Re: Schriftsprachenerwerbsforschung
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Christian Melsa (zum Artikel «Kinder müssen lernen, wozu Buchstaben taugen» / Eintrag 'Schriftsprachenerwerbsforschung' vom 30.6.02)
... jedenfalls verstehe ich nicht, wie man darauf kommen kann, Rechtschreiblernen sei keine Gedächtnisleistung.
- Auch mir erschließt sich der Sinn des Artikels nicht wirklich. Das Beispiel eines Kindes, das weiß, wie man Wörter wie Butter, Futter, Blätter, Vater schreibt, und daraus ableitet, daß man auch Sofer (statt Sofa) schreiben müsse, soll zeigen, daß Schreibweisen nicht aus dem Gedächtnis abgerufen, sondern durch Denkarbeit erschlossen werden. Andererseits basiert diese Denkarbeit ja offensichtlich darauf, daß das Kind aus dem Gedächtnis sehr wohl abrufen kann, wie man Butter, Futter usw. schreibt.
Die herkömmliche Didaktik wird dargestellt als Methode, die das Kind durch das sture Anstreichen von Fehlern über kurz oder lang entmutigt. Die Vision von einer Rechtschreibung, die ganz der kindlichen Logik folgt, klingt zumindest an (die Hamburger Wissenschaftlerin Mechthild Dehn, auf die der Artikel sich beruft, ist schließlich auch Co-Autorin von Gerhard Augst und Mitglied der Zwischenstaatlichen Kommission).
Was aber wäre damit gewonnen, wenn diese Vision eines Tages Wirklichkeit würde? Man hätte ja doch nur eine kindgerechte Rechtschreibung der deutschen Sprache; in der globalisierten Welt von heute könnte man den Kindern nicht ersparen, daß sie eines Tages auch noch die englische Sprache und Rechtschreibung erlernen und dann eben dabei erwachsen werden müßten.
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Jörg Metes
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