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Jörg Metes
07.03.2002 21.52
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Woran sie glauben

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Diese falsche Ansicht vom angeblichen Interessengegensatz zwischen Schreiber und Leser ist auch die Grundlage der Reformüberlegungen von Dieter Nerius.
Gibt es eventuell irgendein Grundsatzpapier, in dem Nerius diese Überlegungen dargelegt hat? Was wären überhaupt die Schlüsseltexte zur Ideologie der Reform? Wo könnte man besonders gut nachlesen, was die treibenden Kräfte der Reform sich von ihr erhofft und versprochen haben? (Ich meine die Idealisten unter den Reformern und Reformbefürwortern, nicht die Profiteure).
__________________
Jörg Metes

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Christian Melsa
19.12.2001 16.19
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Die Kultusminister werden hier natürlich behaupten, ihre Maßnahme Rechtschreibreform sei ja vom Grunde her auf den „Einzelfall“, d.h. Sonderfall der Schulpraxis zugeschnitzt worden. (Wenn auch das Ergebnis selbst allein dieses Aspekts miserabel ausfällt, aber bezüglich des Anlasses würden die bestimmt versuchen, sich so herauszureden. Wahrscheinlich ist der Horizont tatsächlich so beschränkt.)
– geändert durch Christian Melsa am 20.12.2001, 23.31 –

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Theodor Ickler
19.12.2001 15.32
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Natürlich!

Daß man schreibt, um gelesen zu werden, gilt natürlich nur grundsätzlich, zur allgemeinen Kennzeichnung des Verhältnisses von Schreiben und Lesen. Es gilt nicht unbedingt im Einzelfall, also beim Lernen und Üben sowie beim Zeilenschinden. So war es stets gemeint.
__________________
Th. Ickler

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Christian Melsa
19.12.2001 14.29
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Zu schreiben, um gelesen zu werden, ist zunächst einmal natürlich die ganz ursprüngliche Motivation. Die schlichte Botschaftsvermittlung, der Kernsinn von Sprache überhaupt. Aber es gibt in unserer heutigen Welt eben auch noch z.B. jene berufsmäßigen Schreiber, die teilweise eigentlich hauptsächlich schreiben, um damit ihr Geld zu verdienen. Da kann der Inhalt schon deutlich weniger wichtig sein, er ist dann nur noch ein weitgehend austauschbarer Rohstoff, der weiterverarbeitet wird zu einem sehr vergänglichen Konsumartikel. Literatur und Journalismus können zwar bedeutsam und bewegend sein, sie müssen aber nicht und sind es ja auch nur in den wenigen Fällen, die in der Öffentlichkeit dann wahrgenommen werden. Bei großen Organisationsorganismen, wie Konzernkolossen (die den heutigen Medienbetrieb beherrschen) oder Staatsbürokratien (die den heutigen Schulbetrieb beherrschen), bekommen die Hierarchiespitzen oft sowieso nicht mehr so gut mit, was handfest eigentlich los ist. Der Betrieb muß einfach laufen und läuft auch. Die Praktiker am anderen Ende der Hierarchie haben meist gar nicht den Einfluß, um am Gang der Dinge zu rütteln. Das ist jedenfalls, grob betrachtet, der Status quo.

Ähnlich ist es eben bei den Schulen. Gewisse Phantasien der Entscheider über die Rollen und Gewichtungen der Elemente, über die sie zu befinden haben, bestimmen den Lauf. Auch wenn diese Phantasien nicht mehr als Phantasien sind. In dieser Hinsicht ist ganz offenbar die gewaltige Hallfahne der linken Schul- und Rechtschreibideologien der 70er Jahre noch nicht verklungen. Das geht auch deswegen, weil in der Schule das Schreiben ebenfalls im unmittelbaren Radius zum Selbstzweck verkommt. Die Schüler schreiben Texte nicht aus eigenem Antrieb für die Schule, sondern weil es von ihnen verlangt wird. Und sie wissen dabei natürlich ganz genau, daß ihr Textausfluß keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse beinhaltet, ja meist gar nicht beinhalten soll, denn er dient meistens einfach nur der Lernkontrolle: Sag mir doch nochmal, was ich dir erzählt habe und also sowieso schon viel besser als du weiß; ich muß jetzt nur bewerten, wie gut du es dir gemerkt hast. Texte werden hier also nicht zwecks Botschaftsvermittlung im eigentlichen Sinne verfaßt. Und in genau dem Bereich, der für so etwas wie Rechtschreibung besonders zuständig ist, werden Texte noch viel sinnleerer behandelt, etwa Diktate, bei denen die Kompetenz der Schüler in einer gleichsam mechanischen Weise abgefragt wird, wo dann also die Wörter, Sätze, ihre Schreibweisen und Interpunktion so viel Bedeutung haben wie die Könige, Damen und Buben in einem Skatspiel.

Kein Wunder, daß man in solchen Umfeldern leicht einen vernünftigen Bezug zum eigentlichen Sinn von Schrift und Orthographie verliert.

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Walter Lachenmann
18.12.2001 18.42
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Wenn ich mich nicht irre...

... ist die Perspektive des Schreibens die des Gelesenwerdens. Und die Perspektive des Lesens ist die, des Verstehenwollens, was geschrieben ist.
Wenn das inkompatible Perspektiven sind, hilft keine Orthographie, wie auch immer sie aussieht. Oder ist das völlig anders zu verstehen? Vermutlich meinte die Kultusministerin nichts dergleichen, aber ich erinnere mich bei diesen seltsamen Gedanken an folgendes Gedicht, das ich auch nicht verstehe, dennoch sehr liebe :


Mnemosyne.

Ein Zeichen sind wir, deutungslos
Schmerzlos sind wir und haben fast
Die Sprache in der Fremde verloren.
Wenn nemlich über Menschen
Ein Streit ist an dem Himmel und gewaltig
Die Monde gehen, so redet
Das Meer und Ströme müssen
Den Pfad sich suchen. Zweifellos
Ist aber Einer, der
Kann täglich es ändern. Kaum bedarf er
Gesez. Und es tönet das Blatt und Eichbäume wehn dann neben
Den Firnen. Denn nicht vermögen
Die Himmlischen alles. Nemlich es reichen
Die Sterblichen eh' an den Abgrund. Also wendet es sich, das Echo
Mit diesen. Lang ist
Die Zeit, es ereignet sich aber
Das Wahre.

Wie aber liebes ? Sonnenschein
Am Boden sehen wir und trokenen Staub
Und tief mit Schatten die Wälder und es blühet
An Dächern der Rauch, bei alter Krone
Der Thürme, friedsam ; gut sind nemlich,
Hat gegenredend die Seele
Ein Himmlisches verwundet, die Tageszeichen.
Denn Schnee, wie Majenblumen
Das Edelmüthige, wo
Es seie, bedeutend, glänzet auf der grünen Wiese
Der Alpen, hälftig
Da, vom Kreuze redend, das
Gesezt ist unterwegs einmal
Gestorbenen, auf hoher Straß'
Ein Wandersmann geht zornig,
Fernahnend mit
Dem andern, aber was ist diß ?

Am Feigenbaum ist mein
Achilles mir gestorben,
Und Ajax liegt
An den Grotten der See,
An Bächen, benachbart dem Skamandros.
An Schläfen Sausen ist, nach
Der unbewegten Salamis steter
Gewohnheit, in der Fremd' ist groß
Ajax gestorben.
Patroklos aber in des Königes Harnisch. Und es starben
Noch andere viel. Am Kithäron aber lag
Elevtherä, der Mnemosyne Stadt. Der auch, als
Ablegte den Mantel Gott, das abendliche nachher löste
Die Loken. Himmlische nemlich sind
Unwillig, wenn einer nicht
Die Seele schonend sich
Zusammengenommen, aber er muß doch ; dem
Gleich fehlet die Trauer.

F.H.
__________________
Walter Lachenmann

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Theodor Ickler
18.12.2001 10.08
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„Eindeutigkeit, Einfachheit und Widerspruchlosigkeit im wissenschaftlichen Sinne waren und sind schon deshalb nicht erreichbar, weil die Perspektive des Schreibens und die Perspektive des Lesens im Prinzip nicht kompatibel sind.“ (Die damalige Kultusministerin von Schleswig-Holstein, Gisela Böhrk, in einem Brief vom 2.4.1997)

Diese falsche Ansicht vom angeblichen Interessengegensatz zwischen Schreiber und Leser ist auch die Grundlage der Reformüberlegungen von Dieter Nerius. Daß wir gerade um des Lesens willen schreiben, kommt diesen Leuten nie in den Sinn.
__________________
Th. Ickler

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