Professor Korlén, der auch Mitglied der Dt. Akademie für Sprache u. Dichtung ist, hat seinen Widerspruch in Briefen an den Sekretär der KMK, Dr. Funk, und an die Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen kundgetan. Letzterer lautet wie folgt :
»Rechtschreibreform und kein Ende
In dem vertraulichen, aber inzwischen auch in Schweden bekanntgewordenen Dritten Bericht der zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung wird auf S. 16 behauptet, es lasse sich kein Beleg dafür finden, daß die Rechtschreibreform der deutschen Sprache im Ausland geschadet hätte. Wie ich aber in einem Schreiben an die Kultusministerkonferenz bemerkt habe, trifft dies nicht zu.
Die Kommission unterschlägt nämlich, daß zwei ihr wohl bekannte, d. h. wohlbekannte Artikel in der Zeitschrift des schwedischen Neuphilologenverbandes (LMS-LINGUA) auf die schwerwiegenden Folgen hinweisen, die sich aus der fatalen Neuregelung von Getrennt- und Zusammenschreibung für den Deutschunterricht in Schweden ergeben haben. Hunderte von geläufigen und bisher unverfänglichen Zusammensetzungen, die im Schwedischen ihre genaue Entsprechung haben, sind nun als eigenständige Wörter aus den schwedisch-deutschen und deutsch-schwedischen Wörterbüchern verschwunden. Die schwedischen Deutschstudierenden müssen also lernen, daß all diese Zusammensetzungen, wie z. B. kriegführend, tiefschürfend, allgemeinbildend, schwer- und leichtverständlich, nichtssagend, zufriedenstellend, wohlbekannt und weitere nun mit zwei Wörtern wiederzugeben sind, wobei in mehreren Fällen auch Betonung und Bedeutung betroffen sind. Ähnliche Schwierigkeiten ergeben sich übrigens auch für die anderen nordischen Länder.
Daß all dies das Erlernen der ohnehin schwierigen deutschen Sprache zusätzlich erschwert, liegt auf der Hand.
Gustav Korlén
Professor em. für deutsche Sprache an der Universität Stockholm«
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