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Sigmar Salzburg
04.07.2014 13.41
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Die Grauzone der „Reform“

Augsburg
Warum diese Straßennamen eigentlich falsch sind

Warum die Philippine-Welser-Straße eigentlich gar nicht so heißen dürfte. Die „Alte Gasse“ und die „Bärenhorststraße“ haben ebenfalls einen Makel. Von Stefan Krog

[Bild]
Zwei Straßen, zwei Fehler: Die Bärenhorststraße ist nach einem preußischen Militärschriftsteller benannt – er heißt aber Georg Heinrich von Berenhorst. Foto: Anne Wall

„Kennedy-Platz“ heißt es auf den Straßenschildern vor dem Theater und genauso in den Drucksachen des Theaters. Viele haben sich schon über die getrennte Schreibweise dieses Straßennamens gewundert. Was sagt dazu Wilfried Matzke, der Leiter des zuständigen Geodatenamtes?

Der Diplom-Ingenieur muss nicht bei seinen Mitarbeitern nachfragen, denn Straßenbenennung gilt als Chefsache in der städtischen Vermessungsbehörde. „Der Kennedy-Platz ist rechtschreiblich falsch, aber amtlich richtig“, erklärt Matzke und erzählt die Geschichte.

Der damalige Stadtbaurat wünschte die getrennte Schreibweise. Deshalb beschloss der Stadtrat im Jahr 1963 nach dem Mord an John F. Kennedy, dass der „Theaterplatz“ zum „Kennedy-Platz“ wird. Eine Korrektur stand später nicht mehr zur Debatte.

[Das ist keine Rechtschreibfrage, sondern eine Frage des Geschmacks. Den vermißte man damals allerdings bei der inflationären Benennung von Straßen und Plätzen nach dem nicht unumstrittenen ausländischen Politiker.]

Es gibt rund drei Dutzend solcher Augsburger Straßenbenennungen, die inhaltlich oder rechtschreiblich falsch sind, schätzt Wilfried Matzke. [...]

Die Gässchen dürfen weiter Gäßchen heißen

[ Aber nur dort, wo keine Reformdjihadisten das Sagen haben.]

Ebenfalls korrekt sind die 66 „Gäßchen“-Bezeichnungen der Altstadt. Die Straßennamen dürfen als Eigenname die alte ß-Schreibung trotz der Rechtschreibreform beibehalten, was gelegentlich auch Redakteure und sogar Korrektoren übersehen. Immer wieder kommen auch Anfragen zur „Frölichstraße“. „Hier fehlt kein H“, weiß Wilfried Matzke. Namensgeber ist eine wohltätige Unternehmer- und Bankiersfamilie des 18. und 19. Jahrhunderts, wobei „Froelich“ die geläufige Schreibweise des Familiennamens war. Aber solche Nuancen gelten bei historischen Straßennamen nicht als Fehler.

augsburger-allgemeine.de 4.7.2014

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Sigmar Salzburg
10.04.2014 12.21
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Kulturelles Mißverständnis

Möbelhauskette in NRW ruft Hitler-Tasse zurück
Fehler eines Zulieferers aus China

Herford/Bielefeld. Folgenschwere Panne bei einem chinesischen Zulieferer: Eine große Möbelhauskette in NRW ruft deshalb 175 Tassen mit einem versehentlich aufgedruckten Hitler-Konterfei zurück... Insgesamt 175 Exemplare waren laut Unternehmenschef schon verkauft, als der Fehler auffiel – 30 davon in Bielefeld. Zurbrüggen will die Tassen wieder „aus dem Verkehr ziehen“. Betroffene Kunden erhalten einen Warengutschein über 20 Euro[!], wenn sie die Tassen (Stückpreis rund drei Euro) zurückbringen.
nw-news.de 10.4.14

Eine Wertsteigerung wie bei Briefmarkenfehldrucken!

So mißverstehen sich die Kulturen. Vor Jahren hörte man, daß eine Porzellansammlerin eine chinesische Terrine erworben hatte und ihren Gästen darin Suppe servierte. Als dann einmal ein chinesischer Gast kam und die Zeichen darauf las, mußte er schallend lachen: Es war eine Pinkelvase für alte Männer!

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Sigmar Salzburg
15.03.2014 09.43
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Gegen den 2. Schildbürgerstreich der Kultusministerriege

Proteste G8
Breites Bündnis macht bundesweit Front gegen Turbo-Abi


Berlin. Nach der Rechtschreibreform ist das Turbo-Abi nach acht Gymnasial-Jahren die umstrittenste [= bescheuertste] Entscheidung der Kultusminister. In vielen Ländern können Eltern nach heftigen Protesten bereits heute zwischen G8 und G9 wählen. Niedersachsen will das Turbo-Abi wieder ganz abschaffen.

Ein breites Bündnis von Eltern, Schülern, Lehrern, Ärzten und Psychotherapeuten macht sich nun bundesweit für die Rückkehr zu einer 13-jährigen Schulzeit bis zum Abitur stark. Es gebe „kein einziges pädagogisches Argument“ für das „Turbo-Abi“ nach nur acht Jahren am Gymnasium (G8), sagte die Sprecherin der Initiative, die Psychologin Anja Nostadt. Die verkürzte Schulzeit führe zu mehr Stress, mache mehr Schüler krank. Zugleich litten sportliche und kulturelle Aktivitäten...

general-anzeiger-bonn.de 13.3.2014
... und Hunderte ähnlicher Meldungen

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Sigmar Salzburg
13.03.2014 15.58
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Unsere zuverlässige Presse

Das Betreuungsgeld boomt
Spiegel Online-vor 34 Minuten
Nun belegt die erste offizielle Statistik zum Betreuungsgeld:
Die staatliche Leistung wird von mehr Eltern beantragt als angenommen.

Kindererziehung:
Betreuungsgeld wird kaum in Anspruch genommen
ZEIT ONLINE-vor 5 Stunden
Soziales
Wenig Interesse am Betreuungsgeld

[Untereinander in Google News]

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Sigmar Salzburg
19.02.2014 11.54
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Dumm durch Chemikalien?

Neurowissenschaftler schlagen Alarm: Sie warnen vor einer globalen, stillen Pandemie der schleichenden Vergiftung von Kindern durch Umweltchemikalien. Denn die Folgen seien bereits messbar: Eine fortschreitende Verdummung und stetige Zunahme von Verhaltens- und Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. In ihrer Studie belegen die Forscher eine hirnschädigende Wirkung für elf Chemikalien, darunter Blei, Mangan, Quecksilber, Fluor- und Chlorverbindungen, sowie mehrere Pestizide und Lösungsmittel...

Mehr als jedes zehnte Kind hat heute bereits von Geburt an eine Entwicklungs- und Verhaltensstörung, wie Philippe Grandjean von der Universität von Süddänemark in Odense und Philip Landrigan von der Harvard University berichten. Dazu gehören Autismus, geistige Defizite und Hyperaktivität, aber auch eine später auftretende erhöhte Aggression und andere Verhaltensauffälligkeiten...

Ist die Mutter Umweltgiften ausgesetzt, bekommt auch ihr Kind diese über das mütterliche Blut nahezu ungefiltert ab. „Mehr als 200 Chemikalien wurden bereits in Nabelschnurblut nachgewiesen“, erklären die Forscher. Sie hatten bereits im Jahr 2006 in einer Überblicksstudie aufgezeigt, dass fünf Umweltgifte, darunter Blei, Quecksilber, Arsen, polychorierte Biphenyle und das Lösungsmittel Toluol, messbare Auswirkungen auf die Hirnentwicklung von Kindern haben. Dies äußert sich in einem verringerten Hirnvolumen, Defiziten in der geistigen Leistung aber auch in Problemen im Sozialverhalten und motorischen Störungen...

„Wir müssen weg von der irrigen Annahme, nach der neue Chemikalien und Technologien solange als ungefährlich gelten, bis das Gegenteil nachgewiesen wird“, warnen die Forscher. Um die Kinder und auch die gesamte Gesellschaft gegen die stille Pandemie der schleichenden Vergiftung zu schützen, müsse man umdenken und entschlossener handeln.

wissenschaft.de 18.2.2014

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Sigmar Salzburg
04.11.2013 08.41
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Ökologischer „Missstand“ am „Pißstand“?

Nachdem die „StuSSreform“ eine Spaltung der Rechtschreibung bei etlichen Fach- und Eigenbezeichnungen bewirkt hat ...

Wikipedia: „... die Bezeichnung im Standardwerk Bauentwurfslehre ist Pißstand, umgangssprachlich wird sie oft als Pissrinne bezeichnet.“

... arbeiten bürokratische Ameisen und Urinsekten in Brüssel an einer weiteren Regelung drängender Bedürfnisse:

Keine Satire!

Nach Urin-Studien: EU will Klo-Spülungen regulieren

Die EU hat zwei Jahre lang das Urinier-Verhalten der Europäer studiert. Nun liegt ein 60seitiger Bericht vor. Das Fazit der EU-Kommission: Die Klo-Spülungen müssen reguliert werden. Künftig dürfen die Bürger nicht mehr als 6 Liter pro Spülung verwenden. Kontrollen sind zunächst nicht vorgesehen...

Die EU ist bei ihrer Feldforschung mit der gewohnten Akribie vorgegangen: Für Urinier-Vorgänge reichen 0,5 Liter, für größere Geschäfte sollten die Bürger mit weniger als 5 Litern auskommen. Die radikale Vorlage der EU wurde jedoch von anderen Experten verwässert – sie sagen, es sei akzeptabel, den Bürgern generell 6 Liter pro Spülung zu genehmigen.

deutsche-wirtschafts-nachrichten.de 29.10.2013

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Sigmar Salzburg
18.09.2013 18.45
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Trotz Plagiats-Affäre

Schavan führt weiter ihren Doktortitel
Neuer Wirbel um den aberkannten Doktor-Titel der ehemaligen Bundesministerin Annette Schavan (CDU): Ihr „Dr.“ prangt auf jedem Stimmzettel für die Bundestagswahl in Baden-Württemberg, da Schavan auf Listenplatz 2 der CDU steht.
Auch auf dem Stimmzettel in ihrem Wahlkreis 291 Ulm steht der umstrittene Titel trotz der Plagiats-Affäre um Schavan. Das ist rechtens, hieß es am Mittwoch bei der Landeswahlleiterin in Stuttgart...

Doch was passiert, wenn ein Wähler das „Dr.“ einfach streicht? Ist dann die ganze Stimme ungültig? Nach Auffassung der Landeswahlleiterin nicht. „Nach meiner Einschätzung führt die Streichung des Doktortitels nicht zur Unwirksamkeit der Wahl“ ...
t-online.de 18.9.2013

Wie es gerade nützt. Bei der Unterschriftensammlung 1998 zum Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform in Niedersachsen waren Tausende Unterschriften nach Einschätzung des Wahlleiters Strelen ungültig, obwohl der Wille der Unterschriftleistenden klar erkennbar war – weil auf dem Zettel in einer Ecke ein V.i.S.d.P. stand, auf Kopien wegen des Mangels an Unterschriftenlisten.

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Sigmar Salzburg
14.09.2013 06.36
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Rechtschreibung

Schreiben nach Regeln
Von Josef Karg

Die Grundidee ist interessant. Seit Jahren lernen manche Schüler in Bayern Schreiben nicht mehr, wie Opa und Oma das taten – also nach strengen Regeln. Sondern sie dürfen in den ersten Grundschuljahren formulieren, wie sie sprechen. Praktisch angewandt liest sich das dann so: Schraip widu schbrichsd.
Im Fachjargon spricht man vom phonetischen, vom lauttreuen Schreiben – einer Lernmethode, die Kindern im Vor- und Grundschulalter die Angst vor Fehlern nehmen soll. Richtig durchgesetzt hat sie sich im Freistaat nicht, weil viele Lehrer Vorbehalte dagegen haben. Offenbar zu Recht. Denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Hat sich eine falsche Rechtschreibung erst einmal eingeschliffen, dann haben Schüler später Probleme, sich auf Regeln umzustellen. Wobei, dieser Seitenhieb muss sein, es nach der letzten Rechtschreibreform, einer schlimmen Kopfgeburt, in Deutschland sowieso einen undurchschaubaren Rechtschreibdschungel gibt.
...
Ansonsten ist man in Bayern beim Entschlacken des Grundschullehrplans auf gutem Weg. Weniger auswendig lernen, mehr Kompetenz und Werte – das klingt endlich einmal vernünftig.
»Lesen Sie dazu „Libe Lerer“
...
Schreiben nach Regeln – weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: 11.9.2013

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Sigmar Salzburg
12.09.2013 23.03
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Erich Loest ist tot

Schriftsteller Erich Loest gestorben
FAZ – Frankfurter Allgemeine Zeitung
In Werken wie „Durch die Erde ein Riss“ oder „Nikolaikirche“ habe Loest vielen Menschen in ganz Deutschland ein realistisches Bild der DDR als menschenfeindliche Diktatur vermittelt.
faz.net 13.9.13



Schrifststeller Erich Loest ist in Leipzig gestorben
Döbelner Allgemeine Zeitung
[Bild] Loest bei einer Lesung seines Buches „Durch die Erde ein Riß“ 1990.
doebelner-allgemeine.de 13.9.13

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Sigmar Salzburg
03.09.2013 04.38
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Instanz a. D.

So politisch unkorrekt hat man selten jemanden schimpfen hören in Deutschland. Von der „großen Hure Duden“ ist da die Rede.

Zu einem „billigen Handlanger von Modefuzzis“ sei das „einstmals respektierte Nachschlagewerk“ verkommen, ätzt der Verein Deutsche Sprache. Das ist starker Tobak – aber es stimmt ja, zum Teil zumindest. Der Duden, das muss man klar sagen, ist auf dem besten Weg, sein über Jahrzehnte erlangtes Ansehen als quasi amtliche Instanz für die deutsche Sprache vollends zu verlieren.

Einerseits tatsächlich durch die viel zu unkritische Übernahme englischer Begriffe, womit die Auszeichnung „Sprachpanscher 2013“ begründet wird. Es ist Käse, dass jedes Wort, das irgendein Spacko mal auf einem Schulhof aufgeschnappt und in einem Social Network gepostet hat, ein Jahr später im Duden steht.

Dazu kommt das wild um sich greifende Sowohl-als-auch-Getue. Anders als früher gibt es im Duden oft kein Richtig oder Falsch mehr, sondern nur noch ein beherztes Auch-nicht-Falsch. Natürlich vor allem seit der 1996 begonnenen und grandios in den Sand gesetzten Rechtschreibreform ist unsere Sprache ein Flickenteppich voller Sonderregeln.

Mit einer einheitlichen Rechtschreibung, von der Konrad Duden einst träumte, hat das nicht mehr viel zu tun. Der Duden muss dringend mehr achtgeben (empfohlene Schreibung) oder zumindest mehr Acht geben (alternative Schreibung) auf die deutsche Sprache. Dass die Instanz a. D. den legendären Deppen-Apostroph legalisiert hat und deshalb jetzt Willi's Würstchenbude als echtes Deutsch im Duden steht – das darf uns einfach nicht wurscht sein.

saarbruecker-zeitung.de 3.5.2013

(Nicht deutlich wird hier, daß der VDS selbst nur gegen Anglizismen zu Felde zieht.)

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Sigmar Salzburg
29.08.2013 06.09
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„Tag der deutsche Sprache” am 14. September

Oberkirch (bb). Am 14. September ist der “Tag der deutschen Sprache”. Aus diesem Grund ist ein Info-Stand am Samstag, 14. September, auf dem Marktplatz Oberkirch von 9 Uhr bis 13 Uhr. Ab 11 Uhr werden am Info-Stand als Autoren der Region Karin Jäckel, Klaus Huber Achern-Oberachern, sowie Raimund Müller Texte und Gedichte zum Thema “Sprache” lesen.

Nach Ansicht von zwei Dritteln der Bundesbürger droht die deutsche Sprache mehr und mehr zu verkommen. Das hat eine im vergangenen Jahr durchgeführte Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach ergeben. Interessant auch hier die Besorgnis der Befragten, dass immer mehr deutsche Wörter von englischen Begriffen verdrängt werden...

Leider gibt es immer weniger Vorbilder. Selbst Politiker geben immer häufiger Sprechblasen von sich, die eigentlich nichts aussagen. Verstärkt wird dieser Trend durch immer kürzer werdende Nachrichten-Schnipsel im Fernsehen, wild wuchernde SMS-Botschaften, eine comicartige Chat-Sprache im Internet, den Rückgang des Bücherlesens und die verwirrende Rechtschreibreform. Fast 80 Prozent aller Deutschen wissen heute nicht, wie sie bestimmte Wörter schreiben müssen. Mehr als die Hälfte ignoriert die Reform einfach [was bei Beibehaltung der traditionellen Schreibweisen natürlich begrüßenswert ist!] . Mit dem Verlust des Anspruchs, Sprache als sicheres und variables Ausdrucksmittel einzusetzen, wächst zugleich die Sprach-Naivität, meinen Kritiker. Und dies führe langfristig zu Denk-Naivität...

Der „Tag der deutschen Sprache“
Soll ein Sprachbewusstsein schaffen und festigen, das den unkritischen Gebrauch von Fremdwörtern eindämmt oder verhindert und außerdem allen Bürgern Deutschlands den Sinn für die Schönheit und Ausdruckskraft der deutschen Sprache wecken.

Weitere Informationen zum Aktionstag sowie den Aktivitäten des Vereins Deutsche Sprache (VDS) e.V. erhalten Sie über die Netzseite http://www.vds-ev.de.

boulevard-baden.de 28.8.2013

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Sigmar Salzburg
26.08.2013 20.35
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Gregor Gysi: Wir sind ein demokratischer Gewinn

Gysi: ... alle glauben, die Merkel bleibt sowieso Kanzlerin, der Steinbrück hat keine Chance. Aber so langsam tut sich was. Es kommen mehr Leute. Und den sage ich dann immer, warum es wichtig ist, die Linke zu wählen.

Freie Presse: Und warum?

Gysi: Wir sind ein unglaublicher demokratischer Gewinn, weil wir in zahlreichen Themen vom Afghanistankrieg über Rentenkürzung bis zu Hartz IV die einzigen im Bundestag sind, die mit der Mehrheit der Bevölkerung dagegen sind ...

Das haben wir in Gysis Partei aber nicht erkennen können, als am 2. Dezember 2004 eine kleine Minderheit von Parlamentariern die übergroße Mehrheit der Deutschen zu vertreten suchte, die eine „Rechtschreibreform“ ablehnte. Maritta Böttcher von der damals PDS genannten Partei wünschte im Gegenteil noch mehr „Reform“ – gegen jede praktische Vernunft.

Gysi: Die anderen sagen, wir sollten vernünftig werden. Was sie damit meinen ist, dass wir etwa dem Afghanistankrieg zustimmen oder ihrer Art der Eurorettung. Wenn wir das täten, wären wir überflüssig. Gerade in den Fragen, in denen sich die anderen Fraktionen einig sind, aber eine Mehrheit der Bevölkerung eine andere Auffassung hat, müssen wir den Widerspruch artikulieren.

Wenn's nicht gerade gegen die linke Lehrerklientel geht. Die Zeitung zeigt nun ungewollt die durch die „Reform“ entstandenen Wirrnisse:

Freie Presse: Sie hätten Griechenland pleite gehen¹ lassen?

Gysi: Nein, wenn wir Griechenland und den Süden Europas aufbauten und dafür Kredite gäben, hätte ich nichts gegen die Hilfen. [...] Es tut mir leid: Wer eine Aktie einer Bank kauft, hat eben Pech gehabt, wenn die Bank Pleite geht².

Bemerkenswert ist aber auch der Schluß des Interviews:

Freie Presse: Der US-Geheimdienst NSA genießt in Deutschland offenbar große Sonderrechte. Für wie souverän halten Sie die Bundesrepublik?

Gysi: Formal ist das Besatzungsstatut zwar schon unter Konrad Adenauer aufgehoben worden, aber den USA wurden in Geheimverträgen weiterhin umfangreiche Sonderrechte gewährt. Deshalb ist Deutschland nach wie vor nicht ganz souverän. Das kann man nicht akzeptieren. Diese Verträge müssen gekündigt werden, damit wir hier die alleinige Entscheidung haben, was geht und was nicht.

Freie Presse: Haben diese Geheimverträge bei den Zwei-plus-Vier-Verträgen vor der Wiedervereinigung eine Rolle gespielt?

Gysi: Nein. Aber ich weiß nicht, hat man nur nicht daran gedacht oder bewusst geschwiegen...

freiepresse.de 26.8.2013

¹) traditionell richtig, aber für falsch erklärt
²) falsch reformiert, 10 Jahre lang für richtig erklärt, jetzt wieder falsch
– Hier nicht zu finden: Richtig soll jetzt „pleitegehen“ sein, eine Krampflösung.

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Sigmar Salzburg
25.08.2013 05.36
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Waldschlößchenbrücke in Dresden eröffnet

FAZ, WELT, Süddeutsche, HNA, Mitteldeutsche Zeitung, ZEIT ONLINE, Stuttgarter Zeitung, sz-online, n-tv.de, Oschatzer Allgemeine Zeitung ... alle schreiben korrekt den Eigennamen „Waldschlößchenbrücke“, lt. Google News nur ein Viertel (tatsächlich noch weniger) in Unkulturminister-Schreibung „Waldschlösschen ...“, darunter natürlich Spiegel und taz. Letztere weist wenigstens auf die Begleitumstände hin:

... ein auch für den Insider kaum noch zu durchschauendes Dickicht von Täuschungen, Intrigen, gebrochenen Versprechen, kosmetischen Änderungsversuchen, gescheiterten Bürgerbegehren, Klagen, Auflagen des Regierungspräsidiums und vollendeten Tatsachen.

taz.de 23.8.2013

Der Ablauf ähnelt auffällig dem bei der „Rechtschreibreform“, nur daß es hier einmal gelang, die Bürger zu einer 68prozentigen Zustimmung zu übertölpeln. Darauf pochen nun die Verantwortlichen, während bei der „Reform“ die bis zu 90prozentige Ablehnung eisern beschwiegen wird.

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Sigmar Salzburg
01.08.2013 15.41
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Das einzig Gute: die s-t-Trennung

15 Jahre Rechtschreibreform: Friedrich Denk mag sie immer noch nicht

An der nicht mehr ganz so „neuen“ Rechtschreibung scheiden sich immer noch die Geister. 15 Jahre wird sie jetzt alt. Seinerzeit rollte eine Welle des Widerstands durch den deutschsprachigen Raum – und mittendrin war Rechtschreib-Rebell Friedrich Denk.

Von WEB.DE Redakteur Christian Flier

[...]

Wie haben Sie das erste Mal von der Rechtschreibreform erfahren?

Friedrich Denk:
Im Juli 1996 hat uns Lehrern der Rektor unserer Schule bei einer Lehrerkonferenz ein etwa 200-seitiges Werk vorgestellt – mit der Aufforderung die neuen Regeln ab dem Herbst zu unterrichten, weil sie ohnehin ab dem 1. August 1998 verbindlich würden. Kurze Zeit später war ich mit meiner Familie auf einer Bergtour in Oberbayern und habe mich dabei geärgert, warum man das schöne und scheue Tier Gämse jetzt plötzlich mit "ä" schreiben soll, obwohl für unsere Schüler diese Tiere außerhalb ihrer Erfahrungswelt liegen und sie mit der Veränderung gar nichts anfangen können.

Danach haben Sie eine Widerstandbewegung gegen die neuen Regeln ins Leben gerufen. Was ist damals genau passiert?

Friedrich Denk:
Ich habe ein Flugblatt entworfen, das ich im Sommer 1996 an einige Schriftsteller verschickt habe. Mit dem Flugblatt „Stoppt die überflüssige, aber milliardenteure Rechtschreibreform!“ bin ich zur Frankfurter Buchmesse gefahren, habe es mit Erlaubnis der Veranstalter verteilt und zwei Pressekonferenzen abgehalten. Einige Tage später hat ein Radiosender dieses Thema aufgegriffen und darüber berichtet, dass in unserer Frankfurter Erklärung mehr als 100 Autoren und Professoren eine Rücknahme fordern.

Es ist Ihnen also gelungen.

Friedrich Denk:
Im Oktober 1996 haben wird dann die Organisation „Wir gegen die Rechtschreibreform“ gegründet. Wir haben Volksbegehren in Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein angeregt. Im hohen Norden haben wir so viele Unterschriften gesammelt, dass es zu einem Volksentscheid kam, der in Schleswig-Holstein die Reform ein Jahr gestoppt hat. Bei Umfragen waren mehr als 70 Prozent der Bevölkerung gegen die neuen Rechtschreibregeln.

Auch wenn Sie und Ihre Bewegung die Reform nicht stoppen konnten, hatte Ihr Protest Einfluss auf die Neuregelung. Was ist durch Ihren Widerstand an den Plänen geändert worden?

Friedrich Denk:
Wir haben uns vor allem gegen die Getrenntschreibung gewehrt, wie etwa bei „wohl bekannt“, „hoch begabt“ oder „so genannt“. Wir haben uns auch gegen die Großschreibung von Adverbien wie etwa bei „Du hast Recht“ oder „tut mir Leid“ gewandt. Diese unsinnigen Veränderungen sind klammheimlich zurückgenommen worden.

Damit kommen wir zu Ihrer Kritik an der Rechtschreibreform. Wie lautet die?

Friedrich Denk:
Zum Ersten war es ein Eingriff von oben in eine gewachsene Schreibung, die sich fast 100 Jahre bewährt hatte. Hunderttausende Schüler, Behördenangestellte und Sekretärinnen mussten umlernen. Mein Sohn hat für seine Magisterarbeit errechnet, dass dadurch Kosten von mehreren Milliarden Euro entstanden sind. Außerdem sind die Regeln inhaltlich unbrauchbar, wie ich es bei „Du hast Recht“ schon angesprochen habe. Zudem stimmt die Behauptung überhaupt nicht, dass es für die Schüler leichter wird. Heute schreiben sie wesentlich schlechter als vor 20 Jahren, was aber nicht nur mit der Rechtschreibreform zusammenhängt.

Trotzdem gibt es auch positive Aspekte der Reform. Die Regeln zu „ss“ und "ß" sind doch sinnvoll. Was sagen Sie dazu?

Friedrich Denk:
Es erscheint logisch, dass nach kurzer Silbe das Doppel-„S“ kommt und nach langer Silbe ein scharfes „S“. Früher gab es die Regel „Doppel-S am Schluß macht Verdruß". Die war für die Schüler einfacher. Im 19. Jahrhundert gab es in Österreich nach der heyseschen Regel das Doppel-„S“ ja schon einmal. Sie wurde aber wieder aufgegeben, weil sie zu kompliziert war. „Muss“ ist auch schwieriger zu lesen, weil das scharfe „S“ den Vorteil hat, das es eine Unter- und eine Oberlänge hat. Zudem ist der Unterschied von „das“ und „dass“ schwerer zu erkennen.

Sprache ist etwas sehr Lebendiges und verändert sich ständig. Daraus ergibt sich immer wieder die Notwendigkeit von Reformen. Welche neue Regeln würden Sie einführen?

Friedrich Denk:
Rechtschreibung muss klar sein und darf keine Schwierigkeiten machen. Die beste Rechtschreibung ist die, die nicht auffällt. Wenn also „so genannt“ auseinander geschrieben wird oder „tut mir Leid“ groß, dann bleibt man daran beim Lesen hängen. Ich habe nichts dagegen, etwas zu ändern, aber ich würde eben nicht solche unsinnigen Veränderungen machen. Mit einer Ausnahme: Es ist gut, dass das Trennungsverbot bei „st“ aufgehoben wurde. Es wird also nicht mehr „be-ste“, sondern „bes-te“ getrennt.

Friedrich Denk ist 70 Jahre alt und wohnt in Zürich (Schweiz). Als Deutschlehrer unterrichtete er bis zu seiner Pensionierung an Schulen in München, dem oberbayerischen Weilheim und London. Der gebürtige Schlesier ist außerdem Schriftsteller und Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.

weiter lesen: web.de 1.8.13

Anmerkungen von Rechtschreibung.com:
• Die „Reform“ wurde gegen den hundertfach dokumentierten Willen der Bevölkerung durchgesetzt.
• Man kann mindestens 30 Gründe gegen die „neue“ ss-Regel finden.

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Sigmar Salzburg
01.08.2013 07.03
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Ein Stängel-Gegner

Ein Schriftsteller und Wortpolizist

Vor zehn Jahren starb der Greizer Autor Hansgeorg Stengel. Vor allem die Sachsen nahm der Kabarettist in seinen humoristischen Betrachtungen gern aufs Korn.

... 50 Bücher hat Stengel veröffentlicht, darunter Klassiker wie „So ein Struwwelpeter“.

Im Fernsehen der DDR vermisste man ihn allerdings, da er darauf bestand, sich nicht in sein Manuskript hineinreden zu lassen. Stengel galt als eigenwillig und auch mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein ausgestattet: „Ich bin mir sehr sympathisch“ oder „Ich hänge sehr an mir“ – solche Sätze gehörten zu den Lieblingszitaten des Autors. Bereits 1950 hatte er Greiz den Rücken zugewandt, um beim Magazin „Eulenspiegel“ zu arbeiten.

Seit 1959 war Hansgeorg Stengel dann als freier Redakteur und Kabarettist tätig. 150 Auftritte und 30.000 gefahrene Kilometer konnte der „Schriftsteller im besonderen Einsatz“ in einem Jahr nachweisen. „Er teilte gern aus, konnte aber auch damit umgehen, wenn man ihm einen einschenkte“, urteilte der Schriftsteller Peter Ensikat.

Besonders die Sachsen hätten oft im Fokus seiner humoristischen Betrachtungen gestanden. „Sie haben keine Sprache, lediglich ein Signalsystem“, wie es Stengel formulierte. Ein einziges „Signal“, das einem „Klingeln“ ähnlich sei, könne vier Bedeutungen haben. Beispielsweise „Lähm“. Es könne „Lehm, Leim, Leben oder Löwen“ bedeuten.

In den letzten Lebensjahren hatte der Wortpolizist der Rechtschreibreform den Krieg angesagt; schließlich betraf sie ihn selbst: „Ich lasse mich nicht verumlauten“. So wurde Hansgeorg Stengel nicht zum Stängel...

Die Stadt Greiz hatte Hansgeorg Stengel anlässlich seines 75. Geburtstages 1997 die Bürgermedaille in Silber verliehen; für die Ehrenbürgerschaft reichte es allerdings weder in Greiz noch in Berlin.

freiepresse.de 30.7.2013

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