe 's': Vor der Reform stellte sich diese Notwendigkeit nur in Form der Alternative 's' oder 'ß', weil der Fall des 'ss' eineindeutig (d. h. umkehrbar eindeutig) aus der Silbenzerlegung hervorging. Man kann damit sagen, daß vor der Reform die richtige Verwendung von 'ss' auch ohne Kenntnis des Stammprinzips möglich war, und insofern ist die Situation vor und nach der Reform keineswegs völlig gleich.

P. Schubert:
Für die Unterscheidung zwischen ss und ß nach der Reform genügt dann der Merksatz „Nach kurzem Vokal ss“.
Das ist genau richtig, und zudem schlägt dieser Merksatz mehrere Fliegen mit einer Klappe: Er gibt das relevante Kriterium (Kürze) an, er verzichtet (vermutlich mit Recht) auf die Bedingung der Betontheit (wie sie im Regelwerk in Paragraph 2 verankert ist) und vermeidet damit die Berücksichtigung einiger Ausnahmefälle, und mit der Beschränkung auf Vokale sind auch die Diphthonge quasi automatisch richtig mit verarztet.

Es genügt – und funktioniert – also nur, wenn man zum einen weiß, daß auch kurze Diphthonge nicht als kurze Vokale gelten. Beispiel: Gibt es einen Unterschied in der Quantität der ersten Silbe bei innerlich und äußerlich? Zum anderen darf man sich nicht von regionalen Aussprachvarianten ins Bockshorn jagen lassen; obwohl das keine neuer Gedanke ist, bringe ich ihn hier wegen folgender Bemerkung von Frau Menges noch einmal an:
Untergeschoß- eindeutig im bayerischen Dialekt mit "ß" geschrieben, kein Bayer spricht vom preußischen Untergeschoss.
Mit Verlaub, das bedeutet doch, daß bei Fortbestehen der jetzigen Regel alle Baiern dieses Wort tendenziell falsch schreiben werden – quasi als Pendant zum Spass in anderen Regionen.

P. Schubert:
Der Schreiber braucht sich dann keine Gedanken mehr zu machen, warum das Faß mit ß, aber die Fässer mit ss, warum „muß" mit ß, aber „müssen“ mit ss geschrieben werden soll.
Das mußte man sich noch nie, denn man hat den Unterschied deutlich gehört: Faß, muß – eine Silbe – ein Buchstabe; Fässer, müssen – zwei Silben – zwei Buchstaben. Wo ist das Problem?

P. Schubert:
Hier war auch die Rede von „Respekt vor der Herkunftsprache“. Auf Grund des Respekts soll „Spaghetti“ und „Joghurt“ weiterhin mit gh geschrieben werden. Bei Spaghetti einverstanden; bei Joghurt enthält die Schreibung in der Herkunftsprache allerdings kein h. Gilt der Respekt vor der Herkunftsprache auch bei Fitneß, Fairneß, Miß Germany, Mißmanagement, Progreß, Prozeß, Regreß, Stewardeß, Narzißmus und narzißtisch?
Natürlich, denn das 'ß' tritt hier als Doppel-s-Ligatur auf. Wo ist das Problem?
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Jan-Martin Wagner

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Henning Upmeyer
29.04.2003 09.11
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Quarantäne

Gibt es denn ein zutreffendes und eindeutiges deutsches Wort dafür?
Isolierung und isolieren läßt mich immer an Schutz vor Stromschlägen denken. Das Wort ist zu allgemein.
Die französischen Wörter in der deutschen Sprache sind noch nicht tot, und es entstehen weiter neue.
Es sollten Preise für die besten Lehnübersetzungen ausgeschrieben werden. Auch für englische Wörter, z.B. für 'Scanner' und ähnliche.
Sehr lustig finde ich das tschechische Wort 'hranolky' = kleine Prismen (von 'hranol' = Prisma) für Pommes frites.

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Sigmar Salzburg
29.04.2003 07.00
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Schöne neue Sachlichkeit

[Frau Menges] Das "ß" ist vielleicht für Sie schöner weil altmodischer, aber das „ss“ anstelle von "ß" ist sachlicher. Da bin dann lieber sachlicher- ich würde das "ß" ganz streichen.

Seit Jahrzehnten schon erscheint ein Bildband „Schönes Niedersachsen“. Auf dem Schutzumschlag sah man lange Zeit, aus geschicktem Blickwinkel aufgenommen, die kunstvollen Fachwerkgiebel dreier Niedersachsenhäuser aus dem Alten Land. Jahre später stieß ich auf einen Zeitungsartikel mit einem Foto vom gleichen Standpunkt aus, das zeigte, wie das schöne Niedersachsen heute aussieht: Nur ein einziges Haus war liebevoll erhalten. Das zweite dagegen war arg vernachlässigt, und beim dritten war der Giebel verkleidet und ein querliegendes Großflächenfenster außermittig hineingesetzt worden. Die Eigentümer, dazu befragt, sagten: „Wir wollten auch mal im Komfort leben!“

Daran muß ich immer denken, wenn ich das Argument von der „Sachlichkeit“ oder gar von der „Schönheit“ der neuen Sachlichkeit höre, die die „neue“ ss-Regelung mit sich gebracht habe. Mir kamen die ersten „muss“ und „dass“ in den Schulbüchern meiner Kinder immer wie Pfauen vor, denen man die Schwanzfedern ausgerupft hat.

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Sigmar Salzburg

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Walter Lachenmann
28.04.2003 22.42
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Der Sinn für das Schöne und für den Unsinn im Unschönen

Aber liebe Frau Menges, mit Ihnen ist es immer dasselbe und ich werde mir das jetzt merken: Kaum streichelt man Sie ganz lieb, schon kriegt man eine gegen das Schienbein, und Sie distanzieren von all den vernünftigen Sachen, die Sie ganz spontan und von Herzen kommend geäußert haben, und ziehen sich in eine Art von Zwecklogik zurück, auf deren Gedankenkonstruktionen Sie – wenn Ihre Behörde Ihnen nicht angeschafft hätte, dieses theoretisch überhaupt nicht faßbare »moderne« Lehrwerk mitzutragen – von alleine niemals gekommen wären bei Ihrem Sinn für das Schöne, und deren abwegigsten Ihnen immerhin allmählich zum Bewußtsein kommen. Das einzige, was Sie entschuldigt: Sie wollen Ihrer beruflichen Aufgabe und zugleich Ihrer Treue gegenüber Ihrem Dienstherrn nachkommen, sich aber auch mit der Kritik auseinandersetzen. Da sind Sie natürlich in einer schwierigen Position.

Ihr Sinn für das Schöne, was meint er beim Vergleich von

Flußschleife

zu

Flussschleife

Letzteres kann einen poetischen Menschen wie Sie, der auch noch bis drei zählen kann, doch nur in Verzückung versetzen, nichtwahr? Das hat außerdem nichts mit altmodisch zu tun, denn Flussschleife ist, das hätten auch Sie inzwischen hier lernen können, erst recht altmodisch (19. Jh.).

Und nun versuchen Sie einmal bei Ihrem Bäcker oder Konditor auf »deutsch« ohne mit dem Finger auf das Backwerk zu deuten, das zu kaufen, was »hier zu Lande« Baguette, Canapé, Praline, Baiser, Bisquit heißt, oder – noch viel schöner – fragen Sie nach einem »Hörnchen« (oder meinetwegen auch »Hörnderl«). Der Bäcker wird Ihnen den Vogel zeigen und sagen, »aba wos soi nacha dös sei? Moanen'S leicht a Crossoar (je nach Bäckerei auch Krossoo oder was auch immer). Und sagen Sie, Sie wollten das »Hörnchen« Ihrem Vetter mitbringen, dann werden Sie belehrt: »Dös is oiso fer Eahna Kusahr.«

Niemand will doch Wörter wie Enttäuschung, Ratschlag, Zufall und derlei durch französische Wörter ersetzen! Aber es gibt so schöne Wörter aus anderen Sprachen, die bei uns heimisch geworden sind.

Sie bekommen jetzt eine Hausaufgabe, und zwar sollen Sie einen Besinnungsaufsatz schreiben zu dem Thema:

»Jemand behauptet: Kaum eine Sprache vermag solche zweideutigen und schönen Wörter hervorzubringen (wie die deutsche). Darum ist der, der mit franz. Wörtern spricht nicht der absolute Freund der deutschen Wörter.«

a) Was halten Sie von dieser Behauptung? Läßt sie darauf schließen, daß ihr Urheber andere Sprachen als die deutsche – und auch die deutsche mehr als in ihrer alltäglichen Verwendung oder aus dem Unterrichtsbetrieb – überhaupt kennt, etwa Latein?
b) Welche Vorzüge könnte ein »absoluter Freund der deutschen Wörter« aufweisen, wie könnte man sich ihn vorstellen, sympathisch, weltoffen, musisch?
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Walter Lachenmann

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J.-M. Wagner
28.04.2003 19.58
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Re: Sonnenschein / im Nachhinein - im Voraus (I)

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von RenateMariaMenges
Um zur Rechtschreibung zurückzukehren, muss ich sagen, dass mich die neue ss-Regelung weder didaktisch noch methodisch noch ästhetisch negativ anspricht. Ich finde diese Regel sogar leichter, das muss ich immer wieder behaupten.
Sie können behaupten, was und soviel Sie wollen, liebe Frau Menges – solange Sie es nicht durch Fakten, Argumente etc. untermauern, ist es (leider!) wertlos.

Beispiel: „Ich muß sagen, daß mich die Hypothese, die Erde sei eine Scheibe, weder didaktisch noch methodisch noch ästhetisch negativ anspricht. Ich finde diese Hypothese sogar leichter, das muß ich immer wieder behaupten.“

R. Menges:
Darum, lieber Herr Wagner, werden wir hier in diesem Bereich zu keinem Konsens kommen.
Ja, und zwar, wie mein Beispiel gezeigt hat, genau aus dem folgenden Grund: Weil Sie nicht mit Argumenten, sonden mit Behauptungen arbeiten und sich weigern, diese zu hinterfragen.

R. Menges:
Wir sollten uns aus der „ss-ß-s-Vertiefung“ herausbewegen, noch dazu haben Sie die Qualität der beiden gleichgestellt (trotz Ihrer gegenteiligen Argumente).
Das habe ich nicht, und das wissen Sie genau. Meine Argumente widersprechen dem nicht, und auch das sollten Sie wissen – denn es geht, ganz einfach gesagt, um den Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

Zitat:
R. Menges:
(Wagner)denn es kommt bei der Bewertung der Regeln außerdem darauf an, ob sie sich in der Praxis bewähren.

Und diese ss- Regeln bewähren sich ja- es gibt keinen Unterschied. Darum kommen wir nicht zusammen, Herr Wagner. Ich habe nichts an der Sache in der Umsetzung auszusetzen.

Wo soll nun ein Kompromiss herauskommen?
Daß wir in der Sache nur schwerlich zu einem Konsens kommen werden, ist mir schon klar; zudem bringt ja Herr Schubert die Argumente für die reformierte s-Schreibung gekonnt auf den Punkt. Trotzdem gibt es ein paar Aspekte, die Sie bislang ignoriert haben und über die wir zumindest im Detail diskutieren können, wie sie zu interpretieren bzw. einzuordnen sind, ohne daß wir von vornherein auf einen „Kompromiß“ aus sind.

Also: Sie behaupten, die reformierte ss-Regel bewähre sich, und es gäbe keinen Unterschied. Das steht zum einen (was das Schreiben betrifft) im direkten Widerspruch zu den Ergebnissen der Studie von Prof. Marx, auf die ich bereits hinwies. Zum anderen (was das Lesen betrifft) ignoriert Ihre Behauptung meine Argumente bezüglich „Antiqua versus Fraktur“ sowie die entsprechenden Passagen aus „Kritik auf zwei Ebenen“; darin zeige ich, daß es sehr wohl Unterschiede gibt.

Sie haben sich bislang darauf beschränkt, meine Argumente als nichtig zu bezeichnen, aber vielleicht können Sie noch begründen, liebe Frau Menges, wie Sie zu dieser Einschätzung kommen – sagten Sie doch an anderer Stelle, meine Beiträge bezüglich der ss/ß-Schreibung seien es wert, daß Sie sich die Zeit genommen haben, sie genau zu studieren.
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Jan-Martin Wagner

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RenateMariaMenges
28.04.2003 19.39
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Statt Denglisch D`Französisch?

Der Gebrauch von französischen Wörtern ist absolut überholt. Es kommt mir vor wie aus vergangen Zeiten, wenn jemand vom Kanapee und vom Trottoir – Worte aus meiner Kindheit- spricht. Diese Worte gebraucht man heute nicht mehr. Wie gut sind dagegen unsere deutschen Wörter:
Wenn wir von Enttäuschung sprechen – spüren wir die Täuschung auf, der wir uns hingegeben haben. Ein Zufall ist ein Fall, der uns zukommt. Der Ratschlag erschlägt den, der um Rat sucht. Kaum eine Sprache vermag solche zweideutigen und schönen Wörter hervorzubringen. Darum ist der, der mit franz. Wörtern spricht nicht der absolute Freund der deutschen Wörter. Schlägt man den Duden auf, so gibt es auf einer einzigen Seite den Paravent, das Parfüm, das Parasol und das Parfait par excellence.
Für unsere Kinder sind das Fremdwörter und keine Begriffe.

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RenateMariaMenges

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RenateMariaMenges
28.04.2003 17.24
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im Nachhinein - im Voraus

(Wagner)denn es kommt bei der Bewertung der Regeln außerdem darauf an, ob sie sich in der Praxis bewähren

Und diese ss- Regeln bewähren sich ja- es gibt keinen Unterschied. Darum kommen wir nicht zusammen, Herr Wagner. Ich habe nichts an der Sache in der Umsetzung auszusetzen.

Mit einer(?!?) Ausnahme:
Untergeschoß- eindeutig im bayerischen Dialekt mit "ß" geschrieben, kein Bayer spricht vom preußischen Untergeschoss. Aber – das ist zu lernen!

Wo soll nun ein Kompromiss herauskommen?
Ich würde die Regel nicht akzeptieren wäre die Unvermittelbarkeit gegeben. Sie können noch so viel Kasuistik betreiben, aber ich möchte eine neuere anerkannte Untersuchung verfolgen und die müsste erst gegen meine Erkenntnisse sprechen. Es ist sind m.E. Wörter wie „Besorgnis erregend“, die schwer zu vermitteln sind.

Außerdem warte ich auf das neue Buch, um die Argumente zu lesen, die mich immer noch nicht überzeugt haben. Das "ß" ist vielleicht für Sie schöner weil altmodischer, aber das „ss“ anstelle von "ß" ist sachlicher. Da bin dann lieber sachlicher- ich würde das "ß" ganz streichen.

Zeitzeugin wollen Sie mich nennen? Auch nicht schlecht- aber Sie sind auch Zeitzeugen, meine Herren!
Auf die Frage in welcher Rechtschreibung er seine Promotion in Theologie abgeben werde, schaute mich der junge Pfarrer fragend an. Das sei keine Frage, denn sie sei selbstverständlich in der jetzt gültigen Rechtschreibung geschrieben. Der Klerus zieht nach: Zeitzeugnisse der Rechtschreibung.

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RenateMariaMenges

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Peter Schubert
28.04.2003 15.51
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Ergebniss

Die Schreibweise „Ergebniss“ mit ss hat mit der „neuen ss-Regel“ nichts zu tun. „Das Ergebniß" und „die Ergebnisse“ waren vor 1901 allgemein üblich. Dass die Nachsilbe -nis nur mit s geschrieben wird, musste man nach 1901 und nach 1996 eben lernen. Die Rechtschreibreform hat auch daran nichts geändert.

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Christoph Kukulies
28.04.2003 15.19
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Deutschlernende

Ich bekam eine E-Mail eines Unbekannten aus Chile, der mich ob einer Nachricht, die ich in irgendeinem englischen Nachrichtenforum vor einiger Zeit hinterlassen hatte, auf deutsch anschrieb und dies nicht einmal in schlechtem Deutsch, woraufhin ich ihn auch ansprach, woher er die Sprache so gut beherrsche und er antwortete, daß er es seinem Deutschlehrer zu verdanken habe.

Er schrieb „Ergebniss“, was ich ihm nicht ankreidete, wie ich ohnehin E-Mail-Partner nur sehr selten auf Rechtschreibfehler – einfach auch aus Höflichkeit – anspreche. Ausnahmen sind da vielleicht beflissene 'Aufwändigschreiber'.

Aber da zeigt sich, wie wenig Deutschlernende mit der „neuen ss-Regel“ anfangen können.


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Christoph Kukulies

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Peter Schubert
28.04.2003 13.40
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Theo Grundens liebgewonnene Schreibweisen

Herr Grunden, Ihr Beispieltext mit den auszufüllenden s, ss, sss, ß und ßs zeigt offenkundig, dass die Schwierigkeit in der Abgrenzung von s einerseits und ss/ß andrerseits besteht; dafür muss der Lernende eben das Stammprinzip begreifen; das war und ist vor und nach der Rechtschreibreform völlig gleich. Für die Unterscheidung zwischen ss und ß nach der Reform genügt dann der Merksatz „Nach kurzem Vokal ss“. Der Schreiber braucht sich dann keine Gedanken mehr zu machen, warum das Faß mit ß, aber die Fässer mit ss, warum „muß" mit ß, aber „müssen“ mit ss geschrieben werden soll.

Hier war auch die Rede von „Respekt vor der Herkunftsprache“. Auf Grund des Respekts soll „Spaghetti“ und „Joghurt“ weiterhin mit gh geschrieben werden. Bei Spaghetti einverstanden; bei Joghurt enthält die Schreibung in der Herkunftsprache allerdings kein h. Gilt der Respekt vor der Herkunftsprache auch bei Fitneß, Fairneß, Miß Germany, Mißmanagement, Progreß, Prozeß, Regreß, Stewardeß, Narzißmus und narzißtisch?

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Dieser Faden ist 54 Seiten lang:    1  2  3 · 10 · 20 · 30 · 36  37  38  39   40  41  42 · 50  51  52  53  54  antworten       Gasteintrag
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