Dose voller Würmer?
Ich habe mir mal die von Herrn Ickler aufgeführten Regeln zur Getrennt- und Zusammenschreibung durchgesehen, die für mich völlig nachvollziehbar sind, weil ihnen das Prinzip
Zitat: Zusammensetzungen sind Wörter; sie werden daher zusammengeschrieben
zugrundeliegt.
Die Schwierigkeiten mit der Neuregelung sehe ich nicht darin, dass man die auseinandergeschriebenen Wörter nicht mehr verstehen könne, sondern vielmehr darin, dass man mit den neuen Regeln eine Dose voller Würmer* geöffnet hat, deren man nicht mehr Herr wird. Unter den abstrusesten Fehlern, die von reformwilligen Schreibern begangen werden, scheinen sich besonders viele zu befinden, die auf einem Missverständnis der GZS beruhen.
Im Fremdsprachenerwerb sehe ich ebenfalls Nachteile, denn die scheinbar zugrundeliegende Regel, dass man jetzt öfter auseinander (und groß) schreibt, setzt voraus, dass der Lerner sich bereits der großen Überzahl jener Zusammensetzungen bewusst ist, die man selbstverständlich nicht trennt
(*'er geht ein kaufen').
Es könnte zwar jemand, der sich auf die Zusammenschreibung stützt, auf die Idee kommen, so etwas wie 'heutnachmittag' zu schreiben (auch das ließe sich begründen), aber insgesamt erscheint mir dieser Ansatz weitaus weniger fehlerträchtig. Nicht zuletzt wird mit der Vorstellung, dass Zusammensetzungen Wörter sind, auch das Problem der Groß- und Kleinschreibung minimiert.
*Mir ist zu dem Ausdruck 'can of worms' keine bessere deutsche Entsprechung eingefallen.
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