Teil 2
| | | Christiansen: Sie zählen ja auch zu den ersten Unterzeichnern mit dieser berühmten Frankfurter Erklärung gegen die Rechtschreibreform. Dohnanyi: Also, ich hab' zwei Gründe, eigentlich. Erstens finde ich, Herr Langenscheidt, daß diese Fragen nicht mehr in die Hände der privaten Wirtschaft gehören. Also das war, das muß wirklich zu Ende sein. <Einwurf Langenscheidt: Das war, gab, nicht das Problem > Wir haben eine Akademie für Sprache und Dichtung und wir sollten versuchen, dieser Akademie die Zuständigkeit zu geben. Der Duden war wichtig in einer Zeit, in der der Duden gewissermaßen auf privater Grundlage, eh, durch Herrn Duden begonnen hat, sozusagen die deutsche Sprache zu vereinheitlichen. Aber der Duden hat auch schreckliche Zwänge ausgeübt und ich finde, das gehört jetzt, also, da raus sag' ich jetzt mal ganz offen. Das muß eine solche Reform kann nicht gemacht werden durch private Verlage, eh, mit allen Folgen die damit verbunden sind. Das muß in die Hand der Akademie für Sprache. Und die war ja dagegen. Also, und alle bedeutenden Schriftsteller Deutschlands waren dagegen. Und alle die, sag' ich mal, mit der Sprache anders leben, als, eh, als sei das nur ein technisches Instrument, so'ne Art Schuhlöffel, ja?. Die war'n dagegen. Und ich finde, was da gemacht worden ist, ist zum Teil schrecklich. Also, das tut mir leid, ja? Muß plötzlich groß geschrieben werden, das Wort "leid. Jetzt weiß ich nicht mehr, tut mir das jetzt ein Leid an oder tut mir das leid für einen anderen. Also, und so geht das durch. Also, da kann ich ihnen ja dreißig, vierzig solcher Beispiele geben. Und ich fand das eine Vergewaltigung einer gewachsenen Sprache. Auch eine Vergewaltigung von Sprachbildern. Da ging dann weg, plötzlich die griechische Form der Sprachwei..., eh, Schreibweise, mit "ph, das ging dann plötzlich auf "f, und so weiter. Ich finde das falsch. Ich finde das schade um die Schönheit der Sprache und deswegen war ich dagegen. Und wie gesagt, ich find', der Hauptpunkt ist eigentlich der: Wir müßten, Herr Jens, einen Weg finden, um zu sagen, die Frage, was die Rechtschreibung, das gehört nicht zum Staat, und nicht zu den Kultusministern. Das gehört in so etwas wie in die Akademie für Sprache und Dichtung, und da sollte sich eine Gruppe bilden aus ausgewiesenen Menschen, die was mit Sprache zu tun haben. Und denen kann man wie in der Akademie Française, oder so was das dann zumuten. Aber das, was da geschehen ist, ja, jetzt sagen Sie mit Recht, nicht wieder zurückdrehen, was da geschehen ist, fand ich schrecklich. <Applaus> | | | | Also die Kultusminister, das war eine Generation, ich würd' mal sagen, das waren die Vor-Vorgänger von mir, die haben einmal ein Reformwerk damals war einer der Hauptinitiatoren Wolfgang Gerhardt die haben eine Reform auf den Weg bringen wollten, wollen, die ganz umfangreich sein sollte, einschließlich einer generellen Kleinschreibung. Das war der Ausgangspunkt. Eine völlige Reform, nachdem die letzte Rechtschreibreform 1901 erfolgt war. Dann hat man nach einigen Jahren nach einem Zwischenbericht festgestellt, es wird nicht akzeptiert. Nun kann man streiten darüber, ob zu diesem Zeitpunkt, wo klar war, so eine große Reform ist nicht durchsetzbar, die will eigentlich niemand so richtig, man in dem Moment das Unternehmen hätte abblasen sollen Und sagen sollen wir versuchen nun zu sagen, der Duden solle es nicht mehr machen. Der hatte bis dahin alles gemacht es hat Dudenausgaben gegeben, da stand das Wort Couch, K-a-u-t-sch. Das hat man mal gemacht. Das hat kein Mensch geschrieben und dann ist es .... | | | | Schavan:... da sind Begriffe oder Schreibweisen gekommen und gegangen und man hätte durchaus zu diesem Zeitpunkt sagen können, wir geben es in eine solche Akademie. So, wie die Kultusminister jetzt genau so was eingerichtet haben, einen Beirat, da sind Schriftsteller drin, da sind Germanisten drin und alle möglichen Leute... Christiansen: Aber eigentlich haben wir es ja nicht so, wie die Franzosen, die da... Dohnanyi: Es sollte weg von den Kultusministern wenn ich das sagen darf Schavan: Bitte? Dohnanyi: Es sollte auch weg von den Kultusministern, weil dort.. Schavan: Bin ich sehr mit einverstanden. Dohnanyi: weil es dort politisiert wird und so weiter, finde ich ganz falsch, es sollte wirklich in die Akademie für Sprache <Applaus>Christiansen: Also das wäre dann unsere Sprachpolizei, in Anführungsstrichen ..Sprachaufsicht..Dohnanyi: Polizei, nein, Das wären die, denen wir eine gewisse Formalisierung der Sprache anvertrauen. | | | | Dohnanyi:Das wären die, denen wir eine gewisse Formalisierung der Sprache anvertrauen. Die ja immer, die zwischendurch immer wieder geschieht. Aber ich glaube im übrigen auch, daß wir mit dieser Rechtschreibreform auf Jahre hin die Kinder vom Deutsch weggetrieben haben und nicht zu ihm gebracht haben, weil die Kinder sich plötzlich mit lauter ich sag' mal Mist beschäftigen mußten, der überhaupt überflüssig war. Und wir haben mit dieser, nach meiner Meinung, mit dieser Reform, in einer Situation, in der Deutschland ohnehin Probleme mit seiner Geschichte hat, in der wir in der Sprache eigentlich die letzte Behausung unseres Landes haben. Da haben sie die Leute aus der Sprache rausgetrieben durch diese Reform, nach meiner Meinung, an statt Sie zuzu.. <Schavan schüttelt den Kopf>Jens:Weil es insgesamt gesehen zu dirigistisch, zu zentralistisch war. | | | | Schrammen:Einmal würde ich davor warnen, zu glauben, daß Sprache sich irgendwie so lebendig, organisch entwickelt. <Applaus, wie auf Einsatz bestellt> Und ich glaube das, was im Augenblick passiert und was uns grämt, das ist Sprache, die gemacht wird. Von einigen Leuten, die die Macht dazu haben. Das hab' ich heute natürlich ist das so. | |
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Dominik Schumacher
übrigens heiße ich wirklich Norbert Lindenthal
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