Buben und Mädchen
Daß die Kinder die an der Tafel stehenden Wörter in der neuen Schulschrift nicht selbst geschrieben haben können, ist klar, denn kein Mensch kann diese neue Schrift bis heute schreiben, es sei denn ab von einer Vorlage.
Auch fragt man sich, weshalb der Junge die böse alte Rechtschreibung vertreten muß und das »Mädel« die tolle neue. Wieder das alte Muster: die Buben sind böse und dumm, die Mädchen lieb und gescheit (dieses Schema wird auch die Frage Stoiber:Merkel nicht unbeeinflußt lassen, zumal diese Wahl für die Union sowieso verloren geht, und dann ist es um »Angie, Angie« auch nicht schad, immerhin kann man dann sagen, man hat ihr als Frau und auch noch Ossi ihre ehrliche Chance gegeben na und? War's was? Also.)
Dann fängt der Junge noch ein Wort mit »die« an. Ich hab mir nicht allzusehr den Kopf darüber zerbrochen, aber mir ist kein Wort eingefallen, das weiblich wäre und sich am Ende mit Dreierles-ß bzw. Doppel-ss schreibt, außer die Miss, und das giltet nicht.
Also, was wollte der kleine Trottel da hinschreiben? Und was hätte unser Mädel draus gemacht?
Er: Die Walnuß Sie: Die Wahlnuss, vielleicht.
Also, es gibt doch was.
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Walter Lachenmann
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