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Norbert Lindenthal
30.05.2006 10.55
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wieso der letzte?

deutschlandradio 30.5.2006 11.30 Uhr

>>Verfassungsklage gegen Rechtschreibreform gescheitert

Jetzt ist auch der letzte Versuch gescheitert, die Rechtschreibreform zu verhindern. Das Bundesverfassungsgericht wies die Beschwerde eines Klägers gegen das neue Regelwerk als unzulässig ab, der sein Grundrecht auf Persönlichkeitsentfaltung eingeschränkt sah. Immerhin könne der Mann ja weiterhin so schreiben, wie er wolle, argumentierten die Karlsruher Richter. Betroffen seien von dem Beschluss der Kultusminister schließlich nur Schüler und Behörden. Die neuen Regeln treten am ersten August in Kraft. (Az.:1 BvR 698/06)<<

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Norbert Lindenthal
07.10.2004 09.20
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Deutschlandradio Deutschlandfunk

Fazit • Kultur vom Tage
Samstag bis Donnerstag • 23:05

6.10.2004

Eine Kindheit im Iran


Noch nicht zusammen gekommen sind bis jetzt die Gegner und Befürworter der Rechtschreibreform. Heute wurde auf der Messe ein „Frankfurter Appell“ verabschiedet, in dem die Kultusminister zur Rücknahme der neuen Regeln aufgerufen werde. Unterzeichnet haben zahlreiche Wissenschaftler und Schriftsteller: Günter Grass und Günter Wallraff, Hans Magnus Enzensberger, Martin Walser und Marcel Reich-Ranicki – beim Kampf gegen die Reform sind sich auch literarische Widersacher einig.

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Norbert Lindenthal
31.08.2004 16.05
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Was der Deutschlandfunk nicht weiß


Karl Blüml, Vorsitzender der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung

Der Karl heißt Blüml.

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Dominik Schumacher
31.08.2004 15.39
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Deutschlandfunk Deutschlandradio

Deutschlandfunk Interview
Montag bis Sonntag

26.8.2004

Kommissionsvorsitzender verteidigt Rechtsschreibreform

Interview mit Karl Blümel, Vorsitzender der zwischenstaatlichen Rechtschreib-Kommission

Moderation: Peter Lange

[Bild Duden in braungrau]
Der Duden (Foto: AP)

Peter Lange: In diesem Sommer gab und gibt es in der öffentlichen politischen Debatte im Grunde zwei Fronten. An der einen kämpfen die, die um ihre finanziell Existenzgrundlage besorgt sind, Stichwort Hartz IV, an der anderen kämpfen die, bei denen es nicht so aufs Geld ankommt, Stichwort Rechtschreibreform. Am Montag traf sich in Wien die zwischenstaatliche Kommission, die für die Rechtschreibreform verantwortlich ist. Dieser Tage kommt der neue Duden in den Buchhandel, und da klagen nun Reformgegner, anders als mal von den Kultusbürokraten versprochen gibt es bei vielen kritisierten Regelungen doch keine Wahl zwischen Neu und Alt, sondern die neuen Regelungen werden nun auch noch verbindlich. Also die nächste Runde im Streit um die Rechtschreibung ist programmiert. Am Telefon in Wien begrüße ich nun Karl Blümel. Er ist zur Zeit der Vorsitzende der zwischenstaatlichen Kommission, die diese Rechtschreibreform auf dem Weg gebracht hat und weiter begleitet. Herr Blümel, Sie sind also, wenn ich der Frankfurter Allgemeinen Zeitung folgen darf, der Chef dieses Geheimbundes, der ständig unsere Rechtschreibung verschlimmbessert. Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?

Karl Blümel: Also zunächst einmal muss ich Sie ein bisschen korrigieren. Es gab in Wien keine Sitzung der zwischenstaatlichen Kommission. Das war nie vorgesehen, ich weiß nicht, wer das erfunden hat. Auf jeden Fall gab es ein Treffen der Beamten, die sich mit der Frage auseinandergesetzt haben, ob es nach dem Ende der Übergangsfrist auch so ein Gremium wie der Rat für deutsche Rechtschreibung oder so etwas geben soll. Das Zweite, was sage ich nun zu meiner Verteidigung? Wir haben, als wir vor acht Jahren die Reform gemacht haben, auf jeden Fall in vielen Bereichen eine bessere Rechtschreibung erzeugt als sie vorher war, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Es ist das erklärte Ziel gewesen, dass man die Zahl der unendlichen Ausnahmen schlicht und einfach reduziert, so dass deutsche Schreibung wieder stärker den Regeln folgt, was seit 1901 nicht geschehen war. Das ist gelungen, das ist überhaupt keine Frage. Dass es nicht einfach geworden ist, das ist eine andere Sache. Eine Schreibung, die seit vielen Jahrhunderten besteht, kann nicht einfach werden, aber sie ist einfacher und besser lehrbar geworden, und das ist der wesentliche Punkt, nämlich für die Kinder besser lehrbar.

Lange: Aber trotzdem wirkt das Ganze immer noch wie eine Baustelle. Alle Jahre wieder gibt es da einen neuen Duden, da sind wieder neue Schreibungen drin. Jetzt haben wir einen neuen, da sind auch wieder einige Merkwürdigkeiten drin. Nehmen wir mal das Beispiel Getrennt- und Zusammenschreibung von Partikel und Verb. Also hier bleiben schreibt man auseinander, dableiben zusammen, dort bleiben wieder auseinander, wegbleiben wieder zusammen. Wer soll das kapieren?

Blümel: So darf man das nicht sehen. Normalerweise hat man ja nicht eine Liste von Partikeln vor sich – das ist ja nur in einem Regelwerk so –, sondern üblicherweise richtet sich Getrennt- und Zusammenschreibung danach, welche Bedeutung hier zum Tragen kommt. Was wir dazugetan haben, ist ja nur, grammatische Hilfen zu geben. Es wurden hier die Partikel aufgelistet, was normalerweise kein Mensch macht, dass er eine Liste von Partikeln anschaut. Das ist ja nur für die Wörterbuchmacher, dass sie nachschauen können. Es gibt nicht alle Augenblicke Änderungen, muss ich sagen, sondern es hat eine Einführung gegeben im Jahre 1996, und jetzt kommt mit dem vierten Bericht der Kommission eine Änderung, die eigentlich erst ab 2005 gültig sein wird, aber der Duden hat sie jetzt schon zum allergrößten Teil übernommen, weil sie sagen, sie haben jetzt die Jubiläumsausgabe. Dazwischen gab es keine einzige Änderung. Es wurde nur viel diskutiert, das ist richtig.

Lange: Meinen Sie denn wirklich, dass das jetzt die letzten Änderungen waren? Gehen Sie wirklich davon aus, dass das Ganze ab 2005 verbindlich wird und ich dann nicht alle paar Jahre einen neuen brauche?

Blümel: Ich gehe davon aus, dass sich in bestimmten Bereichen die Schreibung natürlich weiterentwickeln wird. Das geht gar nicht anders, das war immer so und wird auch in Zukunft so sein. Sie erinnern sich vielleicht, durch die Medien ist diese Sage von Marcel Reich-Ranicki mit dem „wohlverdient“. Es war falsch, was er gesagt hatte. Sowohl nach der alten Rechtschreibung als auch nach der neuen schreibt man es zusammen. Da hätte er ohne Weiteres nachschauen können, und er hätte es in jedem Wörterbuch gefunden, aber das erst seit zehn Jahren, denn zum Beispiel im Duden von 1968 gab es das Wort „wohlverdient“ noch überhaupt nicht. Das ist erst dann entstanden. Und so gibt es immer wieder neue Wörter, neue Zusammensetzung, weil eben die Notwendigkeit besteht, bestimmte Dinge neu auszudrücken.

Lange: Diese zwischenstaatliche Kommission sitzt ja nun seit vielen Jahren zusammen. Dieses nicht sehr schmeichelhafte Porträt der FAZ, auf das ich am Anfang eingegangen bin, beschreibt dieses Gremium, gelinde gesagt, als einen abgehobenen, eitlen, intellektuellen Zirkel. Müssen Sie nicht inzwischen zugeben, dass es da doch eine gewisse Unfähigkeit der Kommission gab, vielleicht auch noch gibt, diese Reform zu vermitteln, eine Unfähigkeit zur öffentlichen Kommunikation?

Blümel: Sehen Sie, das ist eine gewisse Schwierigkeit. Die Kommission wurde überhaupt erst 1997 geschaffen mit der expliziten Aufgabe, sie soll die Reform begleiten, also sehen, wie sie umgesetzt wird, und dann den zuständigen Behörden Rückmeldungen geben, ob etwas geändert werden soll. Es ist nie gesagt worden, dass die Kommission in die Öffentlichkeit treten soll. Sie hat eine ganz bestimmte Aufgabe bekommen. Die verantwortlichen staatlichen Stellen haben sie eingesetzt. Das war in Deutschland die KMK, in Österreich das Bildungsministerium und in der Schweiz die EDK, und sie haben gesagt, ihr beobachtet, wie die Reform angenommen wird, und dann sagt ihr bis 2005, soll etwas geändert werden oder nicht geändert werden. Die Leute, die jetzt in dieser Kommission sitzen, sind nicht dieselben, die die Reform gemacht haben.

Lange: Nicht nur in Deutschland, auch bei Ihnen in Österreich kehren ja jetzt die ersten Zeitungen zur alten Rechtschreibung zurück.

Blümel: Nein, bei uns kehrt keiner zurück.

Lange: Die Kronenzeitung las ich gestern.

Blümel: Nein, nein. Da gab es einige Änderungen, das sind sogenannte Hausorthografien, das geschieht auch bei Ihnen. Also fast alle Zeitungen haben Hausorthografien.

Lange: Aber ist es wirklich der Weisheit letzter Schluss, wenn jeder seine eigene Hausorthografie hat? Frühe konnte man Schülern sagen, lies die Zeitung, und dann hast du die Grammatik, die Schreibweise intus. Das geht ja jetzt gar nicht mehr.

Blümel: Na ja, es wird nicht jede Zeitung eine haben, aber Hausorthografien hatten immer schon alle großen Verlagshäuser und alle Zeitungen, und Hausorthografien heißt im Wesentlichen, man bestimmt dort, wo es zwei Möglichkeiten gibt, eine als die, die in dem Hause immer verwendet wird. In dem Sinne habe ich nicht so große Angst. Natürlich wäre es pädagogisch sinnvoller, wenn die Zeitungen ganz genau die Rechtschreibung verfolgten, wie sie im Duden steht, aber das taten sie nie.

Lange: Vielen Dank für das Gespräch.

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Dominik Schumacher
31.08.2004 15.30
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Deutschlandradio Deutschlandfunk

Kultur heute
Montag bis Freitag • 17:35 Samstag und Sonntag • 17:30

25.8.2004

Zwischen allen Stühlen – In Mannheim wird heute der neue Duden vorgestellt

Gespräch mit dem Leiter der Duden-Redaktion Dr. Matthias Wermke

Moderation: Rainer Bertold Schossig


[Bild Schüler und Schülerin an Schultafel]
Schüler üben die neue Rechtschreibung (Foto: AP)

Schossig: Die Dudenredaktion lässt sich von der neuentfachten Diskussion um die Rechtschreibreform nicht erschüttern. In Mannheim wurde heute die 23. Auflage des Duden vorgestellt. Das Nachschlagewerk umfasst nicht nur 5000 neue Wörter, im Zeichen des umstrittenen Wandels der Orthographie ist der Duden darüber hinaus durchaus eine umstrittene Publikation. Vor knapp 125 Jahren gab der preußische Lehrer Konrad Duden sein erstes, wie es hieß, orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache heraus. Der Duden galt seither als Bibel der deutschen Rechtschreibung. Frage an Matthias Wermke, den Leiter der Dudenredaktion in Mannheim: Heute in Zeiten von zwischenstaatlichen Kommissionen und Vorlagen von Kultusministerkonferenzen zur Rechtschreibung, kann der Duden diese, seine alte Bedeutung heute noch reklamieren?

Wermke: Aber selbstverständlich, der Duden hat heute keine andere Bedeutung als seinerzeit 1880, als Konrad Duden den ersten Duden veröffentlicht hat. Damals schon hat Duden nicht seine eigenen Vorstellungen davon, wie das Deutsche eigentlich zu verschriften sei, im Wörterbuch umgesetzt, sondern er hat sich, wie Sie es erwähnt haben, auf die preußische Schulorthographie gestützt. Das tut der Duden bis heute, das heißt, für uns ist maßgeblich, welche Rechtschreibung an den Schulen gelehrt wird, die wird ins Wörterbuch übertragen, wenn ich so sagen darf, dann ist das letztendlich auch diejenige Rechtschreibung, die sich im allgemeinen Schreibgebrauch durchsetzen wird.

Schossig: Für den neuen Duden gelten die vereinfachten Regeln der Reform, so heißt es in Ihrer Vorankündigung. Glaubt man nun den Kritikern, Herr Wermke, dann sind diese Regeln nicht nur umstritten sondern auch sehr dehnbar, sie sind sehr unklar bisher, inkonsequent, wie viele sagen. Wie sind Sie also jetzt vorgegangen?

Wermke: Insgesamt kommt mir das vor wie eine Diskussion über die herkömmliche Rechtschreibung, denn das, was Sie gerade aufgeführt haben, waren genau diejenigen Argumente, mit denen man sich seinerzeit gegen die alte Rechtschreibung geäußert hat. Letztendlich ist die Neuregelung von 1996 nicht sehr viel mehr als eine Fortentwicklung dieser alten Rechtschreibung, die 98 Prozent des Herkömmlichen bewahrt und nur lediglich zwei Prozent Veränderungen herbeiführt und die meisten gehen auch noch auf die Neuregelung zurück, dass nach kurzem Vokale ein „SZ“ durch Doppel-S ersetzt werden muss. Also insgesamt ist das Ganze gar nicht so viel und längst nicht so gravierend in seinen Auswirkungen, wie es in der Kritik heute dargestellt wird.

Schossig: Ein Erlanger Wissenschaftler rechnet dem neuen Duden im Internet vor, dass darin mehr als 3000 Schreibweisen neu zugelassen, beziehungsweise verbindlich festgelegt würden, insbesondere was Verbzusätze und deren Zusammenschreibung betrifft. Ist das übertrieben?

Wermke: Ich würde gerne mal diese Liste dieses Herren sehen, damit ich überprüfen kann, wie er zu diesen Zahlen kommt. Aus der Sicht der Dudenredaktion ist das jedenfalls nicht zu halten.

Schossig: Heute in der Tageszeitung Die Welt nachzulesen, da wird der neue Duden als ein Buch der Verwirrung gescholten, irgendwo im Niemandsland zwischen klassischer und neuer Rechtschreibung. Was sagen Sie dazu?

Wermke: Die Diskussion, die heute geführt wird, ähnelt zu 100 Prozent der Diskussion, die im Jahr 1996 geführt wurde und die erinnert sehr stark an die Diskussion, die 1876 bereits geführt wurde. Die selben Argumente, die selbe Kritik, ohne aber dass brauchbare Gegenvorschläge präsentiert worden sind. Übrigens haben wir in der Duden-Sprachberatung, die tagtäglich an die 200 Anfragen zur deutschen Sprache beantwortet, keinerlei Hinweis darauf, dass die Erregung über die neue Rechtschreibung, wie sie heute in den Medien geführt wird, auch die Allgemeinheit so bewegt.

Schossig: Herr Wermke, die deutsche Kultusministerkonferenz wird voraussichtlich im September jetzt einen Entwurf vorlegen, in dem die künftigen Funktionen und die Zusammensetzung dieses geplanten Rates für deutsche Rechtschreibung festgehalten sind. Stichdatum für die Reform ist der Sommer 2005, könnte es dann möglicherweise schon wieder einen neuen Duden geben müssen?

Wermke: Das bleibt abzuwarten. Ich gehe mal davon aus, dass das neue Regelwert in seiner im Juli 2004 ergänzten Fassung erst einmal Bestand haben wird. Rechtschreibung eignet sich nicht zum Dauerexperiment und kann auch nicht behandelt werden wie die Echternacher Springprozession nach dem Motto zwei Schritte vor, ein Schritt zurück. Die Schülerinnen und Schüler und die Lehrerinnen und Lehrer brauchen Verlässlichkeit, deswegen denke ich, ist es vernünftig, bei der Neuregelung zu bleiben, diese in ihrer weiteren Entwicklung durchaus zu beobachten, auch zu vergleichen, wie sich der allgemeine Sprachgebrauch und das Regelwerk zueinander verhalten und dann behutsam an denjenigen Stellen nachzujustieren, für die es als wichtig erkannt wird.

Schossig: Genau hier liegt ja eigentlich das Problem, wie man mit dem labilen Verhältnis von gesprochenem und geschriebenem Wort umgeht, sage ich mal, staatlich. Man kann ja nicht bürokratisch umgehen, sondern sollte es flexibel tun und eher bescheiden und nicht rechthaberisch?

Wermke: Das ist wahr, aber die Neuregelung ist eine bescheidene Fortführung der herkömmlichen Rechtschreibung, sehr weitgehende, sehr progressive Reformvorschläge, wie sie noch in den neunziger Jahren gemacht wurden und die zu Kaiser mit „EI“ und Boot mit einem „O“ geführt hätten, die wurden ja von vorneherein abgelehnt, sodass das, was übrigbleibt eigentlich nicht vielmehr ist als ein kleines Reförmchen, wenn man dieses Wort überhaupt in den Mund nehmen will.

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DS
29.08.2004 07.28
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28.08.2004

Rechtschreibregeln weltweit
 
[Bild Schultafel]
Schreiben will gelernt sein – aber was ist richtig?

Die deutsche Rechtschreibreform bewegt die Sprachhüter. Doch auch andere Länder haben mit veränderten Schreibregeln zu ringen. Zum Teil – wie bei Englisch, Spanisch oder Portugiesisch – über Staatsgrenzen hinweg.

In China gibt es seit 1954, fünf Jahre nach der kommunistischen Machtübernahme, ein Problem der Rechtschreibung. Damals veröffentlichte der Staatsrat die erste Liste der vereinfachten Schriftzeichen (Kurzzeichen), die dann auch in Schulen und im öffentlichen Leben statt der Langzeichen verwendet werden sollten. 

Heute können nur noch wenige Chinesen traditionelle Langzeichen schreiben. Die meisten können sie aber aus dem Textzusammenhang lesen und verstehen. Durch das wirtschaftliche Zusammenwachsen von China, Hongkong und Taiwan werden seit einigen Jahren immer mehr Langzeichen reimportiert. Viele Hotelschilder sind damit geschrieben, was die Regierung in Peking nicht gern sieht. In Singapur werden dagegen die gleichen Kurzzeichen wie auf dem chinesischen Festland verwendet. Auch bei den Sinologen weltweit haben sich die Kurzzeichen durchgesetzt.


21 Staaten im spanischsprachigen Raum

Für die spanische Sprache wird die Rechtschreibung durch die Akademie der spanischen Sprache („Real Academia Espanol“ – RAE) geregelt. Das Wörterbuch der RAE wird in Zusammenarbeit mit 21 nationalen Sprachakademien herausgegeben und ist verbindlich für den ganzen spanischsprachigen Raum (Argentinien, Bolivien, Chile, Costa Rica, Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Kuba, Mexiko, Nicaragua, Panama, Paraguay, Peru, Philippinen, Puerto Rico, Uruguay, die USA und Venezuela).
  
Eine allgemeine Rechtschreibreform hat es in den vergangenen Jahren weder gegeben, noch ist sie geplant. Einzelne Wörter werden laufend angepasst, zum Beipiel „carné" statt des französischen Wortes „carnet“ oder „güisqui“ statt „Whiskey“.

„Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder“

Portugiesisch ist in acht Ländern die offizielle Sprache (Angola, Brasilien, Guinea-Bissau, Kap Verde, Mosambik, Osttimor, Portugal, São Tomé und Príncipe) und somit – mit rund 220 Millionen Sprechern –  eine der meistverbreiteten Sprachen der Welt. Portugiesisch verfügt nicht über eine einheitliche Orthographie, so veröffentlichen beispielsweise die Vereinten Nationen ihre Unterlagen in zwei Versionen.

Seit 1986 gibt es Bemühungen um eine Vereinheitlichung. Ein entsprechendes Rechtschreibungsabkommen wurde bereits im Dezember 1990 von der Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Länder (CPLP) verabschiedet. Seitdem harrt es der offiziellen Einführung – wegen fehlender Ratifizierung in einigen der Länder. Beim jüngsten Gipfeltreffen der CPLP-Länder Ende Juli 2004 sind die Staatschefs zu einer Übereinkunft gekommen, wonach das Rechtschreibungsabkommen nach einer noch festzulegenden Übergangszeit in allen CPLP-Ländern in Kraft treten soll. Das Abkommen lässt jedoch bei gewissen eingeführten Vokabeln weiterhin zwei verschiedene Schreibweisen zu.


Umfassendes russisches Regelwerk

Die russische Rechtschreibung wird von einem hohen akademischen Gremium behütet. Nach der Vereinfachung des russischen Alphabets 1918 wurde in den 1930er-Jahren eine akademische Kommission gegründet, die 1956 ein umfassendes Regelwerk herausgegeben hat. Seitdem beschäftigt sich eine Rechtschreibkommission am Institut für Russische Sprache der Akademie der Wissenschaften mit allen Änderungen und der Klärung von Streitfällen. Die Webseite www.gramota.ru ist die wichtigste Adresse für Fragen zur russischen Rechtschreibung. Allerdings entwickelt sich, wie auch in den anderen Sprachen, im Internet ein eigener russischer Sprachritus.


Neue Regeln? Im Englischen kein Thema

Weder die USA noch Großbritannien haben offizielle, staatliche Behörden, die mit der „Deutschen Gesellschaft für Sprache“ oder der „Académie Française“ vergleichbar wären. Generell werden Debatten über die Entwicklung der englischen Sprache nur unter Fachleuten geführt. Die Öffentlichkeit zeigt an solchen Diskussionen wenig Interesse. Rechtschreib-Reformen gibt es nicht.

Was es gibt, sind natürlich auch im Englischen Standardwerke, die mit dem deutschen Duden vergleichbar sind. In den USA blättern Studenten und andere Schreibwütige in erster Linie im „Columbia Guide to Standard American English“ oder im „Chicago Manual of Style“. Engländer schlagen häufig in „The New Fowler's Modern English“ nach. Antworten auf sehr knifflige Fragen zur englischen Rechtschreibung sind allerdings eher im „Oxford English Dictionary“ oder in „Webster's Dictionary“ zu finden.

In der Vergangenheit gab es durchaus Versuche, eine Gesellschaft zu gründen, die sich offiziell mit der Entwicklung – und Bewahrung – der englischen Sprache befassen sollte. Jedoch schlugen sämtliche Versuche fehl. Selbst die berühmten Dichter Daniel Defoe und Jonathan Swift wollten eine „English Academy“ ins Leben rufen – vergeblich. Heute wird Englisch in so vielen, auf der ganzen Welt verteilten Ländern gesprochen, dass wahrscheinlich niemand von neu-aufgestellten Regeln einer „Academy“ Notiz nehmen würde.

Es gibt allerdings vereinzelte Organisationen, denen die reine, englische Sprache sehr am Herzen liegt. So zum Beispiel die „Plain English Campaign“. Ihr geht es hauptsächlich darum, die englischsprachige Bevölkerung aufzurufen, Umgangssprache zu vermeiden. Viel Einfluss hat diese Organisation allerdings nicht. (kap)



Ruck zurück
Die Debatte um die Rechtschreibung zeigt, wie schwer den Deutschen Veränderungen fallen. Es gibt handfestere Beispiele, aber keines passt besser zum Land der Dichter und Denker, meint die US-Amerikanerin Kristin Zeier. (9.8.2004)
So ist's recht
Niemand, der mit der deutschen Sprache zu tun hat, kommt am Duden vorbei. Pünktlich zum 175. Geburtstag seines Namensgebers, Konrad Duden, am 3. Januar 2004 flammt eine alte Debatte wieder auf: Wie schreibt man richtig? (3.1.2004)

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Fritz Koch
19.08.2004 15.16
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Die SPD teilt Deutschland in eine Zweiklassengesellschaft

Durch die neuen Sozialgesetze und das Festhalten an der neuen Rechtschreibung:
Bekanntlich bilden die Mehrheit der gymnasialen Oberstufe die Kinder von Besserverdienern, die von Hartz IV weniger betroffen werden.
Die Schüler der gymnasialen Oberstufe, besonders die sprachlich begabten, können ganz locker mit zwei deutschen Rechtschreibungen umgehen, sofern diese gleichberechtigt sind, denn sie sind verschiedene Schreibweisen einer Sprache z.B. vom Englischen und Amerikanischen und vom Altgriechischen gewöhnt. Falls man sie läßt, werden sie sich für die für sie geeignetste Schreibweise entscheiden. Deshalb ist gar nicht sicher, daß die nächste Generation bei Bild, Spiegel und F.A.Z. wieder die neue Rechtschreibung einführen wird. In den sogenannten „Gebildetenkreisen“ wird sich die alte Rechtschreibung etablieren, schon als Markenzeichen gegenüber dem "übrigen Volk“.
Problematisch sind die weniger begabten Schüler, die mit Mühe eine Schreibweise erlernen können und z.B. gar nicht bis zum Unterschied zwischen Englisch und Amerikanisch vordringen. Man wird sie an ihrer neuen Rechtschreibung erkennen. Diese Bevölkerungsschicht liest selten den Spiegel oder die F.A.Z., sondern eher die Bild-Zeitung. Deshalb bietet die Bild-Zeitung die einzige Chance, diese Schicht an gutes Schriftdeutsch heranzuführen, mit dem sie in die „besseren Kreise“ aufsteigen können, wenn die Schulen es nicht mehr lehren. Dank an Bild!

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Norbert Lindenthal
19.08.2004 11.06
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Deutschlandradio / Deutschlandfunk / Deutsche Welle / DW-world



Fazit • Kultur vom Tage
Samstag bis Donnerstag • 23:05

18.8.2004

Eine Seerose brach ihr das Rückgrat

Der gescheiterte Versuch einer französischen Rechtschreibreform

Von Tobias Wenzel


Der Eiffelturm in Paris (Foto: AP)

Es gibt kein Zurück von der neuen Rechtschreibung, verkündet die Mehrheit der deutschen Kultusminister. Bei so viel Streit um geschriebene Worte lohnt sich ein Blick über die Grenze nach Frankreich. Dort startete man vor 15 Jahren einen Reformversuch. Er scheiterte – vor allem wegen des Wortes „nénufar“, das „Seerose“ bedeutet.

Laut einer Umfrage aus dem Frühjahr 1989 halten 70 Prozent der Franzosen ihre Rechtschreibung für schwierig. Drei Monate nach der Umfrage gründet Premierminister Michel Rocard einen „Rat für die französische Sprache“. Noch im selben Jahr beauftragt er diesen Rat damit, Vorschläge zu einer Rechtschreibreform vorzulegen. Eine Expertengruppe aus Sprachwissenschaftlern und Wörterbuchexperten macht sich an die Arbeit. Der Pariser Sprachwissenschaftler Bernard Cerquiglini leitete damals diese Gruppe und erklärt die Motivation:

Bernard Cerquiglini: Die französische Rechtschreibung ist eine Art Religion. Die Schreibung, die man in der Schule lernt und die sehr schwierig ist, kommt einem Ritus nahe: einer heiligen, obskuren Sache. Man muss sie befolgen. Andernfalls ist das Sünde. Dem Premierminister ging es nicht nur um die Reform selbst. Im Grunde wollte er der französischen Rechtschreibung ihren religiösen Charakter nehmen.

Anfangs läuft alles glatt. Die linguistische Expertengruppe berät die Orthographie-Arbeitsgruppe des Rats, in der auch Schriftsteller, vor allem Mitglieder der Académie française, vertreten sind. Denn in Frankreich ist die Académie und das von ihr herausgegebene Wörterbuch die Instanz für die Rechtschreibung – nicht, wie in Deutschland, die Kultusministerkonferenz. Im Mai 1990 stimmt die sonst eher konservative Académie den Vorschlägen zu. (Wohl auch, weil die Gewerkschaft der Lehrer eine radikalere Rechtschreibreform einfordert.)

Als jedoch im Dezember die Rechtschreibänderungen im Amtsblatt veröffentlicht sind, regt sich plötzlich Widerstand. Der konservative Politiker François Bayrou gründet gar eine Organisation zur Rettung der alten Orthographie: „Le français libre“ – „Das freie Französisch“. Bekannte Schriftsteller wie Michel Tournier treten bei. Auch die Tageszeitung „Figaro“ ergreift Partei gegen die neue Schreibung. Der Streit eskaliert. Vor allem wegen des Wortes „nénufar“, das „Seerose“ bedeutet.

Bernard Cerquiglini: Die deutsche „Majonäse“ entspricht unserem „nénufar“. Die Gegner greifen immer ein Wort heraus, um die Reform ins Lächerliche zu ziehen. Das Wort „nénufar“ kommt aus dem Persischen. Im Französischen wurde es immer mit einem „f“ geschrieben. Als aber die Académie française 1932 ihr neues Wörterbuch veröffentlichte, hatte sie wohl geschlafen: Sie dachte, „nénufar“ komme aus dem Griechischen, und hat deshalb das „f“ durch ein „ph“ ersetzt. Wir Reformer wollten diesen Fehler der Académie nur korrigieren. Der Dank: Alle haben uns, Entschuldigung, angeschnauzt.

Doch solch vernünftige Erklärungen finden kein Gehör mehr. Dafür aber das Buch mit dem bezeichnenden Titel „Gegen die Rechtschreibreform“. Darin schreibt das Autorenkollektiv, dem vor allem Schriftsteller angehören, über die Reformer:

SIE haben sich eine anonyme Maske aufgesetzt, um zu verkünden, dass die Kinder, von September 1991 an, nicht mehr dasselbe Französisch lernen wie ihre Eltern.

Die Rechtschreibung wird einfach mit der Sprache gleichgesetzt. Für Jürgen Trabant liegt hier der Denkfehler. Der Professor für romanische Sprachwissenschaft an der FU Berlin hat die französische mit der deutschen Rechtschreibreform verglichen:

Ich glaube, diese französische Reform war so, dass sie eigentlich nur in der Schrift etwas nachvollzog, was schon in der gesprochenen Sprache vorhanden war, sodass hier keine Gefahr bestand, dass diese Veränderungen die gesprochene Sprache verändert hätten. (...) Aber im Deutschen ist es anders. Da glaube ich schon, dass die Veränderungen (...)das Verständnis (...) behindern oder verändern.

So zum Beispiel bei dem Wort „belämmert“, das nach der neuen Orthographie nicht mehr mit etymologisch korrektem „e“, sondern mit "ä" geschrieben wird. Durch die neu geschaffene Analogie zum Lamm, verändert sich, so Jürgen Trabant, auch das Wissen über die Sprache.

Bei der französischen Reform hat es jedoch solche Eingriffe nicht gegeben. So sollten zum Beispiel überflüssige Akzente getilgt und die Benutzung des Bindestrichs vereinheitlicht werden. Eine behutsame Reform, die ordentlich Gegenwind bekam.

Bernard Cerquiglini: Die Heftigkeit der Debatte hat mich doch sehr überrascht. Wir haben nur 400 Wörter korrigiert und zwar im Einklang mit Fachleuten (mit Linguisten und Académie-Mitgliedern). Und damit sollen wir Frankreich in Schutt und Asche gelegt haben!? Die bisherige Rechtschreibung ist doch nahezu erstarrt. Ich habe Zweifel, ob eine neue Reform jemals gelingen wird.

Denn seine französische Reform landet in einer Sackgasse. Die Académie française entscheidet zwar im Januar 1991 abschließend, dass die Reform nicht zurückgenommen wird. Aber die Académie kneift und bezeichnet die Reform als „nicht verbindlich“. Der vermeintlich ungeregelte „Gebrauch“ solle zeigen, ob sich die neuen Schreibungen durchsetzen. So begegnet man in Frankreich auch 15 Jahre nach dem Reformbeginn, abgesehen von ein, zwei Wörtern, keiner neuen Schreibung: weder in der Schule noch in der Zeitung noch in den gängigen Wörterbüchern. Wenigstens ein einheitliches Ignorieren, meint Jürgen Trabant mit Blick auf die deutsche Reform:

Hier, glaube ich, wird es im Gegensatz zu Frankreich nicht so glimpflich ausgehen bzw. es wird jetzt wahrscheinlich sagen wir 20 Jahre alt und neu nebeneinander existieren. Der Staat wird nichts zurückdrehen. Er kann es nicht. Es ist viel zu viel geschehen: Millionen von Kindern schreiben neu. Und ich denke dann, wenn diese Kinder dann ihrerseits Chefredakteure von „Spiegel“, „FAZ“ und Suhrkamp und so weiter sind, dann werden sie wahrscheinlich die neue Rechtschreibung in diesen Verlagen einführen.

Denn für die meisten Menschen, ob Deutsche oder Franzosen, gilt: Was man mühsam in der Schule gelernt hat, wird einem früher oder später heilig.

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Dominik Schumacher
14.08.2004 20.09
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Deutsche Welle



14.08.2004

Stichwort: Rechtschreibreform

Planmäßig in Kraft getreten ist die neue Rechtschreibung am 1. August 1998. Seitdem gilt das neue Regelwerk für Schulen und die öffentliche Verwaltung.

Erklärtes Ziel der Rechtschreibreform war es, die Regeln der Schriftsprache klarer und systematischer zu gestalten. Schülern sollte es leichter gemacht werden, das komplizierte Regelwerk des Deutschen zu erlernen. Kritiker bemängeln, Teile der Reform seien willkürlich, auch führe sie zu einer Verarmung an sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten und produziere Wortungetüme.

Das neue Regelwerk gilt seit dem 1. August 1998 – für Schulen und für die öffentliche Verwaltung. Grünes Licht dafür hatte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe am 14. Juli 1998 gegeben. Eine Übergangsphase, während der in den Schulen die alte Rechtschreibung noch nicht als falsch gilt, endet am 1. August 2005.

Erst am 4. Juni 2004 hatten die Kultusminister dafür endgültig grünes Licht gegeben, und zugleich einige Änderungen beschlossen, die mit Ende der Übergangsphase in Kraft treten. Sie betreffen überwiegend die Getrennt- und Zusammenschreibung von Wörtern.

Demnach wird unter anderem die Liste der Adverbien und Präpositionen, die mit einem Verb zusammen geschrieben werden dürfen, um 13 Wörter ergänzt. Neben „dahinter stehen“ tritt nun auch wieder die Variante „dahinterstehen“. Auch übernommene Fremdwörter können künftig so geschrieben werden wie in der Ursprungssprache. Neben „Bluejeans“ tritt „Blue Jeans“. Der Bindestrich wird ab 1.8.2005 auch wieder in Zusammenhang mit Zahlen zugelassen. Beispielsweise muss es nicht „20fach“ heißen, auch „20-fach“ ist richtig. Auch bei der Groß- und Kleinschreibung wird es zusätzliche Varianten geben. (ap)

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Norbert Lindenthal
09.08.2004 12.52
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Deutsche Welle

09.08.2004   07:00 UTC

Streit um Rechtschreibreform dauert an
 
In der wieder aufgeflammten heftigen Debatte über die Rechtschreibreform hat sich die Präsidentin der Kultusminister- Konferenz, Doris Ahnen, gegen eine Volksabstimmung über die Änderungen bei der deutschen Schriftsprache ausgesprochen. Die Mehrzahl der Bürger habe ganz andere Sorgen, sagte Ahnen im deutschen Fernsehen. Sie verwies auf den einstimmigen Beschluss der Kultusminister zur Einführung der neuen Schreibweisen. Zur Demokratie gehöre auch Verlässlichkeit. Wir können nicht alle drei Tage die Pferde wechseln, betonte die rheinland-pfälzische Kultusministerin. Auslöser der neuen Debatte war die Ankündigung großer Zeitungen und Verlage wie Spiegel und Springer, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren.

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Norbert Lindenthal
06.08.2004 21.19
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Deutschlandradio / Deutschlandfunk

DeutschlandRadio – Aktuell

6.8.2004 16.28

„Bild“ und „Spiegel“ wieder in alter Rechtschreibung

Kultusministerkonferenz kritisiert Entscheidung der Verlage


Spiegel-Verlag und Axel Springer AG kehren zur alten Rechtschreibung zurück. (Foto: AP)
Die Axel Springer AG und der Spiegel-Verlag kehren zur alten Rechtschreibung zurück. Das teilten die beiden Unternehmen in einer gemeinsamen Erklärung mit. Anlass der Initiative sei die mangelnde Akzeptanz des neuen Regelwerks und die zunehmende Verunsicherung darüber, hieß es zur Begründung.

Vermischungen von alter und neuer Rechtschreibung seien an der Tagesordnung. Die Umstellung solle schnellstmöglich erfolgen. Ziel sei die Wiederherstellung einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung.

Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, und der Chefredakteur des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, Stefan Aust, betonten, sie befürworteten dringend notwendige und sinnvolle Reformen in der Gesellschaft. Die Rechtschreibreform sei jedoch keine Reform, sondern ein Rückschritt.


Duden (Foto: AP)
Zugleich appellierten die Verlage an andere Medienunternehmen und an die Nachrichtenagenturen, sich diesem Schritt anzuschließen und damit dem Beispiel der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zu folgen. „Aus Verantwortung für die nachfolgenden Generationen empfehlen wir auch anderen die Beendigung der staatlich verordneten Legasthenie und die Rückkehr zur klassischen deutschen Rechtschreibung“, schrieben Döpfner und Aust in der Erklärung.

„Süddeutsche Zeitung“ beteiligt sich auch an Initiative

Auch die „Süddeutsche Zeitung“ unterstützt die Initiative des Spiegel- und des Springer-Verlags. Intern werde aber noch über Details gesprochen, teilte ein Sprecher des Süddeutschen Verlags mit. Offen sei noch, welche Regelungen beibehalten und von welchen Regelungen man abrücken wolle. Der Zeitpunkt für die Umstellung stehe noch nicht fest.

„Focus“ bleibt bei der neuen Rechtschreibung


Schüler lernen die alte und die neue Rechtschreibung. (Foto: AP)
Das Nachrichtenmagazin „Focus“ wird sich der Initiative nicht anschließen. Das Magazin werde weiterhin so schreiben, wie es in den Schulen gelehrt werde, teilte ein Focus-Sprecher mit. Zur Begründung sagte er, die Magazin-Macher wollten nicht, dass Schüler noch mehr verwirrt würden.

Die FAZ hatte als einziges Blatt die Umstellung auf die neue Rechtschreibung nach kurzer Zeit wieder rückgängig gemacht. Die meisten deutschen Medien hatten die Reform im Sommer 1999 übernommen.

Ahnen befürwortet einheitliche Regelung


Doris Ahnen (SPD), Präsidentin der Kultusministerkonferenz (Foto: T. W. Klein – photography)
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Doris Ahnen, kritisierte den Entschluss. Damit würden die Menschen mehr denn je verunsichert, sagte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin der Nachrichtenagentur dpa. Nötig sei zudem eine einheitliche Lösung für den gesamten deutschen Sprachraum, zu dem auch Österreich, die Schweiz und Liechtenstein gehörten, fügte die SPD-Politikerin hinzu.

Die Rückkehr zur alten Rechtschreibung führe in hohem Maße zu Verunsicherung bei Schülern und Jugendlichen, erklärte das Sekretariat der Kultusministerkonferenz in Bonn. Seit 1998 lernten rund 12,5 Millionen Heranwachsende weitgehend ohne Probleme nach dem reformierten Regelwerk, hieß es.

Wulff: Teilerfolg gegen die Reform

Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hingegen wertete die Entscheidung der beiden Verlage als wichtigen Teilerfolg im Kampf gegen die Reform. Wulff kündigte an, er werde auf der nächsten Konferenz der Ministerpräsidenten versuchen, eine Mehrheit für die Rücknahme der Reform durchzusetzen.

Letzte Änderung: 16:28

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murmel
26.07.2004 16.37
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Die Kinder in den romanischen Ländern

sind noch viel ärmer dran, weil die Buchstaben K und W nur in englischen Fremdwörtern vorkommen.

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Klaus Malorny
26.07.2004 16.26
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Tatsächlich, was für ein Schwachsinn! Wieso soll denn für die Kinder das ß fremder sein als alle anderen Buchstaben? Außerdem, wenn ich recht informiert bin, kannten die alten Römer noch gar keine Kleinbuchstaben und auch nicht alle Großbuchstaben, die wir heute dem lateinischen Alphabet zurechnen.

Mich stört, daß die Schüler und andere Nutzer der Rechtschreibung einerseits als saudoof klassifiziert werden (wie bei der Begründung für Trennung wie hi-nein, vol-lenden), auf der anderen Seite als Leser so superintelligent, die Bandwurmsätze ohne Kommas und mit nun doppeldeutigen Begriffen problemlos verstehen können. Das zeigt, daß die Argumentationen der Reformer nur dummes Bla-Bla sind.

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Karsten Bolz
26.07.2004 15.52
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Augst'sche Logik

Zitat:
Also solche Anfangsfehler werden vor allem in der Grundschule immer gemacht, denn dieser Buchstabe „ß“ ist ja in der Tat ein fremder Buchstabe, der nicht im normalen lateinischen Alphabet vorkommt.

Demnach müßten alle Kinder in der westlichen Welt, die das lateinische Alphabet nutzen, Schwierigkeiten mit „unnormalen“ Buchstaben haben. Nicht nur die dänischen Kinder sind zu bedauern (Ø), sondern auch die türkischen (ı vs. i), die polnischen (ł ), die tschechischen (č ) und besonders die französischen mit den verschiedenen Formen des Accent. Fast jede Sprache mit lateinischem Alphabet – beim kyrillischen Alphabet ist es meines Wissens nicht anders – kennt irgendwelche Sonderzeichen. Welche Qual für die armen Kinder!

Merkwürdig nur, daß heute auch von Erwachsenen Fehler gemacht werden, die früher so zahlreich nie beobachtet wurden (Strasse, mit freundlichen Grüssen usw.).
__________________
Karsten Bolz

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Christian Dörner
26.07.2004 12.51
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Ungarisches Joghurt

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Lindenthal
Meurer: Das würde bedeuten, dass wir nach einer Übergangsfrist doch alle „Ketchup“ mit „sch“ oder „Joghurt“ mit einfachem „g“ schreiben werden.

Augst: Das ist ja kein griechisches „gh“, sondern das Wort kommt ja aus dem Ungarischen und das ist einfach eine reine Gewöhnungssache.
Seit wann kommt eigentlich Joghurt aus dem Ungarischen? Das Wort ist türkischen Ursprungs, was Augst als selbsternannter »Fachexperte« hätte wissen müssen.
Aber auch sonst ist das Interview so schwach, daß es sich kaum lohnt, weiter darauf einzugehen.
__________________
Christian Dörner

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