Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Nachrichtenbrett
Willkommen Die 20 neuesten Beiträge im Forum
Fadensuche     Suche
Kennkarte ändern     Häufig gestellte Fragen   zu anderen Nutzern  kostenlose Anmeldung   Anfang  verabschieden
Jemandem diese Seite senden! Druckvoransicht zeigen
Forum > Rechtschreibforum
Nachrichtenbrett
< voriges Leitthema     nächstes Leitthema >
Verfasser
Leitthema    Dieser Faden ist 8 Seiten lang:    1  2  3  4  5   6  7  8  Post New Thread     Post A Reply
Wolfgang Scheuermann
29.10.2004 10.24
Diesen Beitrag ansteuern
Etwas genauer in der Mitteldeutschen Zeitung:

„Auch der Verband deutscher Schriftsteller wird sich nach Angaben der Bundesgeschäftsführerin Sabine Herholz nicht beteiligen. Weitere Angaben wollte Herholz aber nicht machen.“

(Aus einer – ausführlichen – Meldung der MZ von gestern abend.)

Es handelt sich offenbar tatsächlich um den gleichen Verband, der 1973 „vernünftiger schreiben“ mitveranstaltet hat. Mit an Bord war damals noch das PEN-Zentrum Deutschland. Daß sich jetzt beide gleichzeitig der KMK verweigern, ist ein erfreulicher Vorgang.
__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann

Mit Klick die Kennkarte von Wolfgang Scheuermann ansehen    An Wolfgang Scheuermann schreiben   Suche weitere Einträge von Wolfgang Scheuermann        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
29.10.2004 09.29
Diesen Beitrag ansteuern
VS

Der VS war im bisherigen „Beirat“. Wenn es sich um den tatsächlichen Nachfolger des alten Verbandes handelt, der 1973 den Frankfurter GEW-Kongreß „vernünftiger schreiben“ mitveranstaltet hat, dann darf man eine bemerkenswerte Wandlung feststellen, bemerkenswert gerade wegen der Zugehörigkeit zur Medien-Gewerkschaft. Es sei auch an die ausgezeichneten reformkritischen Beiträge von Dietrich Lade erinnert.

Daß die Union der Akademien der Wissenschaften ihre Mitarbeit ebenfalls verweigert, ist wohl sicher. Damit ist die Lage erfreulich klar: Wer den Mist gemacht hat, muß ihn auch allein wegräumen.
__________________
Th. Ickler

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
29.10.2004 09.11
Diesen Beitrag ansteuern
Herr Augst ist zufrieden

Anmerkungen zu einem Artikel der Siegener Zeitung vom 28.10.2004

Augst hat zwar nur wenig zum Inhalt der Rechtschreibreform beigetragen (einbläuen, Quäntchen, Zierrat), dennoch ist sie weitgehend sein Werk. Denn seinem Geschick und seiner Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, daß sich heute die Mächtigen unseres Landes für die Durchsetzung der Reform stark machen: Bundeskanzler Schröder, Außenminister Fischer, SPD-Chef Müntefering, alle Ministerpräsidenten und Kultusminister, STERN, FOCUS und taz. Nur wenige haben es geschafft, sich aus diesem Netz zu lösen.

Das Bundesverfassungsgericht hat zwar ausdrücklich festgestellt:

„Soweit dieser Regelung rechtliche Verbindlichkeit zukommt, ist diese auf den Bereich der Schulen beschränkt. Personen außerhalb dieses Bereichs sind rechtlich nicht gehalten, die neuen Rechtschreibregeln zu beachten und die reformierte Schreibung zu verwenden. Sie sind vielmehr frei, wie bisher zu schreiben.“ (Urteil vom 14. Juli 1998, S. 59)

Aber was besagt das schon, wenn die Drahtzieher hinter der Exekutive ihr Machtwort sprechen und dabei die Tatsachen und die Rechtslage nach Belieben verbiegen:

„WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach hält die Rückkehr deutscher Verlage zur alten Rechtschreibung für einen ‚Akt der Selbstüberschätzung’. Das sagte er dem Politikmagazin ‚Cicero’. ‚Ich möchte nicht in der Haut der Kollegen stecken, die geglaubt haben, dass sie die Stimmung im Land kippen können. Sie werden irgendwann zurückrudern und dabei ihr Gesicht wahren müssen’, so Hombach. Über die Rechtschreibreform lasse sich trefflich streiten. Mit der Ankündigung von ‚Spiegel’, ‚Welt’ und ‚Bild’, wieder zur alten Schreibweise zurückzukehren, sei aber eine Grenze überschritten worden. Regeln, die von einer demokratisch legitimierten Institution gesetzt werden, demonstrativ nicht zu befolgen oder aushebeln zu wollen, könne bei einem Staatsnotstand geboten sein. Den hätten die Kultusminister aber ‚sicher nicht ausgelöst’, betonte der ehemalige Kanzleramtsminister und SPD-Politiker in ‚Cicero’.“ (Börsenblatt 27.10.2004)

Hombach interessiert sich so wenig wie Schröder und die anderen Genannten für die Sprache oder gar für die Schulkinder. Die Rechtschreibreform ist eine reine Machtfrage geworden, ein Prüfstein für die Durchsetzbarkeit von Regierungsmaßnahmen gegen jeden Widerstand, sei er sachlich noch so begründet. Den Betreibern der Reform ist es gelungen, das sinnlose, nicht einmal von ihnen selbst so gewollte Regelwerk in diesen Mechanismus einzuschleusen, so daß es sich zu einem politischen Selbstläufer entwickelte.

Seinen Stolz auf diese Leistung hat Augst schon früher in einem autobiographischen Rückblick zum Ausdruck gebracht; über die Unterzeichnung der Wiener Absichtserklärung berichtet er: „Es war für mich ein bewegender Augenblick, aus der zweiten Sitzreihe – neben den Mitstreitern Blüml, Heller, Ebner und Sitta – mitzuerleben, wie neun Beauftragte – darunter leibhaftige Ministerinnen und Minister – die ,Gemeinsame Absichtserklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung‘ am 1. Juli in Wien unterzeichnet haben. 1973 hatte ich zum ersten Mal etwas zur Rechtschreibreform geschrieben. Sah es damals durch den Frankfurter Kongreß ,vernünftiger schreiben‘ nach baldiger Reform aus, so vergingen nun doch noch 23 Jahre schwieriger Arbeit mit einem Auf und Ab der Gefühle, vielen Verunglimpfungen (,Honeckers fünfte Kolonne‘), aber auch Ermutigungen durchzuhalten, vor allem aus der ersten Reihe.“ (H. Strunk [Hg.]: Documenta orthographica, Hildesheim 1998, S. XVIII).

Augst hat es geschafft, in der deutschen Schriftsprache eine Verwirrung herbeizuführen, die in der Sprachgeschichte ohne Beispiel ist. Milliarden Euro an Volksvermögen wurden vernichtet. Die Aufräumarbeiten werden Jahrzehnte dauern. Der Name Augst wird zweifellos in die Geschichte eingehen. Er kann zufrieden sein.


__________________
Th. Ickler

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Karsten Bolz
29.10.2004 09.09
Diesen Beitrag ansteuern
Verband deutscher Schriftsteller?

Wer oder was soll mit diesem Verein gemeint sein? Im Internet finde ich einen „Verband deutscher Schriftsteller“ (VS) in der ver.di. Beim Überfliegen findet man „dass“ und „misst“. Das kann natürlich auch daran liegen, daß der Gestalter dieser Seiten (wer immer das ist) von der Haltung des Verbandes keine Ahnung hat. Trotzdem irgendwie merkwürdig.
__________________
Karsten Bolz

Mit Klick die Kennkarte von Karsten Bolz ansehen    An Karsten Bolz schreiben   Suche weitere Einträge von Karsten Bolz        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Wolfgang Scheuermann
29.10.2004 08.40
Diesen Beitrag ansteuern
Der Deutschlandfunk im Deutschlandradio heute morgen:

„Das deutsche Zentrum der internationalen Schriftsteller-Vereinigung PEN erklärte in Darmstadt, die Ergebnisse der Beratungen im neugeschaffenen 'Rat für deutsche Rechtschreibung' stünden bereits vorher fest. Kritiker würden in die Entscheidungsphase nur formal eingebunden. Auch der 'Verband deutscher Schriftsteller' wird sich nach Angaben einer Sprecherin nicht beteiligen.“

Sie haben also richtig gehört, lieber Herr Bolz.

Nebenbei: Auch ich lehne die Mitarbeit im „Rat“ ab.
__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann

Mit Klick die Kennkarte von Wolfgang Scheuermann ansehen    An Wolfgang Scheuermann schreiben   Suche weitere Einträge von Wolfgang Scheuermann        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Karsten Bolz
29.10.2004 08.28
Diesen Beitrag ansteuern
Schriftstellerverband????

Heute morgen im Deutschlandfunk (Nachrichten 08.30, aus dem Gedächtnis): Neben dem PEN habe auch der Schriftstellerverband (???) eine Mitarbeit im „Rat“ abgelehnt. Habe ich da was falsch verstanden, so ein Verband steht doch gar nicht auf der Einladungsliste?
__________________
Karsten Bolz

Mit Klick die Kennkarte von Karsten Bolz ansehen    An Karsten Bolz schreiben   Suche weitere Einträge von Karsten Bolz        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
margel
29.10.2004 07.22
Diesen Beitrag ansteuern
Krisenfest

Wenn nun im Rechtschreibrat gar keine „amtlich anerkannten“ Kritiker oder Gegner enthalten sein sollten – müßte dann nicht die ursprünglich vorgesehene Aufgabe neu formuliert werden? Oder werden von den verbleibenden Mitgliedern einfach einige zu Kritikern ernannt? Da das ganze doch nur schlechtes Theater ist, wäre eine solche Rollenverteilung durchaus denkbar. Der mir bis anhin nicht geläufige Begriff „plural“ bekäme so seinen tieferen Sinn: Es sind so viele Mitglieder da, daß die Absage einiger weniger gar nichts ausmacht. Schlaue Doris!

Mit Klick die Kennkarte von margel ansehen    Suche weitere Einträge von margel        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Monika Chinwuba
28.10.2004 23.51
Diesen Beitrag ansteuern
PEN lehnt Zusammenarbeit ab

Von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung kassierte der Rat bereits eine Absage. Heute sagte auch das PEN-Zentrum nein zu einer Zusammenarbeit. Man wolle die Kritiker in den Entscheidungsprozess nur formell einbinden, die Resultate der Beratungen stünden bereits fest, begründete das deutsche Zentrum der internationalen Schriftstellervereinigung heute in Darmstadt seine Entscheidung. Quelle: SPON

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,325490,00.html
__________________
Monika Chinwuba

Mit Klick die Kennkarte von Monika Chinwuba ansehen    An Monika Chinwuba schreiben   Visit Monika Chinwuba's homepage!   Suche weitere Einträge von Monika Chinwuba        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Fritz Koch
28.10.2004 21.36
Diesen Beitrag ansteuern
Es ist nötig, daß die Institutionen, die die Mitarbeit

im amtlichen Rat für Rechtschreibung ablehnen, ihre Begründungen in einer gemeinsamen öffentlichen Erklärung dokumentieren als Gegenerklärung zum amtlichen Rat.
Es zeigt sich immer mehr, daß im amtlichen Rat nur die Hofschranzen und Speichellecker der Kultusminister übrigbleiben.

Mit Klick die Kennkarte von Fritz Koch ansehen    Suche weitere Einträge von Fritz Koch        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
margel
28.10.2004 18.28
Diesen Beitrag ansteuern
Kauft, Leute, kauft!

Das Wortfamilien-Wörterbuch von Augst kostete neu DM 258,00. Bei amazon wird es wie folgt angeboten: 1. Als gebrauchte „Rarität“ für Euro 170,00 – 2. Als „Sammlerstück“ (Neuware!) für Euro 179,20. Sind das nicht phantastische Wertsteigerungen? Was soll also da noch kleinliche Kritik?

Mit Klick die Kennkarte von margel ansehen    Suche weitere Einträge von margel        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Fritz Koch
28.10.2004 17.22
Diesen Beitrag ansteuern
Erst durch den Springer Verlag

sind viele Bürger zu der Erkenntnis gekommen, daß die Rechtschreibreform kein Gesetz ist, das für alle verbindlich ist. Vorher konnte man das nämlich öfters lesen. Die Reformer wollen unter allen Umständen verhindern, daß die Reform wieder in Frage gestellt wird. Der Springer Verlag hat aber genau das erreicht, und seitdem ist die Zahl der Reformbefürworter wieder stark gesunken. Der Springer Verlag beweist nur praktische Demokratie. Schon das wird von manchen als Putsch und Anmaßung beschimpft. Sind das Demokraten?

Mit Klick die Kennkarte von Fritz Koch ansehen    Suche weitere Einträge von Fritz Koch        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Fritz Koch
28.10.2004 17.09
Diesen Beitrag ansteuern
Es ist ehrenwert, sich für Bildung für alle einzusetzen,

aber niemand würde auf die Idee kommen, die höhere Mathematik und die Quantenphysik zu vereinfachen, weil sie schwer zu verstehen sind. Nicht der Stoff muß vereinfacht werden, sondern die Methoden, ihn zu erklären, müssen verbessert werden. Daß das möglich ist, haben die Lehrbücher der DDR bewiesen, weil sie auch für das Studium neben der Berufstätigkeit gemacht waren. (Leider waren sie zum Teil abstoßend politisch gefärbt.)

Mit Klick die Kennkarte von Fritz Koch ansehen    Suche weitere Einträge von Fritz Koch        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Detlef Lindenthal
28.10.2004 17.07
Diesen Beitrag ansteuern
zu: Bedenklich und Entlarvend

Wenn ich Wirken und Wirkung von Bodo Hombach und Gerhard Augst betrachte, finde ich bestätigt, wie DDR und 3.R funktionieren konnten.

Wie ist das nun eigentlich, geruhen die Forumschreiber, Herrn Reyer und mich als fragenstellende Elemente in den RfdR/KMK zu entsenden?

Und auch in den RfdR sollten Fragensteller gehen. Wenn bei den Leipziger Montagsdemos alle zu Hause geblieben wären, hätte Sachsen heute noch kein Internet.
__________________
Detlef Lindenthal

Mit Klick die Kennkarte von Detlef Lindenthal ansehen    An Detlef Lindenthal schreiben   Suche weitere Einträge von Detlef Lindenthal        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
28.10.2004 15.50
Diesen Beitrag ansteuern
Entlarvend

Ich neige dazu, in der Äußerung Hombachs ein Zipfelchen jener Macht zu sehen, die im Hintergrund die Richtlinien der Politik bestimmt. Wahrscheinlich ist auch Schröder nur ein Getriebener und Angestifteter, denn ich kann mir nicht denken, daß er von sich aus bei Stefan Aust anruft, das Bundeskabinett durch ein Machtwort von der Rechtschreibdebatte freihält und schließlich noch einen Brief an den Präsidenten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung schreibt.
Das Ganze ist eine Machtprobe, wie Hombach klarstellt, und es geht darum, zunächst Deutschland und Europa in ein einziges WAZ-Land zu verwandeln, dann aber vor allem darum, ein Exempel zu statuieren: Es soll keine Möglichkeit geben, die Beschlüsse der Regierung in Frage zu stellen. Das gilt zwar zunächst dieser rot-grünen, kommt aber auch jeder anderen zugute, weshalb die Union sehr gern mitmacht.
__________________
Th. Ickler

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Theodor Ickler
28.10.2004 15.42
Diesen Beitrag ansteuern
Bedenklich

28.10.2004 kk Siegener Zeitung


*) Steckenpferd war Lehrerausbildung

Prof. Dr. Gerhard Augst nun Emeritus
25 Jahre an Rechtschreibreform mitgewirkt


kk Siegen. „Professor ist ein Beruf, den der liebe Gott an einem Sonntag gemacht hat.“ Prof. Dr. Gerhard Augst weiß, wovon er spricht. Mit gerade einmal 34 Jahren erhielt der Germanist einen Ruf auf eine C 4-Professur auf dem Haardter Berg. Das war 1973. 31 Jahre lang stand er an der Universität Siegen im Dienst von Forschung und Lehre. „Kein einziges Mal bin ich ungern zur Arbeit gefahren.“ Eine erstaunliche Bilanz, die der nunmehrige Emeritus mit einem zufriedenen Lächeln und betörender Eloquenz in der Cafeteria der Hochschule zieht. Inmitten des lärmenden Studierenden-Gewimmels, einen mit Studentenwerks-Emblem verzierten Pott gefüllt mit Kaffee auf dem bloßen Holztisch vor sich habend, lässt der 65-Jährige seine wissenschaftliche Laufbahn Revue passieren. Zufriedenheit dominiert die Bilanz. Dabei ist sie bar jeglicher Arroganz. „Ich habe viel Glück gehabt, war zu jedem entscheidenden Zeitpunkt am richtigen Ort“, resümiert er eher nüchtern.

Das Wirken Augsts spielt sich in eher überschaubarem räumlichen Rahmen ab. Geboren wurde er als Bauernsohn in der Verbandsgemeinde Altenkirchen. Seine Herkunft hat ihn zeitlebens geprägt: „Ich war von der Sprachbarrieren-Geschichte infiziert.“ Wer etwas werden will, muss sich in Wort und Schrift ausdrücken können. Eine Erkenntnis, die den Wissenschaftler, der in Bonn Germanistik und Geschichte für die Sekundarstufe II studierte, in Mainz sein Staatsexamen ablegte und promovierte, und schließlich wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gießen wurde, veranlasste, sich 25 Jahre lang für eine Vereinfachung der deutschen Rechtschreibung einzusetzen.

1973, gerade frisch habilitiert, kam Augst nach Siegen. Zwei Schwerpunkte setzte er in der Forschung: den Spracherwerb sowie Wortschatz und Wörterbuch. An zwei großen Projekten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) war er beteiligt. Im einen ging es um die Art und Weise der Nutzung von Wörterbüchern. Die Ergebnisse flössen in die Gestaltung von Duden und Berteismann ein. Im anderen um die Erstellung eines Wortfamilienwörterbuchs der Deutschen Sprache. Sechs Jahre lang waren die Experten damit beschäftigt. Mit 26 Rezensionen wurde das Werk bedacht. „25 waren positiv.“ Die negative kam von einem Gegner der Rechtschreibreform. Die Lager sind halt bis heute gespalten. Gelassen geht der Emeritus damit um.

Trotz seines ruhigen Wesens hat er zu kämpfen gelernt. In seiner Zeit als Prorektor für Forschung und Lehre stand den Fachbereichen 1 bis 4 im Jahr 1988 Ungemach ins Haus. Die Schließung wurde abgewendet, neue Erkenntnis wurden daraus gewonnen. Augst: „Wir haben gemerkt, dass man sich nicht nur auf die Lehrerausbildung stützen darf.“ Unter der Ägide des kürzlich verstorbenen Helmut Kreuzers schlug in der Folge die Geburtsstunde des Medienstudiengangs. Dem ist Augst zwar wohl gesonnen, sein Steckenpferd ist indes die Lehrerbildung. Als Vorsitzender des Zentrums für Lehrerbildung setzte er sich vor allem für die Ausbildung der Grundschulpädagoginnen und -pädagogen ein.

Dreigeteilt war die Lehrerausbildung einmal. Das ist vorbei. GHR – Grundschule, Hauptschule, Realschule: Im Studium ist das neuerdings eins. Allein die Gymnasiallehrerausbildung bleibt separiert. Eine Wende, die Augst nicht im Geringsten behagt. In der Grundschule würden Kinder unterrichtet, in Haupt- und Realschule Jugendliche. In den Augen des Hochschullehrers sind das zwei verschiedene Paar Schuhe. Die Konsequenz sei, dass die GHR-Lehrerinnen und -lehrer weder in der Grundschule noch in den weiterführenden Schulen richtig unterrichten könnten. Lieber denkt der Germanist da schon an die Siegener Errungenschaften in Sachen Sozialkundeunterricht in der Primarstufe zurück. Den Zeiten, in denen die Pädagogen zwischen naturwissenschaftlich/technischer und gesellschaftswissenschaftlicher Ausrichtung wählen konnten, rückte in Siegen ein Modellversuch zu Leibe, der aus einer Kombination beider Ausrichtungen besteht.

Auch wenn er so manche aktuelle Hochschulentwicklung mit Skepsis betrachtet, ist Gerhard Augst beim Abschied mit sich und der Universität Siegen im Reinen. In vielen Gremien hat er mitgewirkt, und das Vertrauen in „seinen“ Fachbereich 3 steht. Der habe schon immer ganz wesentlich für das Forschungsprofil der Universität Siegen verantwortlich gezeichnet. Daran werde der angelaufene Generationenwechsel nichts ändern, zeigt er sich überzeugt. Selbstverständlich hätte auch er Siegen die Treue gehalten, wären die Wege mit zunehmendem Alter nicht beschwerlicher geworden. Die Familie blieb in Biebertal, Augst hatte über drei Jahrzehnte hinweg ein Zweitdomizil in Siegen. Das hat er nun aufgegeben. Zwei Jahre lang will er aber noch prüfen.

--
Soweit der Artikel. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich 25 positive Besprechungen des Augstschen Wortfamilienwörterbuchs gegeben hat. Wenn es so wäre, sollte man die Germanistik schließen. Augst war lange Zeit Gutachter der DFG, ein mächtiger Mann. Ich habe selbst mit Germanisten gesprochen, die ohne weiteres zugaben, daß sie es mit A. nicht verderben wollten.

Die einzige negative Besprechung kam also von mir. Es war ein langer Diskussionsartikel in der „Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik“. Beim Verlag Niemeyer, der Augsts (von der DFG gefördertes) Buch verlegt hat, nahm man durchaus zur Kenntnis, was ich einzuwenden hatte: schwerste Bedenken gegen Methode und Kenntnisstand des Verfassers. Kein einziger Einwand ist widerlegt worden. Man war eher peinlich berührt, weil ich eben in aller Unschuld und Unabhängigkeit auf den nackten Kaiser gezeigt und die schlichte Wahrheit ausgesprochen hatte. Man lese das Buch und meine Besprechung und urteile selbst!




__________________
Th. Ickler

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Alle Zeiten sind MEZ    Dieser Faden ist 8 Seiten lang:    1  2  3  4  5   6  7  8  Neuen Faden beginnen     antworten
Gehe zum Forum:
< voriges Leitthema     nächstes Leitthema >

Benutzungs-Regeln:
Wer kann im Forum lesen? Jeder Gast / jeder angemeldete Nutzer.
Wer kann ein neues Leitthema oder eine Antwort eintragen? Jeder angemeldete, eingewählte Nutzer.
Einträge können von ihrem Verfasser geändert oder auch gelöscht werden.
HTML-Kennungen beim Eintragen erlaubt? AN. Schnuten erlaubt? AN. vB-Kennungen erlaubt? AN. Bilder-Einbindung mit [IMG] erlaubt? AN.

Maßnahmen der Verwaltung:
Leitthema öffnen / schließen
Leitthema umziehen lassen
Leitthema löschen
Leitthema ändern

Herausgeber · Schreiben Sie uns · Forum

Technik von: vBulletin, Version 1.1.4 ©Jelsoft Enterprises Ltd. 2000. Rechtschreibung.com – Nachrichten zur Rechtschreibfrage