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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
GZS 1
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Norbert Schäbler
20.08.2002 20.24
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Musiker ran!

Vier Wörter sind’s im Beispiel von Wolfgang Wrase: anders, richtig, falsch, verkehrt.
Alle haben sie eine Melodie. Da sind Silben drin, schwere und leichte, halbe und ganze. Sprache ist Musik.
Das habe ich andernorts schon mal gesagt.

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nos

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Norbert Schäbler
20.08.2002 20.09
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Tut mir Leid

Ich fände es wohltuend (wohl tuend?), wenn die Richtung des adressatenbewußten Schreibens ein bißchen mehr Unterstützung erführe, denn sonst landet dieser blöde Rechtschreibkarren irgendwann total im Dreck, und keiner weiß mehr, was wer wem wann warum mit welcher Absicht und mit welchen Folgen und überhaupt gemeint zu haben können glauben gedurft hat.

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nos

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Wolfgang Wrase
20.08.2002 19.10
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Analogien und Differenzen

Nicht nur bei Verbzusatz_Verb, zum Beispiel drauf_haben, ist es geboten, zunächst einmal die tatsächlichen Häufigkeiten festzustellen, bevor man sich vorschnell zu einer Verallgemeinerung bei der Regelformulierung verleiten läßt. Ich habe gerade die Ausdrücke anders_herum, verkehrt_herum, falsch_herum und richtig_herum mit Google geprüft. (Die Ergebnisse bei der Getrenntschreibung entsprechen fast alle der hier gemeinten Bedeutung.)

Der alte Duden verzeichnete „andersherum“, ohne anzugeben „auch: anders herum“. Das bedeutet nach Dudens Systematik: In diesem Fall wird zusammengeschrieben. Unter „verkehrt“ gibt der alte Duden die Getrenntschreibung an: „verkehrt herum“. Zu den beiden anderen Ausdrücken ist nichts angegeben.

Die Neuregelung, hier § 39 (GZS, Abschnitt „Andere Wortarten“), ist so schwammig und lückenhaft, daß man daraus nichts erschließen kann. Wie sieht die Praxis aus?

andersherum: 18300
anders herum: 12100
Also rund 3:2 Zusammenschreibung

verkehrtherum: 660
verkehrt herum: 5510
Also rund 8:1 Getrenntschreibung

falschherum: 440
falsch herum: 2740
Also rund 6:1 Getrenntschreibung

richtigherum: 214
richtig herum: 2210
Also rund 10:1 Getrenntschreibung

Der Duden liegt also gar nicht falsch, wenn man der Eindeutigkeit im Einzelfall zuliebe aufrundet. Vor allem aber: Man hätte doch aus dem verbreiteten Bedürfnis nach „Logik“ oder „Würdigung der Analogie“ folgern müssen: Wenn andersherum, dann auch verkehrtherum. Oder: Wenn verkehrt herum, dann auch anders herum. Das ist offensichtlich unrealistisch, denn wir haben bei unseren „Analogien“ eine GZS-Verteilung von 2:3 bis 10:1, also eine Spannweite von über einer Zehnerpotenz quer über die Grenze zwischen getrennt und zusammen.

Das ist eine kleine Gruppe von „Analogien“ als Beleg dafür, daß man bei der GZS (und in anderen Bereichen der Rechtschreibung) nicht einfach dekretieren kann: Weil A, deshalb auch B. Sonst geht man an der Schreibwirklichkeit vorbei und verirrt sich früher oder später auch auf der theoretischen Ebene in Widersprüchen. Am Anfang der Regel muß also die Erfassung der realen Schreibungen stehen, die Statistik.

Dasselbe gilt auch für die Differenzen: Nur weil man schreibt „warm laufen“ (im warmen Zustand laufen), muß man nicht automatisch schreiben „warmlaufen“ (laufen bis zum warmen Zustand). Solche bedeutungsbezogenen Unterscheidungsschreibungen hat der alte Duden an vielen Stellen willkürlich verordnet. In der direkten Gegenüberstellung leuchten sie ein – und man sucht ja förmlich nach solchen Differenzierungsmöglichkeiten, wenn man sich die Frage stellt: „Getrennt oder zusammen – was ist der Unterschied?“ Aber es ist nicht realistisch.

Ob Analogie oder Bedeutungsunterschied – allzu schnell fällt das Urteil unreif aus, wenn man auf der Suche nach einer hieb- und stichfesten Systematik ist. „heißlaufen“ müsse etwas anderes bedeuten als „heiß laufen“ oder „andersherum“ müsse „falschherum“ nach sich ziehen – das sind die Conclusiones dessen, der die Welt am Schreibtisch ordnen will.

Konkret bedeutet das: Allein schon die Festlegung der Zusammenschreibung „andersherum“ ist höchst unrealistisch, nicht nur wegen eines realen Anteils in der GZS von nur 60 Prozent, sondern auch wegen der mehr oder weniger analogen Fälle, die weit in der Getrenntschreibung verbleiben. Darin irrt sich der alte Duden ebenso wie der reformierte Duden. Soviel sollten „Analogien“ schon wert sein, daß man zu dem Schluß kommt: Wenn eindeutig „falsch herum“ getrennt, dann bitte nicht eindeutig „andersherum“ zusammen.

Für „anders_herum“ sollte deshalb, vor allem wegen des statistischen Befundes, im Ickler Fakultativschreibung verzeichnet werden. Bei den anderen Fällen könnte man der Eindeutigkeit zuliebe die statistisch nahegelegte Getrenntschreibung als Norm anerkennen (in diesem Fall müßte man nichts verzeichnen) – oder man könnte der Liberalität (und der Analogie) zuliebe Fakultativschreibung eintragen:

verkehrt_herum
falsch_herum
richtig_herum

Die Vorteile dieser Lösung wären: Alle möglichen und alle praktizierten Schreibungen sind erfaßt. Null Fehler. – Der Nachteil ist, daß man denjenigen enttäuscht, der nachschlägt, um eine hilfreiche Auskunft zu erhalten. Aber auch ihm kann geholfen werden:

verkehrt_herum (meist getrennt)
falsch_herum (meist getrennt)
richtig_herum (meist getrennt)

Bei anders_herum braucht man gar nichts anzumerken, oder man gibt an: überwiegend zusammengeschrieben.

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Wolfgang Wrase
20.08.2002 10.43
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drauf_haben: Flexion und Rhythmus

Nur selten wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Getrennt- und Zusamenschreibung (GZS) bei Verbzusätzen nicht nur davon abhängt, welcher Verbzusatz (z. B. drauf) mit welchem Verb (z. B. haben) kombiniert wird. Je nach dieser Kombination erhält man sehr verschiedene Häufigkeiten – das ist mittlerweile bekannt. Aber selbst bei einer starken Dominanz von getrennt oder zusammen ist es unrealistisch und gefährlich, einfach zugunsten des Übergewichts aufzurunden und die Ausnahmen als Ausrutscher oder als Schwäche einzelner Schreiber zu interpretieren. Wir hatten das zuletzt bei Verbzusatz_Modalverb thematisiert gesehen, wo sich immerhin für die ganze Gruppe „Modalverben“ eine starke Ausnahmetendenz (Getrenntschreibung) feststellen läßt (wobei es wieder „Ausnahmen“, das heißt Spezialfälle, in dieser großen Gruppe geben dürfte).

Auch die Flexion und der Rhythmus im Verb-Bereich spielen eine Rolle. Mit Google stellt man zu „drauf_haben“ folgendes fest:

was er drauf hat: 904
was er draufhat: 84

Also ein beeindruckendes Übergewicht von rund 10:1 zugunsten der Getrenntschreibung, die ja sowohl nach altem Duden als auch nach der Neuregelung falsch sein soll (siehe mein letzter Beitrag). Was passiert aber, wenn wir den Infinitiv haben, auf den noch ein Modalverb folgt, zum Beispiel „was er drauf_haben muß"?

Ich finde mit Google nur Ergebnisse im ein- und zweistelligen Bereich. Man kann aber erkennen: ein leichtes Übergewicht der Zusammenschreibung, also eine ganz andere Verteilung! In rhythmischer Hinsicht hat sich nämlich kaum etwas geändert, die Verbgruppe erscheint mit zwei „Einheiten“:

was er drauf hat
was er draufhaben muß

Wenn man direkt nach „draufhaben“ und „drauf haben“ sucht, sind sowohl die zusammenschreibungsfreudigeren Infinitive als auch die seltener zusammengeschriebenen personalen Formen („wenn wir das drauf haben“) enthalten; also müßte sich ein Übergewicht der Getrenntschreibung ergeben, das jedoch wegen des „Infinitiv-Klangs“ deutlich geringer ausfällt als bei drauf_hat.

drauf haben: 19000
draufhaben: 5010

Also etwa 4:1 Getrenntschreibung (die meisten Ergebnisse treffen das Muster), wobei hier wie gesagt innerhalb dieser Ergebnisse sich die Infinitive und die personalen Formen unterschiedlich verhalten.

Fazit: Während man auf den ersten Blick (oder mit dem Bedürfnis nach „Eindeutigkeit“ der Regel) meinen könnte, daß für drauf... ohne weiteres Zusammenschreibung anzusetzen sei, ergibt sich schon je nach dem folgenden Verb unter Umständen ein Übergewicht des Gegenteils (alle Modalverben, aber hier zum Beispiel auch „haben“). Aber auch innerhalb einer bestimmten Kombination (hier: drauf + haben) sieht die GZS je nach Flexion und Rhythmus völlig unterschiedlich aus. Hier bekommen wir einen Durchschnittswert von etwa 4:1 Getrenntschreibung, aber bei genauerer Aufgliederung der Kriterien erhält man teils 10:1 Getrenntschreibung und andererseits überwiegend Zusammenschreibung.

Das alles spricht gegen den alten Duden ebenso wie gegen die Neuregelung: Erstens ist es sehr unrealistisch, für alle Kombinationen eines bestimmten Verbzusatzes (= Reform) pauschal Zusammen- oder aber Getrenntschreibung „vorzuschreiben“. Zweitens ist es immer noch unrealistisch, für eine bestimmte Kombination Verbzusatz_Verb (= alter Duden) pauschal Zusammen- oder aber Getrenntschreibung „vorzuschreiben“. In jedem Fall sind die scharfen Grenzen überhaupt nicht vorhanden, von Kombination zu Kombination gibt es sie nicht und von Verbzusatz zu Verbzusatz erst recht nicht. Außerdem gibt es keine homogene Verteilung innerhalb einer bestimmten Kombination Verbzusatz_Verb, denn es wirken noch weitere Faktoren ein, die weder der Duden noch die Neuregelung berücksichtigen. Aber sie alle berücksichtigen zu wollen wäre natürlich unendlich kompliziert und ist schlicht und ergreifend unmöglich.

The winner is Ickler.

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Martin Reimers
20.08.2002 09.40
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immergleich


Herr Markner hat recht, „immergleich“ gehört ins Wörterbuch.

Die Unterscheidung, die die ZK durch die Getrenntschreibung wegrationalisieren wollte, kann man sehr schön an einiem Beitrag sehen, der vor einiger Zeit in der FAZ stand. Der Verfasser schrieb, zu den Veranstalltungen des deutsch-russischen Kulturforums fänden sich „die immer gleichen Besucher“ ein. Im Neuschrieb hätte der Leser jetzt rätseln müssen, ob möglicherweise „die immergleichen“ gemeint war, was weniger wohlwollend klänge.

Aber „immergleich“ gehört ja ohnehin zum elaborierten Code, ergo auf den Müllhaufen der Sprtachgeschichte.


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Martin Reimers

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Reinhard Markner
20.08.2002 08.15
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In der Tat

»immergleich« gehört ins Wörterbuch. Es gibt auch eine zugehörige Substantivierung : »Allzu vieles huldigt der Kultur des Immergleichen und dümpelt gefangen vor sich hin im Mainstream [. . .].« Junge Welt, 23. 2. 2001. »Es ging auch um eine kulturelle Öffnung, nicht um das ewige Duplizieren des Immergleichen.« Ebd., 13. 6. 2002. »Lediglich auf Sensationen des Immergleichen versessene Touristen lassen sich in Bussen vorbeikarren und ihre Videokameras summen.« Ebd., 2. 9. 1998.

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Christian Melsa
20.08.2002 02.38
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immer das gleiche

Eben las ich in einer im Internet publizierten Referatsarbeit über den tropischen Regenwald, die, der ss/ß-Verteilung zufolge, in Reformschreibe gehalten war. Dabei fiel mir das Wort immergrün auf. Nach welcher Regel wird dieses Wort eigentlich zusammengeschrieben? Am ehesten käme wohl noch §36 (5) in Betracht. Aber ein Blick in den aktuellen Duden zeigt folgende Einträge:

immerdar
immerfort
immergrün
(immergrüne Blätter,
aber immer grün bleiben)
immerhin
immer während
immerzu


Es stellt sich also die Frage, warum ausgerechnet immer_während aufgespalten wird, die anderen Wörter jedoch nicht. Nun gehören die Fälle nicht alle zur gleichen Wortart, die meisten sind Adverbien, nur immer_während und immergrün sind Adjektive. Offenbar hat man wegen §36 (3) gemeint, es gebe ja wohl zu dem Partizip keinen Infinitiv immerwähren, obwohl andererseits der zuständige §34 (2.2) darauf aufmerksam machen müßte, daß der erste Bestandteil immer in dieser (konstruierten) Verbindung nicht steigerbar ist, also Zusammenschreibung eintreten müßte. Übrigens besagen die einleitenden Worte des Abschnitts B 2 (Adjektiv und Partizip): „Für Partizipien gelten dieselben Regeln wie für Adjektive“, also dürften während und grün als Zweitglieder eigentlich gar nicht unterschiedlich behandelt werden.

Die anderen Fälle mit immer- sind wie gesagt Adverbien. Hierfür ist Abschnitt B 4 der Neuregelung verantwortlich (andere Wortarten). Im Wörterverzeichnis findet sich ein Eintrag immerdar, ...hin, ...fort, ...zu §39 (1). Der Wortlaut dieses Paragraphen ist: „Mehrteilige Adverbien, Konjunktionen, Präpositionen und Pronomen schreibt man zusammen, wenn die Worart, die Wortform oder die Bedeutung der einzelnen Bestandteile nicht mehr deutlich erkennbar sind.“ Die darauf folgenden Beispiele sind zwar ziemlich zahlreich, aber Fälle mit dem Erstglied immer- werden nicht erwähnt, obwohl die Kriterien bei den hier behandelten Wörtern sicherlich ausreichend gegeben sind. Eigenartig ist nur, daß in den Beispielen dafür Fälle wie zurzeit, zuallererst, schlauerweise oder genauso auftauchen, deren einzelne Bestandteile sehr wohl noch einfach identifizierbar sind. (Erstaunlich auch, wie man vor diesem Hintergrund auf infrage gekommen ist.) Wie dem auch sei. Daß z.B. dessen ungeachtet wiederum getrennt geschrieben werden soll, kann man natürlich nur wissen, wenn man den eingangs von Abschnitt B 4 gegebenen Ratschlag beherzigt: „In Zweifelsfällen siehe das Wörterverzeichnis.“ Toll, daß dank willkürlicher Einzelfalländerungen zunächst einmal eigentlich alle Fälle Zweifelsfälle geworden sind. Da zuvor erklärt wird, daß es zwei Fallgruppen gibt, nämlich diejenigen, die als Wortgruppen erhalten geblieben sind, und die, die „sich“ zu einer Zusammensetzung entwickelt haben (richtiger wäre: die dazu entwickelt wurden), müßte man also daraus folgern, die einzige Änderung in dem Bereich müßten ehemalige Wortgruppen sein, die nun verschmolzen wurden. Der Fall dessen ungeachtet bzw. des ungeachtet widerspricht jedoch dieser Annahme, denn hier wurde bisher zusammengeschrieben.

Interessant wäre auch einmal eine Anfrage an die Duden-Beratung, ob nach Neuschrieb Version A oder B des folgenden Satzes richtig ist:

A: Die immergleichen Antworten sind zutiefst ermüdend.

B: Die immer gleichen Antworten sind zutiefst ermüdend.

Das Stichwort immergleich findet man komischerweise in kaum einem Wörterbuch, weder in Duden, noch Wahrig, noch Ickler, dabei meldet Google immerhin etwa 4400 Vorkommnisse (alle Beugungen zusammengenommen). Zumindest beim Bertelsmann-Wahrig, wo man sich der tollen computergestützten Wortfindungsmethoden rühmt, ist das schon erstaunlich. Hier macht sich schon auf Wörterbuchebene bemerkbar, was im alltäglichen Schreibgebrauch als Reformeffekt zu beklagen ist: Wörter, deren Schreibweise durch die Reform möglicherweise verändert sein könnte, wobei man sich aber nicht sicher ist, werden ... immer gleich vermieden.

– geändert durch Christian Melsa am 21.08.2002, 18.26 –

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Wolfgang Wrase
19.08.2002 07.13
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runter und drauf

Im „Spiegel“ von gestern finden sich in der Berichterstattung zum Elbe-Hochwasser auf zwei aufeinanderfolgenden Seiten (Seite 24 rechts unten; Seite 25 rechts oben) folgende Schreibweisen:

- Jetzt hoffen wir mal, dass das Wasser wieder runter geht.
- Und sie werden genau hinschauen, was der Herausforderer ... tatsächlich drauf hat.

Sowohl nach alter Duden-Regelung als auch nach der Neuregelung hätte jeweils zusammengeschrieben werden müssen: wieder runtergeht, draufhat.

Ich habe nun den Eindruck, daß beide Schreibweisen niemandem auffallen werden, der nicht gerade mit dem Auge des Korrektors liest. Es ist völlig normales, gut geschriebenes Deutsch, es entspricht meiner Meinung nach einem intuitiven Bedürfnis des Schreibers. Man kann lange rätseln, warum ausgerechnet in diesen Fällen die Getrenntschreibung gut möglich ist oder welche minimalen Unterschiede es gegenüber der Zusammenschreibung geben könnte, die als veränderte Wirkung beim Leser noch angenommen werden könnten.

Ich erinnerte mich jedenfalls wieder an die Situation, als ich zum ersten Mal die Icklersche Darstellung der GZS bei Verbzusätzen sah und geradezu entsetzt war. Ich dachte unter anderem: Wenigstens bei diesen besonders zusammenschreibungsfreudigen Verbzusätzen wie drauf..., drüber..., runter..., rüber... usw. muß man doch ohne Probleme Zusammenschreibung feststellen können, was soll denn diese allgegenwärtige Beliebigkeit! Wer schreibt denn schon „drauf hauen“, „runter gehen“ usw.?

Seither werde ich immer wieder auf solche Fälle wie die oben zitierten aufmerksam, bei denen Getrenntschreibung ohne weiteres möglich und vielleicht sogar vorteilhaft und dominant ist. Die Zusammenschreibung ist zwar normalerweise tatsächlich selbstverständlich und überwiegt daher aus statistischer Sicht deutlich, aber es gibt eben auch diese anderen Belege, bei denen Getrenntschreibung gut geeignet oder sogar besser ist – ohne daß man einen einfachen, regeltauglichen Nenner finden könnte, der diese heterogene Menge von Ausnahmen dingfest machen könnte.

Sowohl die Angaben im alten Duden als auch die Neuregelung gehen also an der Schreibwirklichkeit und an den Bedürfnissen der Schreiber vorbei. Die angemessene Lösung ist, für die meisten Verbzusätze die tatsächlich vorhandene Varianz anzuerkennen und entsprechend als Regel Fakultativschreibung zu vermerken.

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Christian Melsa
14.08.2002 02.53
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Wieso, weshalb, warum

Wie sich zeigt, sind die vielen kleinen Besonderheiten und Klauseln der GZS für den Regelteil eines praktischen Wörterbuch zu umfangreich. Der Nutzer greift hin, blättert und will eine schnelle und hilfreiche Auskunft. Er dürfte sich nur ungern in ausladende Forschungsreisen auf der Suche nach den komplexen Formeln hinter dem scheinbaren Chaos vertiefen. Ich war gerade gestern im Park und hab ein bißchen Bumerang geworfen. Um jemandem zu zeigen, wie er das machen muß, könnte man ihm nun lange Vorträge über Aerodynamik, Auftrieb, Schwerpunkte, Drehmoment usw. geben, aber effektiver ist es wohl erstmal, ihm einfach nur vorzuführen, wie die Wurfbewegung zu vollziehen ist. Man muß ja nicht gleich verstehen, warum der Bumerang wieder zurückkommt. Man sollte nur erkennen, warum man ihn genau so werfen muß – nämlich, damit er eben zurückkommt. Daraufhin sind die physikalischen Hintergründe auch besser einzuordnen und also zu verstehen, denn sie lassen sich begreifen. Ähnlich sollte man mit dem Nutzer eines praktischen Wörterbuches verfahren. Man sollte ihm anschauliche, griffige und gut einprägsame Tips liefern. Bei der GZS könnte ich mir so in etwa folgende Faustregel vorstellen: Man spreche sich in Gedanken (wenn's nicht stört, auch laut) die fragliche Fügung mehrmals vor, mit jeweils unterschiedlicher Betonung der Glieder, und zwar im Kontext des Satzes. Dabei wird einem schnell auffallen, ob eine Getrenntschreibung (Betonung jedes einzelnen Gliedes) mißverständlich sein oder irgendwie verdächtig fremdartig wirken könnte. Natürlich wird einem das um so besser auffallen, je besser man sprachlich geübt ist (ohne Übung nun einmal kein Meister, aber in Sprache ist ein Mensch ja ähnlich automatisch geübt wie im Gehen auf zwei Beinen – manche Menschen können mit zwei Beinen allerdings auch auf Seilen tanzen). Ähnlich versuchen Laien ja auch grammatische Fragen zu lösen. Auf so eine Weise kann es zwar durchaus unter anderem zu ungewöhnlichen Wortbildungen kommen, die dürften aber eigentlich dem Entwicklungsgeist der Zusammenschreibungstendenz entsprechen, jedenfalls soweit diese sprachlichen Nutzen aufweist. Weil wir davon überzeugt sind, halten wir ja auch den Eingriff der Reform für sprachlich schädlich.

Aus einer Entwicklung, die noch nicht abgeschlossen ist, stringente formale Regeln mit universaler Gültigkeit konstruieren zu wollen, ist logischerweise nicht sehr erfolgsversprechend; wir bekommen es mit den gegenwärtigen Reformversuchen ja eindrücklich demonstriert. Daher ist es wohl aussichtsreicher, bei der kommunikatorischen Intention des Schreibers anzusetzen (die ja auch die bisherige natürliche Entwicklung vorangetrieben haben muß). Denn die ist jedem leicht nachvollziehbar, sie ist ja im Grunde die seine. So erscheinen die Rechtschreibregeln auch nicht wie sinnlose Festlegungen, an die man sich einzig halten muß, um nicht unangenehm aufzufallen, schlimmstenfalls als ungebildeter Trottel zu gelten. Es ist doppelt fruchtbar, anhand des Sinnes zu erklären: Der Lernende kann den Gewinn besser erkennen, der mit der Beherrschung des Lernstoffs einherkommt, und er lernt auch besser, weil er einerseits deshalb besser motiviert ist und auch die Hintergründe der Materie klarer erkennbar sind. Einem, dem man ein Verfahren anzulernen versucht, erkläre man stets, wenigstens grob, warum es so abläuft. Anschaulich sind dabei auch Beispiele, wie die Reformgegner sie ja auch ständig bringen, um zu zeigen, wo neue Getrenntschreibungen für unsichere Bedeutungen sorgen können: Ah ja, ach so, deswegen ist Zusammenschreibung ratsam, dann mach ich das doch gern, denn nun weiß ich ja auch, wozu!

Sowas ließe sich gut in einem Abschnitt wie der „Anleitung zum rechten Schreiben“ in Icklers Wörterbuch unterbringen. Dort steht an der betreffenden Stelle derzeit der Satz „Im Wörterverzeichnis findet man genauere Angaben“, ein Versprechen, das leider nicht eingehalten wird, wenn man letztlich doch nur auf einen Bogen stößt. Wer nicht ohnehin schon weiß, welche Schreibweise in der konkreten Situation die bessere bzw. richtige ist, der wird sich mit seiner Frage, die er doch durch Konsultation des Wörterbuchs gerade klären wollte, alleingelassen fühlen, so begründbar die Darstellung auch aus anderer Hinsicht sein mag. Auch ein „meist zusammengeschrieben“ bringt dem Nutzer nichts als die folgende Frage: „Ja, aber wann, unter welchen Umständen denn?“ Als universale Faustregel dürfte die oben vorgeschlagene ganz einleuchtend sein und daher gut funktionieren können, aber dennoch sollten in einem sprachlichen Nachschlagewerk Bedeutungsangaben zu getrennten und zusammengeschriebenen Fällen zu finden sein, sofern sie der Sprachpraxis eindeutig zu entnehmen sind.

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Norbert Schäbler
13.08.2002 09.05
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Sport und Spiel

Ich halte fest, daß es dichterische Freiheiten gibt, die gerade deshalb wirken, provozieren, brüskieren und nachdenklich machen, weil sie sich an Normen reiben, welche in allen Lebens- und Denkbereichen existieren.
Normen und Regeln gehören zum kreativen Spiel, selbst wenn sie manchmal wie Ballast empfunden werden, wie etwa die Abseitsregel im Fußball, und auch wenn sie
manchmal wie Vorurteile wirken und freies Denken erschweren.
Ich trete für die Vermittlung von Normen – insbesondere auf dem Gebiet der Rechtschreibung – ein, wären doch sonst die funktionierende Kommunikation gestört und Sprachspiele nicht möglich.

Ich trete aber auch genauso ein für Freiheiten, oder besser: ich kämpfe dagegen, daß das Regelwerk allzu eng geschnürt wird. Rahmenrichtlinien müssen es sein, und es muß Spaß machen, die Grenzen zu ertasten.



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Wolfgang Wrase
13.08.2002 06.40
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Florett und Säbel

Lieber Norbert,

Du hast hier wieder einmal einen poetischen Text eingerückt, der uns als Quelle der Assoziationen bereichern kann, der aber unserer überwiegend nüchternen, sachlichen Diskussion enteilt. Es ist nicht leicht, darauf zu antworten, wenn man den Boden der logischen Argumentation nicht verlassen will; man müßte sich selbst in eine solche dichterische Sphäre der Gefühlsfreiheit entlassen und der hartnäckigen Argumentation abschwören, um die Verbindung aufzunehmen. Da könnte man tatsächlich sagen: Was der eine schreibt, ist ganz anders als das, was der andere hier zu lesen gewohnt ist. Zitat aus Deinen Gedanken:

Ich denke oft nach darüber, was das ist, was ich da lese.
Und dann sage ich mir, daß Geschriebenes mit dem Gelesenen
eigentlich gar nichts zu tun hat,
und daß ich nicht normieren darf,
was der Schreiber ersinnt.

"... daß Geschriebenes mit dem Gelesenen eigentlich gar nichts zu tun hat ...“ – das ist eine dichterische Absolutheit, ein poetischer Sprung in die vollkommene Gültigkeit des Eindrucks aus dem Augenblick heraus: eine ganz andere Ebene als die bemühte Bodenhaftung, die die wissenschaftliche Argumentation kennzeichnet. Denn wenn „wir“ uns hier über die Rechtschreibung unterhalten, versuchen wir ja gerade jene Schreibungen festzumachen, die dafür sorgen sollen, daß das Geschriebene mit dem Gelesenen, das Gemeinte mit dem Verstandenen möglichst genau übereinstimmen kann. Eine Brücke zu dieser Bemühung schlägst Du selbst, indem Du abschließend folgerst: "... daß ich nicht normieren darf, was der Schreiber ersinnt“.

Aus nüchterner, logischer Sicht würde man fragen: Warum soll es überhaupt eine Rolle spielen, ob man für den Schreiber etwas normiert oder nicht, wenn der Leser ohnehin unendlich vom Schreiber entfernt sein soll, weil die Lektüre mit dem Text überhaupt nichts zu tun habe?

Ich schließe daraus: Deine dichterische Freiheit können die anderen nicht so leicht aufgreifen. Und als Kompromiß in der Sache: Was der Schreiber zu Papier bringt, sollte eigentlich möglichst unverfälscht beim Leser ankommen. Das wäre auch die Aufgabe einer sinnvollen und einvernehmlichen Rechtschreibung. Aber, leider, es gibt immer, trotz aller Bemühung um Verständigung, eine Differenz zwischen der Aussage des Schreibers und dem Verständnis des Lesers.

Diese Differenz könnte uns zu einem respektvollen Umgang mit der Rechtschreibung bringen: Warum sollten wir denn allen Schreibern Regeln nach dem Stil des Floretts, des Säbels oder des geraden Schwerthiebs verordnen, wenn er selbst einfach den Degen liebt? Regeln, die für alle gelten, sollten so großzügig formuliert sein, daß jeder seinen persönlichen Stil darin verwirklichen kann, sie sollten so liberal sein, daß keiner sich zu etwas gezwungen fühlt, was er einfach nicht möchte.

Die Differenz zwischen Aussage und Rezeption könnte uns auch zu der Folgerung bringen, den Wunsch nach möglichst guter Verständigung vorausgesetzt, daß wir die allgemeinen Regeln festhalten sollten, die trotz dieser Unterschiede im persönlichen Geschmack des einzelnen eine möglichst problemlose, eine möglichst verständliche Auseinandersetzung ermöglichen. Das ist der Gegenstand dieses Forums für Rechschreibung.

Natürlich werden dadurch die stilistischen Freiheiten, die individuellen Eigenheiten und die Gefahr, daß der eine dem anderen seine Aussage nicht verständlich machen kann, nicht beseitigt. Rechtschreibung hat ihre Grenzen; es kommt auch darauf an, gut zu formulieren und geschickt zu argumentieren. Aber Deine Feststellung, daß „Geschriebenes mit dem Gelesenen eigentlich gar nichts zu tun“ habe – das ist die Entrückung des Dichters, die zuspitzende Verallgemeinerung einer plötzlichen Empfindung.

So absolut kann der Diskussionspartner normalerweise nicht sprechen, sonst könnte er nicht mehr beanspruchen oder auch nur hoffen, daß jemand versteht, was er schreibt und sagen will, und dann könnten wir alles Reden und Schreiben gleich bleiben_lassen. Das wollen wir aber nicht, wir werden uns, wie alle anderen auch, nach wie vor unterhalten und verständigen wollen, und wir werden insbesondere hier, im Forum für Rechtschreibung, die Frage zu klären versuchen, wie sich alle Menschen in unserer Sprache beim Schreiben besonders gut und unmißverständlich austauschen können.



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Norbert Schäbler
12.08.2002 19.56
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Degenfechtereien

Ich denke darüber oft nach, wie das wäre, wenn ich groß bin.
Und dann sage ich mir, daß Erwachsensein mit Größe
eigentlich gar nichts zu tun hat,
und daß auch Zwerge mündig sind,
obwohl sie nicht endlos wachsen.

Ich denke oft darüber nach, wie das ist, wenn ich schreibe.
Und dann sage ich mir, daß Schreiben mit Konsum,
eigentlich gar nichts zu tun hat,
und daß auch meine Schreibe mündig ist,
selbst wenn sie kaum einer versteht.

Ich denke oft nach darüber, was das ist, was ich da lese.
Und dann sage ich mir, daß Geschriebenes mit dem Gelesenen
eigentlich gar nichts zu tun hat,
und daß ich nicht normieren darf,
was der Schreiber ersinnt.



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Walter Lachenmann
12.08.2002 10.15
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„Sosein“ - geht das so?

Auf diese Frage gibt es vielleicht keine orthographische Antwort, aber es ist ja – auch – eine philosophische Frage. Beim Philosophen Friedrich Nietzsche kann man in meiner Ausgabe von anno Dunnemals folgenden Text finden, der zu Norbert Schäblers Gedanken paßt, »beim Schreiben stimmzumodulieren«.

Welche Marter sind deutsch geschriebene Bücher für Den, der das d r i t t e Ohr hat! Wie unwillig steht er neben dem langsam sich drehenden Sumpfe von Klängen ohne Klang, von Rhythmen ohne Tanz, welcher bei Deutschen ein „Buch“ genannt wird! Und gar der Deutsche, der Bücher l i e s t ! Wie faul, wie widerwillig, wie schlecht liest er! Wie viele Deutsche wissen es und fordern es von sich zu wissen, dass Kunst in jedem guten Satze steckt, -- K u n s t , die errathen sein will, sofern der Satz verstanden sein will! Ein Missverständniss über sein Tempo zum Beispiel; und der Satz selbst ist missverstanden! Dass man über die rhythmisch entscheidenden Silben nicht im Zweifel sein darf, dass man die Brechung der allzustrengen Symmetrie als gewollt und als Reiz fühlt, dass man jedem staccato, jedem rubato ein feines geduldiges Ohr hinhält, dass man den Sinn in der Folge der Vocale und Diphthongen räth, und wie zart und reich sie in ihrem Hintereinander sich färben und umfärben können: wer unter bücherlesenden Deutschen ist gutwillig genug, solchergestalt Pflichten und Forderungen anzuerkennen und auf so viel Kunst und Absicht in der Sprache hinzuhorchen? Man hat zuletzt eben „das Ohr nicht dafür“: und so werden die stärksten Gegensätze des Stils nicht gehört, und die feinste Künstlerschaft ist wie vor Tauben v e r s c h w e n d e t . -- Dies waren meine Gedanken, als ich merkte, wie man plump und ahnungslos zwei Meister in der Kunst der Prosa mit einander verwechselte, Einen, dem die Worte zögernd und kalt herabtropfen, wie von der Decke einer feuchten Höhle -- er rechnet auf ihren dumpfen Klang und Wiederklang -- und einen Anderen, der seine Sprache wie einen biegsamen Degen handhabt und vom Arme bis zur Zehe hinab das gefährliche Glück der zitternden überscharfen Klinge fühlt, welche beissen, zischen, schneiden will.

Nicht auszudenken, was Nietzsche zur Rechtschreibreform gemeint hätte. Obwohl: seine GZS's würden zu den neuen Regeln einigermaßen passen. Das zeigt aber auch, daß die »Lesemelodie« möglicherweise gar nicht so viel damit zu tun hat, daß bestimmte Schreibweisen bestimmte »Melodien« beim Lesen erzeugen, sondern eher damit, wie man eine vertraute Orthographie mit dem inneren Ohr zu »hören« gewohnt ist.


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Walter Lachenmann

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Walter Lachenmann
11.08.2002 17.53
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Eierkuchen 2

So langsam wird mir bewußt, wie sehr ich die Schreibgemeinschaft mit meinem »bitteschön« gequält habe.
Hier habt Ihr noch einen Eierkuchen. Mehr gibt's nicht, verstanden?
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Walter Lachenmann

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Norbert Schäbler
11.08.2002 17.04
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"Sosein" - geht das so?

Kapiert habe ich inzwischen, daß es eigentlich nur unerhebliche Kommunikationsstörungen auslöst, wenn ich von zwei Möglichkeiten (bei der GZS bestehen diese beiden Möglichkeiten ja eigentlich nur im Hinzufügen oder Weglassen eines Spatiums) die andere nehme, die nämlich, die etwas weiter von dem entfernt ist, was ich bei gründlicher Überlegung als Schreiber sofort klarmachen (klar machen) könnte.
Mir ist klar, daß es im Bereich der GZS um Bagatellen geht …
… wobei ich mir durchaus vorstellen könnte, einen Text zu produzieren, mit dem ich einem Leser durch Bagatellenvielzahl den Magen verderben könnte.
Bagatellitis ist übrigens eine ansteckende Krankheit.

Kapiert habe ich inzwischen auch, daß die Lehre von der Unterscheidungsschreibung nicht in ein Wörterbuch gehört. Das hat was mit Stillehre zu tun oder mit Aufsatzschule.

Nicht kapieren will ich jedoch, daß mir jemand verbieten könnte, beim Schreiben stimmzumodulieren. Das modulierende Singen beim Schreiben stelle ich auch bei einem weiteren Rechtschreiberlaß nicht ab.

Immer dann, wenn ich vor der Entscheidung stehe, getrennt- oder zusammenzuschreiben, dann singe ich ein bißchen, überlege, ob sich der Ton erhöht, wie das beim Ausrufezeichen geschieht, oder ob er abfällt wie beim Fragezeichen oder gleichbleibt, wie beim Punkt.
Auch die Sprechgeschwindigkeit spielt bei meinen Überlegungen eine Rolle. So bekomme ich z.B. Wörter zusammen wie das Wort „stimmodulieren“ das man ja jetzt mit drei M schreiben müßte.

Man mag mich ja für verrückt erklären – ich halte auch seitenlange Diagnosen aus – doch möge man darüber befinden, ob diese Grenzfälle „sosein“ und „stimmodulieren“ ins Wörterbuch von Prof. Ickler aufzunehmen wären, und wenn nein, möge man bitte nicht den „Gockel“ anführen. Der kann nicht singen – nur krähen!


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nos

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