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Sigmar Salzburg
01.09.2012 07.57
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Niederlausitzer Schicksalssinfonie

Brandenburgische Sommerkonzerte am Samstag in der Cottbuser Oberkirche

Cottbus Eine große Sommermusik unter dem Titel „Niederlausitzer Schicksalssinfonie“ erklang am Sonnabendnachmittag in der Cottbuser Oberkirche.

Das Deutsche Sinfonieorchester Berlin spielte unter der Leitung von Hans Graf die 5. Sinfonie von Ludwig van Beethoven, Webers „Euryanthe“-Ouvertüre und das Bratschenkonzert „Der Schwanendreher“ von Paul Hindemith. Solistin war die grandiose Tabea Zimmermann.

… Die Ritterromantik der ganzen Oper gewann im epochengerecht hochmittelalterlichen Kirchenschiff ihre fantastische Gestalt.

Dann das Violakonzert mit dem poetisch rätselhaften Namen „Der Schwanendreher“. Paul Hindemith, in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein international berühmter Bratschist, hat es für sich selbst geschrieben. Wegen seiner Oper „Mathis der Maler“ von den Nazis angefeindet¹, gelang ihm dennoch ein launiges entspanntes Werk…

Der „Schwanendreher“, eigentlich der Küchenjunge, der das Geflügel am Grillspieß drehen muss, ist ein einsamer Spielmann und zieht, seine Lieder spielend durch das Land. Etwas rau und grimmig gelaunt erklingt das erste Thema voller reibender Zusammenklänge …

Nach der Pause das Themen bestimmende Werk des Nachmittags, Beethovens 5. Sinfonie c-Moll, genannt die „Schicksalssinfonie“ … um das Publikum zu überraschen, versank die leise Überleitung zum donnernden Schlusssatz fast im Eigenrauschen des Saals bis ein strahlender Blechbläserklang den Schlussjubel einleitete.

lr-online.de 27.8.2012

¹) Nein, Hitler hatte Hindemiths Oper „Neues vom Tage“ (1929) gesehen und sich maßlos darüber erregt, daß Laura am Beginn des zweiten Akts, nackt in der Badewanne sitzend, eine Arienparodie singt: „Nicht genug zu loben sind die Vorzüge der Warmwasserversorgung …“ (Das folgende Ensemble „Oh Gott, wie peinlich …“ fand sogar den Beifall des Hindemith-Hassers Adorno.) – Die Mathis-Oper wurde erst 1938 in Zürich uraufgeführt.
Neues vom Tage, 2. Akt: http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=xVysGv_pOxs

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Sigmar Salzburg
26.08.2012 17.01
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Der Beginn einer vielversprechenden Karriere …

Hoffentlich hält die 82jährige Künstlerin und Restauratorin lange genug durch:

Ansturm in Borja: Verschandeltes Jesus-Fresko wird Touristenattraktion

Durch ein verschandeltes Jesus-Fresko gelangte das Städtchen Borja zu weltweiter Berühmtheit. Nun verzeichnet das verschlafene Nest im Nordosten Spaniens einen Touristenboom. Hunderte Menschen bewunderten die kirchliche Wandmalerei am Wochenende…

Den Besucherboom verdankt die Stadt den Malkünsten der Rentnerin Cecilia Giménez. Sie entstellte das 102 Jahre alte Jesus-Bild beim Versuch der Wiederherstellung derart, dass sie damit via Medien und Internet weltweit Aufmerksamkeit erregte…

Rund 18.000 Menschen unterzeichneten inzwischen eine Online-Petition, die sich gegen die Pläne der Stadt stemmt, das Originalbild möglichst wiederherzustellen.

spiegel.de 26.8.2012

Eine solche Zustimmung hat nicht einmal ein längst erfolgreicherer Kollege erlangt. Anfang der Sechziger sah ich in einer Kunstzeitschrift die Elaborate eines Künstlers, der Bilder von Kollegen mit einer schwarzen bitumenähnlichen Farbe zustrich und auf Ausstellungen zeigte. Im begleitenden Text wurde in Ermangelung von zu Beschreibendem eingehend und bedeutsam berichtet, von welcher Ecke aus mit welchen Pinselstrichen der Übermaler die Flächen zustreicht.

Ich war damals Student in Hannover und hatte mir wenige Tage vorher, um eine Wartezeit zu überbrücken, im Kino einen schäbigen Gruselfilm angesehen, in dem ein Möchtegern-Künstler Leute ermordete, sie oder ihre Einzelteile mit Gips überzog und dann in Ausstellungen als seine Werke vorführte. Der Film war so dumm und lächerlich, daß ich während der Vorführung des öfteren Lachanfälle kriegte – sehr zum Unwillen des faszinierten übrigen Publikums.

Im nachhinein erschien mir aber dann doch dieser „Bildhauer“ als Künstler von fast Cardillacscher Größe gegenüber dem „Übermaler“, von dem ich annahm, er würde bald wieder vergessen sein.

Dreißig Jahre später, zur Zeit der ähnlich scharlatanischen „Rechtschreibreform“, fiel mir sein Name wieder ein: Arnulf Rainer. Ich forschte nach, und zu meinem Erstaunen hatte er erfolgreich die heute übliche Karriereleiter von Künstlern erklommen, die eine neue Verrücktheitsmasche mit genügender Dreistigkeit propagieren:


Arnulf Rainer, geboren 1929 in Baden bei Wien, gilt als einer der bedeutendsten europäischen Künstler, dessen Werke in allen europäischen Kunststädten und den USA hängen…

1953-65 Entsteht die bekannteste Werkgruppe, die Übermalungen
1978 Großer Österreichischer Staatspreis, Vertreter Österreichs bei der Biennale Venedig
1981 Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Wien

art-navigator.com

[Wikipedia] 1961 wurde Arnulf Rainer in Wolfsburg wegen der öffentlichen Übermalung eines prämierten Bildes gerichtlich verurteilt. Ab 1963 arbeitete Rainer in verschiedenen Studios in Berlin (West), München und Köln. 1966 erhielt er den österreichischen Staatspreis für Graphik.

Der wichtigste Gedanke in Rainers Entwicklung war der Entschluß, ab und zu auch etwas von dem Vorgängerwerk durchschimmern zu lassen, so daß die Kunstwerke unterscheidbar wurden. Dadurch wurde die Begrenztheit seiner Idee etwas aufgehoben, ein Problem, das die übrigen Nagel-, Schrott- und Kopffüßler-Künstler nicht zu bewältigen hatten.

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Sigmar Salzburg
23.07.2012 14.35
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Eine Episode der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts

Vor 1901 war die Adelungsche Schreibweise in Fraktur und Antiqua üblich, für letztere auch in ß-loser Version. In Österreich wurde wenige Jahre lang auch die Heyse-Schreibweise propagiert, aber wenig befolgt und 1901 wieder aufgegeben.

Die Verwalter des Werks des Wiener Komponisten Arnold Schönberg (1874 – 1951) sind nun mit unterschiedlicher Anpassungsbereitschaft bemüht, den heutigen staatlichen Erwartungen in der Rechtschreibung entgegenzukommen. Die Liedtexte stammen von Schönberg und geben einen Einblick in die widerstrebenden Musikauffassungen der Zeit…


Drei Satiren für gemischten Chor op. 28
von Arnold Schönberg (1925)

Am Scheideweg

Tonal oder atonal?
Nun sagt einmal
in welchem Stall
in diesem Fall
die größre Zahl,
daß man sich halten,
halten kann am sichern Wall.


Vielseitigkeit

Ja, wer tommerlt denn da?
Das ist ja der kleine Modernsky!
Hat sich ein Bubizopf schneiden lassen;
sieht ganz gut aus!
Wie echt falsches Haar!
Wie eine Perücke!
(Ganz wie sich ihn der kleine Modernsky vorstellt),
ganz der Papa Bach!


Der Neue Klassizismus

Tenor:
Nicht mehr romantisch blieb ich,
Romantisch hass ich;
von morgen an schon
schreib ich nur reinstes Klassisch!

Baß:
Dem kann die Macht der Zeiten
nichts mehr anhaben,

Sopran und Alt:
Siehe Riemann! ¹)

Baß:
den Kunstgesetze leiten
nach dem Buchstaben.

Sopran und Alt:
Buchstaben? Wenn man die kann!

Bass:
Ich staun, wie rasch die Wendung:
von heut auf morgen
besitzt man Formvollendung?
Kann man die borgen?

Sopran und Alt:
...nur borgen!

Chor:
Die Hauptsache ist der Entschluß.
Doch der ist leicht gefaßt.
Die Technik macht manchem Verdruss,
drum wird sie gern gehaßt.
Man läßt sie ganz einfach beiseiten,
Vollendung ist doch das Panier!
Sie zeitigt den Einfall beizeiten,
wenn auch nur auf dem Papier.

Schlussfuge:
Klassische Vollendung,
streng in jeder Wendung,
sie komm woher sie mag,
danach ist nicht die Frag,
sie geh wohin sie will:
das ist der neue Stil.

schoenberg.at/index

Aus der Einführung von A.G.

… Schönberg …: »Ich schrieb [die Satiren], als ich über die Angriffe einiger meiner jüngeren Zeitgenossen sehr aufgebracht war, und wollte sie warnen, daß es nicht gut ist, mit mir anzubinden«, erläutert Arnold Schönberg im Vorwort zu den »Drei Satiren«. … Die Botschaft der Satiren lässt sich auch heute noch nachvollziehen, …

Mit »Am Scheideweg« ist die erste Zielgruppe angesprochen: diejenigen, die sich tonaler wie atonaler Prinzipien bedienen, ohne sich über Ursachen und Konsequenzen im Klaren zu sein. Der Textstelle »Tonal« entspricht ein C–Dur Dreiklang, der in der Zwölftonreihe bereits angelegt ist. Ganz bewußt wird diese tonale Zelle … eingesetzt und bildet die musikalische Entsprechung zum Kontrast Tonal/Atonal im Text. …

Im zweiten Chor »Vielseitigkeit« lässt bereits der optischen Eindruck des Notenbildes die polyphon äußerst vielschichtige Struktur erahnen…

Nr.3 »Der neue Klassizismus« ist eine Kantate für gemischten Chor mit Begleitung von Bratsche, Violoncello und Klavier. Sie ist in wesentlichen Teilen gegen den Musikwissenschaftler Hugo Riemann gerichtet, … Riemann hatte sich in seinem Musiklexikon (in der Ausgabe von 1916) abfällig über Passagen in Schönbergs Harmonielehre geäußert, was der Komponist 1926 (zur Entstehungszeit der Satiren, als Riemann längst gestorben, und die bewusste Stelle längst gestrichen war) noch nicht verwunden hatte ¹).

Davon abgesehen ist Strawinsky das Hauptangriffsziel... Auf ein ausgedehntes Rezitativ (»eventuell Solo«) folgt eine ›Arie‹ für Baß und Chor (»Dem kann die Macht der Zeiten nichts mehr anhaben«) mit variierter Reprise. Daran schließt sich eine Chorfuge (»Die Hauptsache ist der Entschluß«) an…

Der Anhang zu den »Satiren« besteht aus drei Kanons, die diatonisch komponiert sind. In einem gesonderten Vorwort begründet Schönberg das Verfahren damit, er habe beweisen wollen, dass er in der Lage sei, diatonische Kanons zu schreiben …

¹) Damals war Schönbergs Musik noch anhörbar spätromantisch, aber dennoch steht in meinem ,Riemann': Seine 1911 erschienene »Harmonielehre« ist ein seltsames Gemengsel von theoretischen Rückständigkeiten und Befangenheiten, die aus S. Sechters System herrühren, und die hypermoderne Verneinung aller Theorie. Das naive Geständnis des Verfassers, daß er »nie eine Musikgeschichte gelesen habe«, gibt den Schlüssel für dieses beispiellos dilettantische Machwerk. Das »Kunsthandwerk«, welches Sch. zu lehren vorgibt, ist Gott sei Dank heute noch dem Gemeingefühl fremd.
[Hugo Riemanns Musik-Lexikon, nach seinem Tode (10. Juli 1919) fertiggestellt von Alfred Einstein.]

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Hans Zimmermann
13.07.2012 22.07
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Sehr interessanter Artikel des Focus, auch wenn ich im Grunde kein grosser Verfechter des Blattes bin.

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Norbert Lindenthal
06.07.2012 06.39
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Sensation ganz ganz neu, von Focus

focus.de 3.7.2012

Was sensationell am 3.7.2012 vom Focus berichtet wird, wie wenn es eine Nachricht von gestern und heute ist, wurde schon von Gerhard Schröder 2007, also vor 5 Jahren, weggegeben.

Das ist ja, wie wenn Gerhard Schröder Ministerpräsident von Niedersachsen ist und die Rechtschreibreform aufhält. Das ist 1998.

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Sigmar Salzburg
05.07.2012 10.09
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Trotz Kriegsverlusten an Kulturgütern – wir haben genug davon


wikipedia

Waldseemüller-Karte entdeckt
Spektakulärer Fund in der Münchner Uni-Bibliothek

Mehr als zwei Jahrhunderte schlummerte ein Exemplar der Waldseemüller-Karte unentdeckt in einer Bibliothek. Nur durch einen Zufall stießen Forscher auf das wertvolle Dokument...

... eine Ausgabe der kleinen Globuskarte.– Es wurde jedoch von unseren obersten Kulturbanausen 2007 die …

… Große Weltkarte den USA geschenkt
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) übergab die große Weltkarte Waldseemüllers im Jahr 2007 in Washington an die USA. Die Karte war damals genau 500 Jahre alt. Heute steht sie auf der Weltdokumentenliste der Unesco und ist in der Library of Congress in Washington zu sehen.

focus.de 3.7.2012

Beim Verkauf wurde, begleitet von öffentlicher Kritik, durch eine Sondergenehmigung der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Baden-Württemberg der Ausfuhrschutz für national wertvolles Kulturgut gemäß dem Kulturgutschutzgesetz aufgehoben. Gerhard Schröder hatte sich persönlich für eine Ausnahmeregelung eingesetzt. Die symbolische Übergabe erfolgte am 30. April 2007 durch die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, Angela Merkel, im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in der Library of Congress, Washington, D.C. Die Bundeskanzlerin betonte in ihrer Rede, dass die Verdienste der USA für die deutsche Entwicklung in der Nachkriegszeit seinerzeit den Ausschlag dafür gegeben hätten …
wikipedia

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Sigmar Salzburg
19.06.2012 22.08
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Musikpädagogik in Schleswig-Holstein 1932

Heute vor achtzig Jahren, am 20. Juni 1932, wurde im Schloß Plön, in dem damals ein Internat untergebracht war, im Rahmen einer Schüler-Musizierwoche der „Plöner Musiktag“ von Paul Hindemith aufgeführt – eine den ganzen Tagesablauf begleitende Reihe von Stücken, die er eigens dafür komponiert hatte. Die Anregung dazu ergab sich aus einem Zusammentreffen mit dem Schulleiter Edgar Rabsch.


Paul Hindemith über die Uraufführung des
Plöner Musiktags am 20. Juni 1932


( Plattentexte von 1932 und 1528 in der Reformschreibung von 1996)

An drei schönen Tagen fand das Fest statt. Ich war mit einigen Schülern als Helfer von Berlin herübergekommen, und nach einem lauten und eindrucksvollen Empfang stürzten wir uns alle in die Arbeit. Aus allen Ecken des Schulgebäudes tönte Musik. Das Orchester probte im Garten, der Chor sang auf der Wiese, andere übten im Wald. Ich musste fortwährend Musik liefern, an der schon gelieferten ändern, wegnehmen und zufügen … Die Klasse der jüngsten Schüler war tief betrübt: Sie konnten noch nicht recht Noten lesen und waren demnach unverwendbar. Das einzige Instrument, das sie notdürftig spielen konnten, war die kleine Schulblockflöte in C. Es blieb also nichts anderes übrig, als sie damit zu beschäftigen und so schrieb ich ihnen im Eröffnungsmarsch der Kantate ein Trio, in welchem die ganze Klasse als Blockflötenchor unter Begleitung des übrigen Orchesters auftreten konnte. Ein kleiner Junge unter ihnen, der schon musikalische Kenntnisse hatte, wurde mit seiner Truppe in einen noch unbesetzten Teil des Geländes geschickt, um das Stück einzuüben, und nach einer Stunde kam die ganze Gesellschaft wieder und spielte ihre Partie auswendig. Auf diese Weise verbrachten wir übend zwei Tage, am dritten fand das Fest statt.



Frau Musica, in allen Landen wohl bekannt. Ja, ich sag das zu dieser Frist, dass mir vor diesem Fräulein fast nie keine besser gefallen, drum ist sie mir die Liebst von allen. (Martin Agricola 1528/1545)

Glücklicherweise wurde Hindemith mit seiner von den ausgetretenen Pfaden abweichenden Musik von den Nazis als „entartet“ verfemt, so daß er Deutschland bald darauf verlassen mußte. Wie es ihm ergangen wäre, wenn er wie Edgar Rabsch seinen Lebensunterhalt weiter im Lande hätte verdienen müssen, zeigt ein Brief Hindemiths vom 15. Juli 1946: „Ein anderer Unglückswurm, der Rabsch, haust mit sieben Kindern in Itzehoe, augenblicklich rausgeschmissen aus allem, da er notgedrungen irgendwann einmal in die Partei eintreten mußte, um seine Gören nicht verhungern zu lassen – und wenn einer von jeher kein Nazi war, so ists der!“

Nach einer kurzen Phase der Anerkennung Hindemiths nach 1945 tat dann aber doch das Verdikt seines penetranten Widersachers Adorno eine so verheerende Wirkung, daß auch kleine Zeitungsschreiber meinten, Hindemith als „pedantischen Langweiler“ abqualifizieren zu dürfen. „Damals schien es, als sei der Sargdeckel nun über dem Werk wie über der Person endgültig zugeschlagen“ (Finscher 1997, zitiert nach Susanne Schaal). Tatsächlich aber bleibt Hindemith einer der bedeutendsten Melodiker und Kontrapunktiker eigener Art – der es auch nicht nötig hatte, zur Zwölftonsekte überzuwechseln.

P.S. 25 Jahre nach der Plöner Uraufführung wiederholten wir, das heißt unser Musiklehrer mit Kollegen und ausgewählten Schülern, eine Musikwoche in ähnlicher Art in Schloß Nehmten und führten die erarbeiteten Stücke im Remter des Plöner Schlosses auf, natürlich auch Musik von Hindemith.

P.S.: Vor vier Tagen fand in Zürich eine Premiere des „Mathis“ von Hindemith statt; Bericht in der Badischen Zeitung: „Lasst alles beim Alten und mich in Ruhe“.

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Sigmar Salzburg
11.05.2012 05.57
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'Kulturelles Erbe'

Zahnschmerzen und Rechtschreibschwäche
In München taucht eine bislang unbekannte Karte von Adolf Hitler aus dem Jahre 1916 auf…

Stolz präsentiert das bislang unbekannte Dokument das Projekt Europeana, eine virtuelle Bibliothek, die das kulturelle Erbe des Kontinents der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen soll...

… Die wenigen und schlichten Zeilen offenbaren, dass Hitler eine Rechtschreibschwäche hatte. Er schrieb „sofort“ mit „ff“. Kein Wunder, dass Hitler später sein Pamphlet „Mein Kampf“ lieber diktierte…

sueddeutsche.de 2.5.2012

Spätfolge war die „Rechtschreibreform“ von 1996, die nichts anderes war als die überarbeitete, kriegsbedingt zurückgestellte Reform von 1944. Hitlers „Kampf“ wird aber weiterhin nicht ohne „Führerschein“ zu lesen sein:

„Es wird für die Schulen kaum eine Komplettausgabe von „Mein Kampf“ geben“, sagte [Kultusminister] Spaenle am späten Mittwoch SPIEGEL ONLINE. „Es wird eher eine pädagogische Handreichung mit Teilen dieses Pamphlets sein.“
Schade eigentlich. Es gäbe ein paar ganz gute Argumente für eine Schulausgabe von „Mein Kampf“ – mit klugen Kommentaren und nicht nur für Bayern.
spiegel.de 3.5.2012

Es bieten sich zwei Vorgehensweisen an:

1. Hitlers Text wird in die reformierte Rechtschreibung übertragen, denn die Schüler dürfen orthographisch nicht verunsichert werden. Das entspräche auch dem Reformwillen des „Führers“, den er schon 1941 mit der Abschaffung der Frakturschrift kundgetan hatte.

2. Der Text wird in Fraktur belassen, damit die Schüler möglichst nichts lesen, und zugleich weisen die „klugen“ Kommentare dezent darauf hin, daß sich nur noch ewiggestrige linke und rechte Schreibextremisten der alten Orthographie bedienen.

P.S. Mein Stiefvater besaß den Schmöker noch als Geschenk zu seiner ersten Eheschließung. Ich habe nie hineingesehen.

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Sigmar Salzburg
11.11.2011 08.52
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Re[h]form-Kulturpreis

Analysten der bundesdeutschen Kulturszene erwartete ein besonderes Ereignis: Der Bunte-Burda-Konzern, der die Re[h]form eifrig geschäftlich umsetzt, zeichnete den Porno-Rapper „Bushido“ mit seinem Kulturpreis, dem Bambi-Reh, aus – als (angeblicher) Repräsentant einer gelungenen Integration („Ein Schwanz in den Arsch, ein Schwanz in den Mund. Ein Schwanz in die Fotze, jetzt wird richtig gebumst“ Spiegel).

Die Analystlinge von Wikipedia werden die hygienisch verharmlosende, aber politisch korrekte Popularisierung solchen Kulturgutes begrüßen; dennoch gab es Proteste bei der Queer-Fraktion und beim feministischen Genderflügel.
Schöne Integration, armes Deutschland!


Ansonsten: Abendblatt.de 11.11.11

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Sigmar Salzburg
21.10.2011 15.51
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Kulturerbe

Gebäude-Reform


Quelle: Wiki, Kolossos

Das Dresdener Militärhistorische Museum wurde nach mehrjähriger Gebäude„reform“ am 14. Oktober neu eröffnet. Anscheinend ist ein Panzerkreuzer in das spätklassizistische, ursprünglich wohl denkmalgeschützte Bauwerk gefahren.

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