Von Macht und „Siegen“
Es war doch schon immer ein gutes Gefühl in diesem Land, auf der Seite der Mächtigen, der Sieger zu stehen – immer?
Das Problem der Mächtigen ist nur: Ihnen gehört die Welt nicht, trotz ihrer vermeintlichen Siege, sondern die Welt und auch die Sprache gehört immer noch den Sanftmütigen, eben den Sensiblen, den Aufmerksamen, die liebevoll den Boden beackern, oder, wie hier, ihre Kräfte meist sehr behutsam der Pflege und dem Erhalt einer sinnvollen Rechtschreibung widmen.
Was können wir von der Bevölkerung erwarten, von d i e s e r Bevölkerung, die schon von ganz anderen Leuten genasführt und in weit weniger subtiler Form geknechtet wurde – Sternmärsche nach Berlin?
Ist eine Ablehnung der Rechtschreibreform per Volksentscheid mit 70 : 30 bei einer Wahlbeteiligung von 86 % nicht genug? Reicht noch nicht einmal das Ergebnis der Allensbach-Umfrage vom April 2002, mit erbärmlichen 10 % Zustimmung für die Rechtschreibreform, Jahre nach dem Versuch ihrer Einführung?
Die Rechtschreibreform, die man trotz ablehnenden Votums des höchsten demokratisch gewählten Plenums dieser Republik, des Deutschen Bundestages, einfach weiterlaufen ließ, führt derzeit zur größten bildungspolitischen Katastrophe der Nachkriegszeit, das wird hier dokumentiert. Selten ging es Deutschland übrigens auch wirtschaftlich so schlecht wie in der Zeit nach der Umstellung der Tageszeitungen (1999) – und die Rechtschreibreform mit all ihren Verwirrungen und unnötigen Kosten in a l l e n Teilen der Bevölkerung, mit der Aufhebung eines allgemein akzeptierten Schreibkonsenses, soll hieran keinen Anteil haben?
|