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Lug, Trug und andere Reize
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Theodor Ickler
19.12.2001 19.20
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???

Meinen Sie die Adelungsche?
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Th. Ickler

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Norbert Schäbler
19.12.2001 17.09
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Wortbildspeichertechniken

(am Beispiel des Rechtschreibfalles S-Laute)

Ungeachtet der Diskussion über den Stellenwert rechtschriftlicher Normierung möchte ich über Lehrmethoden und Lerntechniken berichten, die vorwiegend im Rechtschreibunterricht der Grundschulen angewandt werden.

Ziel des Rechtschreibtrainings ist es, die ca. 1000 Wörter der sogenannten Wörterliste einüben und beherrschen zu lernen. Dies geschieht anhand von Ganztexten – sogenannten Nachschriften – in denen das zu lernende Wortmaterial eingebracht ist. Dem Ganztext ist stets ein zusätzliches Blatt mit Arbeitsaufträgen beigefügt, und diese Arbeitsaufträge verfolgen den Zweck, die sogenannten Lernwörter aus dem Text zu isolieren und gesondert einzuüben. Dabei gilt der Grundsatz, daß beim Einprägen der Lernwörter möglichst viele Sinne eingesetzt werden, um so das Wortbild dauerhaft und resistent gegen das Vergessen abzuspeichern.

Der Begriff „Automatisierung“ bezeichnet diesen Lernvorgang mit einem negativen Beigeschmack, und tatsächlich handelt es sich um einen „Drill“, dessen Sinn oder Unsinn durchaus in Folgediskussionen (z.B. im Strang „Der Fetisch Norm“) erörtert werden kann. Hier jedoch soll ausschließlich über den Erfolg der Rechtschreibmaßnahmen berichtet und der Einfluß der „so genannten“ Rechtschreibreform aufgezeigt werden.

Professor Harald Marx (siehe Graphik auf der Netzseite http://www.rechtschreibreform.com) hat in einer Untersuchung nachgewiesen, daß die Grundschüler (2. bis 4. Klasse) seit der Rechtschreibreform im Bereich des Rechtschreibfalles „S-Laute“ mehr Fehler machen – oder besser ausgedrückt, daß es zu erheblich mehr Normverletzungen kommt als vor der Reform. Dabei läßt sich lediglich spekulieren darüber, ob dieser Zuwachs an Normverletzungen mit einer bewußten oder unbewußten Ablehnung der künstlich geschaffenen Norm einhergeht ...

Vom Standpunkt der Unterrichtspraxis her, lassen sich Gründe finden für das Nachlassen der Rechtschreibsicherheit im Bereich der S-Laute, denn die Rechtschreibreform hat in das funktionierende System der Wortbildspeicherung eingegriffen, und es ist ihr anzulasten, daß insbesondere Wortbilder, in denen ehemals ein "ß" enthalten war, heute „fehlerhaft“ gespeichert werden.

Der Buchstabe "ß" ist nämlich in der lateinischen Ausgangsschrift (jedoch nicht in der Druckschrift) ein äußerst signifikanter Buchstabe, und es gibt unter allen klein geschriebenen Buchstaben nur noch ein einziges Zeichen (das „f“), das in der Schreibschrift der Schüler ähnliche Längenausdehnung aufweist.
Fachsprachlich bezeichnet man dies als "Überlänge“ (hierzu zählen ausschließlich: f und ß), im Gegensatz zu „Oberlängen“ (hierzu zählen: b, l, h ...), bzw. Unterlängen (g, p, y ...).
Keinen Blickfang dagegen bieten die Buchstaben: a, e, i, o, u, c ...
Darunter fällt auch der Buchstabe „s“.

Der logische Schluß ist einfach. Da sich unser Gedächtnis in erster Linie den Besonderheiten mit Vorliebe zuwendet, da unser visueller Sinn doch zumeist vom Außergewöhnlichen gefesselt wird, war die Auflösung der Überlänge "ß" zugunsten des Normalbuchstabens „s“ wortspeichertechnisch gesehen ein absoluter Rückschritt.
Und diese Aussage kann ich aufgrund langjähriger Praxis beweisen. Insbesondere dann, wenn ich spielerische Formen im Bereich der visuellen Wortbilderfassung einsetzte (Anwendung der sog. Geisterschrift oder das Füllen von Wortrahmen – das sind Techniken, mit denen Buchstaben in Striche und Längen dekodiert werden / an anderer Stelle in diesem Forum wurde dies genauer erklärt), wandten sich die Schüler zunächst immer den auffallendsten Wortbildern zu. Genau diese wurden auch am eifrigsten trainiert und am sichersten behalten.

Lediglich streifen möchte ich, daß auch andere „Rechtschreibsinne“ und Wortbildspeichertechniken von der neuen S-Regelung betroffen sind.
So wurde beispielsweise eine berühmte Merkregel („Eselsbrücke“) abgeschafft: „ss am Schluß, bringt Verdruß".
Auch die Aussprache, das Erfühlen der Buchstaben und der Hörsinn wurden durch die Umstellung verfremdet.
Dies kann man nachvollziehen, wenn man versucht die nachfolgenden Wörter bühnenreif zu artikulieren: Hase, hasse, Haß (Hass), Maß, Masse, Mus, muß (muss), Kloß, Glosse, Glas, Klasse, Wiese, wissen, wißbegierig (wissbegierig) ...

Nicht nur aus oben aufgezählten Gründen lehne ich als Lehrer die Rechtschreibreform ab!
Sie ist eine übergestülpte nicht sorgfältig durchdachte Fremdnormierung, die etwas Gewachsenes erheblich beeinträchtigt und schädigt.

Eine Frage noch an Professor Ickler. Wie darf ich denn künftig die Heysesche S-Regelung einschätzen? Ist das eine regionale Besonderheit, eine Norm, oder ein Brauch?
Zusatzfrage: Kann man diese Regelung – die in der Schule bis 1996 Gültigkeit hatte – nicht mit Fug und Recht als die besser durchdachte, ökonomischere und ästhetischere Lösung bezeichnen?










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nos

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Theodor Ickler
19.12.2001 04.25
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Krank

krank schreiben wird nach dem alten Duden nur getrennt geschrieben. In Wirklichkeit wird es jedoch oft zusammengeschrieben, wenn das Adjektiv nicht adverbial gebraucht ist. Das wird aber erstmals in meinem „Rechtschreibwörterbuch“ verzeichnet.
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Th. Ickler

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Elke Philburn
19.12.2001 01.30
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Nein, Herr Schäbler.

Ich meine nur, man braucht es ja sich selber und den Schülern nicht noch schwerer machen, als es ist. Schon schlimm genug, wenn man den Schwachsinn unterrichten muß.

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Norbert Schäbler
19.12.2001 00.33
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Ui!

Heißt das, daß ich mein – wie, wie tief und warum auch immer – ausgeprägtes Sprachgefühl wegschmeißen kann?
Bin ich künftig zum Clown im Klassenzimmer degradiert?
Kann ich meine Wenigkeit aufwerten durch einen Professoren- oder Doktortitel?
Oder darf ich? Und überhaupt?
Ich bitte um die Lizenz zum ...
auf keinen Fall „Lehrer“!

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nos

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Elke Philburn
19.12.2001 00.11
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Re: Die Wortbildspeicherung

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Schäbler
Es ist nun mal ein Unterschied, ob ich krank schreibe (z.B. in meiner Langeweile einen Brief) oder ob einer krankschreibt (z.B. der Arzt einen Patienten).

Ach naja, ich würde aber auch danach gehen, was für den Schüler relevant ist. Daß man einen Brief auch krank schreiben kann und nicht nur im gesunden Zustand, mag sich zum kleinen Scherzchen im Unterricht eignen, aber vielmehr auch erstmal nicht.

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Norbert Schäbler
18.12.2001 23.43
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Die Wortbildspeicherung

Es erscheint mir als Lehrer logisch, daß ich die Schüler normierte Wortbilder abspeichern lasse, denn die Wortbildspeicherung und die getreue Wiedergabe des Wortbildes hat den Vorteil, daß beliebige Adressaten das Wortbild wiedererkennen und den in graphischen Zeichen vermittelten Begriff erfassen und verstehen können.
Wortbildspeicherung ist ein Hauptanliegen des Rechtschreibunterrichts.

Die Lehrplangestalter und Curriculumforscher haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Häufigkeit beliebiger Wörter zu untersuchen. In Auswertung dieser Untersuchungen entstand eine sogenannte Wörterliste, die zumindest für Bayerische Grundschulen verbindlich ist.
Sie umfaßt ca. 1000 Wörter. Diese Wörter sollten innerhalb der ersten vier Schuljahre eingeprägt werden.

Um Mißverständnissen vorzubeugen, muß darauf hingewiesen werden, daß es Ziel des Rechtschreibtrainings ist, nicht nur das spezifische Wortbild (z.B. das Wortbild „krank“) einzuprägen, sondern vielmehr das Wort in all seinen verwandtschaftlichen Beziehungen abzusichern. Das heißt:
Zu „krank“ gehört: „das Krankenhaus, kränkeln, krank_machen, krank_schreiben, Krankenschwester, Krankenbett, kränkelnd, erkrankt ...“
In Wirklichkeit umfaßt die Wörterliste also ein Vielfaches der tatsächlich aufgelisteten Wortbilder.

Tatsache ist, daß versucht wird, die Stammschreibung und Analogiebildung überzubetonen, weil sämtliche Ausnahmen zusätzlichen Lern- und Zeitaufwand erfordern.
Und Tatsache ist, daß „Zeit“ heutzutage gleichbedeutend ist mit „Geld“. Bildung darf nichts kosten. Sie soll sozusagen „umsonst“ sein.

Allerdings zeigt sich bereits am angeführten Beispiel „krank“, daß es nicht so einfach ist, ausschließlich die Stammschreibung zu betreiben, denn nahezu gleichbedeutend – für den Adressaten gar besonders wichtig – ist die Unterscheidungsschreibung, die von der Rechtschreibreform extrem vernachlässigt wurde.

Es ist nun mal ein Unterschied, ob ich krank schreibe (z.B. in meiner Langeweile einen Brief) oder ob einer krankschreibt (z.B. der Arzt einen Patienten).
Es erleichtert ungemein die Sinnerfassung, wenn ich das, „wovon die Rede ist“ (Zitat: Ickler) groß schreibe (vgl. großschreibe).

Wortbildspeicherung darf doch nicht ausarten zu einem Buchstabenpuzzle!



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nos

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Ruth Salber-Buchmüller
18.12.2001 18.00
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SZ vom 19.12.01 mit Thomas Steinfeld/PISA

In der heutigen SZ steht unter KULTUR
ein ausführlicher Beitrag vom ehemaligem FAZ-ler Thomas Steinfeld
„Irrtum 'PISA-STUDIE'"
„Wie zu viel Wettbewerb Bildung verhindert“.



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Ruth Salber-Buchmueller

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Norbert Schäbler
18.12.2001 15.17
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Von Rohrstöcken und Gebetsmühlen

Keinerlei Verständnis bringe ich dafür auf, daß in Sachen Rechtschreibreform immer wieder mit den gleichen Parolen argumentiert wird.
Die Argumentation, die sich auf der Stufe der hessischen Rahmenrichtlinien von 1972 bewegt (hier wurde die Rechtschreibung als Rohrstockersatz verpönt), ist vor ca. 30 Jahren stehen- und steckengeblieben.

Tatsache ist, daß die Messung der Leistungen im Fachbereich Deutsch nach verschiedenen Teilbereichen erfolgt, die unterschiedliche Wertigkeit besitzen. Dies gilt zumindest für die Grund- und Hauptschulen. Die Aufgliederung nach den unten benannten Teilbereichen hat amtlichen Charakter.

Teilbereiche sind:
1. Literatur (Lesefähigkeit, Gestaltendes Lesen, Sinnerfassung, Merkfähigkeit u.a. in Zusammenhang mit Gedichtvorträgen ...).
2. Mündliche Sprachgestaltung (Formulierungsqualitäten, Argumentationsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit ...).
3. Schriftliche Sprachgestaltung (ehemaliger Aufsatzunterricht, heute allerdings vielseitiger, adressatenbezogener und situationsspezifischer aufgegliedert / Briefe, Comics, Anleitungen, Berichte, Sprachspiele, Kreatives Verändern und Transferieren von motivierenden Ausgangstexten/z.B. Gedichten, „Textarbeiten“ – Erörterungen wurden abgeschafft...).
4. Grammatik (Sprachbetrachtung, Sprachanalyse, Sprachgefühl ...).
5. Rechtschreibung (Nachschriften / geübte Texte; Probediktate / unbekannte Texte mit zuvor eingeübtem Wortmaterial).

Höchste Wertigkeit besitzen die Teilbereiche der Sprachgestaltung. Leistungsmessungen werden hier (im Verhältnis zu den übrigen Teilbereichen) doppelt bis dreifach gewichtet und – dies habe ich schon wiederholt gesagt – die Rechtschreibung hat dabei nahezu keinen Einfluß auf die Festsetzung der Teilnote.
Nur in äußerst schwerwiegenden Fällen kann die Note im Bereich der schriftlichen Sprachgestaltung abgewertet werden. Dies ist so gut wie nie der Fall (man vergleiche in diesem Zusammenhang den sog. Legasthenikererlaß / im Strang Dokumente).

Ich fasse zusammen. Die gebetsmühlenhaft vorgetragenen Argumente, daß Rechtschreibunterricht und die Bewertung der Rechtschreibung zur Verunsicherung und Bestrafung der Schüler beitrügen, sind nichtig, überholt und von der Sache ablenkend.
Sie stammen aus den Zeiten der Kulturrevolution, als man die Chancengleichheit auf dem Bildungssektor einzuklagen versuchte. Längst haben einstige Forderungen den Marsch durch die Institutionen angetreten.

Auf dem Bereich der Bildung hat sich einiges getan (siehe obigen Bewertungskanon nebst Entrümpelung der Lehrinhalte).
Deutlich aber zeigt die Pisa-Studie auf, daß die vollzogene Nivellierung nicht nur positive Seiten hat.

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nos

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Theodor Ickler
18.12.2001 15.14
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Einspruch!

Lieber Herr Schäbler,
es gibt keine geltende Normierung der Rechtschreibung.
Ich sollte vielleicht sagen „nicht mehr“, denn das Dudenprivileg ist aufgehoben (und das ist auch gut so). Aber schon vorher bestand an der Legitimität dieser staatlichen Maßnahme ein gewisser Zweifel. Außerdem war niemand außer der Schule daran gebunden. Das ist jetzt genauso.

Mir war immer viel daran gelegen, die Idee einer staatlichen Rechtschreibregelung grundsätzlich anzufechten. Also noch einmal:

1. In der Schule wird die allgemein übliche Sprache (Schriftsprache ebenso wie mündliche Rede) gelehrt.

2. Wie andere Teile der Sprache, so wird auch die Rechtschreibung aufgrund der muttersprachlichen, durchs Studium veredelten Kompetenz des Deutschlehrer (usw.) vermittelt.

3. Dabei helfen Wörterbücher, Grammatiken usw., die den üblichen Sprachgebrauch dokumentieren.

Diese Ordnung der Dinge engt die Sprachgemeinschaft nicht ein und gibt dem Lehrer wieder, was des Lehrers ist.

Leider habe ich bisher selten jemanden gefunden (auch unter den Mitstreitern), der diese einfache und schlicht menschenwürdige Konzeption zu Ende zu denken bereit wäre.
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Th. Ickler

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Norbert Schäbler
18.12.2001 12.21
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„Die Grundlage des Fundaments ist die Basis“

Im beitragreichhaltigsten Strang dieses Forums, dem von Uwe eröffneten Leitfaden „Vorzüge der Rechtschreibreform“, machte Herr Wagner folgenden Vorschlag:

Zitat: Danke, Herr Schäbler, für Ihre wiederholte Bemühung um die Überwindung von Vorurteilen; manches muß sich eben noch weiter herumsprechen. Was zu diesem „manchem“ zählt, müßte mal übersichtlich auf den Punkt gebracht werden. Ich bin dafür, zu diesem Zweck ein neues Leitthema einzurichten, aber ich habe bislang keinen wirklich brauchbaren Einstiegsvorschlag.
Möglicherweise verlange ich Änderungen in Bereichen, die Uwe für nebensächlich hält. Umso besser, dann hat er sicher nichts gegen solche Änderungen. Im Gegenteil, wenn er diese Änderungen unterstützen würde, könnte er einen konstruktiven Beitrag leisten. – Willst Du, Uwe?

Unabhängig davon, daß hier möglicherweise auch eine ironische Komponente vorliegt, stelle ich fest, daß Herr Wagner einerseits daran interessiert ist, jene Vorurteile und Pseudoargumente, auf denen die Rechtschreibreform fußt, in übersichtlicher Art und Weise kennenzulernen und einzuschauen.
Daneben aber gibt es bei ihm auch noch das dringende Bedürfnis, klarzumachen, daß er für sinnvolle Änderungen eintritt, um nicht zuletzt damit zu beweisen, daß die Kritiker der vorliegenden Rechtschreibreform keine Reformboykotteure sind.
Um diesen beiden teilweise widersprüchlichen Absichten nachzukommen, müßten eigentlich zwei Leitthemen eröffnet werden.

Mir geht es im übrigen ähnlich wie Herrn Wagner, denn gerade einem Vielschreiber und permanenten Sprachuser wird die vorhandene Norm oft zu eng. Dabei will ich aber auch an die Worte von Theodor Ickler erinnern, der stets darauf verwies, daß die Wörterliste (das heißt die Lizenzerteilung für Einzelworte) und das Regelwerk selbst zwei Paar Stiefel sind. Die bestehende Normierung läßt größeren Spielraum zu als man weiß und glaubt.

Ich möchte mich mit der Eröffnung des Stranges „Lug, Trug und andere Reize“ der perfiden Überrumpelungsaktion der Kultusminister zuwenden und nur zu gerne dem verlogenen Machwerk das Fundament abgraben. Motive dafür gibt es reichlich. Mein Hauptmotiv: „gelebte, streitbare Demokratie“.

Der Strang sollte normalerweise recht einfach funktionieren, denn es gilt ja eigentlich nur, eine möglichst übersichtliche Zusammenschau aller verlogenen Argumente zu fertigen, die dazu führten, daß sich diese Rechtschreibreform institutionalisieren konnte. Dazu würde es ausreichen, die in diesem Forum verstreut eingebrachten Beiträge herüberzukopieren. Das wäre absolut zeitsparend und wenig „aufwändig“. Ob dies letztlich ein Diskussionsstrang oder nur ein „Sammelstrang“ wird – oder ob die Intention gar fehlschlägt – bleibt der Zukunft überlassen.

Irgendwie bin ich schwer beeindruckt von den Argumenten der Kultusbürokratie. Sie waren recht einfach zu merken: „zu spät“, „zu faul (zum Umlernen)", „große Erleichterung“ ...
Im besonderen aber beschäftigt mich die nachfolgende Frage:
Wie bitteschön konnte es möglich werden, daß ein fast 100jähriges Faktum – nämlich die altbewährte, einheitliche deutsche Rechtschreibung – durch einen Federstrich in Wien beseitigt werden konnte, und – das ist eigentlich ein Treppenwitz – daß gerade die Reformer seit nunmehr fünf Jahren das Argument des Faktischen für sich in Anspruch nehmen?

Sauer bin ich auf diese Worthülsenblender (!), die Sätze in die Welt „sätzen“, die vor Banalität strotzen, aber vom Volke aufgenommen werden wie ein Gebet.

Was bitte wäre von folgendem Satz zu halten: „Die Grundlage des Fundaments ist die Basis.“
So – oder so ähnlich – reden die!
Ergo: Graben wir dort, wo es wehtut, ohne daß es uns Leid tut.


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nos

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