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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
GZS 1
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Theodor Ickler
06.08.2002 04.48
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Schlußschluß

Aber lieber Herr Lachenmann, ich habe doch keine Diskussion gewaltsam beenden wollen, sondern mein Schlußwort ausdrücklich als mein persönliches zu dieser Sache gekennzeichnet. Mehr ist m. E. der Sache nach nicht zu sagen, und wenn ich nun doch noch einmal antworte, werde ich nichts Neues beitragen können.
Mein Wörterbuch ist nicht rein deskriptiv, es wählt aus, wie jedes. Ich habe schon oft darauf hingewiesen, auch auf das Subjektive daran. Stilistik ist eine gute Sache, ich arbeite selbst daran („Antibarbarus“ ist der Arbeitstitel). Das Rechtschreibwörterbuch muß sich auf einen Kern beschränken, kann auch nicht viel argumentieren. Es gewährleistet eine gewisse Sicherheit und Einheitlichkeit im Schreibgebrauch gebildeter Erwachsener. Wer mehr will, muß sich über die Folgen im klaren sein (Umfang, Benutzbarkeit). Ich habe mich bemüht, diesen Kern herauszupräparieren, der Umfang hält sich also in vertretbaren Grenzen (eine Hinzufügung weiterer Einträge ist denkbar, aber die „Mikrostruktur“ der Einträge darf nicht wesentlich wachsen, auch nicht die Regelungsdichte). Am besten, man argumentiert an konkreten Fällen, dann sieht man die Folgen gleich sehr anschaulich.
Übrigens habe ich selbst niemals irgendeine Argumentation danach beurteilt, ob sie mit meinem Wörterbuch übereinstimmt oder nicht. Ein solcher Eindruck wäre, falls er besteht, ganz unbegründet; ich habe nur immer wieder auf meinen praktischen Versuch einer Kodifizierung verwiesen, weil er eben nun mal einen Teil meiner eigenen Argumentation darstellt. Also zusammengefaßt: Wie soll es denn nun gemacht werden, bitte schön? Und dann wollen wir uns den Vorschlag ansehen, ihn beurteilen und auch die Folgen bedenken (extrapolieren). Für irgendwelche Gereiztheiten sehe ich hier wirklich keinen Anlaß, verstehe auch die Heftigkeit mancher Reaktion nicht. Besserwisser sind wir sowieso alle miteinander, das sei geschenkt!
Der gesunde Menschenverstand ist kein Argument! Woher kommt er denn, soweit es um Sprache geht? Doch nur aus den Texten, aus der Lese-Erfahrung. (Zu dieser These hätte ich gern mal Ihre Stellungnahme, lieber Herr Lachenmann.)
__________________
Th. Ickler

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Walter Lachenmann
05.08.2002 20.12
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Ich halte es für einen ziemlich verfehlten Ansatz der Diskussion, die Beiträge daran zu messen, ob sie Icklers Wörterbuch in Frage stellen bzw. ob einer unterstellt, dies sei bei diesem oder jenem Beitrag der Fall. Diese Diskussion hatten wir tatsächlich schon einmal, sie entartete auf völlig absurde Weise und sollte sich wirklich erledigt haben. Andererseits kenne ich ähnliche Reaktionen auf kritische Meinungsäußerungen aus gut christlichen Kreisen, wo man nichts Schlimmeres tun kann, als gegen vermeintliche Kernaussagen der Heiligen Schrift sich skeptisch zu äußern. Bei genauerem Hinsehen sind die Kritiker heiliger Schriften in Wahrheit nicht selten näher an deren Verständnis als ihre leidenschaftlichen Exegeten und Verteidiger. Im konkreten Fall nehme ich dies für mich keineswegs in Anspruch, schließe es auch nicht aus, halte es aber erst recht nicht für ein unabdingbares Kriterium für das Mitredenkönnen bei unserem Thema.
Ja, eine Übergereiztheit läßt sich in den Reihen der Reformkritiker schon gelegentlich feststellen und daraus resultierend manche verfehlte und überflüssige Reaktion auch. Oder daß man plötzlich orthographische Sünden sieht, wo gar keine sind. Aber umgekehrt sollte man seinem gesunden Menschenverstand auch angesichts beeindruckender Statistiken nicht das Vertrauen versagen.
Statistische Ergebnisse, die wir hier immer wieder vorgeführt bekommen, bringen meines Erachtens nämlich die Gefahr mit sich, daß man in der Tat diesem gesunden Menschenverstand, oder besser: seinem im unbefangenen Umgang mit guter Literatur gewachsenen und insofern »natürlichen« Sprachempfinden mehr und mehr mißtraut, und, weil die Statistiken das hergeben, Schreibweisen auf einmal für möglich oder unbedenklich hält, die es einfach nicht sind.
So behaupte ich, wissenschaftlich nachweisen kann ich es natürlich nicht, daß nicht nur mir, sondern auch Herrn Ickler und vielen anderen in orthographischen Friedenszeiten, d.h. ohne jegliche Gereiztheit durch die Folgen der Reform, »braun gebrannt« in dem gegebenen Zusammenhang, also von Menschen auf einer Mittelmeerinsel erzählend, als orthographisch »falsch« aufgefallen wäre, nicht als »weniger gut«. Ich hätte nach kurzem Stocken unaufgeregt weitergelesen, denn solche Fehlleistungen hat es schon immer gegeben. Aber in diesem Fall ist diese Schreibweise nach meiner Überzeugung eine der zahllosen Folgen der von der Reform beeinflußten Marotte, die seltsamsten Sachen, die bislang völlig natürlich zusammengeschrieben wurden, plötzlich auseinanderzuschreiben. Und das gilt, dabei bleibe ich, rudere unbeirrt gegen alle Windmühlen und trotze heroisch allen Statistiken und Statistikern, auch für »bitteschön« in dem von mir zitierten Beispiel. Wobei mir das Spiel inzwischen schon auch etwas läppisch vorkommt; meinetwegen sollen bitteschön halt alle, die das wollen oder nicht besser wissen, »bitte schön« schreiben, es lacht heutzutage ja sowieso niemand mehr über solche Tolpatschigkeiten. Aber worüber reden wir dann überhaupt?

Für eine Schlußbetrachtung in dieser Angelegenheit dürfte es noch ein bißchen früh sein. Nach meiner Überzeugung müßte genau in diesem Bereich von Kritikern der Reform irgendwann mehr geboten werden als Mehrheitsverhältnisse. Ich will nicht falsch verstanden werden. Die Beschreibung des Sprachgebrauchs anhand von geeigneten Statistiken ist, das glaube ich gerne, sicherlich die einzig seriöse Methode in der Sprachwissenschaft, wenn es um die reine Darstellung der Orthographie geht. Daß diese Methode schließlich auf die persönlichen Entscheidungen des Autors oder der Autoren hinausläuft, insofern nur bedingt objektiv sein kann, wird immer eine Achillesferse sein, aber hier müßte sich eben das durchsetzen, was den Benutzern am meisten einleuchtet und angenommen wird, sagen wir einfach: das beste. Vorläufig gibt es eine solche Konkurrenz nicht, aber wenn es sie gäbe, würde sich leider nicht zwangläufig das beste durchsetzen, sondern das am effektivsten beworbene. Damit würde man leben müssen.
Es wird aber neben einem solchen rein deskriptiven, dokumentarischen Wörterbuch sicherlich eines geben müssen, das in Bereichen wie der GZS differenziert. Auch dies kann bzw. müßte sogar statistisch untermauert sein, denn die Statistiken geben doch nicht nur die Mehrheitsverhältnisse dieser oder jener Zusammen- oder Auseinanderschreibung vor, sondern ein Statistiker kann sich auch genauer ansehen, in welchem Bedeutungszusammenhang oder unter welchen sonstigen Konditionen die eine oder die andere Variante in der Praxis angewandt wird, und dies entsprechend auswerten. Da wird sich vermutlich zeigen, daß es tatsächlich Fälle gibt, wo das völlig austauschbar und beliebig ist, und andere, wo es Unterschiede gibt in der beabsichtigten Aussage, in der regionalen Praxis und möglicherweise gibt es noch andere Kriterien. Das ist natürlich ein sehr viel größeres Thema, und vorläufig sind wir ja froh, daß wir »unser« Wörterbuch so haben, wie es ist.
Meine Kenntnis von Wörterbüchern ist eher bescheiden, ich weiß aber, daß es solche umfänglichen Wörterbücher mit Anwendungsbeispielen gibt, die nicht erfunden, sondern aus hochwertiger Literatur zitiert werden. Das Problem dabei ahne ich: Welche Literatur ist da die richtige? Sicherlich nicht die allzuweit zurückliegender Jahrhunderte, obwohl man in der Erzählliteratur des 19. Jahrhundert gewiß noch lange fündig würde, ohne sich den Vorwurf der Altmodischkeit machen lassen zu müssen. Das ist eben auch wieder so eine Frage der persönlichen Entscheidung der Autoren. Wenn ich es richtig sehe, ist der alte Wahrig diesem Anspruch nicht übel gerecht geworden. (Jetzt erst habe ich Herrn Stirnemanns Rezension des Duden Bedeutungswörterbuches gelesen. Vermutlich wäre dies eine Entsprechung dessen, was ich meine.)

Schlußbetrachtung? Schlußworte wurden hier schon so viele gesprochen, lieber Herr Ickler, uns können Sie nicht hereinlegen!
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Walter Lachenmann

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Jörg Metes
05.08.2002 07.38
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Der Duden wußte es einmal

1958, in seiner 14. Auflage, wußte der Duden noch:
Bei der Zusammen- und Getrenntschreibung handelt es sich um einen Entwicklungsvorgang, der noch nicht abgeschlossen ist und der es deshalb auch nicht gestattet, feste Richtlinien aufzustellen.
Und weiter:
Die nachstehenden Beispiele geben den derzeitigen Entwicklungsstand wieder. In Zweifelsfällen schreibe man getrennt (Band 1 / Rechtschreibung, S. 35)
Zumindest sinngemäß schrieb der Duden das meiner Erinnerung nach auch in späteren Auflagen. 1991, in der 20. und letzten Auflage vor der Reform, mochte er (in unweiser Voraussicht?) allerdings von einem 'Entwicklungsvorgang' schon nicht mehr reden, sondern bemerkte nur noch knapp:
In der Zusammen- und Getrenntschreibung sind nicht alle Bereiche eindeutig geregelt. Wo die folgenden Hinweise nicht ausreichen und auch das Wörterverzeichnis nicht weiterhilft, schreibe man getrennt. (S. 62)
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Jörg Metes

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Theodor Ickler
05.08.2002 06.53
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Schlußbetrachtung (was mich betrifft)

Die GZS ist, wie viele bemerkt haben (u. a. H. H. Munske), ein typischer Übergangsbereich – mit Ausnahme der grammatischen Beschränkungen (Steigerbarkeit, prädikativer Gebrauch). Überall sonst sollte man großzügig sein. Das versteht sich natürlich für den von selbst, der sowieso nicht vorhat, neue Vorschriften zu erlassen, sondern auf respektvolle Weise das Übliche zu beschreiben und zur Nachahmung zu empfehlen.
Unverächtlicher Gewinn einer solchen Haltung: Die Weiterentwicklung der Sprache bleibt möglich. Man befindet sich in bester Gesellschaft (Schriftsteller ...). Man lebt in Frieden mit der Grammatik. Man streitet nicht um Lappalien.
Das schließt natürlich Überlegungen über stilistische Verbesserungen nicht aus. Aber das ist es ja gerade: zwischen den Freiräumen der Stilistik und dem notwendigen Minimum an Einheitlichkeit muß eine vernünftige Grenze gezogen werden.
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Th. Ickler

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Norbert Schäbler
05.08.2002 00.23
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Mit Verlaub

… Und in Berufung auf diese späte Stunde:
Darf das überhaupt sein, daß es hochwohlgeborenen Professoren, Korrektoren und Lektoren – ggf. auch Lehrern – erlaubt ist, beim Zitieren den ein oder anderen Buchstaben, ggf sogar Wörer zu verändern und damit ggf. den Sinn zu entstellen?

Mir käme eine derartige Erlaubnis zwanghaft vor, und ich meine:
Es gibt gar keine Wissenschaft mehr.
Vielmehr wird da wider besseres Wissen geschafft.

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nos

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Wolfgang Wrase
04.08.2002 13.48
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Mißverständnisse ...

Herr Lachenmann ging von einer Textstelle aus, die ihn irritiert hat. Er hat damit recht, daß die Zusammenschreibung in diesem Fall für den Leser besser gewesen wäre und vermutlich auch in anderen Fällen besser wäre. Je länger ich es mir überlege, desto mehr komme ich zu dem Ergebnis, daß zwar meist kein regelrechtes Mißverständnis droht, aber in diesem Fall möglicherweise eine winzige Stockung, ein „Mißverständnis“ des „bitte schön mehr ...“ oder eine Unklarheit für den Bruchteil einer Sekunde, die zwar sofort und normalerweise unmerklich vom Leser ausgebügelt wird – aber man kann das ja von vorherein vermeiden. Insofern ist die Zusammenschreibung besser.

Das Mißverständnis in dieser Diskussion geht m. E. von dem im Vergleich dazu relativ groben Lapsus von Herrn Lachenmann aus, daß er die Schreibweise spontan als von der Reform induzierten Fehler einstufte und sich nicht kundig machte, was neuer und alter Duden dazu sagen („Da muß ich gar nicht nachschlagen“). Sonst hätte er ja feststellen können, daß der Redakteur, der die vorgegebene Rechtschreibung anwenden soll, gar nicht anders als getrennt schreiben konnte. So kam Herr Lachenmann zu der irregeleiteten und sehr irreführenden Überschrift „GZS – einmal anders“. Das war insbesondere irreführend, weil wir hier normalerweise über denn Sinn allgemeiner Regeln diskutieren und nicht um winzige Stilfragen in einem einzelnen Text.

Ich komme also zu folgendem Ergebnis. Herr Lachenmann hat zu Recht bemerkt, daß Zusammenschreibung besser gewesen wäre. Seine Überschrift war jedoch falsch. – Der tatsächliche Gebrauch wurde hier anhand dreier Quellen verifiziert, die Regelung beim „alten“ Duden, bei der Reform und bei Ickler wurden zitiert. Insgesamt hat sich gezeigt, daß die Darstellung des Problems „bitte schön“ im Ickler-Wörterbuch die richtige Lösung ist. Sozusagen um Meilen besser als die willkürliche, unrealistische Festlegung beim alten Duden und nach der Reform, die sich darum nicht gekümmert hat. Daß die Zusammenschreibung nicht nur in statistischer Hinsicht „erlaubt“ sein sollte, sondern aus stilistischen Erwägungen bzw. für manche sonst mehr oder weniger mißverständlichen Textstellen sogar besser geeignet oder manchmal geradzu geboten ist, dafür hat Herr Lachenmann uns mit Beispielen aufmerksam gemacht. Einverstanden?

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Norbert Schäbler
04.08.2002 13.43
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Bitt-Gesuch

Ich zitiere den Satz: „Einmal im Leben möchte ich erleben, daß Sie zurückrudern“, und verfremde ihn: „Einmal im Leben möchte ich erleben, daß Sie zurück rudern.“

Das sind doch wohl Beispiele, in denen es um kleine Nuancen und Bedeutungsunterschiede geht. Da kann mir doch niemand sagen, ich hätte ein verpfuschtes Wahrnehmungsempfinden.

Die in diesem Strang ablaufende Diskussion macht doch klar, daß es im Sprachwissen und Sprachgefühl regionale Unterschiede gibt, unterschiedliches ästhetisches Empfinden, hie und dort mehr oder weniger stark ausgeprägte statistische Häufigkeit; daneben Eitelkeiten, Souveränitäten und weiß der Kuckuck noch was.

Noch eine Ichbotschaft dazu: Gerade in zurückliegender Zeit sind mir häufig Extrembeispiele oder zu kurzgeratene Gedanken herausgerutscht. Vielleicht liegt es auch etwas an der Müdigkeit, am generellen Problem, daß im Kreise der Reformkritiker meist auf Perfektion geachtet wird, während sich andernorts die größten Gauner und Sprachverbrecher mit Kuriositäten, Kapriolen und Parolen tummeln dürfen.

Ich frage mich, ob man auf Schläfrige und Schlafende derart eindreschen muß. Mehr Spaß würde es mir bereiten, einem hellwachen, staatlich subventionierten Sprachpfuscher das Handwerk zu legen.

PS: Habe übrigens den einleitenden Satz fehlerhaft zitiert, hab`s gemerkt und ihn trotzdem nicht verbessert, denn ich empfinde das reichlich nebensächlich, zumal alles und jedes aus dem Kontext erschlossen werden kann.
Ist das nicht die bekannte Parole der Reformer?
„Kontextbezug“. „Der Leser wird schon was draus machen!“

Dann möge mir ergo jemand erklären, daß ich unfähig bin, wissenschaftlich zu zitieren.

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nos

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Walter Lachenmann
04.08.2002 11.26
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Einmal in diesem Jahrhundert möchte ich erleben, daß Sie zurückrudern; wie wäre es damit?
Warum wollen Sie das denn? Ich habe meines Erachtens nichts Verkehrtes behauptet. Aber wenn Sie mir zeigen, wie ich das machen und wohin ich rudern soll, tu ich Ihnen den Gefallen.
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Walter Lachenmann

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Theodor Ickler
04.08.2002 11.25
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Statistik

Auch ich bin weit davon entfernt, die Statistik überzubewerten, und habe mich zu lange mit solchen Sachen (auch außerhalb der Rechtschreibfragen) beschäftigt, um die Schwächen reiner Auszählungen nicht zu kennen. Deshalb kann ich ja zum Entsetzen mancher Leute auch nicht mit genauen Zählprotokollen der von mir fürs Wörterbuch ausgewerteten Texte dienen. In sehr vielen Fällen hält aber, wie man ja schon bemerkt hat, meine Darstellung einer Nachprüfung an der Schreibwirklichkeit stand, und demnächst wird das sicher noch verbessert.
Man muß – das ist das wichtigste – die Quellen zunächst auch nach ihrem Wert sortieren. Deshalb habe ich aus zwei angesehenen, wie ich meine: auch stilbildenden Tageszeitungen zitiert.
Lieber Herr Lachenmann, für Ihre sprachliche Intuition, die ich hoch veranschlage, gibt es keine anderen Quellen als die Lektüre; das sagen Sie ja auch selbst. Folglich muß es möglich sein, in den Texten, die Sie gelesen haben und weiterhin lesen, die Grundlagen Ihres Urteils aufzufinden. Das tun wir und kommen eben dann zu solchen Befunden wie Herr Wrase und ich.
Auch muß man einfach einsehen, daß wir nun alle ein bißchen überempfindlich geworden sind, und mancher, der vor zehn Jahren an braun gebrannt überhaupt nichts bemerkt hätte, reagiert jetzt mit strenger Ablehnung darauf.
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Th. Ickler

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Wolfgang Wrase
04.08.2002 10.07
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PS: Verwechslungsgefahr?

Auch ich bestreite nicht, daß die Zusammenschreibung besser sein kann, falls sonst wirklich ein Mißverständnis droht. Das trifft aber m. E. auf den von Ihnen mit Haarsträuben zitierten Satz nicht zu. Er lautete:

Zu den Ritualen des Sommers gehören die Appelle der Politik an die Wirtschaft, doch bitte schön mehr Lehrlinge auszubilden.

Wollen Sie wirklich behaupten, es sei hier unklar, wie das „schön“ zu lesen sei? Kann sein, daß die Zusammenschreibung noch eine Spur besser wäre, sozusagen doppelt todsicher, aber ich kann mir schwer vorstellen, daß außer Ihnen ein Leser Mühe hatte, den Satz zu bewältigen.

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Walter Wittkopp
04.08.2002 09.54
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Lieber Herr Lachenmann,

in Ihrer Aufzählung
1. Kommen Sie bitteschön herein.
2. Kommen Sie bitte schön herein.
fehlt noch
3. Kommen Sie, bitte schön, herein.

Sogar falls Sie recht haben, was die Stilfrage betrifft, so können Sie deshalb nicht gleich Nres. 2 und 3 als bodenlos undiskutabel verwerfen, denn Sprache, Wörter und Rechtschreibung sind auch für solche Zeitgenossen da, die in Stilfragen weniger gefestigt sind als Sie oder die eine andere Auffassung haben.

Insofern haben Sie sich vielleicht mit Ihrem ersten Beitrag etwas vergaloppiert.
Einmal in diesem Jahrhundert möchte ich erleben, daß Sie zurückrudern; wie wäre es damit?

Oder/und wir machen das konstruktiv und geben für Ihr Gebiet ein eigenes Gau-Wörterbuch* heraus mit Velo, Tram, bittschön, Nationalrat, Landesobmann, pfürti und natürlich Oachkatzl. Die Schwaben haben ja schließlich auch so ein *Gebiets-Ausdrücke-Umfangs-Wörterbuch; auch Ihnen gönne ich eines.

Gruß, Walter Wittkopp

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Wolfgang Wrase
04.08.2002 09.45
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Besserwisserei?

Lieber Herr Lachenmann,

was soll denn das? Sie schreiben schon wieder, die Zusammenschreibung sei „um Meilen besser“ und bedeute nicht dasselbe wie die Getrenntschreibung, „nie und nimmer“ könne das sein. Das ist Ihre persönliche Geschmacksauffassung, das haben wir ja auch alle längst verstanden, schon bei Ihrem ersten Beitrag. Sie bestätigen damit, daß Sie als Rechtschreibung festlegen würden, „bitteschön“ sei unbedingt zusammenzuschreiben, damit sichergestellt sei, daß das „schön“ sich nicht auf ein folgendes Wort beziehe.

Schauen Sie doch bitte einmal bei Google nach! Warum tun Sie das nicht? Dort sehen Sie, daß die Sprachgemeinschaft Ihrer Überlegung nicht folgt. Auch Sie sind mit Sicherheit schon sehr oft der Getrenntschreibung begegnet, ohne es zu bemerken, das heißt, ohne daß der von Ihnen behauptete Nachteil eingetreten ist; sonst hätten Sie ja Ihren Beitrag nicht geschrieben, und sonst hätten Sie nicht behauptet, diese unmögliche Schreibung müsse eine Folge der neuen Rechtschreibung sein.

Wenn Sie dennoch unbedingt behaupten wollen, die Anerkennung des tatsächlichen Schreibgebrauchs (getrennt oder zusammen) sei ein Irrtum, eine verfehlte Regelung, stellen Sie damit das ganze Konzept des Wörterbuchs von Professor Ickler in Frage und behaupten überdies, die Hälfte der Schreibgemeinschaft sei im Irrtum, da sie ihren Überlegungen nicht gerecht wird (oder die Mehrheit der FAZ-Redakteure schriebe minderwertig). Ich dachte, dieses Stadium der Diskussion hätten wir hinter uns.

Übrigens: Wollen Sie denn nicht gleich festgelegt sehen, daß „bitte sehr“ zusammenzuschreiben sei? Ihre Argumentation, es seien Mißverständnisse möglich, gilt für diese Fügung genauso.

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Walter Lachenmann
04.08.2002 09.24
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In der von mir kritisierten SZ ist auch zu lesen, die Bewohner einer Insel seien »braun gebrannt«. Ich kann mir gut vorstellen, daß man statistisch die Wortverbindung »braun« + »gebrannt« in ebensogroßer Anzahl finden kann, wie »braungebrannt«, was hier wohl doch die treffendere Schreibweise wäre. Die Statistik interessiert mich aber gar nicht, denn ich weiß, daß »braun gebrannt« hier schlecht ist und »braungebrannt« in Ordnung wäre. Das weiß man einfach, wenn man täglich liest und schreibt, tut mir leid.
Neulich hat mich ein Forumsteilnehmer kritisiert, weil ich besserwisserisch und doch irrig das Wort »häutig« als Produkt der neuen Rechtschreibung bezeichnet hatte; im Zusammenhang: »die heller häutigen Kreolen«. Und tatsächlich ist das Wort »häutig« im alten Duden verzeichnet. Es kommt aber in der Praxis kaum vor, allenfalls im medizinischen Bereich, wo man zwischen fleischig, knochig und häutig unterscheidet. So kann man durch die Diskussion manches lernen. Dennoch ist im von mir kritisierten Zusammenhang »heller häutig« deutlich ein Produkt der Rechtschreibreform und entspricht sicherlich weder der Praxis der schreibenden Mehrheit noch verbessert diese Schreibweise die Qualität der schriftlichen Darstellung, im Gegenteil.
So bin ich auch, Statistiken hin oder her, überzeugt davon, daß in dem von mir zitierten bitteschön-Beispiel (s.u.) die vorgefundene Schreibweise »bitte schön« der Auseinanderschreibtendenz der Rechtschreibreform zu verdanken ist, ansonsten dort »bitteschön« gestanden hätte, was qualitativ im Sinne des Zusammenhangs um Meilen besser gewesen wäre. Daß in anderen Zusammenhängen die Auseinanderschreibung ebenso möglich und nicht zu kritisieren sein kann, bezweifle ich überhaupt nicht. Aber in vielen Fällen ergibt sich schon ein Unterschied. Das sind keine Geschmacksfragen, sondern Fragen der Ausdrucks- und Stilsicherheit.
Zum Beispiel:
1. Kommen Sie bitteschön herein.
2. Kommen Sie bitte schön herein.
Ich sehe da schon einen Unterschied.
Variante 1 ist gut, Variante 2 ist nicht nur schlecht, sondern sogar zweideutig, wenn vielleicht auch von Statistikern nicht zu beanstanden.

Das mag ein Bereich sein, der wissenschaftlich schwer oder gar nicht zu greifen ist, aber wenn man aufgrund von Statistiken meint zu der Erkenntnis kommen zu müssen, das sei alles gleich, macht man sich nach meiner Überzeugung etwas vor und verliert vielleicht das Sensorium für wichtige Differenzierungen im Ausdruck bzw. fördert deren Vernachlässigung.

Das Ergebnis bei der FAZ ist tatsächlich überraschend. War da wirklich derselbe Sinnzusammenhang gegeben?
»Die Betriebe sollen bitte schön Lehrlinge ausbilden.«
»Die Betriebe sollen bitteschön Lehrlinge ausbilden.«
»Nun fahrt mal schön langsam!«
»Nun fahrt mal bitte schön langsam!«
»Nun fahrt mal bitteschön langsam!«
Das sind doch nie und nimmer dieselben Aussagen!

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Walter Lachenmann

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Theodor Ickler
04.08.2002 07.45
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bitteschön

Da Google ein sehr heterogenes Textkorpus liefert, habe ich mal das homogenere je einer Tageszeitung durchgesehen. In der Süddeutschen Zeitung von 1997 findet man 53mal bitteschön und 27mal bitte schön. In der FAZ von 1996 dagegen ist das Verhältnis 5 : 31.
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Th. Ickler

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Wolfgang Wrase
04.08.2002 07.31
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Irrtümer

Erstens: Zwischen „bitte schön“ und „bitteschön“ gibt es keinen Bedeutungsunterschied, das sagte ich ja schon. (Oder welcher soll das sein?) Zweitens: Schauen Sie doch einfach mal bei Google nach, Herr Lachenmann, anstatt Vermutungen über den Hintergrund des Ergebnisses anzustellen oder es anzuzweifeln („sollte mich wundern“). So gut wie alle Fundstellen für „bitte schön“ entsprechen dem hier gemeinten Muster. Drittens: Wenn Sie meinten, die Getrenntschreibung sei so daneben, daß man daraus einen Beitrag machen kann – seht her, da schreibt jemand getrennt, also so was! – dann ruft das aus objektiver Sicht nach einer Richtigstellung. Es schreiben eben nicht nur ganz wenige getrennt, sondern, wie gesagt, die Getrennt- und Zusammenschreibung ist ziemlich gleichberechtigt vertreten. Das entspricht durchaus dem Vergleich, daß ein eingefleischter Parteigänger sich gar nicht vorstellen kann, daß es außer seiner persönlichen Weltsicht noch ein weiteres, nicht weniger berechtigtes Spektrum an Auffassungen gibt.

Bedenken Sie doch auch folgendes. Die bisherige offizielle Rechtschreibung war: bitte sehr – bitte schön. Wenn man Rechtschreibung an seinen persönlichen Vorlieben aufziehen würde, dann hätten Sie als Reformer wohl „bitteschön“ festgelegt, und dann hätten wir: bitte sehr – bitteschön. In solchen Fällen schreiben wir doch immer: Was haben die Reformer da für einen Mist gebaut, vorher war es viel logischer!

Es geht also letztlich darum, daß wir uns positiv von den Reformern abheben sollten, wenn wir sie kritisieren. Also sollten wir sie nicht darin nachahmen, daß jeder hier und da bei einzeln herausgegriffenen Wörtern oder Formulierungen sein persönliches, spontanes Geschmacksurteil verabsolutiert und für einen hinreichenden Maßstab hält. Aus dieser egozentrischen, unaufgeklärten Sichtweise resultiert viel von der Inkonsequenz und dem Kuddelmuddel der neuen Rechtschreibung.

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