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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
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Christian Melsa
15.06.2002 13.52
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Infokästen: Wahrig (2002) vs. Duden (2000)

(Ich stelle den Beitrag noch einmal an dieser Stelle ins Forum, da nicht nur Bertelsmann betroffen ist; es handelt sich ja eher um einen Blick auf die beiden Marktführer unter den Wörterbuchanbietern.)

In Reformpropaganda wird die alte Rechtschreibung gern damit dämonisiert, zu erzählen, wie sich im Laufe der Zeit lauter Detailvorschriften angesammelt hätten, bis das Gesamtregelwerk völlig unüberschaubar geworden sei.

Wegen der Schwächen der amtlichen Neuregelung hat die neue Rechtschreibung die alte in dieser Hinsicht längst übertroffen. Sowohl Duden als auch Bertelsmann rühmen sich, ihre aktuellen Rechtschreibwörterbücher mit hunderten von Infokästen im Stichwortbereich ausgestattet zu haben. Aus ergonomischer Sicht des Wörterbuchnutzers sind die auch ganz praktisch. Allerdings sind an diesen Stellen lauter Zusatzregeln untergebracht. Sie dienen normalerweise als Begründung für Schreibweisen, die im Wörterbuch anders eingetragen sind als eigentlich aus der echten Neuregelung zu folgern sein müßte. Manchmal sind aber sogar noch auf Basis dieser Ergänzungen Widersprüche zu den Wörterbucheinträgen zu entdecken.

Ein paar Beispiele:

Im brandneuen Wahrig steht auf S. 460 ein Kasten zum Umgang mit dem Zusatz „halb“. Wann wird zusammen, wann getrennt geschrieben?

„Zusammensetzungen des Adverbs halb mit einem Adjektiv schreibt man zusammen, wenn halb als bedeutungsmindernd verstanden wird: halbamtlich, halbleinen, halbseiden. §36 (5)
Ansonsten gelten mehrteilige Ausdrücke mit halb als getrennt zu schreibende Wortgruppen (halb leer, halb nackt, halb offen, halb voll) mit der Einschränkung, dass Getrennt- oder Zusammenschreibung möglich ist, wenn nicht eindeutig erkennbar ist, ob es sich um eine Wortgruppe (halb gar) oder um eine Zusammensetzung handelt (halbgar). §36“


Das geht zwar mit der amtlichen Neuregelung konform, aber trotzdem fragt man sich doch, warum halb bei den nur so angegebenen Lemmata halb nackt, halb verhungert oder halb wach nicht bedeutungsmindernd sein soll. Schließlich ist im Gegensatz zu etwa halb leer bei ihnen nicht gemeint, daß der Zustand genau zur Hälfte zutreffe.

Das mysteriöse Kriterium, das hier zur Geltung kommen könnte, steht dagegen in Dudens Infokasten zum selben Thema auf Seite 446: „Getrenntschreibung, wenn 'halb' als Gegensatz zu 'ganz' aufgefasst wird“. Als Beispiele dafür dienen die halb leere Flasche, das halb offene Fenster und ein halb verhungerter Vogel. Das ist also ein bedeutungsorientiertes Kriterium, das in der amtlichen Neuregelung nirgends vorkommt. Mehr noch: Komischerweise gibt der Duden z.B. die Schreibungen halbdunkel, halbbitter und halblaut an, die der eigenen Regelung offensichtlich nicht entsprechen. Daß Zusammenschreibung eintreten soll, wenn halb als bedeutungsschwächender Zusatz aufgefaßt wird, erwähnt der Duden zwar auch, aber natürlich lassen sich die angeführten Beispiele beliebig beiden Fällen zuordnen. Oder anders gesagt, es ist bedeutungsmindernd, wenn halb als Gegensatz zu ganz aufgefaßt wird, was sonst? Wahrscheinlich beruht der „ganz“-Notbehelf auf der Überlegung, daß man zwar schreiben kann das Glas ist ganz leer, im Gegensatz zu das Glas ist *ganzleer, aber genauso kann man natürlich auch schreiben es war ganz dunkel, trotzdem soll nicht halb dunkel die richtige Schreibung sein, sondern halbdunkel. In Zweifelsfällen, schließt daher Dudens Infokasten, sei sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung möglich. Vor dem beschriebenen Hintergrund sind allerdings eigentlich alle Fälle Zweifelsfälle. Als Beispiele für Zweifelsfälle nennt der Duden nur halb_gares Fleisch und halb_links stehen. Warum die freie Wahl ausgerechnet bei diesen Fällen besteht, bei anderen gleichartig gelagerten jedoch nicht, das bleibt ein Geheimnis.

Zur Frage, wann der Zusatz wieder mit dem folgenden Wort zusammen und wann getrennt geschrieben werden soll, bietet der neue Wahrig nur äußerst knappe Ausführungen. Sie haken bei der Unterscheidung zwischen wiederbekommen und wieder bekommen ein:

„Fügungen aus Partikel und Verb in der Bedeutung 'zurück' schreibt man im Infinitiv und den Partizipien zusammen: Sie wollen das Geld wiederbekommen (=zurück).
Aber: In der Bedeutung 'erneut, nochmals' wird das Gefüge getrennt geschrieben (sowohl die Partikel wieder als auch das Verb sind betont): Wir sollen den Preis wieder bekommen (=erneut).
Ebenso: wieder entdecken, wieder erzählen, wieder bekommen (=zum zweiten Mal) usw.“


Das ist recht nah am amtlichen Regelwerk, obwohl die „Zusammenschreibung im Nebensatz bei Endstellung des Verbs“ (§34 Neuregelung) nicht erwähnt wird, dafür aber schon zaghaft Betonungskriterien. Der Duden führt in dem entsprechenden Infokasten die Betonung eigens unter III. als Kriterium an, also nicht nur als zufällige Begleiterscheinung. Das entspricht zwar den 97er Änderungsvorschlägen der Rechtschreibkommission, aber natürlich wiederum nicht dem tatsächlichen amtlichen Regelwerk. Eigenartig sind beim Duden die unter II. angegebenen angeblichen alten Schreibweisen für angeblich neue Getrenntschreibungen „vor allem dann, wenn 'wieder im Sinne von 'nochmals, erneut' verstanden wird“. Bisher sollen folgende Schreibungen demnach richtig gewesen sein:

Sie hat ihre Arbeit wiederaufgenommen.
Es ist mir alles wiedereingefallen.
Ich werde das nicht wiedertun.


Vor allem die letzten beiden Beispiele sind natürlich völlig unüblich. Die Fakultativität, die Ickler in seinem Wörterbuch angibt, entspricht den wahren Verhältnissen. Das geht auch aus einigen Lemmata im Duden hervor, die nicht farblich hervorgehoben sind, also von der Reform unverändert geblieben sein sollen: z.B. wieder_erkennen, wieder_eröffnen, wieder_vereinigen. Während Duden bei diesen Wörtern sowohl Getrennt- als auch Zusammenschreibung undifferenziert nebeneinanderstellt, unterscheidet Wahrig hier nach Betonung (die auf die Bedeutung zurückgeht, ohne diese aber genau auszuführen).

Weiterhin findet man dann sowohl bei Wahrig als auch bei Duden unter den Lemmata doch wieder solche, die den Angaben in den Infokästen widersprechen: wieder herrichten (aber gleich danach wiederherstellen!), wieder gutmachen (Duden: auch wiedergutmachen, ohne Bedeutungsunterscheidung), wieder eingliedern (nur Wahrig), wieder aufnehmen (Duden: auch wiederaufnehmen, ohne Bedeutungsunterscheidung).

Die verzeichneten Schreibweisen werden also nicht einmal von den Ergänzungen des Regelwerks überall stimmig erklärt. Vieles bleibt rätselhaft, trotz Infokästen. Das Ergebnis ist äußerst chaotisch. Natürlich sind die Ergänzungen Notbehelfe, um das Reformregelwerk irgendwie zu retten. Bloße „Präzisierungen“, wie die Reformer es gerne nennen, sind es nicht, denn sie fügen dem Regelwerk, da die Ausführungen sich mit ihm nicht decken, offensichtlich zusätzliche Bestimmungen hinzu. Wenn Notbehelfe gebraucht werden, muß ein Notstand vorliegen, und der ist natürlich von der Reform verursacht. Durch die vorgenommenenen Nachbesserungen wird die neue Rechtschreibung immer schwerer durchschaubar. All dieses Kuddelmuddel ist nur loszuwerden, wenn die Reform komplett wieder zurückgenommen wird.

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Jörg Metes
15.04.2002 09.42
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Was jetzt noch fehlt

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler (im Gästebuch, 7.5.01, unter der Überschrift 'Hinter dem Mond'):
Soeben ist im Heyne-Verlag als Taschenbuch eine Neuausgabe der „Aktuellen deutschen Rechtschreibung von A-Z“ erschienen. (...) Das Wörterbuch kostet 17,90 DM (nicht 16,90 – wie im Katalog angegeben) und ist wie bisher das schlechteste, das es im Zusammenhang mit der Reform gegeben hat (...)
- Es ist noch gar nicht gewürdigt worden, wie bahnbrechend aber der Titel dieses Wörterbuchs ist.

DIE AKTUELLE DEUTSCHE RECHTSCHREIBUNG

- Aktuell: Das sind für gewöhnlich Börsenkurse, Spielstände, Ranglisten und Hitparaden. Dinge also, die sich laufend auch wieder ändern. Hat je ein Wörterbuch so ausdrücklich seine Vorläufigkeit betont? Werden andere nachziehen? Wird es irgendwann neben vorläufigen Wörterbüchern auch solche geben, die in die Zukunft blicken? Einen bertelsmann tomorrow ('heute schon die Rechtschreibung von Morgen')? Oder einen Duden 3000 ('so schreiben wir im jahr 3000')?

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Jörg Metes

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J.-M. Wagner
18.02.2002 06.30
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Eine Perle - für Geduldige

Gefunden! Komplett digital abgebildet und im JPEG-Format (in hervorragender Qualität) zum Abruf bereit:

Adelung, Johann Christoph: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart : mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen / von Johann Christoph Adelung. Mit D. W. Soltau's Beyträgen . – Rev. und berichtiget von Franz Xaver Schönberger . – Wien : Hrsg. , 1808 Erschienen: Th. 1 – 4
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Jan-Martin Wagner

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J.-M. Wagner
21.01.2002 17.26
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Wortschatz Deutsch

Das Wortschatz-Lexikon der Uni Leipzig bietet (nach eigenen Angaben) Zugriff auf über sechs Millionen Wörter und 15 Millionen Sätze, und zwar in Deutsch, Englisch, Französisch und Holländisch. (Vermutlich ist es die Summe der Wörter aller vier Sprachen, welche die Gesamtzahl von sechs Millionen ergibt.) Es beinhaltet für jedes Wort u. a. Informationen zu Grammatik, Häufigkeit, Sachgebiet, Kollokationen, rechte und linke Nachbarn sowie Assoziationsnetze, und es werden Quellen nachgewiesen, in denen es verwendet wurde.

»Die Daten werden aus sorgfältig ausgewählten öffentlich zugänglichen Quellen automatisch erhoben. Die Beispielsätze werden automatisch ausgewählt [...]« Diese öffentlich zugänglichen Quellen sind zumeist Tageszeitungen. Mit der Rechtschreibung ist das dann so eine Sache; wenn man etwa unter – pardon – „Scheisse“ nachschlägt, erfährt man, dies sei die »alte Rechtschreibung von: Scheiße«, und die Grundform sei „Scheis“. Das liegt eindeutig an der automatischen Erhebung, denn dadurch werden alle Rechtschreibfehler (bzw. alle Eigenwilligkeiten der Schreibung) übernommen – was auch Vorteile hat, insbesondere im Zusammenhang mit der Häufigkeitsangabe.

Es geht aber noch weiter: Eine Suche nach dem saloppen Ausdruck – pardon – „Scheißeritis“ (für Durchfall) führte zu dem überraschenden Ergebnis »negative Bewertung von: Eritis, eritis«, und dies ohne daß die Verwendung belegt wird. „Eritis“ ist anklickbar, man sieht dann, daß es nur als Eigenname oder in einem lateinischen Zitat auftaucht (wie auch „eritis“). Modulo dieser selbstgebauten Fallstricke der automatischen Sprachverarbeitung scheinen mir diese Seiten recht informativ und interessant zu sein – aber bezüglich der linguistischen Feinheiten bin ich ein Laie, deshalb möge man meine Einschätzung überprüfen und gegebenenfalls korrigieren.
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Jan-Martin Wagner

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Elke Philburn
21.01.2002 00.24
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Re: Digitales

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Mein Rechtschreibwörterbuch soll bis zum Herbst überarbeitet sein. Ich werde vorher noch Probeseiten hier einrücken, damit jeder etwas dazu sagen kann.


Mein Vorschlag: Geben Sie dem Buch einen schöneren Einband, wenn Sie denn Einfluß darauf haben. Nicht, daß es mich persönlich kratzen würde – ich weiß ja, was ich als Inhalt zu erwarten habe, und insofern ist es mir wurscht.

Das Buch nimmt sich nur neben dem glänzenden und in leuchtenden Farben verpackten Duden ungemein bescheiden aus und verspricht damit weniger, als drinsteckt.

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Theodor Ickler
20.01.2002 14.43
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Digitales

Lieber Herr Swaton, zu dem von Ihnen gesuchten Wörterbuchprojekt gehe ich ab und zu auf folgende Adresse:

http://www.bbaw.de/iag/dig_woerterbuch/index.html

Es ist aber lange nichts Neues dort zu lesen gewesen, ich frage mich, ob etwas daraus wird.

Mein Rechtschreibwörterbuch soll bis zum Herbst überarbeitet sein. Ich werde vorher noch Probeseiten hier einrücken, damit jeder etwas dazu sagen kann.

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Th. Ickler

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Walter Lachenmann
20.01.2002 10.46
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Wörterbücher und ihre Nutzung

Bei der Beurteilung von Wörterbüchern wird man differenzieren müssen nach dem Anspruch, den sie an sich selber stellen, und nach dem Zweck, den sie erfüllen.
Daß der Wahrig einen so großen Verkaufserfolg hatte und auch in der reformierten Version hat, liegt vermutlich daran, daß er sehr viele Bedürfnisse zu einem günstigen Preis bedient: Erläuterung des Begriffs, sehr ausführliche Anwendungsbeispiele und die Orthographie (ob »amtlich« oder nicht, spielt keine Rolle, da sie sich vom Duden so gut wie nicht unterscheidet). Da bietet der Wahrig mehr als der Duden, außerdem ist er typographisch ansprechender, trotz seiner Dicke handlicher, und auch als Taschenbuch nicht weniger haltbar als der Duden, der zwar einen Pappeinband hat, aber auch nur klebegebunden ist, sich also genauso schnell in Einzelblätter auflöst, wenn man entsprechend unsanft damit umgeht.
Man muß sich also die Frage nach dem Benutzer stellen. Und das waren vor der Reform nicht in erster Linie die Vielschreiber, etwa die Journalisten. Die waren sich ihrer Rechtschreibung so sicher, daß sie so gut wie nie nachschlagen mußten. Für Zweifelsfälle reichte in der Regel ein Uralt-Duden, öfter wird man mal in einem Fremdwörterlexikon nachgeschlagen haben, sofern man im Duden hier nicht fündig wurde. Auch gab es überhaupt keinen Grund, sich jeweils die neuesten Auflagen zu kaufen, es handelte sich ja nicht um ein Gesetzbuch mit laufend veränderter Rechtsprechung.
Nach meiner Beobachtung schreiben z.B. die SZ-Journalisten im privaten Verkehr weiterhin unreformiert – woher sollten sie die neuen Regeln auch kennen (Unterstöger, Burkhardt, Kaiser) – die Umwandlung erfolgt wohl im Hause. Auch das muß man sich einmal vorstellen: Aus Kostengründen wurden erst die hauptberuflichen Korrektoren abgeschafft (das war eine sehr qualifizierte Berufsgruppe, zu deren Handwerkszeug natürlich der Duden gehörte), und jetzt werden seit vier Jahren Arbeitskräfte eigens dafür abgestellt, die eigentlich druckreif abgelieferten Texte im Sinne der Reform abzuändern, also zu verschlechtern! Die Ergebnisse bei der SZ sehen nicht so aus, als würde das nur über einen Word-Konverter eingelesen (selbst das wäre ziemlich aufwÄndig). Um solchen Unsinn zu produzieren, wie er dort alltäglich zu lesen ist, muß sich jemand hinsetzen und in die Texte eingreifen (Koppelwörter, GZS usw.), insofern könnte das Wunschdenken Herrn Icklers, hier würde bewußt übertrieben oder geschludert, vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit enthalten, ich glaub's aber nicht.
Kurzum: Es ist ein Unterschied, ob man von Wörterbüchern spricht, die im Alltag von »Normalverbrauchern« benutzt werden (Schüler, Studenten, Schreibkräfte, Redaktionen usw.) oder von solchen mit wissenschaftlicher Bedeutung, über deren Qualität sich die gelehrten Herren hier austauschen, Adelung, Paul usw., oder der hier so schlecht beleumundete Grimm.
Von diesem gibt es zu berichten, daß er bei dtv seit 1984 insgesamt 28.000mal verkauft worden ist und heute 499 Euro kostet. Das heißt doch, daß er auf jeden Fall für viele Leute so interessant zum Schmökern ist, daß sie sich das Vergnügen 1.000 Mark kosten lassen, egal was die Fachleute von ihm halten. Also ist es mit der Wörterbuchkultur von daher bei uns nicht so übel bestellt. Und es zeigt auch, daß das Wissen »um« die Existenz anderer Wörterbücher als der Duden auch schon vor der Reform weit verbreitet war.
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Walter Lachenmann

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Henrik Swaton
19.01.2002 16.29
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Digitales Wörterbuch

Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften soll sich vorgenommen haben, ein digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts zu erstellen.

Aufgenommen werden sollen 1 1/2 Millionen Wörter; das Wörterbuch kann ständig ausgebaut werden und soll auch die gesprochene Sprache berücksichtigen.

Weiß jemand mehr über dieses Projekt (Orthographie/Zugang u.ä.)?

Frage an Professor Ickler: Wann erscheint eigentlich die Neuauflage Ihres Rechtschreibwörterbuchs?

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Henrik Swaton
08.01.2002 15.25
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Nachtrag

Der Ladenpreis der 9. Auflage war von 1992 (Jahr des Erscheinens) bis 1999 DM 76,00 und wurde dann auf DM 48,00 (aktueller Preis) reduziert.

Die Neuauflage wird allerdings EUR 56,00 kosten (immerhin eine Erhöhung von 44 %/Begründung: nach 10 Jahren, kompletter Neusatz, deutliche Umfangerweiterung).

Wenn es also nicht die neueste Auflage sein muß – jetzt zugreifen (z.B. über amazon.de)!

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Theodor Ickler
08.01.2002 13.58
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Gut!

Dieser Wertschätzung des Paulschen Wörterbuchs schließe ich mich an. Übrigens kann man getrost auch ältere Auflagen erwerben, wenn man sie mal im Antiquariat findet. Es handelt sich um eine wort- und bedeutungsgeschichtliche Darstellung, gut verständlich und hochinteressant zu lesen!
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Th. Ickler

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Henrik Swaton
08.01.2002 12.46
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Demnächst erscheint die 10. Auflage des „Deutschen Wörterbuchs“ von Paul. Wie mir der Niemeyer-Verlag auf meine eMail-Anfrage hin mitteilt, wird die Neuauflage weiterhin in der traditionellen Rechtschreibung gehalten sein.

Ein weiterer Grund für mich, dieses grandiose Wörterbuch zu erwerben und jedem, an guten Wörterbüchern Interessierten weiterzuempfehlen!

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Theodor Ickler
07.01.2002 11.10
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Rückläufiges Wörterbuch

„Die Neuerungen durch die Rechtschreibreform haben bei der Einarbeitung viel Mühe gemacht. Während bei der ersten und zweiten Auflage im Grundsatz nur Wörter und Komposita, aber keine Ausdrücke aus mehreren Wörtern aufgenommen worden waren, ergab sich die Schwierigkeit, dass in zahlreichen Fällen frühere Zusammensetzungen nun getrennt zu schreiben sind und damit hätten ausgeschieden werden müssen. Aus zwei Gründen sind sie beibehalten worden : Sie werden von vielen Sprachteilhabern nach wie vor als zusammenhängende Ausdrücke angesehen und würden bei Wegfall das Bild bei bestimmten Wortgruppen erheblich verzerren. Zum andern lassen Verlautbarungen aus der Rechtschreibkommission vermuten, dass es in manchen oder vielen Fällen gerade im Bereich der Getrennt- oder Zusammenschreibung zu Nachbesserungen kommen wird. Im übrigen (! Th. I.) ist das Rückläufige Wörterbuch kein Rechtschreibwörterbuch und darf deshalb für Einzelfälle, die dem neuesten Stand nicht entsprechen, um Nachsicht bitten.“
(Gustav Muthmann: Rückläufiges deutsches Wörterbuch. 3., überarb. u. erw. Auflage Tübingen: Niemeyer 2001: VII)

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Th. Ickler

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Theodor Ickler
07.06.2001 16.09
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Duden und amtliches Regelwerk

Aufgrund einer schönen Beobachtung von Herrn Wrase möchte ich folgendes anmerken:

Die Partikel „dagegen“ steht in der geschlossenen Liste unter § 34, muß folglich immer mit dem Verb zusammengeschrieben werden. Allerdings gibt das amtliche Wörterverzeichnis den etwas verrätselten Hinweis, daß (nur?) in der Bedeutung „vorhalten, erwidern“ Zusammenschreibung eintrete, nicht aber in der Bedeutung „gegen die bezeichnete Sache halten“. Der Duden folgert: „sie wird dagegenhalten, das sei zu teuer“; aber „ob die Wandfarbe zu den Fliesen passt, sieht man erst, wenn man eine dagegen hält“. Also: Argumente dagegenhalten, Fliesen dagegen halten?
Ob diese Auslegung, die ja auf den sonst verpönten Unterschied zwischen konkreter und übertragener Bedeutung hinausläuft, stichhaltig ist, steht dahin; zumnidest wäre es dann sehr irreführend, die Partikel zunächst in die geschlossene Liste aufzunehmen und dann wieder semantisch bestimmte Ausnahmen zuzulassen, die aber im Regelwerk nicht einmal erwähnt sind (anders als das katastrophale „wieder“).

Weche Rolle solche Hinweise im Wörterverzeichnis eigentlich spielen, könnte aus dem sehr ähnlichen Fall „festhalten“ hervorgehen. Ich setze meinen Kommentar (aus dem Kritischen Kommentar) hierher, weil er ein interessantes Zitat vom IDS einschließt:

fest_binden (anbinden), ...halten (schriftlich fixieren), ...nehmen (verhaften) ... § 34(2.2)
Da der angeführte Paragraph grundsätzlich die Getrenntschreibung von fest halten angibt, muß man zunächst annehmen, daß lediglich die übertragene Bedeutung 'schriftlich fixieren' Zusammenschreibung bewirkt. Das IDS führt in seiner Stellungnahme für das Bundesverfassungsgericht vom 10.11.1997 jedoch aus:
„An seiner Schreibung hat sich nichts geändert. Auch bisher gab es schon die Unterscheidung fest halten (steigerbar, Betonung auf halten) und festhalten (nicht steigerbar, Betonung auf fest). Das amtliche Wörterverzeichnis enthält beide Schreibungen. Von den verschiedenen Bedeutungen, die festhalten hat, ist im Wörterverzeichnis, das kein Bedeutungswörterbuch ist und nur Identifikationshinweise gibt, eine exemplarisch angeführt.“ (Anhang S. 13)
Wenn es so gemeint sein sollte, dann wäre allerdings die Angabe der übertragenen Bedeutung als Identifikationshinweis sehr irreführend. Die Wörterbücher sind dementsprechend zu ganz unterschiedlichen Auslegungen gekommen. In den millionenfach verbreiteten, unter Mitwirkung des IDS zustande gekommenen Wortlisten (z. B. in der Beilage der „Woche“) wird festhalten schlicht durch fest halten ersetzt.

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Th. Ickler

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Theodor Ickler
29.05.2001 14.22
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Das „Tysk bla ordbok tysk-norsk/norsk-tysk“ (Kunnskapforlaget Oslo 1998) von Gerd Paulsen ist auf neue Rechtschreibung umgestellt, aber wie?
Natürlich finden wir erst einmal sechzehn Verben vom Typ „wieder sehen“, alle nach der Duden-Fehldeutung von 1996 getrennt geschrieben. Auch sonst hat der Verfasser selbstverständlich nichts von den seither eingetretenen Klarstellungen und Veränderungen mitbekommen, also auch nicht von den halben Zurücknahmen bei „Aufsehen erregend“ usw.
„so genannt“ ist als Eintrag getrennt geschrieben, aber beim entsprechenden norwegischen Eintrag („sakalt“, mit Kringel) steht wieder „sogenannt“. Nach diesem Muster sehr vieles: „sauber machen“, „ins Reine bringen“ usw. – aber im Teil norsk-tysk dann doch wieder „saubermachen“, „ins reine bringen“.
Dazu kommen noch ein paar Bonbons wie „mir gegenüber sass ein kleines Mädchen“ („sass“ in Blaudruck für Neuschreibung!).
Ein hoffnungsloser Fall.
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Th. Ickler

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