Re: Nicht vordringlich
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Im Augenblick scheint es mir nicht vordringlich, die Schuldigen aufzuspüren und anzuprangern.
Nochmal: Das war nie beabsichtigt! Ich stelle mir eine rein sachliche Darstellung vor, frei von (expliziten oder impliziten) Bewertungen und von Polemik.
Zitat: Viel wichtiger ist es, diejenigen zu finden, die etwas ändern können und wollen.
Ja, Konsens; deshalb dürfte in dieser Übersicht der Name »Ickler« keinesfalls fehlen, aber in dem zugehörigen Eintrag würden eben keine solchen Pressestimmen auftauchen wie im »who is who« des »Bvr«. Worin läge das Problem, wenn man die Namen derer, die etwas ändern können und wollen, in die Liste aufnähme?
Zitat: Wir müssen einen Weg aus der Misere zeigen. Damit müssen die zögernden Zeitungen usw. überzeugt werden, daß entgegen dem Augenschein die Reform nur scheinbar blüht und gedeiht. Die Rückkehr zur Vernunft ist möglich und unumgänglich, das ist die Botschaft, mit der wir Tag für Tag durch die Lande ziehen müssen.
Wie könnte dieser Weg aussehen; was sollte als Ziel genannt werden? Wenn ich (im privaten Rahmen) anderen etwas empfehle, dann, die neue Rechtschreibung komplett zu ignorieren, damit klar wird, daß die jetzige Reform der falsche Weg ist. Mein (etwas vereinfachtes) Argument dabei ist, daß man sich in diesem Fall ganz einfach gegen die staatliche Anmaßung wehren kann, indem man sie ignoriert. Worauf könnte der Weg aus der Misere bauen; ist das Problembewußtsein in der Öffentlichkeit (bzw. bei den zögernden Zeitungen etc.) schon so weit vorhanden? Sicherlich nicht, die Diskussion ist ja weiterhin lebhaft, und es gibt genügend Leute, die sie für unwichtig oder überflüssig halten weil ja schon alles geregelt sei. Umso wichtiger ist es, frei von Polemik und Ideologie mit Sachargumenten aufwarten zu können, die belegen, was für inhaltliche und konzeptionelle Fehler in den neuen Regeln stecken, und mit welcher Entwicklung zu rechnen ist, wenn diese Regeln nicht geändert werden. An der Stelle kann man einhaken, wenn auf die Kinder in der Schule verwiesen wird, indem man darauf hinweist, daß sie etwas lernen, was von den Erwachsenen so nicht praktiziert wird und daß also die Schule hier eine (zurückhaltend formuliert) höchst fragwürdige Rolle eingenomen hat. Was ich antworten würde, wenn ich von meinem Gesprächspartner dann auf die Reform von 1902 hingewiesen werden würde, deren Regeln ja formal auch nur an den Schulen galten, weiß ich allerdings nicht. Vielleicht kann man dann etwas vom Thema ablenken und auf die PISA-Resultate zu sprechen kommen...
Zitat: PISA hat, wie man sieht, die Gemüter wieder für das Thema geöffnet.
Ich fand es sehr bemerkenswert, daß (»plötzlich«) die Lese- gegenüber der Schreibfähigkeit in den Vordergrund gerückt ist. Und wenn das nicht für sich spricht, muß man eben sehr deutlich darauf hinweisen, und auch darauf, daß das »Kontextprinzip« keine so schlaue Idee ist. (A propos PISA: Ist darin irgendwo etwas über die Vergleichbarkeit der Resultate bezüglich der Klassenstärke gesagt worden? In den Berichten in den Medien, die ich bisher mitbekommen habe ohne bislang selber im Netz nach weiteren Informationen zu suchen , wurde sofort auf die Kritik des Schulsystems eingegangen, aber kein Wort darüber verloren, wie wichtig es ist, ob ein Lehrer 25 oder 33 Schülern gegenübersteht und wie das in den Ländern jeweils aussieht.)
Zitat: Schluß mit dem Stuß!
Was genau meinten Sie hier mit »Stuß«, bitte? Sie haben sicherlich recht damit, daß meine Anregung bezüglich der Personalienübersicht nicht so vordringlich einer Erledigung bedarf wie die Werbung für eine Rückkehr zur Vernunft. Ich versuche gerade, in meinem Bekannten- und Freundeskreis (größtenteils Studenten verschiedener Fachrichtungen kurz vor oder nach dem Diplom bzw. der Promotion) die Aufmerksamkeit auf die mit der neuen Rechtschreibung verbundenen Probleme zu lenken, aber das stößt zum Teil auf sehr taube Ohren. Ich versuche auch, zur selbständigen Beschäftigung mit dem Thema anzuregen und empfehle dazu gern Netzseiten weiter. Die »Rechtschreibreform«-Startseite steht dabei nicht an erster Stelle, nur ausgewählte Dokumente aus dem Archiv bzw. gezielt einzelne Beiträge aus den Diskussionsforen meistens von Th. Ickler. Und was soll ich jemandem, der diesen Namen noch nie gehört hat, dazu sagen, wer das ist und was er zu sagen hat usw.? So ratlos war ich auch, als ich in diese Diskussion einstieg, und so könnte es auch anderen ergehen. Einem guten Freund (ebenfalls Physiker) zeigte ich einmal den »Schildbürgerstreich«, und er gab ihn mir nach kurzem Überfliegen mit der Bemerkung zurück, die Zwischenüberschriften erschienen ihm zu polemisch; er ging inhaltlich nicht weiter darauf ein. (Mal sehen, wie er in Zukunft reagiert, wenn ihm mit Argumenten komme, die ich mit Ickler-Texten untermauere aber eigentlich sehe ich da keine Schwierigkeiten.) Ich sage das, um zu unterstreichen, daß ich eine neutrale, sachliche Informationsbasis für wichtig halte.
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Jan-Martin Wagner
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