Regeln und Überregeln
Die Schreibung „nachhause“ kommt mir etwas vor wie hierher; dann sollte man gleich nachhausekommen wie hierherkommen schreiben? Doch ist die Schreibung nachhause so wie in Neuschreib infrage n.m.M. nicht gut; dazu:
Bei den Unterscheidungen von z.B. zugrunde richten gegenüber (ein Schiff) auf Grund setzen habe ich mich nach den Regeln und Überregeln (Metaregeln) gefragt und habe die Überregel gefunden: Dinge* sollen groß geschrieben werden. (*der Vollständigkeit halber: außer Fürwörtern (Ausnahme: Du, Sie usw.), Zahlwörtern (Grenze: Dutzend, das Gros, das Tausend ... ), Verweisen, nichtsubstantivisch gebrauchten Substantivierungen; habe ich sie alle?)
So:
zu Hause (das Haus ist als handfest greifbares Ding vorhanden),
nach Hause (ebenso),
das Zuhause (nun ist sogar die Zuhausesein-Möglichkeit als Haus samt Lebensgefühl greifbar),
in Frage stellen (die Frage entsteht ja gerade durch diese Infragestellung),
zu Ende bringen (dann ist das Ende erreicht und somit vorhanden),
(ein Schiff) auf Grund setzen (nämlich auf den als Ding vorhandenen Meeresgrund)
gegenüber
zutage fördern (die mir dazu einfallenden Hauptwörter der Tag, das Tageslicht, der Tagebau sind nicht das, durch was meine Aufmerksamkeit von der Bedeutung dieses Ausdruckes angezogen wird; das könnte anders sein, wenn Kohle von unter Tage *?zu Tage gefördert wird: da sehe ich dann wieder das Tageslicht und die Tage gewordene Erdoberfläche vor mir);
zugrunde legen (was mir einfällt, ist doch recht weit weg: als Grundlage nehmen);
aufgrund neuerer Erkenntisse (zu schreiben auf Grundlage neuerer Erkenntnisse ginge, aber das genau steht da nicht),
zugrunde richten (flachmachen und dem Erdboden, dem Erdengrund gleich machen ist oftmals nicht gemeint; und der logische Grund (causa) auch kaum);
beiseite schaffen ggü. zur Seite schaffen: *bei Seite wäre kein gewöhnlicher Satzbau mehr, daher hat für beiseite eine Wortbildung stattgefunden.
zustande bringen (kein Verkaufsstand und kein Fahrradständer und kein zum Stehen bringen bietet sich an);
zuschanden machen ggü. zur Schnecke machen: eine hübsche Gegenüberstellung.
Für mich, der ich Rechtschreibung als Handwerker in der Alltagsarbeit gelernt habe, ist die Frage: „Ist das Ding, von welchem die Rede sein könnte, vorhanden?“ immer ein brauchbarer Maßstab gewesen.
Hat jemand gegen die Gültigkeit dieser Prüffrage Einwände oder Gegenbeispiele?
(Ich habe zwei fragwürdige Gegenbeispiele, aber dieser Beitrag ist für heute lang genug.)
Paul Celan kam aus Tschernowitz (Bukowina), für ihn war sozusagen der österreich-ungarische KuMi zuständig; und laut deren Ö-Duden darf „zuhause“ geschrieben werden.
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Detlef Lindenthal
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