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Sigmar Salzburg
19.09.2009 08.05
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Trierer Volksfreund

Die Sprache gehört dem Volk
Wir laden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zum Dialog ein. Sagen Sie uns Ihre Meinung! Das Motto: Leser fragen – die Chefredaktion antwortet.

Klauspeter Bungert aus Trier weist auf einige Rechtschreib-Probleme hin: Die neue Schreibung scheint bei den Korrektoren im TV immer noch zu Verwechslungen zu führen. Besonders aus der Groß- und Klein-, Zusammen- und Getrenntschreibung entstehen zuweilen Kombinationen, die unter sprachlogischen und grammatikalischen Gesichtspunkten fehlerhaft erscheinen.
So setzen Wortpaare wie „Haus gemacht“, „Gott gewollt“, die als Zusammenziehung Eingang ins Sprachbewusstsein gefunden haben, getrennt geschrieben den im Deutschen nicht vorgesehenen lateinischen Kasus des Ablativus absolutus voraus. (Richtig wäre: „von zu Hause gemacht“, „von Gott gewollt“.) Fälschlicherweise groß geschrieben finde ich häufig Adjektive nach der Präposition „am“. Etwa in der Ausgabe vom 5. / 6. September, Seite 23, linke Spalte, dritter Absatz, zweite Zeile: „am Schamlosesten“. Immer wieder anzuführen wäre „am Besten“. Die Großschreibung suggeriert eine Personifizierung: (gehen oder schauen) an einem Menschen entlang, der schamlos ist, (sich messen oder verzweifeln) an einem Menschen, der großartig ist. Bei der Komparation (Steigerung) von Adjektiven (Eigenschaftswörtern) bleibt die Kleinschreibung erhalten: schamlos – schamloser – am schamlosesten.



Lieber Herr Bungert,

vielen Dank für Ihre sachdienlichen Hinweise. Wohl wahr: Das Elend mürbt, die Häufung von Rechtschreib-Fehlern und grammatikalischen Irrtümern in Druck-Erzeugnissen aller Art ist Besorgnis erregend, ähh, besorgniserregend. Schluderei? Mangelnde Kenntnisse? Wenig Sprachgefühl? Mag sein. Eines ist gewiss: Nicht unerheblich zur Fehlerquote trägt die von Amts wegen verordnete allgemeine Verunsicherung bei – getarnt als Rechtschreib-Reform. Und ein Musterbeispiel ist die ewige Frage: getrennt oder zusammen?

Ob wir jemals fertig werden mit der Diskussion? Offiziell gilt die Reform ja als fertiggestellt. Das immerhin haben die Sprachwächter in jahrelanger Bosselei fertigbekommen. Alles sollte einfacher, konsequenter, logischer werden. Nach dem vermeintlich großen Wurf, mit gewaltigem Tamtam im Jahr 1996 vorgestellt, hagelte es Kritik an der Orthografie-Orgie, die sich als irreführend oder, wie einige glaubten, als Irre führend entpuppte. Es folgte die Reform der Reform der Reform – 2004 und 2006 nahm der „Rat für Deutsche Rechtschreibung“ manch lächerliche Änderung von 1996 zurück, packte dafür einige Verschlimmbesserungen hinzu. Mit dem Resultat, dass viele Deutsche nun gar nicht mehr wissen (und es auch gar nicht wissen wollen!), was richtig ist und was falsch, und fertiggemacht werden, nur weil sie es nicht fertigbringen, das fertig gemachte Machwerk korrekt anzuwenden. Die Rechtschreibung sei endgültig unbeherrschbar geworden, meinen Reform-Kritiker. Will sagen: (Fast) niemand kennt sich mehr aus. Nicht Lehrer, nicht Schüler, nicht Journalisten, nicht Lektoren. Die meisten Bürger haben die angeblich Bahn brechende (was ein Unfug!), Grund legende (Quatsch!) Reform ohnehin nie gutgeheißen. Sie schreiben, wie sie es gelernt haben: vor der Reform, nach der Reform. Sich das Neue einzubleuen, hmm, einzubläuen, ist schweißtreibend, meinetwegen auch Schweiß treibend, dann wieder umzukehren, aber nur ein bisschen – fast unmöglich. Erst hüh, dann hott.

Fehler bewusst machen, also absichtlich? Nein, das will niemand. Aber man muss sich bewusstmachen: Für viele Menschen hierzulande (hier zu Lande, igitt) ist die Rechtschreibung ein Greuel, ähh, Gräuel. Zumal wenn dank aufwendiger, mitunter aufwändiger reformerischer Großtaten der Sinn der Wörter, die Bedeutung verloren geht. Sitzenbleiben (in der Schule) oder sitzen bleiben (auf dem Stuhl)? Ein Unterschied, der glücklicherweise seit drei Jahren wieder benannt werden darf!

Der Hickhack wirkt auf manche Furcht einflößend, womöglich auch furchteinflößend. Rat suchend, meist aber ratsuchend wenden sich die Verunsicherten an Sprach-Gurus. Die Regeln müssen genaugenommen werden, sicher. Aber genau genommen gilt in der Praxis: Ob es Staub saugen heißt oder staubsaugen, ob es Bier kalt stellen heißt oder kaltstellen, ist den meisten völlig schnuppe.

Im „Duden“ steht zum Thema „Getrennt- und Zusammenschreibung“: Es kann Fälle geben, die mithilfe der Regelungen nicht eindeutig zu klären sind. Den Schreibenden stehen „gewisse Freiräume für eigene Entscheidungen offen“. Aha.

„Die Sprache gehört dem Volk“, hat der Bundestag im März 1998 beschlossen. Kein Gesetz schreibt den Bürgern vor, wie sie zu schreiben und zu sprechen haben. Erlaubt ist, was gefällt – eigentlich. Damit kein babylonisches Sprachgewirr ausbricht, haben Bund und Länder Vorschriften erlassen, in denen die Rechtschreib-Regeln für Verwaltungen und Schulen verankert sind. Doch was die lieben Kleinen morgens pauken, verdrängen sie nachmittags oft wieder – beim Simsen, Mailen, Chatten, Bloggen, Gruscheln, Twittern. Das Internet? Eine rechtschreibfreie Zone!

P.S.: Wir Volksfreunde orientieren uns an der reformierten Schreibung, bei Variantenwörtern sagt unsere Haus-Orthografie: „klassisch“. Eine Dokumentation finden Sie auf http://www.die-nachrichtenagenturen.de im Netz. – Schönes Wochenende!

Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur

Lob, Kritik, Anregungen?

http://www.volksfreund.de/nachrichten/meinung/leserbriefe/Leserbriefe;art8042,2203453

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Sigmar Salzburg
12.09.2009 13.36
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Die „richtige“ Erziehung ist selbstbewusst

Von Silvia Seimetz RECKLINGHAUSEN/OE. Diese Frau hält mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Und wenn es um Kinder geht, redet sie sich schnell „in Rage“. Darum ist Regine Schwarzhoff, Vorsitzende des Elternvereins NRW, oft Gast in Talkshows. Am Donnerstag, 17. September, spricht die Recklinghäuserin im Willy-Brandt-Haus über ihre Ideen von „richtiger“ Erziehung.

Auf Einladung der Buchhandlung Winkelmann und der Volkshochschule RE stellt sie ihr erstes Buch vor. Der Titel: „Kinder brauchen starke Eltern. Das Mutmach-Buch für eine selbstbewußte Erziehung“. „Für die alte Schreibweise auf dem Titel habe ich hart gekämpft“, sagt Regine Schwarzhoff. Denn die Rechtschreibreform ist für die dreifache Mutter barer Unsinn: „Deswegen machen Schüler mehr Fehler.“ …

Recklinghäuser Zeitung 11.9.09

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Sigmar Salzburg
27.06.2009 18.24
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IDS – aktuelle Geisteszustandsmeldung

Nachrichten: Reutlingen

Weil out sein in sein kann

Kurzweiliger Abend über richtiges Schreiben und provozierendes Sprechen
Die Rechtschreibreform erregt die Gemüter. Der Linguist Ludwig Eichinger ist gegen mehr Normierung und für gelassene Beobachtung. Beim 79. Zeitgespräch am Donnerstag im Spitalhof erläuterte er kurzweilig, wie alles kam. Und wie wird‘s? Schlechter nicht, aber anders.


[Bild]

Ludwig Maximilian Eichinger, der entspannte Sprachbeobachter. Bild: Haas

Reutlingen. Ein Spaziergang durch die Sprache sollte es werden, sagte Ulla Heinemann zur Einleitung. Die Rektorin der Tübinger Albert-Schweitzer-Realschule befragte zusammen mit dem Pädagogik-Professor Norbert Vogel den Gast der katholischen Erwachsenenbildung.

„Die Leute meinen ja, sie hätten früher alles richtig geschrieben.“ Nach der halben Zurücknahme der Rechtschreibreform ist die Verunsicherung groß, weil Varianten zugelassen sind. Auch wenn eine IT-Firma in Seattle verlange, eine bevorzugte Variante zu definieren, beschränke man sich hauptsächlich darauf, die Sprachentwicklung zu dokumentieren.

Der Bayer Ludwig M. (für Maximilian) Eichinger ist erst seit 2002 Direktor des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim. …

Schwäbisches Tagblatt 27.6.09

Ergänzt sei hier eine noch aufschlußreichere Darstellung aus dem Reutlinger General-Anzeiger:

Sprache – Das Dialekt sprechende Kind vom Lande als Direktor des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim. Ludwig Eichinger Gast der »Zeitgespräche«

»Ganz schlecht ist schlecht«

VON HOLGER DAHLHELM

REUTLINGEN. »Wir sind ja auch zuständig für die Rechtschreibreform. Ich gestehe es.« Das Geständnis kommt ihm leicht über die Lippen, und Ludwig Eichinger schmunzelt dabei. Doch der Direktor des Instituts für deutsche Sprache (Mannheim) verteidigt die neuen Regeln trotzdem vehement: Was Duden und andere dem Volk vor hundert Jahren verordnet hätten, das sei einfach nicht mehr tragbar gewesen. [Unglaubliche Narretei!] Ist das heute gültige Regelwerk tragbar?


[Bild]
Ist die Sprache noch zu retten? Ludwig Eichinger, Ulla Heinemann.
GEA-FOTO: HD

Na ja: Es ist erträglich, erfuhren die fünfzig Zuhörer des jüngsten »Zeitgespräches«, zu dem Katholische Erwachsenen-Bildung und Stadt den Sprach- und Dialektforscher in den Spitalhof eingeladen hatten, wo ihn Ulla Heinemann (Realschulrektorin) und Nobert Vogel (Professor der Erziehungswissenschaften, beide Tübingen) nach allen Regeln der Fragekunst verhörten: Ist Deutsch noch zu retten? Oder bringen Denglisch, Jugendslang, SMS & Co. die Sprache vollends um?

Die Antwort des Niederbayern, der sich als »Dialekt sprechendes Kind vom Lande« unter Jugendlichen aus anderen Regionen einst fühlte »wie ein Tier im Zoo«: Keine Bange, die Sprache wird überleben, auch wenn sie sich verändert. Aber zur internationalen Verständigung ist Englisch unumgänglich, und »dagegen sollte man vernünftigerweise nicht kämpfen«. Und die englischen Brocken, von Meeting bis »Coffee to go«? »Was es gibt, das braucht es«, bleibt Eichinger gelassen, findet allerdings die Ausdrucksweise (vor allem der Werbeleute) »manchmal schrecklich albern«.

Tut mir Leid? Tut ihm leid, »das war ein echter Fehler« bei der Rechtschreibreform. Aber Gämse oder Gemse, Stängel oder Stengel? Für Ludwig Eichinger ist, was viele – auch Reutlinger – nervt, offenbar gar nicht so wichtig: »Bären oder Beeren, die meisten hören den Unterschied doch gar nicht«, aber die Deutschen müssten sich eben auf die eine oder andere Schreibweise einigen.

Und die muss halt lernen, wer Deutsch schreiben will. Ein paar Fehler lasse man ja jedem durchgehen, aber »ganz schlechte Rechtschreibung ist auch schlecht«. (GEA)

Reutlinger General-Anzeiger 27.6.09


Eichinger ist im Norden nicht unbekannt. In der heißen Zeit des Volksentscheids war er an der Kieler Uni tätig, ohne besonders aufzufallen. Er wird dort als inkonsequent und anpassungsbereit beschrieben, also wohl als der richtige Mann, die „Reform“ am IDS zu fördern.

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Sigmar Salzburg
19.06.2009 19.55
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IDS-Aktivitäten

Institut für Deutsche Sprache und Universität Mannheim präsentieren Studie über Einstellungen zur Sprache

Man spricht deutsch – und das gerne

Die große Mehrheit der Deutschen schätzt die deutsche Sprache. Dieses Ergebnis einer repräsentativen Umfrage lässt sich klar benennen ...

[Kein Wunder: Die meisten haben gar keine andere Wahl.]

Steigendes Interesse

Ein signifikant gestiegenes Interesse an Fragen der Sprache ist zu registrieren. Sagten vor zehn Jahren nur 13 Prozent der Befragten, sie interessierten sich stark oder sehr stark für Fragen der Sprache, so sind es jetzt 35 Prozent. IDS-Direktor Ludwig Eichinger erklärt den Zuwachs mit den öffentlichen Diskussionen über Rechtschreibreform ...
Morgenweb.de 18.6.09

[ Das hatten wir schon mal:
Hans Zehetmair in der F.A.Z. v. 1.8.2003:
„Etwas sehr Erfreuliches und aus meiner Sicht auch ziemlich Unverhofftes hat die Rechtschreibreform ganz sicher mit sich gebracht: die intensive, ja bisweilen leidenschaftlich geführte Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache und ihrer Orthographie. Wer hätte das den Deutschen zugetraut?...

Dazu bemerkte Dr. Gerhard Eber in einem Leserbrief in der F.A.Z. v. 6.8.03:
„Die Freude darüber, daß die Rechtschreibreform zu einer intensiveren Beschäftigung mit der deutschen Sprache geführt habe, gleicht der Freude eines Museumswärters darüber, daß ein Verrückter Salzsäure über ein Rubens-Bild geschüttet hat, weil man sich nun doch immerhin intensiver mit Rubens beschäftige.“

Tatsächlich wurde das Rubens-Bild „Höllensturz der Verdammten“ 1959 in der Münchener Pinakothek von einem Psychopathen schwer beschädigt. Die Spuren sind noch heute sichtbar.
]

Übrigens:
Mannheimer Morgen Großdruckerei und Verlag GmbH
Dudenstraße 12-26, 68167 Mannheim

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Detlef Lindenthal
22.05.2009 07.42
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In der Schweiz ...


Marcel Urech schrieb:
Am 1. August wird die Rechtschreibreform 2006 an Schweizer Schulen verbindlich. Der orthografische Freistil endet, zwingende Rechtschreibregeln halten wieder Einzug.
Was geschieht eigentlich, wenn ein Schweizer Schüler, oder gar eine Schülerin – stellen wir uns vor: die Klassenbeste –, die Wörter Fuß, Maß, Maße und Buße mit ß schreibt?
Will dann der Schweizer Lehrer (mit statistischer Wahrscheinlichkeit ein Einfaltspinsel, sonst wäre er nicht Lehrer geworden) im Dreieck springen und ganz viel rote Tinte fließen lassen??
Klar, kein Schülerlein wird das machen, wird die schützende, unauffällige, dumpf und streng riechende Herdenmitte verlassen und den Lehrer dessen persönliches wie auch kollektives Rechtschreib-Stalingrad spüren lassen.

Aber wenn?
__________________
Detlef Lindenthal

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Sigmar Salzburg
22.05.2009 06.49
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In der Schweiz kommt alles später ...

Akt. 19.05.09; 23:18 Pub. 19.05.09; 23:01

RECHTSCHREIBREFORM

«Die Schüler sind völlig verunsichert»
von Marcel Urech

Am 31. Juli endet die Übergangsfrist für die Einführung der Rechtschreibreform an den Schulen. Doch diese seien darauf nicht vorbereitet, so Kritiker. Es drohen Klagen und Rekurse.

Vollspritzen statt voll spritzen, Gräuel statt Greuel und Schifffahrt statt Schiffahrt: Am 1. August wird die Rechtschreibreform 2006 an Schweizer Schulen verbindlich. Der orthografische Freistil endet, zwingende Rechtschreibregeln halten wieder Einzug. «Die Lehrer müssen die neue Rechtschreibung umsetzen», bestätigt Beat W. Zemp, oberster Lehrer der Schweiz. «Das ist völlig illusorisch», entgegnet Robert Nef, Mitbegründer der Schweizer Orthographischen Konferenz – die Schulen seien dafür nicht bereit und die Lehrmittel nicht aktuell. Bei den Schülern herrsche Konfusion. «Ich kann ja verstehen, dass die Lehrer nicht mit Herzblut dabei sind – nicht mal die Fachleute sind sich einig», so Nef. Peter Müller, Rechtschreibexperte und Direktor der Schweizerischen Depeschenagentur, befürchtet sogar Gerichtsklagen gegen Schulen, wenn die neue Rechtschreibung notenrelevant wird: «Die Schüler sind durch die Übergangsfrist ohne klare Regeln völlig verunsichert.»

Sprachwissenschafter Rudolf Wachter von der Universität Basel stimmt zu: «Wenn der Staat weiterhin gewisse Schreibvarianten bevorzugt und andere, populärere als Fehler anstreicht, drohen Rekurse.» In der Übergangsphase habe sich die Haltung entwickelt, alles sei erlaubt, und nun drohe das totale Chaos, so Wachter.

http://www.20min.ch/news/schweiz/story/12205753

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Sigmar Salzburg
21.03.2009 08.00
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Dudenpotenz am Ende

Nachrichten: Kultur
21.03.2009

Cornelsen holt sich den Duden

Der Schulbuchverlag Cornelsen hat die Mehrheitsanteile am Verlag Bibliographisches Institut von der Langenscheidt KG und der Familie Brockhaus erworben. „Mit der Marke Duden erschließen wir neue Wachstumspotenziale ", sagte Cornelsen-Geschäftsführer Alexander Bob. Die Verlagsgruppe erweitere ihr Portfolio damit um namhafte Marken im Bereich Nachschlagewerke, Schulbuch, Kinderbuch und Kalender.

Die Cornelsen-Verlagsgruppe erstellt und vertreibt Bildungsangebote von der schulischen Ausbildung bis zur berufsbegleitenden Weiterbildung. Zum Bibliographischen Institut gehören unter anderem die Verlage Duden und Meyers sowie die Kalenderverlage Harenberg, Heye und Weingarten. ddp

Schwäbisches Tagblatt
http://tagblatt.de/35703792/Nachrichten/Kultur

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Sigmar Salzburg
18.01.2009 11.25
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Wildwuchs – den die Reformer zu bekämpfen vorgaben

Der Kabarettist Han’s Klaffl gastiert mit seinem aktuellen Programm im Nördlinger Stadtsaal Klösterle….

RN: Guten Tag, Herr Klaffl. Ihr Programm lautet „40 Jahre Ferien – ein Lehrer packt ein!“ Wie kamen Sie gerade auf diesen Titel?

Klaffl: Nun, ich bin hauptberuflich Musiklehrer an einem bayerischen Gymnasium. Zwar noch keine 40 Jahre, aber doch mehr als 30. Eigentlich habe ich nichts getan, als all die Absurditäten, mit denen ich im Laufe meiner Lehrtätigkeit konfrontiert wurde, zusammenzutragen und daraus ein Kabarettprogramm zu komponieren. […]

RN: Herr Klaffl, Sie heißen mit Vornamen Han’s? Ist das ein Schreibfehler?

Klaffl: Nein, das ist mein persönlicher Vorgriff auf die kommende Rechtschreibreform, in der vermutlich der bestehende Wildwuchs in der Rechtschreibung noch weiter gefördert wird. Außerdem betrachte ich diese Schreibweise als kleinstmögliche Form eines Künstlernamens.

Augsburger Allgemeine /Rieser Nachrichten 13.01.09

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Sigmar Salzburg
27.08.2008 10.42
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Sommer 00/99

… Deutschland diskutierte im Sommer 2000 aufgeregt über ein Verbot von Kampfhunden … Angela Merkel war trotz allem gut drauf: Ja, sie fühle sich mittlerweile wohl in Berlin, sagte sie. Und nein, sie schwinge nicht gern vor Berliner Diskotheken-Besuchern das Tanzbein. Sie feiere lieber in privater Runde. Noch mehr Grund zur Freude hatte sie, als die Verwirrung um die Rechtschreibreform größer wurde. Die „Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung“ gab bekannt, dass die Reform nicht reformiert werde, woraufhin die Frankfurter Allgemeine Zeitung bekanntgab, wieder nach den alten Regeln schreiben zu wollen. Frau Merkel bemerkte damals, ihr sei die Debatte recht, ihre Orthographie habe schon seit längerem eine eigene Note. …
Südthüringer Zeitung 26.08.2008
stz-online

Die eigene Note – eine Reformfolge: Merkel-Schreibe.

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Sigmar Salzburg
02.08.2008 08.59
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Weitere Abschaffung von Unsinn unzumutbar?

Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Rechtschreibreform

Bielefeld (ots) – Die Rechtschreibreform ist zehn Jahre alt.
Ein Anlass, »Herzlichen Glückwunsch!« zu rufen, ist das nicht. Für den Buchhandel war und ist die Schreibverwirrung ein Geschäft, weil die Verlage millionenfach Ratgeber verkaufen.
Viele Deutsche halten die Korrekturen für ein Ärgernis, für so überflüssig wie einen Kropf. Die Gesundheitsreform der deutschen Sprache ist gescheitert, an ihr wird auch nach zehn Jahren noch herumgedoktert. Die Schweizer Orthographische Konferenz hält weitere Nachbesserungen für unerlässlich. Gehen also die Reparaturarbeiten weiter?

Korrekt zu schreiben sollte einfacher werden: Mit diesem Ziel gingen Germanisten und die Kultusminister damals daran, die deutsche Sprache von Ungereimtheiten zu befreien. Es begann ein Kahlschlag. Dafür, dass Betttuch mit drei »t« und dass mit zwei »s« geschrieben werden sollen, haben die meisten Deutschen Verständnis. Aber für das willkürliche Auseinanderreißen von Wortverbindungen gilt das nicht. Beispiel »zusammen tragen«: Es ist ein Unterschied, ob zusammen tragen meint, dass jemand Informationen oder Modellautos sammelt, oder ob es bedeuten soll, dass mehrere Menschen einen Schrank gemeinsam schleppen. Die alte Zusammenschreibung war die bessere Lösung.

Nach dem Kahlschlag folgte die Neuanpflanzung des alten Saatguts. Der Rechtschreibrat um den früheren bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair brachte durch die Rückbesinnung auf Altbewährtes wieder mehr Vernunft in den Rechtschreibwahnsinn. Dennoch ist die Verunsicherung weiter groß. Wie die Forschungsgruppe Deutsche Sprache herausfand, stieg die Fehlerquote in Aufsätzen von Viertklässlern und in Diktaten von Gymnasiasten deutlich an.

Damit haben die Rechtschreibreformer ihr Ziel verfehlt. Wenn es ums Schreiben geht, müssen die Deutschen heute öfter im Duden nachsehen als früher. Das Flickwerk leistete der Beliebigkeit Vorschub. »Ich schreibe so, wie ich will«: So denken immer mehr Deutsche. Wenn Personalchefs über haarsträubende Schnitzer in den Bewerbungen um Lehrstellen klagen, dann ist das auch auf die zersetzende Wirkung der Rechtschreibreform zurückzuführen.

Während Ältere, die Sprache als hohen Wert ansehen, auf Korrektheit bei Rechtschreibung und Formulierungen achten, bekommen sie im Gegenzug Briefe von ihren Enkeln, die von großer sprachlicher Gleichgültigkeit zeugen. Ohnehin möchten viele Jugendliche am liebsten nur noch SMS schreiben, auf dem Handy regiert der Abkürzungswahn.

Mehr als zehn Jahre lang streiten die Deutschen schon über die Rechtschreibung, die am 1. August 2007 endgültig in Kraft trat. Nach der langen Zeit ist sie immer noch unausgegoren. Aber wir müssen wohl die Mängel akzeptieren, denn eine neuerliche Reform der Reform wäre für die Schüler und auch ihre Lehrer unzumutbar. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 – 585261

Presseportal Westfalenblatt
01.08.2008 | 19:50 Uhr
http://www.presseportal.de/pm/66306/1239495/westfalen_blatt

(Fett durch rs.com)

Wieso müssen wir die Mängel akzeptieren? Wieso ist eine weitere Beseitigung von Unsinn für Schüler und Lehrer unzumutbar? Die seit 2006 verbliebene Restreform dient doch nur der Gesichtwahrung der Kultusminister! Auch die hätte man problemlos abschaffen können (gemeint ist die Restreform, aber die Kultuspolitiker am besten gleich mit). Nur die „ss“ würden noch geraume Zeit durch die Texte geistern. Alles andere haben die Schüler sowieso eher fehlerhaft kapiert.

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Sigmar Salzburg
01.08.2008 04.20
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... und Zehetmair denkt wieder ans „h“

„Spaghetti“ oder „Spagetti“ – Rechtschreibreform ein Jahr in Kraft
Wer im Alltag viel schreibt, muss noch häufig zum Wörterbuch greifen

Von Esteban Engel
BERLIN (BLK) – Sie ist bei vielen Menschen unbeliebt und wird es wohl noch länger bleiben: Die Rechtschreibreform löst auch ein Jahr nach ihrem offiziellen Start Unbehagen und Unsicherheit aus. Dabei war am 1. August 2007 ein abgespecktes Regelwerk verbindlich in Kraft getreten. Ursprünglich hatten die mit dem Vorhaben betrauten Experten viel stärker in die Schreibweise der deutschen Sprache eingreifen wollen.

Ob „kennenlernen“ oder „kennen lernen“, „Schiffahrt“, „Schifffahrt“ oder „Schiff-Fahrt“, „überschwänglich“ oder „überschwänglich“ – wer im Alltag viel schreibt, muss noch heute häufig zum Wörterbuch greifen. Nach einer Untersuchung der Forschungsgruppe Deutsche Sprache, der einige Reformgegner angehören, haben die neuen Regeln das korrekte Schreiben an Schulen nicht erleichtert – im Gegenteil. Die Fehlerquote sei etwa in freien Aufsätzen von Viertklässlern um 80 Prozent, bei Diktaten in der gymnasialen Oberstufe gar um 110 Prozent gestiegen. Vor allem die Verwendung von Doppel-S und Eszett löse bei vielen Schülern noch Kopfzerbrechen aus.

Die Gegner blicken hoffnungsvoll in die Schweiz, wo die Orthographische (oder Orthografische) Konferenz eine Reform der Reform anstrebt. „Der Weg, den sie einschlägt, wird insbesondere den Schulen helfen, mehr Sicherheit im aktuellen Durcheinander zu gewinnen“, sagt etwa Schulbuchverleger Michael Klett.

Die Kultusministerkonferenz (KMK) sieht dagegen keinen „akuten“ Handlungsbedarf. „Die Unzufriedenheit hält sich so in Grenzen, dass sie kaum bemerkbar ist“, sagt KMK-Generalsekretär Erich Thies. Die Reform habe sich bewährt. Der Vorsitzende des Rechtschreibrates, der frühere bayerische Kultusminister Hans Zehetmair, schließt allerdings kleine Änderungen nicht aus. Man wird sich nun mit den Wörterbuchverlagen unterhalten, ob nicht etwa „Spaghetti“ ohne „h“ geschrieben werden kann, sagte der CSU-Politiker dem „Münchner Merkur“.

Die wohl größte Reform im Schriftdeutsch hatte in der Bundesrepublik, Österreich und der Schweiz Verwirrung und Ablehnung ausgelöst. Bereits am 1. Juli 1966 hatten sich Fachleute aus den drei Ländern, sowie aus Liechtenstein und den Staaten mit deutschsprachigen Minderheiten grundsätzlich auf das Projekt geeinigt. Kurz danach erhoben sich die ersten Stimmen des Protests gegen die Kommission.
Vor allem Schriftsteller aber auch Institutionen wie die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung kritisierten die ihrer Ansicht nach willkürlichen Änderungen. „Mein erstes Prosamanuskript zur ‚Blechtrommel’ ist voller Rechtschreibfehler. Ich habe die deutsche Rechtschreibung im Laufe meines langen Schreibprozesses gelernt und bin deshalb auch so wütend, dass sie wieder geändert wird“, sagte etwa Literaturnobelpreisträger Günter Grass.

Das Bundesverfassungsgericht erklärte die Reform dennoch für rechtmäßig, in Umfragen lehnte eine Mehrheit der Deutschen die neuen Regeln ab. Am 1. August 2005 wurden die weitgehend unstrittigen Teile an Schulen und Behörden verbindlich eingeführt.

Vor dem Hintergrund des anhaltenden Widerstandes beschloss der von den Kultusministern eingesetzte Rat für deutsche Rechtschreibung im Februar 2006 Änderungsvorschläge bei der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Silbentrennung sowie der Zeichensetzung. So durften fortan Wortverbindungen wie „allein erziehend“ oder „so genannt“ auch zusammen-, das „Du“ in Briefen wieder großgeschrieben werden.

Einige Medien, allen voran die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, das Magazin „Der Spiegel“ und das Medienhaus Axel Springer („Bild“, „Die Welt“) gaben ihren Widerstand auf und schwenkten auf die veränderte Rechtschreibung um. Auch die Nachrichtenagenturen einigten sich auf das neue Regelwerk, damit sie nicht nur korrekt, sondern auch in einheitlicher Schreibweise ihre Meldungen verbreiten.

Im Rückblick räumt KMK-Generalsekretär Thies Fehler bei der öffentlichen Vermittlung des Projekts ein. So habe die Reformkommission zu lange für sich gearbeitet, die Politik sich zu spät eingeschaltet. Die Proteste sieht Thies gelassen. „Keine Themen erhitzten die Gemüter so wie die Rechtschreibreform und die Terminregelung für die Sommerferien – das ist unlösbar.“

Berlinier Literaturkritik
31.7.2008

http://www.berlinerliteraturkritik.de/index.cfm?id=18920

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Sigmar Salzburg
31.07.2008 06.30
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Ankündigung

NDR TALK SHOW MIT RALF ZACHERL & PETER DöLKER
NDR, Freitag, 01.08.,22:00 – 00:00 Uhr

[Einer der Teilnehmer]

Wolf Schneider – Autor, Sprachkritiker

Wolf Schneider hat eine Mission: der Journalist, Autor und langjährige Moderator der NDR Talk Show will die deutsche Sprache beleben und den Deutschen die Anglizismen austreiben. Nicht alle, aber die unnötigen, die unverständlichen und die lächerlichen. Im Frühjahr ist im Rowohlt Verlag sein aktuelles Buch 'Speak German! – Warum Deutsch manchmal besser ist' erschienen. Schneider fordert darin zu mehr Mut auf, Anglizismen, die unverständlich, überflüssig oder einfach albern sind, aus dem Sprachgebrauch zu verbannen und deutsche Worte einzuführen.

Aus diesem Grund hat der 83-jährige Sprachkritiker bereits im Herbst 2005 die Aktion 'Lebendiges Deutsch' im Verbund mit der 'Stiftung Deutsche Sprache' initiiert. Mit dieser Aktion ruft Schneider die Menschen auf, Vorschläge für Übersetzungen von Anglizismen zu machen. Jeden Monat veröffentlicht die Stiftung eine neue Empfehlung: 'Auskunft' statt 'Service Point', 'Straßenfeger' statt 'blockbuster', 'Schnellkost' statt 'Fast Food'.

Wolf Schneider war lange Jahre Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Washington, Verlagsleiter des Stern, Chefredakteur der Welt und 16 Jahre lang Leiter der Henri-Nannen-Schule. Seit vielen Jahren bildet er junge Leute an sechs Journalistenschulen aus und hat 26 Sachbücher geschrieben.

Der streitbare Journalist und Autor ist ein erklärter Gegner der Rechtschreibreform. Seit dem 1. August 2007 ist die dritte Reform per Gesetz verbindlich. Doch Zeitungsverlage haben Wege gefunden, die Reform auszuhöhlen. Und noch immer sorgt die Reform bei der Bevölkerung für Unsicherheit und Unmut.

In der NDR Talk Show erzählt Wolf Schneider, warum ihn die Rechtschreibreform noch immer wütend macht, was er mit der Aktion 'Lebendiges Deutsch' bezwecken will und warum 'Geh-Kaffee' besser klingt als 'Coffee to go'.

Gourmet-Report 31.07.2008
gourmet-Report

Immer wieder überrascht die Unwissenheit der Zeitungsschreiber:
Die „Rechtschreibreform“ ist kein Gesetz!
Niemand braucht sich daran zu halten!
Nur an den Schulen wirkt das Wort der Kultusminister wie ein Gesetz, da sie dank des Bundesverfassungsgerichtes „Narrenfreiheit“ für jeden schreiblichen Unfug in Anspruch nehmen können – gegen den Rest der Welt.

Es wirft ein bezeichnendes Licht auf den vom Verfassungsgericht zum „vorbildhaften Hineinwirken der Schulen in die Gesellschaft“ verklärten Repressionscharakter der „Reform“, daß die Bücher eines erklärten Reformgegners in Reformschreibung erscheinen. Schon vor vier Jahren hatte Schneider bemerkt: „Ich bin nicht in der Lage von Günter Grass. Ich habe mein Manuskript in der guten alten Rechtschreibung abgeliefert, und der Verlag wird schon irgendeinen Computer daransetzen, um den Text zu versaubeuteln.“


Nachtrag am 2.8.08: Rolf Schneider ist der einzige, der im Fernsehen öfters wirksam vor der Kamera gegen die Rechtschreibreform zu Felde ziehen darf. Diesmal tat er es wieder unter großem Beifall. Leider tröstete er sich darüber hinweg, daß in seinem neuen von Rowohlt verhunzten Buch immerhin die ss-Regelung doch ganz vernünftig sei.

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Sigmar Salzburg
30.07.2008 16.11
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Demmer betet Friedhofsruhe herbei

Erschöpfte Ruhe nach jahrelangem Streit

Frankfurt/Main (AFP) — Der Rat für deutsche Rechtschreibung arbeitet noch – nur nimmt davon kaum noch jemand Notiz. Denn die Zeiten des erbitterten Streits um die Rechtschreibreform scheinen vorbei zu sein. Vor zehn Jahren, am 1. August 1998, wurde das Regelwerk an Deutschlands Schulen eingeführt – begleitet von heftigen Kontroversen und großem Unmut.

Ersehnte Friedhofsruhe
Schlichtend wirkte erst die Arbeit des Rechtschreibrates, dessen Empfehlungen vor zwei Jahren zu erneuten Änderungen an der Reform führten. Heute herrscht an den Schulen eine erschöpfte Ruhe. Zwar ist kaum jemand wirklich glücklich mit der Reform, aber eine erneute Auseinandersetzung wünscht sich auch niemand.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung wurde als Konsequenz aus der anhaltenden Kritik an der Reform eingerichtet. Die Expertenrunde um ihren Vorsitzenden Hans Zehetmair erarbeitete Nachbesserungsvorschläge, die schließlich am 1. August 2006 an den Schulen eingeführt wurden. Zwei Jahre später ist der Rechtschreibrat zwar nicht abgeschafft, erfüllt seine Aufgaben aber ohne großes öffentliches Interesse. Dabei sollen Schreibweisen nun keineswegs ewig in Stein gemeißelt bleiben. „Änderungen sind möglich“, sagte Zehetmair dem „Münchner Merkur“. Das sei allerdings ein ganz normaler Prozess. Denkbar sind unter anderem Eindeutschungen von Fremdwörtern. Er denke da etwa an Spaghetti ohne h, nennt der frühere bayerische Kultusminister ein Beispiel.

In der Öffentlichkeit und an den Schulen wird das vermutlich nicht mehr für große Aufregung sorgen. „Das Thema ist an den Schulen vollständig durch, da kräht kein Hahn mehr nach“, sagt die Schulexpertin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marianne Demmer. Auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, meint, dass sich die große Aufregung um die Reform längst gelegt habe.

Diese Gelassenheit liegt aber nicht in der Überzeugungskraft der Reform begründet, sondern vor allem in der Wirkung der jahrelangen Auseinandersetzung. An den Schulen sei man des Streits müde, sagt der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger. Lehrer und Schüler seien des Themas überdrüssig, pflichtet die stellvertretende GEW-Vorsitzende Demmer bei.

Eine rundum positive Bilanz zieht nach zehn Jahren Rechtschreibreform niemand. Auch Zehetmair blickt kritisch zurück: „Insgesamt ist die Rechtschreibreform sicher nicht verfehlt. Wenn, dann kann man die Frage stellen, ob die Reform überhaupt hätte gemacht werden sollen. Das ist aber Schnee von gestern.“ Meidinger kritisiert, dass nach wie vor einige Dinge unbefriedigend geregelt seien und es noch eine Menge Widersprüche gebe.

Unabhängig von der Kritik an einzelnen Änderungen sind die Lehrer aber vor allem über das jahrelange Wirrwarr und die lähmende Wirkung der Auseinandersetzung verärgert. In dieser Zeit wären an den Schulen wichtigere Dinge zu tun gewesen, erzürnt sich Lehrerverbandspräsident Kraus. So werde etwa in keinem Industrieland der Muttersprache im Unterricht so wenig Gewicht beigemessen wie in Deutschland.

Die Debatte darum und um andere Probleme an Deutschlands Schulen wird weitergehen. Ein erneuter Streit um die Rechtschreibung ist dagegen nicht in Sicht. Niemand werde Energie und Mut aufbringen, diese Reform noch einmal anzupacken, sagt Kraus. Wer dies dennoch wagt, wird nach Ansicht Demmers nur auf „ungläubiges Staunen“ stoßen. Das Thema habe sich „wahrscheinlich für eine ganze Generation erledigt.“

AFP 30.7.2008

http://afp.google.com/article/ALeqM5g3UpPaCLTLe9hA-vvCln2zVD_Dpw

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glasreiniger
30.07.2008 13.23
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Re: Berufsabwiegler

Zitat:
Aktuell geistern Befunde durch den Blätterwald (BILD, FOCUS, Börsenblatt usw.), die belegen sollen ...

Aktuell = wenn das Sommerloch vorbei ist, ist auch das vorbei

geistern = man kann nicht alles unter Kontrolle haben

Befunde = zweifelhaftes Material

Blätterwald = unseriös

BILD = noch unseriöser

FOCUS = da hat der Chef nicht aufgepaßt

Börsenblatt = es geht ans Geld

die belegen sollen = die arbeiten wie anständige Forscher, nämlich ergebnisorientiert, und das Ergebnis ist so, wie der Auftraggeber es wünscht

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Sigmar Salzburg
30.07.2008 11.20
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Berufsabwiegler

http://www.teachersnews.net/artikel/nachrichten/forschung/007438.php
>>Verschlechterung der Schreibleistungen durch die Rechtschreibreform: Trägt die empirische Grundlage?

Aktuell geistern Befunde durch den Blätterwald (BILD, FOCUS, Börsenblatt usw.), die belegen sollen, dass sich die Schülerleistungen als Folge der Rechtschreib-Reform deutlich verschlechtert haben. Die Medien beziehen sich auf einen Vortrag des Germanisten Uwe Grund vor der Forschungsgruppe Deutsche Sprache, die der Rechtschreibreform generell kritisch gegenübersteht.

Auch wenn die in seinem Bericht publizierten Daten (z. B. zur s-/ss-/ß-Schreibung) Anlass für ernsthaftes Nachdenken und weitere Analysen sein müssen, rechtfertigen sie das harsche Urteil nicht. Die berichteten Urteile sind mit großer Vorsicht zu interpretieren:

• Der Autor selbst vergleicht Klassen einer (!) norddeutschen Schule 1970/72 mit Klassen einer (!) südwestdeutschen Schule 2004/06, wobei es sich um vier Diktate in maximal 6 Klassen der Jahrgänge 5-7 handelt, die Anzahl der in den Vergleich jeweils einbezogenen Lerngruppen und SchülerInnen aber unklar bleibt.

• Die von ihm ergänzend zitierte Abiturstudie zeigt bereits vor der Rechtschreibreform deutliche Anstiege der Fehlerquoten, so dass es auch andere Gründe für den beobachteten Fehleranstieg unter den Abiturienten geben kann (z. B. die erheblichen Veränderungen der Population in dieser Schulform).

• Grund zitiert drittens eine Untersuchung von uns, deren Ergebnisse wir selbst sehr viel zurückhaltender gedeutet haben (Brügelmann 2003b) und nach weiteren Analysen später sogar korrigieren mussten (Brügelmann 2004m).

• Er verwendet dramatische Prozentwerte („330%“), die sich zum Teil auf marginale Größenordnungen beziehen (z. B. Zuwachs einer Fehlerkategorie von 0,2 auf 0,6 Fehler pro 100 Wörter).

• Er bezieht wesentliche Daten und Erklärungsversuche nicht ein, die zu einem differenzierteren Bild führen würden, wenn z. B. als Ursache neben den orthographischen Regelungen auch die Lernsituation (langes Nebeneinander von alter und neuer RS) und gesellschaftliche Veränderungen der Schreib- und Medienkultur einbezogen würden.

Betrachtet man die immer noch karge empirische Grundlage insgesamt, so sind die Daten zu widersprüchlich, ihre möglichen Deutungen zu vielfältig (vgl. Marx 1999; 2004; Brügelmann 2003b; 2004m+n; Grund 2006; 2008), als dass man daraus klare Folgerungen für den „Erfolg“ der Rechtschreibreform ableiten könnte.

Es stellen sich interessante Fragen, z. B. zum Einfluss des Umfeldes vs. der Rolle der neuen Schreibungen selbst, aber Antworten geben die Daten auf diese Fragen noch nicht.

Brügelmann, H. (2003b): Rechtschreibleistungen am Ende der Grundschulzeit: 1991-2001. NRW-Kids 2001 und der Schreibvergleich Bundesrepublik-DDR. In: Panagiotopoulou/ Brügelmann (2003, 173-178).
In: Panagiotopoulou, A./ Brügelmann H. (Hrsg.) (2003): Grundschulpädagogik meets Kindheitsforschung: Zum Wechselverhältnis von schulischem Lernen und außerschulischen Erfahrungen im Grundschulalter. Leske+Budrich: Opladen, 173-178.

Brügelmann, H. (2004m): Textmenge und Rechtschreibfehler in freien Texten (Klasse 4 bis 12). Eine Sekundärauswertung der Studie NRW-KIDS. Vervielf. Ms. FB 2 der Universität: Siegen. http://www.agprim.uni-siegen.de/nrwkids

Brügelmann, H. (2004n): Die Rechtschreibleistung in Kurztexten von SchülerInnen der achten Klasse in der internationalen IEA-Lesestudie 1991. Vervielf. Ms. FB 2 der Universität: Siegen. http://www.agprim.uni-siegen.de/iea

Grund, U. (2006): Nahaufnahme: Rechtschreibleistungen in Abituraufsätzen.
http://forschungsgruppe.free.fr/grund.pdf [30.7.2008]

Grund, U. (2008): Vergleichende Studien zu Rechtschreibleistungen in Schülertexten vor und nach der Rechtschreibreform. Erste Ergebnisse und Desiderate der Forschung
http://www.sprachforschung.org/Pdf/Grund_Vortragstext_FDS.pdf [29.7.2008]

Marx, H (1999): Rechtschreibleistung vor und nach der Rechtschreibreform: Was ändert sich bei Grundschulkindern? In: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und pädagogische Psychologie, 31. Jg. H. 4, 180–189.

Marx, H. (2004): Rechtschreibung wurde erschwert. Interview in: Neue Osnabrücker Zeitung v. 21. 8. 2004
http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=86 [30.7.2008]
<<

„Teachernews“ 30.702008
http://www.teachersnews.net/artikel/nachrichten/forschung/007438.php

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