Vor allem nützlich!
Lieber Herr Ickler,
die Modalverben würde ich nicht einem wissenschaftlichen Wörterbuch überlassen, sondern die sind viel wert für Ihr eigenes Wörterbuch. Der typische Interessent bildet sich doch ein, in einem Wörterbuch solle alles schön eindeutig drinstehen, ein Wort nach dem anderen. Wenn er die ganzen Bögen sieht, denkt er: Was ist denn das, soll das jetzt alles egal sein? Die berühmte Beliebigkeitsschreibung, die Sie gerade selbst in einer relativ peripheren Ecke beim Duden-Newsletter zu hoch... als unfreundliche Lösung kritisiert haben. Wenn wir selbst eine breite Fakultativschreibung anbieten, dann läßt sich diese heftige Irritation grundsätzlich zuerst nicht vermeiden. Also müssen wir plausibel machen können, warum wir so vorgehen, warum das der Wirklichkeit entspricht und für die Nutzergemeinschaft das beste Angebot ist.
Wir haben da zwar schon einige Argumente, aber die sollten Sie m. E. alle auch präsentieren und bei der Erklärung der Fakultativschreibung aufzählen, vielleicht auch noch einmal ein oder zwei starke Beispiele bei der Erläuterung des Ickler-Bogens. (Den Bogen gibt es auch im Duden, aber der Duden-Bogen hat eine andere Bedeutung.)
Der Leser könnte vorgeführt bekommen, daß hinzu_kommen eigentlich zwei Wörter sind (ich würde ihm zuliebe eigentlich sagen), zum Beispiel mit Hilfe des Satzbaus Hinzu kommt noch .... Man könnte ihm einen Vergleich mit dem Englischen anbieten: hinab_gehen = go down = (eigentlich) zwei Wörter. Zwei Wörter bedeutet nämlich für den normalen Menschen: Getrenntschreibung. Und was die Üblichkeit der Zusammenschreibung angeht, derentwegen der Nutzer erwartet hätte, daß man die Zusammenschreibung eindeutig verzeichnet, sehe ich kein stärkeres Argument als die Modalverben. Wieso sollte man nicht ein, zwei solche Verteilungen bei Modalverben anführen? Dann ist der Nutzer platt und überzeugt.
Die Getrenntschreibung weiter kann ist laut Google Entschuldigung, Herr Scheuermann, ich habe nichts anderes zur Verfügung nicht relativ selten, sondern wie gesagt rund fünfmal so häufig wie die Zusammenschreibung weiterkann. Das ist doch ein schlagendes Argument, das wäre doch merkwürdig, wenn wir darauf verzichten würden.
Vielen Dank auch für die Erwähnung der Tatsache, daß umfangreichere und flektierte Formen häufiger getrennt geschrieben werden als der Infinitiv. Das ist noch einmal ein Widerstand, der es unserer Fakultativschreibung schwer macht: Der Nutzer sieht immer den relativ zusammenschreibungsfreudigen Infinitiv und erwartet wiederum, daß das Wörterbuch nicht lange fackelt und seine Erwartung bestätigt, daß das als Norm festgehalten werden sollte.
Also kann man doch wiederum ein Beispiel in der Einleitung bringen, so wie Sie hier auf das starke Argument dabei_sein, aber: dabei ist verwiesen haben. Das wäre nicht nur nützlich im Sinn der Rechtfertigung, sondern auch ganz einfach, um dem Nutzer die Verhältnisse zu vermitteln und ihm ein Aha-Erlebnis zu bieten, das ihn auf unsere Seite bringt.
Dasselbe gilt für die wichtige Anmerkung von Herrn Markner, daß bei herum_... momentan noch ein lasches a. zusammengeschrieben steht, was eher den Charakter einer Nebenvariante anzeigt und daher sehr irreführend ist bzw. auf die Verachtung der Interessenten stoßen könnte. Sie haben doch an anderer Stelle schon meist, das würde ich so oft wie möglich verwenden. Es ist informativer, näher an der Wahrheit und für den Nutzer befriedigend.
Der Widerstand gegen das Fakultative im Wörterbuch ist groß und teils auch berechtigt, weil der Nutzer frustriert ist, wenn er etwas nachschlägt und dann so klug ist wie zuvor. Man erwartet einfach nicht, daß man an so vielen Stellen ein egal vorfindet. Deshalb sind Argumente für den Bogen und Präzisierungen wie meist m. E. sehr wichtig.
Ich möchte hier auch zur Diskussion stellen, was ich Ihnen einmal vorschlug, nämlich aus demselben Grund den Fakultativ-Bogen optisch etwas zu verändern: kürzer, flacher und tiefer (auf der Grundlinie beginnend). Das sieht mehr nach Zusammenschreibung aus, irritiert daher weniger und ist auch wiederum wahrer als dieser sperrige Abstandhalter, den der Nutzer bisher anblicken muß. Ich meine, in dieser Hinsicht können wir beim Duden eine Anleihe machen.
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