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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
GZS 1
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Theodor Ickler
10.08.2002 06.28
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hoch (Duden-Newsletter 11.8.2002)

(Auszug)

Getrennt- und Zusammenschreibung von Verbindungen mit „hoch“

Eine kurze Ewigkeit lang haben Sie überhaupt keinen Kopf für
Ihre „hochfliegenden“ Karrierepläne. Sie sind im Zirkus.
Schweißbeperlt und „hochgespannt“ stockt Ihnen der Atem
angesichts „hoch fliegender“ Trapezkünstler. Die Hochseilartisten,
die ihr Seil in der Tat „hoch gespannt“ haben, absorbieren
Ihre Aufmerksamkeit ganz und gar. Da grübeln Sie ganz sicher
nicht über die unterschiedlichen Schreibungen der mit „hoch“
gebildeten Fügungen in diesen Sätzen. Völlig uninteressant sind
sie deshalb aber nicht, piesacken sie uns im Schreiballtag doch
gelegentlich ganz gemein.
Für die Getrennt- oder Zusammenschreibung von „hoch“ in Verbindung
mit Verben, Partizipien und Adjektiven gilt:

1. Wird „hoch“ relativ verwendet, ist es also steigerbar („höher“)
und/oder erweiterbar („ziemlich/sehr hoch“), schreibt man getrennt:
„hoch qualifizierte Mitarbeiter“, „hoch gesteckte Erwartungen“,
„hoch gestellte Persönlichkeiten“ und „hoch fliegende (= oben/in der
Luft fliegende) Spatzen“. Hierher gehören auch das „hoch gespannte
Seil“ und die „hoch fliegenden Trapezkünstler“.

2. Wird „hoch“ jedoch absolut verwendet, ist also weder steiger-
noch erweiterbar, dann schreibt man zusammen: „Ab 18.15 Uhr kann
das Wahlergebnis hochgerechnet werden“ („höher gerechnet“ oder
„ziemlich hoch gerechnet“ ist hier nicht möglich); „ein hochmütiger
Patron“, „hochtrabende Versprechungen“ sowie „hochfliegende
Karrierepläne“.

3. Gibt „hoch“ eine Richtung an (Frage: wohin?), schreibt man
ebenfalls zusammen: „hochfliegende (= nach oben fliegende)
Spatzen/Späne/Röcke“, „hochgesteckte Haare“, „hochgehende Bomben“.

4. Zudem wir zusammengeschrieben, wenn „hoch“ rein intensivierend
verwendet wird: „eine hochsensible Angelegenheit“, „hochinteressante
Intrigen“, „die hochbetagte Fregatte“, „ein hochkarätig besetztes
Gremium“. Hierzu zählt auch das „hochgespannte Atemstocken“.

5. Zweifelsfälle sind nicht ausgeschlossen, hier sind sowohl
Getrennt- als auch Zusammenschreibung vertretbar, z. B. bei
einer „hoch begabten/hochbegabten Stipendiatin“. Unter diesen
Zweifelsfällen findet sich übrigens auch unser „hoch gebildeter/
hochgebildeter Kulturlauber“ wieder.

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Th. Ickler

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Theodor Ickler
10.08.2002 06.22
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Deutschlehrer Eichel

Immerhin war Eichel Deutschlehrer in Kassel (wo auch ich zur Schule gegangen bin), so daß eine gewisse Achtsamkeit in sprachlichen Dingen durchaus erwartet werden könnte. Aber dann wäre er vielleicht immer noch Lehrer ...
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Th. Ickler

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Walter Lachenmann
09.08.2002 20.59
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Vielleicht könnte Eichel seine Sekretärin sogar entsprechend anweisen, aber es ist ihm wahrscheinlich einfach wurscht! Warum sollte man ausgerechnet von Eichel, der bislang keineswegs durch sonderlichen Ehrgeiz in sprachlichen Belangen hervorgetreten ist, diese Sensibilität und ein solches Engagement abfordern?

Übrigens kann, wer es will, durchaus wissen, daß es Institute gibt, deren leitende Mitarbeiter über die neue Rechtschreibung hell empört sind, jedoch der Verfügung einer übergeordneten Behörde, nämlich dem Staate, Folge leisten und dulden müssen, daß ihre eigenen Schriftstücke, sofern sie amtlicher Natur sind, in einer Form verfaßt werden, die sie selbst nicht mehr lesen mögen. Auch haben Büroorganisationen einen Trend zur Verselbständigung. Ich habe schon verschiedentlich Institutsleiter, die trotz behördlicher Verfügung beschlossen haben, bei der herkömmlichen Orthographie zu bleiben, darauf hingewiesen, wenn ich dennoch Schriftstücke aus ihrem Hause in reformierter Orthographie bekommen habe. Das machen die Büroleute immer wieder selber, durchaus im Glauben, ihre Vorgesetzten vor einem peinlichen Lapsus bewahrt zu haben. Und irgendwann gibt der Chef den Kampf auf.
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Walter Lachenmann

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Wolfgang Wrase
09.08.2002 20.44
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Herr Lachenmann bleibt sich treu

Lieber Herr Lachenmann, hier noch einmal zum Genießen einer Ihrer diesbezüglichen Beiträge zur Diskussion:

„WL (mit durchschaubar falschem Pathos): Lieben Freunde! Ihr wißt – ich liebe das Lachen und ich liebe den Frieden. Um des lieben letzteren's willen will ich gemäß meiner zwiespäl- ja geradezu -lichtigen Natur wieder einmal und zwar endgültig changieren vom Lachen- zum – Friedmann!
(Sein gräuliches Haupthaar ist plötzlich Öl verschmiert, sein zartblasser Teint wie von Geisterhand braun gebrannt, ein hoch mütiges Grinsen verzerrt sein Gesicht, und er verläßt die Szene humpelnd mit satanischem Gekicher.
Alle ab.)"

Das ist nur einer von ungezählten Beiträgen, in denen Sie sich selbst als gruppendynamischen Schwerpunkt und als eines Ihrer Liebingsobjekte, als hochinteressanten Charakter mit diversen bemerkenswerten Eigenschaften zum Thema machen. Allein seit wenigen Tagen kommen ja noch, wie erwähnt, der Don Quichotte hinzu und der bemühte Amateurfußballer, der von einigen seiner Freunde trotz seiner liebenswürdigen Absichten ungerecht verletzt worden sei.

Nun habe ich unter anderem dieses Stilmittel der Selbstthematisierung angesprochen. Was fangen Sie damit an? Sie dementieren natürlich wieder, greifen einen von drei Beiträgen heraus – den oben zitierten – und sagen, das sei nicht auf Ihrem Mist gewachsen. Wieder mit Gegenvorwurf: Hätte ich wissen müssen, also sei das von mir lächerlich. Es geht nicht darum, Herr Lachenmann, ob die „Idee“ mit Herrn Friedman ursprünglich von Herrn Riebe oder von Ihnen selbst kam (das mit dem Don Quichotte und dem Fußballspieler, auf wessen Mist, in Ihrem Sinn, ist das gewachsen?), sondern darum, ob Sie solche Beiträge schreiben, auch wenn das nicht der einzige Kritikpunkt war. Sie schreiben über sich selbst solche Beiträge in Hülle und Fülle, das bin nicht ich, und es ist schnuppe, ob Sie dabei ein Zitat verwenden oder nicht. Ein billiges Ablenkungsmanöver.

Wenn man aber einmal darauf eingeht, bekommt man Ihre Gehässigkeit und Ihre Verachtung zu lesen, wenige Sätze nachdem Sie wieder einmal Ihren schönen Charakter formuliert haben („ohne jegliche Aggression in aller Friedfertigkeit“). Liest sich schon etwas widersprüchlich.

Weiter behaupten Sie (wieder einmal indirekt), ich würde etwas an Ihnen kritisieren, weil ich Sie nicht leiden könne, und ich sei so schwachsinnig, dies als vermeintlich wissenschaftliche Grundlage meiner Aussagen auszuwählen.

Danke für die Blumen! Ich bin also der neue Stilmeister – wie ist das doch ekelhaft, so jemandes Texte lesen zu müssen! Das kann ich nachvollziehen. Nun, dann freut es mich, daß Sie heute abend das Gefühl haben, daß Sie die verabscheuungswürdige Rolle des selbsternannten Stilpapstes kurzfristig an mich abtreten können. Und was ich schreibe, seien „Schulhofbalgereien“ – auf dieses Niveau möchten Sie sich nicht herablassen.

Wenn Sie es nötig haben, Ihre Verachtung gegenüber geistig und charakterlich minderwertigen Diskussionspartnern auszudrücken und sich so aufs neue in die Rolle des überlegenen und reifen Vorbildes hineinzuschreiben, dann sei Ihnen das von meiner Seite aus herzlich gegönnt.

Ehrlich gesagt, ich habe auch nicht erwartet, daß Sie etwas daran ändern. Aber man kann es ja alle Schaltjahre mal versuchen, Sie auf eine Optimierungsmöglichkeit in eigener Sache hinzuweisen.

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Reinhard Markner
09.08.2002 20.20
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Der Arme !

Er ist schon sehr zu bedauern, dieser Herr Minister, daß er nicht einmal seine Sekretärin anweisen kann, wie sie zu schreiben hat. Aber der Vergleich mit dem Klopapier ist treffend. Sowohl inhaltlich wie formal.

Ich möchte abschließend noch einmal betonen, was Herr Wrase schon festgestellt hat, nämlich daß per Suchmaschine Texte durchforstet werden, die zu einem großen Teil von den Autoren selbst auch in formaler Hinsicht verantwortet werden. Genau das unterscheidet sie von Texten in umgestellten Medien ebenso wie von unkritischen Klassikerausgaben. Diese Eigenschaft haben sie zwar mit Latrinenparolen, auch solchen in Bundesministerien, gemein, aber man sollte nicht daraus auf das generelle Niveau schließen.

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Walter Lachenmann
09.08.2002 19.46
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RM: Ob der scheidende Bundesminister der Finanzen den Text so geschrieben hat oder nicht -- er steht auf der offiziellen Site seines Amtes. Er ist also dafür politisch und auch orthographisch verantwortlich.

Aber ja doch! Die orthographische Verantwortung eines Amtsinhabers ist in der Regel vermutlich so ungefähr das allerletzte, worüber sich diese Leute den Kopf zerbrechen. Sie sind auch für die Bestückung der Damentoiletten mit ausreichend geeignetem Klopapier politisch und hygienisch verantwortlich. Wollen wir jetzt jeden Dorfschultes und alle die lieben Diakonissen mit ihrem – so gut sie es verstanden haben – reformierten Mutterhausblättle moralisch in die orthographische ewige Verdammnis schicken?

Zu meinen Quellen: Für das, was ich darstellen wollte, waren sie absolut in Ordnung. Es war eine private Stichprobe im Hinblick auf eine ganz bestimmte Fragestellung, und der Ehrgeiz war nicht, diese nach allen Seiten hin und im Hinblick auf jederlei Einwand abzuschotten. Ich habe auch nichts dagegen, wenn man mir mit ähnlichen Stichproben nachweist, daß meine Beispiele untauglich waren und man zu einem anderen Ergebnis kommt, wenn man es anders macht. Für erweiterte Fragestellungen mögen erweiterte Forschungsmaßnahmen und präzisere Aussagen angemessen sein, das mögen dann die machen, die das besser können. Ob dabei was anderes herauskommt: ich lasse mich gerne überraschen.

Ich wollte einen Gedankengang darlegen, nicht etwa behaupten, ich wisse es besser als andere, und niemandem die Unsinnigkeit seines Tuns vorhalten, sondern ohne jegliche Aggression in aller Friedfertigkeit meine Überlegungen zu einigen Dingen mitteilen, die hier diskutiert werden. Kritisiert dafür zu werden, ist schon in Ordnung, auch wenn der Kritiker offenbar mein Anliegen nicht so ganz verstanden hat. Und daß ich von einem andern dafür geschimpft werde, ist auch nicht schlimm: Der kann mich halt nicht leiden. Das ist wissenschaftlich gesehen nun wahrhaftig, selbst ich als Laie kann das erkennen, das alleruntauglichste Kriterium, und ich habe auch definitiv keine Lust mehr, mich auf solche Schulhofbalgereien einzulassen. Die Idee mit Friedman, das weiß unser neuer selbst_ernannter Klassensprecher (seine hochnotpeinlichen Fragen stellt er mir in der »wir«-Form) und Stil-Schulmeister am allerbesten, ist nicht auf meiner Miste gewachsen, dafür ist sie fürwahr zu blöde.

Herr Dr. Scheuermann, fachlich vermutlich ebenso distanziert und dennoch aus dieser Distanz heraus ähnlich wie ich am Thema durchaus nicht minder leidenschaftlich interessiert, hat offensichtlich verstanden, worum es mir ging. Ich würde den Kreis der Referenzpersonen natürlich ausweiten, er sicherlich auch, aber als Beispiel für die Idee war seine Auswahl durchaus brauchbar. Ob unsere Experten so etwas begreifen können?

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Walter Lachenmann

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Wolfgang Wrase
09.08.2002 17.28
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Google ist besser als sein Ruf

Ich stimme Herrn Scheuermann zu. Ich sagte ja schon, die SZ und die FAZ (Ausgaben vor der Reform) auszuwerten bedeutet, daß hohe Textqulität zugrunde gelegt wird und folglich im Ergebnis ausgedrückt wird. Aber Google wird hier zu Unrecht verachtet. Zu „Pfirsich große“ habe ich nichts gefunden, da habe ich es mit „Haus hohe Wellen“ probiert. Ergebnis: haushohe Wellen = mehr als 200, Haus hohe Wellen = null. Grober Unsinn sortiert sich also statistisch von selbst aus. Dasselbe gibt für Tippfehler oder Flüchtigkeitsfehler und sonstige Artefakte, die ja auch in den vorgeschlagenen guten Quellen reichlich vorkommen, aber die Statistik wird sie aussortieren. Bei Google haben wir vor allem das Problem, daß die Effekte der Rechtschreibreform einfließen und das Ergebnis verfälschen können. Aber sehr viel kann man dennoch damit klären – zwar nicht exakt, aber oft sind die Ergebnisse deutlich genug.

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Reinhard Markner
09.08.2002 17.23
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Mit Hilfe einer un(text)kritischen Klassikerausgabe lassen sich weder eindeutige Aussagen über die Orthographie des betreffenden Autors treffen – die ja nicht respektiert wird – noch über die Hausorthographie des betreffenden Verlags oder gar den orthographischen Usus zu der Zeit ihres Erscheinens – dazu nämlich ist das Sample zu klein. Die Vorredner haben hierzu schon einiges gesagt.

Ich war übrigens erstaunt zu sehen, wie kläglich, jedenfalls in historischer Hinsicht, das vom IdS bereitgestellte Cosmas-Corpus ist. Darin enthalten ist neben dem unvermeidlichen »Mannheimer Morgen« unter anderem die nicht textkritische und zum Teil aus dem Englischen und Französischen übersetzte Marx-Engels-Ausgabe (MEW), die für Untersuchungen zum Deutsch des 19. Jahrhunderts kaum geeignet ist. Ein geschickter Umgang mit Google fördert bessere Ergebnisse zutage.

Ob der scheidende Bundesminister der Finanzen den Text so geschrieben hat oder nicht -- er steht auf der offiziellen Site seines Amtes. Er ist also dafür politisch und auch orthographisch verantwortlich.

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Wolfgang Scheuermann
09.08.2002 16.53
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Zweitrangige Quellen

Zweitrangige Quellen und zweitrangige Quellen sind nicht einerlei.

Für Herrn Markner ist natürlich eine historisch-kritische Ausgabe eine bessere Quelle – aber für was? Für die Zwecke, zu denen er unter seiner fachspezifischen Perspektive Texte heranzieht ... und Herr Markner ist ja kein „Fachorthographiker“.
["Fachorthographiker" waren z.B. in viel höherem Maße die Setzer (und sind es – wo es sie noch gibt – heute noch).]

Für einen Statistiker gilt eine breite Datenbasis als besser als eine schmale. „Google“ ist eine „mächtige Quelle“ und macht dem Statistiker von daher Freude. Der erfahrene Statistiker weiß aber, daß auch eine viel schmalere Datenbasis nützlich sein kann, wenn sie nämlich Daten von höherer Qualität (= u.a., geringere Varianz) enthält. „Google“ enthält sehr viel unüberlegt hingeschriebenen Schwachsinn (s. „Pfirsich große Hagelbrocken“ unter „Reize d.n.R.“, allhier), da braucht es sehr viel Vernünftiges, um das statistisch wieder auszugleichen.

Mir reichte als Datenbasis für eine vernünftige Stichprobe in Sachen Orthographie eine sehr kleine Basis, wenn ich mir aussuchen dürfte, wer oder was da hineinkommt. Ich verrate mal ein Beispiel: Ich nehme alle Texte von Ickler, derer ich habhaft werden kann, dazu noch die von Markner, Wrase, Melsa – und, beispielsweise, die FAZ nach der Rückumstellung. Warum diese Auswahl: Ich weiß, daß diese „Quellen“ auf sorgfältige Schreibung achten – UND ... dazu auch fähig sind. (Daraus folgt: Geringe Varianz ... und daraus wieder: aussagekräftige Stichprobe trotz limitiertem Umfang.)
(Entsprach das, lieber Herr Lachenmann, nicht auch ungefähr Ihrer Idee?)
__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann

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Wolfgang Wrase
09.08.2002 16.44
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Verbesserungsfähiger Stil ...

Lieber Herr Lachenmann, jetzt dementieren Sie schon wieder, typischerweise indem Sie gleich einen Vorwurf damit verbinden: „was mir der wieder in den Mund legt, kann sich nur einer wie er selber ausdenken, und es führt zu nichts, sich für Aussagen rechtfertigen zu müssen, die man nie gemacht hat“. Neulich haben Sie ja eine ganze Latte von Aussagen zitiert, um den Kommentar anzufügen: Das habe ich alles nicht gesagt und auch nicht gemeint, man tut mir unrecht. – Dazu ist zu sagen, daß einem nicht erst andere Aussagen bzw. Meinungen in den Mund legen können, die man so formal nie gemacht hat, sondern daß man das auch selbst tun kann und oft tut: sich selbst Aussagen in den Mund legen, indirekt etwas aussagen.

Ein Beispiel ist der Ausgangspunkt unserer Debatte, Ihr berühmter Beitrag über „bitte schön“. Er bestand nämlich nur aus drei von Ihnen verfaßten Wörtern („GZS einmal anders“) und einem kurzen Zitat aus der Süddeutschen Zeitung. Damit haben Sie eine ganze Menge mitgeteilt, teils gewollt, teils ungewollt. Nämlich, daß Sie die Regelung vor und nach der Reform nicht parat hatten; zweitens, daß Sie den realen Gebrauch nicht kennen; drittens, daß Sie die Getrenntschreibung mißbilligen; viertens (das wollten Sie eigentlich aussagen, und das konnte man zwar nicht sicher herauslesen, aber immerhin erahnen), daß Sie die von Ihnen abgelehnte Schreibung für eine Folge der Rechtschreibreform halten. Das alles mit drei eigenen Wörtern.

Sie haben in Ihren folgenden, viel ausführlicheren Beiträgen noch viel mehr ausgesagt oder „ausgesagt“, Sie haben Dinge geschrieben, die weiteres als Konsequenz haben, auch wenn Sie diese Inhalte oder die Konsequenzen nicht alle ausdrücklich ausformuliert haben. Kein anderer klagt hier so häufig und teils pathetisch wie Sie: „Das habe ich alles nicht gesagt, ich werde falsch verstanden – der andere ist unfähig, meine Aussagen richtig zu lesen und zu verstehen.“ Überlegen Sie mal, woran das liegt, daß man das immer wieder von Ihnen hört, aber sonst kaum von jemandem.

Es kann nämlich auch an Ihnen liegen. Daran, daß Sie nicht verarbeiten, was man Ihnen antwortet; daran, daß Sie vielleicht Ihre spontanen Meinungen nicht genügend prüfen oder deren Konsequenzen durchdenken; daran, daß Sie widersprüchliche Dinge schreiben und dann hin und her springen, je nachdem, woran gerade ein Stück Kritik auftaucht.

Dazu ein aktuelles Beispiel. Sie haben jetzt ziemlich ausdauernd Google kritisiert, weil da alles mögliche erfaßt sei, was Ihrem angestrebten Stilniveau nicht gerecht werde. Nun klagen Sie – als Argument in anderer Sache: „Wir bekommen doch kaum noch Texte in der Form zu lesen, in der sie von ihren Urhebern geschrieben worden sind, das weiß jeder hier Beteiligte“. Das wäre aber gerade wieder ein Argument für die Suchmaschine, denn dort wird eine sehr große Menge von ungeschminkten Texten, von intuitiv gewollten Schreibungen erfaßt. Also was denn nun?

Sie stellen sich immer wieder als Hüter des optimalen Stils dar; der gute Stil sei so wichtig, daß er sogar bei der Gestaltung des Wörterbuchs berücksichtigt werden sollte (was nicht möglich ist oder nur mit einem astronomischen Aufwand, sowohl beim Verfasser als auch beim Nutzer). Es gibt auch guten und schlechten Stil (und Schattierungen dazwischen) bei Diskussionen. Sie schreiben und behaupten sehr viel (teils direkt, teils indirekt). Wenn es eng wird für Ihren jeweiligen Standpunkt, treiben Sie viel Aufwand, um Ihre Aussagen zu stützen, und wenn es gar nicht mehr anders geht, dementieren Sie unter Zuhilfenahme von verächtlichen Vorwürfen („Habe ich nicht gesagt, der Kritiker ist unfähig, meine Texte zu entschlüsseln“). Als Krönung kommt dann noch eine halbironische Selbstbeschreibung obendrauf (aktuell: Lachenmann als heldischer Don Quichotte, Lachenmann als umtriebieger Michel Friedmann mit zwiespältigem Wesen, Lachenmann als unfair gefoulter Sportler).

Das sind Merkmale schlechten Stils, wie ich finde. Man muß nämlich ungeheuer viel diskutieren, ohne viel klären zu können, wenn man von A nach B gejagt wird, und sobald man an einer Klärung dran ist, wird A oder B weinerlich dementiert. Anstatt es mit der stilistischen Überempfindlichkeit bei einzelnen Zitatausschnitten maßlos zu übertreiben – das hat mit Rechtschreibung nämlich nicht mehr viel zu tun und wird von Außenstehenden als mindestens so daneben empfunden wie eine großzügige Liberalität bei der Regelformulierung – hätten Sie meiner Meinung nach Spielraum, an Ihrem Stil bei Diskussionen noch Verbesserungen zu erzielen.

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Wolfgang Wrase
09.08.2002 15.48
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Irrelevant

Zweitrangig ist eine solche Auswertung gegenüber Google vor allem aufgrund der geringen Zahl der Schreiber. Irrelevant ist sie für unser Thema: wie man die heute übliche (das heißt vor der Reform übliche und und trotz Reform immer noch in weiten Bereichen übliche) Rechtschreibung darstellen kann. Was sollen wir da mit Texten von vor 100 Jahren anfangen? Man kann so zeigen, daß es eine Tendenz hin zu mehr Zusammenschreibung gegeben hat und daß die natürliche Sprachentwicklung sehr langsam und sehr stetig verlaufen ist. Aber das wissen wir ja ohnehin. Für die Erstellung eines Verzeichnisses des Üblichen ist Google aufgrund seiner Aktualität und Breite sehr gut geeignet. Wenn man den führenden Zeitungen eine stilbildende Rolle zuschreibt und diesen guten Stil berücksichtigen will, wird man solche Zeitungen als Quellen bevorzugen, wie es Professor Ickler getan hat. Inwiefern sich also aus der kurzen historischen Stichprobe ein neuer Aspekt ergeben soll, ist nicht zu verstehen. Die Stichprobe ist als Exkurs interessant, bringt aber für unser Anliegen nichts.

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Walter Lachenmann
09.08.2002 15.39
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Sportlerpech u.a.

Lieben Leute, man kann sich dümmer und gescheiter stellen als man ist, es kommt nur drauf an, wem man was beweisen oder ob man die Gedankengänge nachvollziehen will, die einer geäußert hat. Gibt es denn einen Hinweis darauf, daß Hans Eichel diese Rede, wenn er sie denn selbst schriftlich zu Papier gebracht hat, in dieser Orthographie geschrieben hat? Die Sekretärinnen schreiben in allen Ämtern aufgrund von entsprechenden Vorschriften nach neuer Orthographie und da kommt es auch bei denen zu den inzwischen überall auftretenden Absurditäten, dagegen kann selbst Eichel nicht viel machen, und natürlich tut er es auch nicht, denn ihm ist das Thema vermutlich egal, wofür man Verständnis haben kann. Oder stammt das Zitat aus einer Pressemitteilung, die durch einen Konverter getrieben wurde, oder aus einer in reformierter Orthographie gehaltenen Zeitung? Dieselbe Frage stellt sich bei dem mir inzwischen schon zum Halse heraushängenden »bitte schön«. Wir bekommen doch kaum noch Texte in der Form zu lesen, in der sie von ihren Urhebern geschrieben worden sind, das weiß jeder hier Beteiligte. Auch weiß jeder hier Beteiligte, daß meine nachmittägliche Fleißaufgabe keine Doktorarbeit war, und die Erwähnung der »Duden-Reform« schenke ich meinem Kritiker genauso wie dem andern sein geliebtes »bitte schön«, denn was gemeint war, ist ja doch klar. Für eine Doktorarbeit hätte ich in einschlägiger Literatur nachgeschlagen, um ja durch nomenklatorische (heißt das so, docteur?) Ungenauigkeiten solche Angriffsflanken nicht zu bieten, die sich ein Neunmalkluger natürlich nicht entgehen lassen kann, denn mit solchen muß man im Umgang mit Wissenschaftlern selbstverständlich rechnen, das ist auch völlig in Ordnung, denn sonst wären sie ja keine guten. Im Sport gibt es halt so etwas wie Freundschaftsspiele unter mildernden Umständen, da läßt man auch mal einen Amateur mitspielen und sieht über dies oder jenes hinweg.
So übel spielt der übrigens nicht. Den Eiertänzer laß ich jetzt mal beiseite, denn was mir der wieder in den Mund legt, kann sich nur einer wie er selber ausdenken, und es führt zu nichts, sich für Aussagen rechtfertigen zu müssen, die man nie gemacht hat. Aber nichts anderes als »über die Gepflogenheiten eines Herausgebers oder Verlags oder Setzers Auskunft geben« wollte ich ja gerade mit meinen Beispielen, nämlich über den zur Zeit des Erscheinens der von mir zitierten Bücher vorhandenen Usus, der nach meiner Beobachtung hinsichtlich GZS sich so gut wie gar nicht unterschied von dem, was bei uns vor der Reform auch noch Usus war. Es handelt sich durchwegs um Ausgaben sorgfältiger Verlage (Reclam, Westermann), und die Beispiele von Nietzsche und Fontane folgten sogar getreulich den Manuskripten. So schlecht sind meine Quellen nicht, cher ami.
Wie stellt man sich übrigens zu der Möglichkeit, daß bei mathematisch neutraler Auswertung der Google-Ergebnisse die Auswirkungen der Rechtschreibreform mehr und mehr die Oberhand bekommen können? Dann segnen wir diese halt ab als »nicht zu beanstanden«, oder?

Komisch: Die Wahrnehmung beim Lesen von Texten hängt doch vielleicht weniger von dem ab, was in den Texten steckt als von dem, was im Leser steckt. On fait ce qu'on peut, mais on peut peu. Können wir uns alle darauf verständigen? Ich muß jetzt erst mal die Schrammen ausheilen lassen, die ich mir beim vermeintlichen Freundschaftsspiel geholt habe. Oder war da ein Feind dabei? Kann ich mir nicht vor stellen!

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Walter Lachenmann

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Elke Philburn
09.08.2002 15.14
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Zweitrangig würde ich das durchaus nicht nennen. Wer weiß denn ob, die Orthographie eines Schriftstellers repräsentativer ist als die eines Setzers oder Herausgebers.

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Reinhard Markner
09.08.2002 15.00
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Kritisch

Ich habe verkürzend von einer unkritischen Klassikerausgabe gesprochen. Strenggenommen ist es in der Tat unerheblich, daß es sich nicht um eine kritische -- also kommentierte -- Ausgabe handelt, aber solange es keine historisch-kritische -- also die Originalorthographie respektierende -- Ausgabe ist, kann sie allenfalls über die Gepflogenheiten eines Herausgebers oder Verlags oder Setzers Auskunft geben, und das nenne ich eine bestenfalls zweitrangige Quelle.

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Wolfgang Wrase
09.08.2002 14.32
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Eiertänze

Erst hat Herr Lachenmann die Getrenntschreibung „bitte schön“ als skandalösen Ausfluß der Rechtschreibreform angeprangert, weil er nicht wußte, daß sie der Regel entspricht und daß die Reform daran nichts geändert hat, das heißt, weil er nicht wußte, daß der Journalist wahrscheinlich einfach die Regel angewendet hat. Daraufhin wollte er aber nicht zurückrudern, sondern es mußte Google entwertet werden, weil Google eine beachtliche Menge von Getrenntschreibungen nachweist. Überhaupt sei der deskriptive Ansatz mangelhaft, zu dem sich noch etwas anderes gesellen müsse, nämlich ein exquisites Stilgefühl. Insofern sei ein Fragezeichen an das Vorgehen Professor Icklers anzufügen. Im Moment versucht Herr Lachenmann zu argumentieren, daß die heutige Zusammenschreibung schon vor 100 und 200 Jahren weitgehend vorgelegen hätte. Google soll also nicht viel bringen, aber einige altertümliche Texte mit vermehrter Getrenntschreibung werden uns schon noch zu der endgültigen GZS-Interpretation von Herrn Lachenmann hinführen. Es fehlt noch der Brückenschlag von Goethe über den gesunden Menschenverstand von Herrn Lachenmann hin zu einer idealen Wörterbuch-Lösung. Vielleicht kann ihn jemand aufzeigen, ich blicke da nicht durch.

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